5. Kapitel
Während der Arbeit kann ich mich kaum konzentrieren, da alle in der Klasse tuscheln. Frau Kalle scheint das zu bemerken, denn sie sagt:"Willst du vielleicht wo anders schreiben? Ich glaube du kannst dich nicht wirklich konzentrieren" Ich liebe sie einfach. Sie geht immer auf ihre Schüler ein und merkt sofort wenn sich jemand nicht konzentrieren kann, Probleme hat oder wenn es jemandem nicht gut geht. "Ja, sehr gerne", antworte ich. Sie nickt und zieht ihr iPhone aus der Tasche. Sie tippt etwas ein und nach 10 Sekunden steht Frau Stoll vor der Tür. "Komm mit, du kannst bei mir schreiben", sagt sie. Sie ist unsere zweite Klassenlehrerin und unterstützt somit Frau Kalle. Ich Folge ihr in das Klassenzimmer neben uns. Sie hat gerade die 5a wie es aussieht. Sie schreiben einen Test. Ich gucke drauf und sehe das Thema : substantivierte Adjektive. Wie einfach ist das denn?! Und wir schreiben eine Arbeit über binomische Formeln. Naja, wie sagt meine Mum immer? Es gibt Tage, da verliert man und Tage, da gewinnen die anderen.
"Setz dich dahin", sagt Frau Stoll und zeigt auf den Platz am Lehrerpult. Ich Nicke und setze mich hin. Dann öffne ich meine Arbeit wieder. Ich schaue auf die Arbeit und seufze. Ich hatte schon fast wieder vergessen, bei welcher Aufgabe ich grade war. Jetzt sehe ich sie wieder klar und deutlich vor mir. (3a-4b)•(3a+4b). Was zur Hölle kommt da hin? Ich schaue mir die Aufgabe nochmal genauer an und bemerke, dass es die 3. binomische Formel sein muss. War das da nicht so, dass sich zwei Zahlen wegrechnen oder wie auch immer Frau Kalle das nennt? Ich gehe noch mal in mich rein und versuche mich an das Tafelbild zu erinnern. Ja jetzt weiß ich es wieder! Ich schreibe die Antwort fein säuberlich in mein Heft, neben die abgeschriebene Aufgabe: 9a²-16b². Das müsste richtig sein. Auf diese Art und Weise löse ich auch die restlichen Aufgaben.
Irgendwann klingelt es und ich gehe zurück in meine Klasse, gebe mein Heft an Frau Kalle und setze mich nach ganz hinten auf meinen Platz direkt neben Riley. Frau Kalle sagt, sie bringe kurz die Arbeiten nach unten und wir könnten so lange Pause machen, verlässt den Raum und schließt die Tür hinter sich. Sofort drehen sich alle Köpfe zu mir und innerlich stöhne ich auf. Ich weiß genau was jetzt kommt: Sie wollen alle Einzelheiten wissen. Über mich und Marco. Das kann ja toll werden.
"Aaaalsooo... Du bist also mit Marco aus der 9c zusammen?", fängt Sofia sofort an. "Ja bin ich. Bist du jetzt eifersüchtig oder warum fragst du?", antworte ich und die ganze Klasse, auch Sofia und ich, lacht. "Nene keine Angst, du kannst ihn haben", lacht sie als Antwort zurück. "Habt ihr euch schonmal geküsst, also so richtig?", fragt Kim neugierig. Also das wurde mir jetzt zu intim. Aber jetzt mal ehrlich, sie kann mir nicht erzählen, sie hat nicht gesehen, dass ich Marco einen Kuss gegeben habe. Dich bevor ich Antworten kann hebt Sebastian die Stimme. "Wofür hast du Augen in deinem Kopf, Kim? Hast du nicht gesehen, dass Aurora Marco zum Abschied einen Kuss gegeben hat? Tztztz Kimilein, bevor in Betriebnahme des Mundwerks: Gehirn Einschalten", sagt er, womit er mir aus der Seele spricht, und Kim wird rot. "Ich wollte doch nur...", nuschelt sie. Doch bevor sie zu Ende sprechen kann lässt und Frau Kalles Stimme aufschrecken. "Was ist denn hier los? Gibt es mal wieder einen heimliche Affäre?",fragt sie und ich schaue die anderen flehend an. Frau Kalle soll es nicht wissen. Wenn sie es nicht schon weiß. "Ja wir haben diskutiert, ob Selena Gomez und Justin Bieber wirklich wieder zusammen sind", antwortete Stepan sofort und ich schaue ihn danken an. "Was denken sie denn? Wird es eine feste Beziehung?", fragt Kim als Unterstützung. Wir sind einfach die beste Klasse. Wir halten immer zusammen. Zum Beispiel als Niklas mal aus Versehen einen Stift gegen unseren Spiegel geworfen hat, der darauf einen Sprung bekommen hat. As Frau Stoll gefragt hatte, wer das war hat jeder aus der Klasse gerufen 'ich' und jeder hat 1€ für einen neuen Spiegel gegeben. Die Lehrer wissen bis heute noch nicht, dass es Niklas war, glaube ich.
"Wir können ja die Wahrscheinlichkeit einer festen Beziehung ausrechnen", antworte ich und die ganze Klasse fällt in Gelächter. "Dafür haben wir zu wenig werte. Außerdem lässt sich die Liebe nicht ausrechnen. Es ist etwas menschliches. Außerdem wollte ich mit euch jetzt erstmal einen Film gucken, damit ihr wieder runter kommt. Aber nur wenn ihr jetzt still seid", antwortete Frau Kalle. Sofort herrscht Totenstille und Frau Kalle schmunzelt. "Wie wäre es mit Romeo und Julia? Oder doch lieber Fack ju Göhte?", fragt sie und als sie unsere Blicke sieht, ist ihr die Antwort anscheinend klar, sofern sie es nicht von Anfang an war, denn sie legt Fack ju Göhte ein und spielt den Film ab. Zum Glück haben wir einen Beamer den wir selbst gekauft und angebracht haben in unserer Klasse.
Während des Films passe ich nicht wirklich auf, da ich den Film in- und auswendig kenne. Stattdessen schreibe ich mit Riley Zettelchen. Wir schreiben immer in Geheimschrift. Keine Ahnung warum, aber niemand kommt dahinter. Am Anfang haben wir immer in Spanisch, franösusch, Englisch und latein gemischt geschrieben, bis dann Noel dahinter gekommen ist und einen der Zettel übersetzt hat. Gut, dass wir nicht über ihn geschrieben haben. Das kann jedenfalls keiner Lesen dann. 'Wie war die Arbeit?', schreibe ich. 'Gut. Wir haben uns mal wieder alle gegenseitig geholfen', schreibt Riley zurück. 'Plan 3.7?', frage ich. Plan 3.7 heißt das man laut fragt und zwar so, dass man die Lösung sagt, es aber nicht auffällt. Außerdem lenken ein paar Schüler auf Kommando die Lehrerin ab, damit solange andere Leute jemanden etwas fragen. 'Ja. Wie wars bei dir?' 'Die 5. Klässler haben über substantiiert Adjektive geschrieben. Und meine Arbeit wird bestimmt ne 2 oder 3', schreibe ich und grade als Riley Antworten will, klingelt es. Justin macht direkt die Tür auf, er hat wie so ziemlich alle anderen Jungs schon seine Jacke angezogen, also während des Unterrichts.
Als er die Tür aufreißt und einfach raus rennt, ohne nach vorne zu schauen, läuft er voll in Marco rein. Sie Taumel beide zurück und Justin fällt fast hin. Doch Marco packt ihn gerade noch rechtzeitig am Kragen und anschließend am Arm, damit Justin nicht geradewegs auf das Kehrblech fällt. Erwähnte ich schon, dass Marco stark ist? Er hat mal Riley und mich gleichzeitig hochgehoben. Naja, jedenfalls lässt er Justin los und die ganze Klasse und auch alle auf dem Flur klatschen Beifall für diese gelungene Rettungsaktion. Marco und Justin erschrecken sich und dann lachen sie mit uns anderen mit, die nur über ihre erschrockenen Gesichter lachen.
Jetzt guckt sich Marco um, als wenn er jemanden sucht. Wen sucht er wohl? Ich überlege grade, als mich ein Ellebogen in die Rippen trifft. Ich will Riley grade anschnauzen als sie mit dem Kopf in Marcos Richtung nickt. Achso, er sucht mich! Jetzt haben es auch alle anderen bemerkt und schauen zwischen uns beiden hin und her. Na toll, jetzt haben wir den Salat. Wir stehen für gefühlt Jahre da, bis Marco auf mich zu kommt. Ich kann mich vor Schreck nicht bewegen. Doch er geht an mir vorbei. Ich will mich grade umdrehen, um zu schauen, was er vorher, als mich eine Hand an der Tallie und eine an den Kniekehlen packt und hochhebt. Ich bin immer noch betäubt. "Du hast mir was versprochen, weißt du noch?", sagt er mehr als dass er es fragt. Ich denke nach. Ich hab ihm was versprochen? Achso! Ich hatte ihm doch versprochen mit ihm ins Sekretariat zu gehen. Als Antwort gebe ich ihm einen Kuss aufs Kinn, da ich den Rest nicht erreichen kann. Marco lächelt und trägt mich zu Tür, während ich meinen Kopf an seine Brust lehne. Als wir aus der Tür sind, schaue ich über seine Schulter und sehe, dass uns alle, aber auch wirklich ALLE angucken. Aber das ist mir in dem Moment egal. Marco anscheinend auch denn er trägt mich einfach weiter bis zum Sekreteriat. Obwohl ich ihm oft genug sagen, dass ich alleine gehen kann.
Dort angekommen, setzt er mich auf einen der Sitze ab. "Warte hier", sagt er und ich nicke lächelnd. Er ist so besorgt! Als ob ich gleich umfalle oder so. Er geht rein und kurz darauf höre ich die Durchsage: 'Ein Sanitäter bitte ins Sekreteriat, ein Sanitäter bitte!' Marco kommt raus und fast zeitgleich kommt Jason aus der 10a den Flur entlang. "Du bist also die Patientin? Na dann komm mal mit, wenn es geht", sagt er als ich nicke. Ich will grade aufstehen als Marco mich wieder hochhebt. "Ich kann doch laufen! Du musst nicht so tun, als ob ich gleich tot umfalle oder so!" Er tut, als wenn er nicht gehört hätte und trägt mich einfach weiter. Ich verdrehe die Augen und Jason lacht. Marco und ich lachen mit.
Dann sind wir endlich am Sanitäter Zimmer angekommen und Marco setzt mich auf der Liege ab. Jason kniet sich vor mich hin und sagt: "Da der Liebe Marco hier dich den ganzen Weg getragen hat, denke ich mal, dass du am Knöchel verletzt bist." Wow, er ist gut im Schlüsse ziehen. Und ich dachte immer, die Leute aus der a sind alles nur dumme Assis. Sorry, aber in unserer Klasse trifft das zu 80% zu. "Anhand deines Gesichtes würde ich mal sagen, ich habe recht", redet er weiter und untersucht meinen Knöchel. "Hm... Du sagtest es tut kaum noch weh? Tut das hier weh?", fragt er und drückt auf meinen Knöchel. "Ne", sage ich. "Steh mal auf. Und jetzt komm zu mir", sagt er und stellt sich 5 Schritte nach hinten. Ich gehe auf ihn zu und alles klappt wie am Schnürchen. Aber irgendwie fühle ich mich als wäre ich schwerkrank. Ich Knicke nicht um und es tut nicht weh. "Geht doch!", sage ich. "Ja da hast du recht. Aber gut das ihr hier ward, es hätte auch verstaucht oder so sein können. Das bemerkt man oft erst später", sagt Jason. "Danke", sage ich und will gerade zur Tür rausgehen, als mich Marco packt und hochhebt, was mich mich heftig erschrecken lässt. Und wie immer, wenn ich mich erschrecke, spreche ich ein Mischung aus Deutsch und den paar Wörtern, die mir Kim und Veronica auf Koreanisch beigebracht haben, die ich kann. "Yah!", rufe ich also erschrocken. Und als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte: "Oppa*, was machst du! Mir geht's doch super und ich kann gut alleine laufen!" Marco erwidert nichts, er trägt mich einfach weiter und ich schlage ihm gegen die Brust. "Yah! Antworte mir Oppa!" "Kannst du mal deutsch sprechen?", fragt er genervt. "Tu ich doch Oppa!" "Nein." "Dann lass mich doch runter!" "Nein." "Oppaaaa!" "Nein." "Aish!" Er lacht. "Was ist denn jetzt so lustig?", Frage ich aufgebracht. Er antwortet nicht. Erst als ich ihn nochmal gegen die Brust schlage, antwortet er: "Du bist so süß wenn du dich aufregst." Ich hatte schon in Gedanken einen Gegen-Spruch gesucht und will ihm diesen schon am den Kopf klatschen, bis mir auffällt was er gerade gesagt hat. Ich stutze. Was hatte er grade gesagt? Das ich süß bin wenn ich mich aufrege? Justin aus meiner Klasse würde jetzt sagen "Aaaaalles klar! Läuft bei dir!" Zum Glück ist er jetzt nicht hier, denn ich kann auf seine Kommentare gut und gerne verzichten. Marco lacht schon wieder. "Warum la-", fange ich an, doch Marco unterbricht mich: " Du müsstest dein Gesicht sehen!" Ich verdrehe meine Augen und Marco lacht noch mehr.
Mittlerweile sind wir vor der Treppe zur Sporthalle angekommen. "Lässt du mich jetzt endlich runter?", frage ich genervt. Er trägt mich einfach runter vor die Halle, wo schon fast die ganze Klasse steht. " Lass mich runter!", quengel ich. "Nope", antwortet er. Mittlerweile starren uns alle zwischendurch kurz an. Es ist einfach nur Mega peinlich. Mike pfeift diese Töne, die so viel heißen wie sexy, und sofort machen alle Jungs mit. "Lass mich jetzt endlich runter! Ich werde nicht sterben wenn ich auf meinen eigenen Beinen stehe!", rufe ich empört und als er immer noch nicht nachlässt, packe ich meine Kick-Box-Skills aus. Ich war schon immer gut immer gut in Sport. Ich bin in der Klasse die beste. Vor allem in Kampfsport. Jedenfalls tue ich so als würde ich ihn umarmen, Ramme ihm aber mein Knie in die Brust. Dadurch lässt er den Arm, der meine Beine oben hält, sinken. Mit den Füßen auf dem Boden komme ich so richtig in Fahrt. Ich drehe mich schwungvoll um und als Marco nach meinem Arm greift, drehe ich seinen um. Er fällt zu Boden. Da wir es beim Kickboxen so gelernt haben, drehe ich ihn blitzschnell auf den Rücken, Presse seine Arme auf seinen Rücken und stelle meinen rechten Fuß drauf. Einen Moment lang herrscht vollkommene Stille. Dann bricht gejubel aus. "Aurora! Aurora! Aurora!", tönt es von allen Seiten.
*Oppa ist die Bezeichnung von Mädchen zu älteren männlichen Freunden und ihren älteren Brüdern.
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