Zwölftes Kapitel
Zwölftes Kapitel.
In dem Lily in einen Schrank gesperrt wird
Der Mittwochabend begann für Lily gänzlich anders, als sie erwartet hatte. Eigentlich war es gar nicht der Mittwochabend, wo es begann - es war der Mittwochspätvormittag, als Dorcas in den Laden spazierte und sich zu Lily an den Tresen lehnte.
"Dorcas Meadowes, dass ich das noch erleben darf", erklärte Lily schmunzelnd, während sie einige Blumensträuße zusammenband. "Egal, ob du in den Blumen- oder den Buchladen willst, es wäre ein erstes Mal für dich."
Dorcas grinste.
"Das wäre es in der Tat", erklärte sie, "und solche Rekorde sollten nicht aufgestellt werden. Ich bin nur geschäftlich hier."
"Welches Geschäft haben wir denn mit einer Heilerin in Ausbildung?", fragte Remus, der gerade mit einem großen Stapel Bücher aus dem Lager kam und die Tür mit einem gekonnten Tritt zuschwingen ließ. "Brauchst du tatsächlich mal ein Lehrbuch oder eine seltene Heilpflanze?"
"Remus, du weißt, dass ich nicht diese Art Laden führe", meinte Lily, "richtig?"
Er hievte die Bücher auf seinen Verkaufstisch und zuckte dann mit den Schultern.
"Ach was, mit irgendwas aus deinen Vasen könnte man bestimmt Leute heilen", schätzte er und deutete auf eine große gelbe Blüte. "Was ist damit?"
Lily trat näher und musterte die Pflanze.
"Oh, das ist tatsächlich eine Heilfplanze!", erklärte sie begeistert. "Wenn du die Blätter in den Mund nimmst und dann ihren Nektar ganz sanft in deinen Körper einwirken lässt, heilst du dich blitzschnell von einer wirklich ganz lästigen und unangenehmen Sache." Sie sah Remus direkt in die Augen, genoss für einen Moment das selbstzufriedene Grinsen auf seinem Gesicht, bevor sie trocken meinte: "Dem Leben."
Remus seufzte und verdrehte die Augen. Dann wandte er sich wieder an Dorcas:
"Also, im Gegensatz zu meiner liebenswerten Co-Verkäuferin, habe ich tatsächlich ein paar Heilbücher anzubieten." Er machte eine große Geste in den hinteren Teil des Ladens. "Du darfst mir später danken."
Dorcas grinste, dann verschränkte sie die Arme.
"Das sind nicht die Art Geschäfte, wegen der ich herkomme", korrigierte sie sich dann. Remus ließ jetzt doch von seinen Büchern ab und kam durch den Raum zu ihnen an Lilys Ladentisch hinüber. Dort angekommen stieß er Lily mit dem Ellbogen leicht in die Seite.
"Jetzt kommt es, Lils, wir haben es geschafft", wisperte er, laut genug, dass Dorcas ihn auf jeden Fall hören konnte, "wir werden endlich Teil der Mafia."
Lily sah ihn zweifelnd an.
"Als ob Dorcas je Teil der Mafia sein könnte", meinte sie. "Das einzige, was sie erfolgreich umbringen könnte, sind Marlenes Guppys."
Dorcas verzog schuldbewusst das Gesicht.
"Sorry, Remus, dein Guppy ist leider schon wieder verstorben."
"Er ist nicht mein Guppy", erklärte Remus vehement, wie jedes Mal, wenn es um dieses Thema ging. "Es ist ein Guppy von Marlene, den ich nicht von den anderen unterscheiden kann und von dem ich es nicht gut finde, dass sie ihn nach mir benannt hat!"
Dorcas ignorierte seinen Protest gänzlich. Lily runzelte die Stirn.
"Ich glaube nicht, dass die so schnell sterben sollten", schlug sie vorsichtig vor. "Vielleicht sollte Remus dir lieber ein Buch über Guppypflege mitgeben. Haben die nicht eigentlich eine Lebenserwartung von 2-3 Jahren?"
Dorcas nickte.
"Teilweise sogar mehr", stimmte sie zu. "Unsere Guppy-Lily ist mittlerweile auch schon fast vier! Guppy-Peter und Guppy-James geht es auch blendend. Die Guppy-Siriuse haben es irgendwie nicht leicht. Und die Guppy-Remuse sind auch nicht gut davor."
Remus seufzte.
"Ich nehme das jetzt einfach mal nicht als Metapher für irgendwas", erklärte er. "Wenn du nicht für ein Buch oder eine Blume hier bist und auch nicht, um uns für die Mafia zu rekrutieren - was können wir dann für dich tun?"
Dorcas' gewieftes Lächeln vom Anfang kehrte wieder zurück auf ihr Gesicht.
"Ihr könnt heute Abend zu uns kommen und Marls' Geburtstag feiern."
Lily und Remus tauschten einen überraschten Blick.
"Ich dachte, Marlene wollte ihren Geburtstag nicht heute feiern?", fragte Remus erstaunt. Dorcas schüttelte den Kopf.
"Marls wollte nicht an einem Wochentag den Aufwand haben, eine Party zu schmeißen", korrigierte sie. "Also habe ich beschlossen, das für sie zu machen. Kommt schon, unser Nesthäkchen wird nur einmal zweiundzwanzig! Bitte sagt, dass ihr kommt!"
Lily zuckte mit den Schultern.
"Ich hab nur keine Zeit mehr, noch irgendwas vorzubereiten. Ich kann höchstens einen Blumenstrauß mitbringen." Remus nickte zustimmend.
Dorcas klatschte in die Hände.
"Perfekt!", meinte sie begeistert und sprang auf. "Dann beeile ich mich jetzt, um die anderen noch einzuladen." An der Ladentür drehte sie sich noch einmal um. "Marls kommt gegen 19 Uhr nach Hause, also seid am besten halb sieben bei uns, damit ich euch noch in einen Schrank sperren kann!"
Remus' Augen leuchteten alarmiert auf.
"Einen Schrank?", wiederholte er beunruhigt. "Dorcas, was meinst du mit in einen Schrank sperren? Dorcas!"
Aber sie war schon aus der Tür. Draußen hörte Lily Fisch und Lefty begeistert bellen. Sie klopfte Remus auf die Schulter.
"In dem Fall freue ich mich schon drauf, heute Abend mit dir in einen Schrank gesperrt zu werden."
~~~~~
Wie sich herausstellte, wurde sie nicht mit Remus in einen Schrank gesperrt. Sie wurde mit Remus, James, Sirius, Mary, Peter, Amata und - zu ihrer Überraschung - Regulus in einen Schrank gesperrt.
"Regulus, was machst du denn hier?", fragte sie überrascht, als die Tür des Wandschrankes zum letzten Mal aufging und er hineingeschoben wurde, begleitet von draußen von begeistertem Bellen von Fisch.
"Ich habe den Verdacht, dass das alles eine Masche von Dorcas ist, weil sie Reg kennen lernen will", spekulierte James.
"Was will man da groß kennenlernen?", fragte Sirius und Lily konnte das Grinsen in seiner Stimme hören. "Er ist genau wie ich, nur in uncool." Sie vermutete, dass das leise "au" aus der Richtung einen direkten Zusammenhang zur Aussage hatte.
"Also ich bin auf ihrer Seite", erklärte Peter auf Lilys anderer Seite und schob sich an ihr vorbei, sodass sie jetzt zwischen ihm und Amata eingequetscht war. "Buschfunk sagt, dass ihr inzwischen auf zwei Dates wart und ich weiß immer noch nichts über ihn, außer dass er Sirius' Bruder ist."
Regulus schnaubte, halb amüsiert, halb abschätzig.
"Oh ja, das ist definitiv die Eigenschaft von mir, von der ich möchte, dass andere Leute zuerst dran denken", meinte er trocken.
Amata, die hinter Lily in eine Ecke des Wandschrankes gepresst war, drehte sich jetzt um, wobei sie mehrfach gegen Lily stieß, die versuchte, ihr mehr Platz zu geben, aber sie waren sieben Erwachsene in einem Wandschrank, bei Merlin, so viel Spielraum war da nicht.
"Ich verstehe es immer noch nicht ganz", meinte sie. "Lily ist mit James zusammen, aber James hat vor ihr mal Regulus gedatet und jetzt geht ihr wieder miteinander aus, aber Lily und James sind nach wie vor ein Paar?"
Allgemeine Zustimmung wurde durch den Schrank gemurmelt.
"Klingt für mich, als hättest du es sehr wohl verstanden", kommentierte jemand, Lily hatte vom Tonfall her klar Remus im Verdacht.
"Aber Lily und Regulus, ihr datet euch nicht untereinander?", hakte Amata nach. Lily blinzelte überrascht. Auf die Idee war sie ehrlich gesagt noch nicht einmal gekommen.
"Ich meine, vielleicht sollten wir mal", scherzte Regulus von der anderen Seite des Schrankes, wo Lily ihn nicht sehen konnte (selbst wenn es nicht dunkel gewesen wäre und sie ohnehin nichts gesehen hätte). "Was denkst du, Lily?"
Für einen kurzen Moment schoss Panik durch Lilys Körper. War das ernst gemeint? Machte er Witze? Wenn sie jetzt ja sagte, stimmte sie dann etwas zu, von dem sie nicht wusste, ob sie es wirklich wollte? Wenn sie nein sagte, kam sie dann kalt und abweisend herüber? Was war die Lösung, in der sie freundlich und witzig wirkte, aber sich trotzdem zu nichts verpflichtete?
Bevor ihr eine gute Antwort einfiel, wurde sie Merlin sei Dank von aufgeregtem Bellen unterbrochen, dann dem Geräusch der Wohnungstür und leisen Stimmen in der Wohnung.
"Shhh, shhh", machten sie im Schrank alle aufgeregt und bemühten sich dann, mucksmäuschenstill zu sein, als die Stimmen von Dorcas und Marlene langsam lauter wurden, während sie das Wohnzimmer betraten.
"Also, ein bisschen traurig bin ich ja schon, dass ich die Anderen nicht zumindest irgendwie zum Essen eingeladen habe", hörte Lily Marlene sagen. "Irgendwie vermisse ich es, als wir alle zusammen in Hogwarts gewohnt haben und die Geburtstage immer so ein großes Ding waren."
Dorcas lachte leise.
"Du hast dich doch immer darüber aufgeregt, dass wir dich unser Nesthäkchen genannt haben", erinnerte sie Marlene daran, dass es allen immer eine ungemeine Freude bereitet hatte, Marlene damit aufzuziehen, dass sie die letzte war, die von ihnen im Laufe eines Schuljahres Geburtstag hatte.
"Ja ok", meinte Marlene und man konnte die Federn der Couch quietschen hören, als sie sich vermutlich darauf fallen ließ. Acht Pfoten tappelten aufgeregt über den Boden. "Aber jetzt, wo wir erwachsen sind, interessiert das eh keinen mehr." Kurz war es still. Dann fragte Marlene misstrauisch: "Dork, warum liegt Fisch noch nicht mit seinem vollen Gewicht auf mir? Normalerweise dauert es weniger als drei Sekunden, wenn man sich aufs Sofa setzt..."
"Weiß ich nicht", erwiderte Dorcas, hörbar im Versuch, möglichst unschuldig zu wirken. "Vielleicht sind ihm Manieren gewachsen?"
"Oder aber", meinte Marlene trocken, "du hast irgendwas im Wandschrank versteckt, was spannender ist als mein Schoß. Du magst halbwegs schauspielern können, aber Lefty und Fisch können es definitiv nicht, egal, wie lieb ich sie habe."
Lily konnte Dorcas wieder lachen können.
"Erwischt", gab sie zu. "Aber es ist wirklich nur eine Kleinigkeit und ich habe fast kein Geld dafür ausgegeben!"
"Was meint sie mit fast kein?", wisperte James im Schrank. "Hat sie jemanden von euch bestechen müssen, dass ihr kommt?"
"Niemanden von uns", flüsterte Mary zurück, "aber meine Kollegin Susan, die sehr spontan meinen Nachtdienst übernommen hat."
"Psst", wies Peter sie zurecht, aber es war zu spät.
"Ich glaube, dein Geschenk flüstert", meinte Marlene amüsiert von draußen. Dorcas gluckste in sich hinein.
"Meinst du?", fragte sie unschuldig. "Ich denke, dann solltest du mal nachsehen, ob es ihm gut geht."
Kurz war es still und Lily malte sich aus, wie Marlene Dorcas ansah, während sie langsam begriff, was los war. Dann hörten sie erneut das Sofa quietschen und Schritte näherten sich der Tür des Wandschranks (gefolgt von jeder Menge Pfoten). Dann ging die Tür auf und Licht fiel ins Innere des Schrankes.
"Überraschung!"
Ich hoffe, ihr seid alle gut in den Dezember gekommen (und in den Advent, für alle, die feiern) und geht gerade nicht komplett im Stress unter.
Bei mir ist das Stresslevel gerade leider ziemlich weit oben und ich bin schon lange nicht mehr zum schreiben gekommen. Ein Kapitel für nächste Woche hab ich noch vorbereitet, aber danach wird es leider dünn. Ich versuche, im Laufe der nächsten zwei Wochen noch, ein bisschen zum schreiben zu kommen, aber ich hab Klausuren und Belege in der Uni und mein Betreuer in meinem Job ist auch nicht allzu begeistert, wenn ich nicht mal wieder etwas mehr arbeite, also weiß ich grad nicht ganz, wann ich dazu komme. Es kann also sein, dass wir dann zwischendurch eine Woche aussetzen müssen. Ich bin aber immer noch total motiviert zu schreiben, also falls es dazu kommt, denke ich auf keinen Fall, dass es nochmal wieder ein Jahr Pause gibt oder so. Ist ja auch alles Zukunftsmusik, eventuell schaffe ich es ja auch noch wieder, mich zu fangen. Wie auch immer es läuft, nächste Woche erfahrt ihr mehr!
Macht's gut und werdet nicht arm, wenn ihr auf Weihnachts- oder Wintermärkte geht!
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