Kapitel 4
Warum saß ich bei Ferrys Freundin, seinen anderen Freunden und ihm?
Gegen Ferry und seine Freunde hatte ich ja nichts. Ganz gewiss nicht. Die einzige Person, gegen die ich was hatte, saß dicht an dicht neben Ferry.
"Was sollen wir am Wochenende machen?", erkundigte sich einer von Ferrys Freunden.
"Ich weiß es nicht, mir egal", erwiderte ein anderer.
"Was hast du eigentlich vor am Wochenende?", wandte sich der dritte an mich. Wir saßen zu sechst auf der Treppe. Die Hölle, wenn ihr mich fragt.
"Also ich werde planen, wie ich am besten die Leute in meiner direkten Umgebung eliminiere, damit ich meine friedliche, wohl verdiente Ruhe habe und mich nicht mit endlos quälende Fragen beschäftigen muss, auf die es keine korrekte Antwort gibt und man sich den Mund fusselig reden muss, um den Leuten zu vermitteln, dass man eigentlich nicht mal im geringsten weiß, was man sagen soll und oder was man macht. Amen."
"Warum Amen?"
"Warum R.I.P.?", erwiderte ich.
"Ruhe im Palindrom."
"Reittier, Rentner, Lagerregal, stets, Lage egal. Ein Nie."
"Lustig. Du bist cool. Ich würde gerne was mit dir machen. Hast du was am Wochenende fort?"
"Elis, pass auf. Lass die Finger von ihr. Es wird dir nicht gut tun", meinte Ferry.
"Nichts, wir können uns gerne treffen, wenn du willst."
"Okay, Lalita ist ein schöner Name. Es wird bestimmt lustig."
"Sie haben mein Einverständniss", reagierte Ferrys Freundin drauf. Ich verstand ihre Absicht. Nur Elis tat mir leid. Es ist schlimm zu wissen, dass man eine andere Absicht hinter etwas hat, als die andere Person will, denkt.
"Ist gut Cath." Ferry seufzte.
Cath? Irgendwie kam mir der Name bekannt vor. Wenn ich doch bloß wüsste woher.
Cath lächelte mich an. "Lalita, wie geht es dir?"
"Gut." Ganz gewiss kannte ich sie irgendwoher, ich wusste nur nicht woher.
"Ich muss los, auf den Vertretungsplan schauen, du kannst ja mit kommen, wenn du willst. Der Vertretungsplan ist einer der wichtigsten Orte, die dir hier je begegnen werden. Er ist der Schlüssel zu allem. Es ist wichtig zu wissen wo er ist, von daher... Außer natürlich Ferry zeigte dir bereits, wo er ist. Also der Vertretungsplan."
"Du hältst dich wohl für sehr lustig, Cath. Tut mir leid, aber du bist es nicht."
"Und du hältst dich wohl für was besseres, Lal. Zumal dürfen mich nur meine Freunde so nennen."
"Und wir sitzen hier in der Pause zusammen, wir gehören wohl oder übel einem Freundeskreis an, ob es dir nun passt oder nicht. Damit musst du leben, Cath."
"Nein, damit musst du leben, Lal. Solltest du nur auch jemanden hier verletzen, ich schwöre dir, dann bist du dran."
"Mit dem Spiel? Aber natürlich." Abschätzig musterte ich sie und biss mir auf die Lippen. Mit Bedacht sollte ich vorgehen, aber den konnte ich hier nicht sehen. Irgendwas in meinen Kopf versuchte mir zusagen, dass es nicht nett, gegenüber ihr war und dass ich sie sehr wohl kannte.
"Für mich ist es kein Spiel. Und für dich sollte es auch keins sein. Du tust mir leid."
"Und du bist so reuevoll und gutmütig, so guten Verstands und so liebenswürdig, wie könnte man dich den bloß hassen?"
"Stimmt. Dich zu hassen, wäre bestimmt leichter, zumal du dir nicht mal richtig Mühe gibst."
Ich lachte auf. Wie konnte sie nur? Schäumend vor Wut und gleichzeitig abschätzig, versuchte ich sie mit Blicken zu töten. Leider überlebte sie.
"Du wirst es noch bitter bereuen", sagte sie und verschwand um die Ecke.
"Ich hasse sie", brachte ich hervor und verfolgte jede einzelne ihrer Bewegungen. "Mit jeder Faser, meines Körpers. Alles in ihr stößt meinen Hass gegen sie hervor. Auch wenn ich das Wort Hass nicht zwingend mag. Bei ihr fällt mir nichts anderes ein."
"Lalita, beruhige dich, du redest gerade hier über Ferrys Freundin. Es ist nicht nett ihm gegenüber."
"Oh ja, Ferry, es tut mir leid, dass deine Freundin, Cath oder wie auch immer sie heißt, mich in den Wahnsinn treibt. Es tut mir leid, dass du jemanden wie ihr ausgesetzt bist. Ich verstehe nicht, was du an ihr findest."
"Lal, beruhige dich. Sehe mir in die Augen. Ich bin es, Elis, traue mir, alles wird gut." Elis betrachtete mich. Seine Unsicherheit spürte ich kaum merklich.
"Sie... sie... Ist ja schon gut." Ich tat was mir Befehl. Dabei fiel mir auf, dass Ferry nichts dazu sagte. Meinen Blick folgend, beugte sich einer von Ferrys anderen Freunden vor und flüsterte ihm ins Ohr: "Ist alles okay?"
"Elis, du kannst zwar sagen, es wird alles gut, aber wer sagt, es sei auch wirklich so?" Unsicher versuchte ich ihn zu erfassen.
"Du magst das Wort "Das mit einem s beziehungsweise dass mit zwei s' nicht, oder?"
"In der Tat."
"Weißt du, was mein Problem ist?" Ferry schien sich wieder beruhigt und gefasst zu haben. "Du hasst sie, ohne ersichtlichen Grund."
"Wie jetzt? Sie hat doch angefangen, sie hat mich zuerst gehasst."
"Die Frage ist doch nicht die, wer angefangen hat, sondern wer es tut und wer nicht und warum", versuchte Elis die Situation zu klären.
"Nein, sie war vielleicht eifersüchtig. Sie hat es vielleicht nicht gut gefunden, aber sie hat dich nicht gehasst, sie würde dich nie hassen."
"Woher willst du es denn wissen? Bist du sie?"
"Nein, aber ich kenne euch beide und ihr kennt euch."
"Und ich kenne sie gut genug um zu sagen, dass ich sie nicht mag."
"Es ist traurig, einfach nur traurig. Du kennst sie sehr wohl und ich dachte, du würdest sie mögen."
"Warum sollte ich?"
"Du erkennst sie kein einziges Bisschen. Du tust mir leid."
"Dann erklär es mir doch. Wenn du nicht mal versuchst mir zu erklären, warum ich sie mögen sollte, dann beschwere dich doch nicht, warum ich sie nicht mag. Ach, du weißt was ich meine. Warum sollte ich sie mögen, ich kenne sie doch kaum?"
"Cath. Du kennst Cath kaum. Ich glaube dir kein Wort. Ich weiß, du magst sie."
"Warum?"
"Sie kennt dich, wer außer ihr nennt dich Lal?"
"Meine Freunde." Es stimmte nicht. Eigentlich nannte mich nur eine Person so. Meine Freundinnen nannten mich Lita. Meine restlichen. Aber dies konnte nicht seien, sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Sie sah vollkommen anders aus. Anders als ich sie in Erinnerung hatte. Es konnte nicht sein oder?
"Cathley. Leya." Seine Stimme wirkte sanft und beruhigend, aber dass, was er sagte, ganz und gar beunruhigend.
Ley. Leya, so wie ich sie nannte.
Ley war die einzige Person, die mich Lal nannte.
"Sie meinte, sie kenne dich. Du nanntest sie Ley oder so, aus welchem Grund auch immer. Glaube mir, es tut ihr mehr weh, als dir."
Aber wenn sie Ley war, dann kannte ich sie. Kannte sie sehr wohl. Wir waren beste Freundinnen, kannten uns ewig, bis sich unsere Wege trennten. Aber warum hatte sie es nicht gesagt? Alles ergab Sinn und gleichzeitig wieder nicht.
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