Kapitel 18 (Zayn/Liam)
Zayn konnte den Energieblitz sehen, der abgeschossen wurde. Beinahe in Zeitlupe schnitt er durch die Menge der kämpfenden Leiber und trotzdem war er nicht in der Lage sich zu bewegen.
Er sah, wie der Energieblitz direkt auf ihn zuschoss und bereitete sich auf den Schmerz vor, den er spüren würde, sobald er mit ihm kollidieren würde. Alles, was er noch zustande brachte, war, die Augen fest zusammen zu kneifen. Als würde ihn das vor dem sicheren Tod beschützen. Es war mehr ein Reflex, der ihn aber jetzt auch nicht mehr retten würde.
Doch der Schmerz kam nie. Alles was er spürte, war die Platzwunde in seinem Haaransatz und weitere mehr oder weniger tiefe Schnitte und Kratzer, die über seinen ganzen Körper verteilt waren. Auch seine Kleidung war an mehreren Stellen zerrissen oder es hatten sich Brandlöcher gebildet.
Als Zayn realisierte, dass der Schmerz nicht kommen würde und dass er auch nicht tot war, riss er die Augen auf. In aller Deutlichkeit sah er die Kampfszene die Kampfszene vor sich. Schreie drangen nun überdeutlich an sein Ohr und er meinte sogar das zischen von tödlich eingesetzter Energie wahrzunehmen.
Dann sah er, wie Tom vom Energieblitz getroffen zu Boden ging. Alles, was vorher unendlich langsam ablaufen zu schien, erschien ihm nun wie Zeitraffer. Er konnte noch in Toms vor Schmerz und Sorge weit aufgerissenen Augen sehen und im nächsten Moment lag er am Boden ohne sich zu bewegen
,,NEIN!", schrie Zayn, der sich endlich aus seiner Starre lösen und auf Tom zustürmen konnte. Mit einem Schutzschild aus seiner Feuerenergie schützte er sich vor den Angriffen. Noch nie war ihm ein Schutzschild jemals so gut gelungen, wie in diesem Moment, als etwas ganz anderes in seinem Kopf war. Alles, was er wahrnahm war Tom, der auf dem Boden lag und sich nicht rührte.
Neben ihm ging Zayn auf die Knie und begann seine Schultern zu schütteln. ,,Tom! Wach auf!" Heiße Tränen flossen ihm über die Wangen und tropften auf Toms leblosen Körper. Wie aus einem Reflex heraus, umklammerte Zayn Toms Handgelenk und suchte nach einem Puls. Erst dachte er, dass da keiner mehr wäre, aber dann fand er ein schwaches Pochen. Tom lebte noch. Er durfte einfach nicht sterben. Nicht so, das würde er nicht verkraften.
,,Komm schon Tom!", selbst in seinen eigenen Ohren hörte sich seine Stimme merkwürdig hohl und heiser an. ,,Du kannst mich nicht einfach so alleine lassen!", flehte er, während er die Tränen, die sein Gesicht herunter strömten, einfach nicht aufhalten konnte.
,,Bitte, schlag einfach die Augen auf." Vorsichtig hockte Zayn sich so neben Tom, dass er seinen Kopf auf den Schoß nehmen konnte. ,,Komm schon!" Seine Stimme war nur noch ein Wimmern.
Ganz langsam flatterten Toms Augen auf und das sonst so strahlende Braun wirkte jetzt wie ein billiger Abklatsch von dem was es einmal gewesen war, so stumpf und leblos sahen sie aus. Mit einer Hand hielt Zayn Toms Körper an sich gepresst, mit der anderen hielt er Toms Kopf. Auch wenn es keine Auswirkungen auf Toms Zustand hatte, fühlte Zayn sich besser, je näher er Tom bei sich hielt, als könne er das angerichtete Übel rückgängig machen.
Einige blonde Strähnen, waren Tom ins Gesicht gefallen, wo sie sich langsam rot färbten von dem Blut, das an seinem Gesicht hing, aber er machte keine Anstalten sie sich aus dem Gesicht zu streichen. Dafür hatte er keine Kraft mehr und mit jedem Herzschlag schien mehr Kraft aus seinem Körper zu weichen.
Ein leichtes Lächeln formte sich auf seinen Lippen, doch dieses Mal konnte Zayn nicht mitlächeln. ,,Du warst schon immer mein Liebling", presste Tom stockend hervor, als würde es ihn eine Menge Energie kosten die Worte zu sagen.
,,Sag mir das, wenn es dir besser geht. Wir müssen dich hier raus bringen!", bestimmte Zayn verzweifelt, auch wenn er eigentlich schon wusste, dass es dafür bereits zu spät war.
Beinahe mitleidig sah Tom ihn an. ,,Ich wollte dich nochmal sehen", sagte er und begann zu husten. Ein kleines Blutrinnsal lief ihm aus dem Mundwinkel.
,,Spar dir deine Kräfte. Wir schaffen das. Du wirst wieder", sagte Zayn matt, machte aber keine Anstalten sich zu bewegen. Wieder hustete Tom. Mehr Blut kam aus seinem Mund. ,,Kannst du noch einmal für mich lächeln?", bat er dann mit letzter Kraft und wer war Zayn schon, ihm diesen letzten Wunsch zu verwehren?
Zayns Gesicht verzog sich zu einer leidenden Grimasse, schaffte es aber schließlich ein kleines Lächeln zustande zu bringen, das durch die Tränen, die aus seinen Augen flossen vermutlich komplett an Fröhlichkeit verlor.
Tom lächelte jetzt beinahe ein Lächeln, das denen gleichkam, die er Zayn sonst immer geschenkt hat. ,,Ich liebe dich", flüsterte er, dann verschwand das Lächeln ganz langsam und seine Augen waren nicht mehr auf Zayns Augen gerichtet, sondern sahen ausdruckslos ins Nichts.
,,Ich liebe dich auch!", flüsterte Zayn und drückte den toten Körper von Tom an sich, der mit jeder Minute ein kleines bisschen kälter wurde. Ein herzzerreißendes Schluchzen kam aus seinem Mund und in der nächsten Sekunde spürte er, wie sich ihm jemand näherte.
Ohne zu sehen, wer da war, schleuderte eine Feuerkugel in die Richtung. ,,Zayn, ich bin es!" Nialls Stimme drang an sein Ohr. Vorsichtig kam sein blonder bester Freund näher und hockte sich schließlich neben ihn. Eine Hand strich Zayn über den Rücken, die definitiv zu groß war, um Nialls zu sein.
Zayn blickte auf und entdeckte Harry und daneben Louis und Liam. Seine Freunde hatten einen beschützenden Kreis um ihn gebildet und gab ihm ein wenig Zeit zu trauern, mitten in dem Schlachtfeld, bei dem man für Pausen eigentlich keine Zeit hat.
,,Wäre das hier kein Kampf um Leben und Tod, würde ich dich so lange trauern lassen, wie du willst, aber jetzt musst du stark sein!", schrie Liam ihn über das Kampfgetöse an.
,,Lass seinen Tod nicht vergeblich gewesen sein!" Louis legte ihm einen Hand auf die Schulter und Zayn sah direkt in seine leuchtenden blauen Augen. Er sah ihn mit so einer Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit an, dass Zayn nicht anders konnte als zu nicken.
Mit Toms Körper in den Armen, stand er auf. ,,Ich muss ihn erst in Sicherheit bringen!", bestimmte er wie ein trotziges Kind, aber niemand sagte etwas, also machte er sich auf den Weg ins Gebäude, während er von seinen Freunden geschützt wurde.
Um sie herum ging der Kampf unerbittlich weiter. Alle Elemente wurden gnadenlos als Waffe eingesetzt und immer mehr Leute auf beiden Seiten fielen tot zu Boden.
Zayn mochte gar nicht hinsehen. Am liebsten hätte er sich übergeben, aber seine oberste Priorität war jetzt Tom. Auch ihn konnte Zayn nicht ansehen, weil er dann seinen leblosen Körper sehen musste und das konnte er einfach nicht.
Er konnte nicht darüber nachdenken, dass Tom gestorben war. Ungehindert liefen ihm die Tränen über die Wange, während er um sich herum die Wärme spürte, die seine Freunde ausstrahlten. Zum ersten Mal in seinem gesamten Leben wirkte ihre Präsenz nicht im mindesten tröstlich oder beruhigend.
In der Eingangshalle legte Zayn Tom auf eine Bahre. Auf beiden Seiten waren bereits weitere Tote aufgereiht. Irgendjemand hatte sich darum gekümmert, dass alle ihren Platz hatten und mit weißen Tüchern verdeckt wurden.
Zayn war der einzige, der das Gebäude betreten hatten. Die anderen waren zurückgeblieben, um zu kämpfen. Einen letzten Blick warf Zayn auf Tom, dann verließ er das Gebäude, während er um eine klare Sicht und einen klaren Kopf kämpfte.
In diesem Moment hätte er dringend etwas Ruhe gebrauchen können, aber das würde ihm nicht vergönnt sein und das konnte er in dieser Situation auch nicht erwarten.
An der Seite seiner Freunde kämpfte Zayn wie mechanisch weiter. Eigentlich achtete er nicht wirklich auf seine Gegner und auch nicht auf die besorgten Blicke, die er von den anderen die ganze Zeit zugeworfen bekam.
Liam war besonders besorgt. So apathisch hatte er Zayn noch nie erlebt und es machte ihm Angst. Es war nur ein Moment der Unaufmerksamkeit. Ein Blick zur Seite, zu seinem besten Freund, dann spürte er es.
Erst war es ein dumpfes Pochen, das sich immer weiter entwickelte, bis es sich schließlich wie ein glühendes Eisen anfühlte, das sich durch seine Hüfte zu bohren schien. Von weitem hörte er sich selbst schreien.
Zayn hingegen nahm den Schrei überdeutlich wahr. Es war wie eine Alarmsirene, so sehr fuhr ihm das Geräusch durch Mark und Bein. Einen Moment lang wurde ihm eiskalt.
Liam kämpfte, um auf den Beinen zu bleiben, aber sie knickten einfach unter ihm weg. Wäre Zayn nicht rechtzeitig hinter ihm gewesen, um ihn aufzufangen, wäre er hart auf den Boden aufgeschlagen, aber so konnte Zayn ihn vorsichtig ablegen.
Während Liam immer noch mit dem Schmerz kämpfte, der sich wellenartig durch seinen ganzen Körper auszubreiten schien, murmelte Zayn wirres Zeug vor sich hin, von dem Liam nur die Hälfte ausmachen konnte, aber das, was er hörte, brach ihm nachträglich das Herz.
,,Nein! Nicht du auch noch! Bleib bei mir, ihr dürft mich nicht alle verlassen. Bitte bleib einfach bei mir, ich brauche dich doch noch."
,,Ich werde nicht sterben", keuchte Liam und versuchte die Schmerzen so gut es ging durch gleichmäßiges Atmen auszublenden.
,,Versprich es mir!", verlangte Zayn weinend.
,,Ich verspreche es", japste er, als eine erneute Welle des Schmerzes ihn durchfuhr.
,,Ich spüre meine Beine nicht mehr", bemerkte Liam schließlich panisch, als er merkte, dass seine Beine einfach nicht reagieren wollten.
,,Müsste es durch unsere Verbindung nicht heilen?", fragte Louis über seine Schulter, als er gerade eine Verschnaufpause bekommen hatte und keinen direkten Gegner vor sich stehen hatte.
,,Aber es heilt nicht!" Wie wild klopfte Liam sich mit den Händen auf die Beine, die nutzlos auf der Erde lagen. Er spürte es nicht, er spürte gar nichts mehr, was unterhalb seiner Hüfte war.
Unwillkürlich beschleunigte sich Liams Atmung, als er immer fester auf seine Beine schlug. Wenn er nur feste genug zu schlug musste er doch etwas fühlen, oder? Er musste! Es konnte doch nicht sein, dass er einfach nicht mehr fühlte.
Trotz seiner beschleunigten Atmung, die schon einem Hyperventilieren gleichkam, begann er zu schreien. Er bemerkte es nicht einmal, so sehr war er in seiner Panik gefangen.
Niall hatte sich eine kleine Pause erkämpfte und half Zayn nun, Liams Arme einzufangen, bevor er sich selbst noch mehr antun konnte, als schon passiert war.
,,Liam!", rief er, aber der schien ihn nicht zu hören. Wenn überhaupt, wurde Liam nur noch panischer. ,,LIAM!", schrie Niall ihn mit allem an, was seine Lungen hergaben und endlich fixierte Liams Blick ihn.
Mit aller Kraft hielten Niall und Zayn Liams Arme fest und Niall redete ihm beruhigend zu, bis sich die Lage so weit beruhigt hatte, dass Liam wieder ansprechbar war.
Dann konzentrierte Niall sich darauf mit seiner Wassermagie das Band, das immer noch zwischen den ganzen Schülern bestand, zu stärken. Vor allem zwischen ihm, Zayn und Liam und konzentrierte die gesammelte Energie der drei auf Liam.
Es hatte Louis' Knöchel und Liams Kratzer geheilt bei dem Feuer, es musste doch auch jetzt heilen, was auch immer Liam da hatte.
,,Wird es besser?", fragte Niall, mit geschlossenen Augen und vor Anstrengung gerunzelter Stirn.
,,Nein", krächzte Liam, der jetzt vom ganzen Schreien heiser geworden war und es schwang noch immer eine Spur der Panik in seinen Worten. ,,Warum heilt es nicht?"
,,Vielleicht kann es nichts heilen, das irreparabel kaputt ist", äußerte Zayn leise seine Vermutung, was nicht gerade zur Beruhigung beitrug. Im Gegenteil. Wieder begann Liam schneller zu atmen.
,,Okay, nicht so schlimm, das wird schon", versuchte Niall seinen Freunden, und vor allem sich selbst, Hoffnung zu machen. Leiser wiederholte er den Satz. ,,Das wird schon." Es musste wieder werden, sonst waren sie allesamt verloren und daran wollte er nicht glauben.
Liam legte den Kopf in den Nacken, wo er direkt auf Zayns Schulter traf und atmete tief durch. Er musste genauso daran glauben, wie Niall es tat.
Langsam aber sicher war der Schmerz etwas abgeklungen. Es tat immer noch höllisch weh, aber es war ertragbarer als zuvor, weshalb er Anstalten machte, aufzustehen, aber seine Beine bewegten sich kein Stück.
Sofort waren Louis und Zayn an seiner Seite und hielten ihn unter den Schultern aufrecht, selbst, wenn er nicht mal stehen konnte.
Eine Welle der Zuneigung überkam ihn. Liam wollte sich gar nicht ausmalen, wie schwer er sein musste, erst recht nach den Strapazen, die sie alle schon erleiden mussten und trotzdem hielten sie ihn aufrecht, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Niall hatte Louis' Platz eingenommen und verteidigte seine Freunde. ,,Das muss aufhören und zwar so schnell wie möglich", ließ Louis grimmig verlauten, während er einen Energieblitz auf einen Angreifer zu schleuderte, der sofort zu Boden ging, aber noch atmete und keine größeren Verletzungen erlitten zu haben schien.
Liam versuchte ebenfalls die Energie zu lenken, die ihm durch die Vereinigung der Elemente so vieler zur Verfügung stand, aber es wollte nicht so recht gelingen, als wäre sein Körper aus dem Gleichgewicht geraten.
,,Ich stimme dir zu", rief Niall über seine Schultern. ,,Wir können das nicht ewig durchhalten."
,,Die anderen aber auch nicht", sagte Harry, der vor Anstrengung keuchte.
Liam konzentrierte sich auf die Energie, die ihn durchströmte. Beinahe meinte er jeden, der aus dem Bund fiel zu bemerken. Die Energie war lange nicht mehr so stark, wie am Anfang, was vermutlich vor allem an den vielen Toten oder Schwerverletzten lag.
,,Wir müssen es beenden, sofort!", stieß Liam aus. ,,Die Energie wird schwächer mit jedem weiteren, der aus dem Bund fällt und wir sollten nicht mehr Tote zulassen, als unbedingt nötig. Es haben schon viel zu viele in diesem Kampf ihr Leben gelassen. Das muss ein Ende haben."
Gemeinsam kämpften sie sich durch die Menge, bis sie an den Rand des Kampfes kamen, damit sie sich einen Überblick verschaffen konnten.
,,Niall", ertönte eine kalte Stimme hinter ihnen und gleichzeitig fuhren sie alle herum.
Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie ein Energieblitz mit tödlicher Sicherheit auf ihre Gesichter zuraste, ohne, dass sie noch etwas hätten tun können.
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