18
POV Iwaizumi
Die Nachmittagssonne schien sanft durch mein Fenster und weckte mich auf. Müde und mit einem summenden Kopf öffnete ich die Augen. Mir war schlecht. Und zwar sehr. Schnell stand ich auf, kniff die Augen zusammen und stolperte ins Bad, wo ich mich ausgiebig übergab. Erschöpft drückte ich die Spüle vom Klo und hangelte mich hoch zum Waschbecken. Ich spülte meinen Mund aus und wusch mein Gesicht. Ich musste nicht erst in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass ich scheiße aussah. Benebelt torkelte ich zurück in mein Zimmer. "Iwa-Chan?" Hörte ich Tooru sagen, reagierte aber nicht darauf. Ich fiel nur einfach wieder in mein Bett. Da bemerkte ich, dass Bucky an meinem Fußende saß und mich aufmerksam beobachtete. Ich klopfte neben mich auf das Bett und sofort kam er zu mir. Lieb legte er sich neben mich und schmuste sich an mich. Sein weiches Fell und die von ihm ausgehende Wärme beruhigten mich etwas. Ich hab schon wieder zu viel getrunken... Hoffentlich hab ich keine Scheiße gebaut und Makki nicht zu viele Sorgen gemacht. Dachte ich, da ich mich an kaum etwas erinnern konnte. Das einzige, was in meinem Gedächtnis hängen geblieben war, war ein warmes Gefühl. Abwesend strich ich durch Buckys Fell und döste vor mich hin.
Dann klopfte es leise an meiner Tür. "Iwa?" Hörte ich Tooru sagen. Ich gab ein Brummen von mir und er betrat mein Zimmer. Langsam kam er zu mir. "Ich hab dir was gegen den Kater mitgebracht." Meinte er und stellte ein Glas Wasser neben mir ab. Ich drückte Bucky an mich. "Danke." Nuschelte ich in sein Fell. "Ist alles soweit in Ordnung bei dir?" Fragte er und hockte sich an mein Bett. Ich brummte bejahend. Eine Weile schwieg Tooru und seine Anwesenheit störte mich nicht.
"Kann ich dich was fragen Iwa?" Sprach er dann doch weiter. Ich brummte erneut. Shittykawa brauchte einen Moment und sah mich nicht an. "Was ist eigentlich dein richtiger Name?" Fragte er zögerlich. Ich seufzte und richtete mich langsam auf. "Du hast mit Makki geredet, stimmts?" Ertappt sah er mich an, was ich als Bestätigung deutete. "Hat er dir erzählt was bei mir alles abging? Und den Grund für mein Besäufnis gestern?" Ich trank etwas von dem Wasser und horchte in mich hinein. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht nur zu fertig war, um mich aufzuregen oder ob ich es tatsächlich in Ordnung fand, das Oikawa mehr über mich wusste.
Er nickte und wir schwiegen.
"Du hast meine Frage noch nicht beantwortet." Sagte er und sah mich von unten an. "Hajime Iwaizumi." Antwortete ich. Tooru lächelte. "Das werd ich mir merken." Er legte seinen Kofp auf die Arme. "Und was-" "Lass es!" Unterbrach ich ihn forsch und trank das Wasser aus. Da war es wieder, dieses Gefühl. Dieses unangenehme Stechen, was jedes Mal schlechte Erinnerungen hervorlockte, wenn jemand versuchte sich mir anzunähern. Es war, wie ein automatisches Abwehrsystem, dass ich über die Jahre aufgebaut hatte. "Ich kann es nicht leiden, wenn Leute versuchen, mehr über mich herauszufinden, nur weil sie denken, sie hätten mein Vertrauen gewonnen, jetzt, da sie meinen Namen kennen." Die Worte sprudelten einfach aus mir heraus. Aber ich konnte nicht anders, denn dieses Gefühl, der schlechten Erfahrungen, war mir so zu wieder, dass ich lieber jeden von mir stieß, als vielleicht später wieder irgendetwas ausbaden zu müssen. "Hat Makki dir das nicht erzählt?" Ich schnaubte. "Wir sind Mitbewohner, nicht mehr, kapiert? Nur weil du gegen meinen Willen etwas von meiner Vergangenheit erfahren hast, heißt das nicht, dass wir direkt Seelenverwandte sind!"
Tooru starrte mich mit geweiteten Augen an und schwieg. Dann stand er auf. "Du bist echt gemein." Sagte er. Ich verdrehte die Augen. "Blitzmerker." Er funkelte mich an und ballte die Fäuste. "Man Iwa, was ist dein Scheiß Problem? Ich habe einfach nur versucht nett zu sein. Ich wollte einfach nur dein Freund sein." Ich erwiderte kühl seinen Blick. "Ich brauche keine Freunde." Lügner. Sagte eine leise Stimme. Mein Kopf dröhnte. Es war so unerträglich laut. Ich wusste nicht mehr, was ich wollte. Ich mochte Tooru... Ich mochte ihn sehr, aber ich konnte dieses andere Gefühl einfach nicht abstellen. Lasst mich doch alle in Ruhe!
"Verdammt ist es so schlimm für dich, wenn dich jemand mag?! Wieso darf ich dich nicht kennenlernen!?" Schrie er fast und seine Stimme klang verletzt.
Ich konnte nicht mehr. Mein Kopf tat so weh. Ich drückte mir die Hände gegen die Schläfen und Bucky stubste mich besorgt an.
Und dann brach etwas in mir auseinander...
"WEIL ICH KEINEN BOCK MEHR AUF DAS ALLES HABE!" Ich atmete schwer und raufte mir die Haare. Eine Weile war es wieder still. Dann seufzte ich und vergrub meinen Kopf in den Händen. "Wie viel hat Makki dir erzählt?" Fragte ich ausgelaugt. Ich bin erbärmlich. Nicht mal meine eigenen Regeln schaffe ich einzuhalten. Dachte ich und Erinnerungen tauchten plötzlich wieder auf, die ich schon lange tief in mir vergraben hatte. Was macht er nur mit mir?
"Das mit deiner Familie und den Pflegefamilien." Sagte Tooru kleinlaut. Ich nickte. "Also schön..." Mit einer Handbewegung deutete ich auf mein Bett und nach kurzem Zögern setzte er sich. "Nachdem ich 18 war, meine Therapie abgeschlossen hatte und endlich selbstständig werden konnte, fing ich wieder an relativ normal zu leben. Heißt ich bin ausgezogen, hab gearbeitet, bin feiern gegangen, hatte Freunde und Beziehungen. Jedoch hat sich bald herausgestellt, dass die Leute immer nur mit Iwa befreundet sein wollten. Iwa der coole und lässige Tätowierer. Wenn sie dann aber tiefer nachbohrten und mehr über Iwa wissen wollten, dann kamen sie nicht mehr mit mir klar. Denn Hajime Iwaizumi ist weder cool, noch lässig. Er ist ein betrunkenes Arschloch und verdammt kaputt. Mehr nicht.
Ein paar Mal habe ich trotzdem noch versucht irgendwie eine Beziehung aufzubauen, aber Makki und Matsu waren die einzigen, die wirklich mit mir klar kamen.
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Diese ständige Heuchelei... Ich hatte es so satt. Also habe ich angefangen die Leute von mir zu stoßen, sobald sie mir näher kommen wollten. Und es hat gut funktioniert. Ich konnte weiter meinen Spaß haben, ohne ständig über vergangene Tage nachgrübeln zu müssen, und die anderen würden schon irgendwie über mich hinweg kommen." Ich sah Tooru durch meine Arme hindurch an. "Also verrat mir eins... Warum musstest du das jetzt alles noch einmal aufrollen?"
Tooru lächelte etwas. "Na weil ich dich mag und wir Freunde sind, Iwaa-Chan."
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