1.Kapitel: Neues zu Hause
Das Haus war klein. Es war gerade Platz für zwei Personen.
Tylor Newman schien die Unterkunft jedoch fürs Erste zu genügen. Schließlich sollte es nicht für immer sein, so sagte sein Vater.
Jemand berührte seine Schultern, während er sich, noch in der Türschwelle stehend, das kleine Wohnzimmer ansah.
,,Es ist zwar nicht das größte und vielleicht auch nicht das Schönste, aber...", begann sein Vater.
,,Dad", Tylor drehte sich um. ,,Es ist in Ordnung. Solange es nicht für immer ist, halte ich es aus. " Er blickte seinen Vater in die Augen, der mittlerweile nicht mal mehr einen Kopf größer war.
Dan Newman hatte Tränen in den Augen, als sein Sohn ihn beruhigend in die Augen blickte. Besonders für den Jungen war die letzte Zeit besonders schwer gewesen. Doch jetzt war er wieder hier.
Hier war einst sein zu Hause, seine Familie, die sicher weiterhin auf ihn wartete.
,,Ich muss los." Dan Newman richtete sich auf. Er wollte seinem Sohn ein stolzer Vater sein.
,,Du kannst dich ja hier eventuell mal umsehen. Ein Trip nach draußen würde dir sicher nicht schaden. Aber sei bloß vorsichtig." Er lächelte und Tylor erwiderte sein Lächeln, was Dan etwas warm um sein Herz werden ließ.
Diese neue Bindung durfte er keines Falls zerstören. Dan verabschiedete sich.
Als sein Vater verschwunden war, fiel Ty das Lachen aus dem Gesicht. Es fiel ihm schwer, seinen Vater so anzusehen. Aber er wusste, wie sehr er sich bemühte, ein besserer Mensch, ein besserer Vater zu werden.
Eine halbe Stunde später schloss Tylor die Tür zu seinem neuen zu Hause. Er hoffte zumindest, dass sie nicht lange hierbleiben würden. Die Stadt kam ihm etwas suspekt vor. Diese Straße war wie Leergefegt. Von Lebewesen keine Spur. Selbst der Name der Stadt "Wate" hatte er noch nie zuvor gehört. Auch googeln brachte nicht viel Erleuchtung. Es wurde nicht einmal mehr als Urlaubsziel gepriesen, als ob sich einfach niemand darum kümmern würde.
Plötzlich nahm er jedoch etwas war, ein Geräusch. Überrascht überhaupt etwas in dieser Geisterstadt gehört zu haben, folgte er dem Geräusch.
Umso näher er kam, umso mehr nahm das Geräusch an Form an. Es ähnelte einem Wimmern. Doch irgendwann wurde es übertönt. Übertönt von dreckigem Lachen.
Als Tylor um die nächste Ecke bog, wäre er am liebsten wieder umgekehrt.
Vor ihm auf der feuchten Erde, versteckt hinter einem Haus, rang ein Junge, ungefähr in seinem Alter nach Luft. Er hustete und hielt sich seinen Bauch. Erschrocken blieb Tylor stehen.
Hinter dem keuchenden Jungen, standen fünf weitere Jungen.
Sie schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben und grinsten ihr zugerichtetes Opfer an. Plötzlich zog einer der Jungen ein Messer und Tylor konnte sich aus seiner Starre lösen.
Er wollte sich gerade aus dem Staub machen, als einer auf ihn aufmerksam wurde.
,,Ey", zischte er zu ihm.
Auch seine Kompanen starrten ihn nun an.
So schnell er konnte rannte Tylor nun los. Das Messer in Gedanken, puschte ihn zum Limit. Schließlich hörte er weitere Schritte hinter ihm.
Er wollte sich nicht umdrehen, um zu wissen, wie viele ihm folgten. Sie waren sowieso in der Überzahl.
Noch dazu fehlte Tylor den nötigen Orientierungssinn, den er am ersten Tag nicht gleich aktivieren konnte. Er wollte sowieso nicht am ersten Tag von Mobbern oder einer Sekte ermordet werden.
Tylor rannte einfach die Straße runter und versuchte möglischte jede Ecke zu nehmen, in der Hoffnung die Jungen abzuhängen oder die Hilfe von Passanten in Anspruch zu nehmen.
Doch seine Verfolger ließen sich nicht abschütteln. Dafür kannten sie die Stadt zu gut.
Überraschend, dass er soweit gekommen war, drehte er sich nach einiger Zeit um.
Hatte er seine Verfolger nun doch abgehängt?
Er sah niemanden. Beinahe zufrieden blieb er stehen, um sich eine kleine Pause zu gönnen. Er konnte nicht mehr.
Er drehte sich nocheinmal im Kreis um sich die Umgebung einzuprägen.
Diese Umgebung jedoch kannte er nicht. Es wurde langsam dunkel und er hatte sich verlaufen.
Tylor blieb keine andere Möglichkeit den Weg zurück zu suchen und er folgte seiner Orientierung.
Plötzlich fand er sich jedoch in einer Einbahnstraße wieder. Etwas verzweifelt und müde drehte er sich nun wieder um.
Da standen sie. Alle fünf Jungen grinsten nun ihn an.
Erschrocken wich Tylor zurück. Die Jungen folgten ihm.
Er saß in der Falle.
Auf einmal spürte er eine Wand, eine Mauer in seinem Rücken. Weiter konnte er nicht zurück und die Jungen kamen weiter auf ihn zu.
Einer zog wieder sein Messer. Diesmal war es rot und Ty war es, als ob die blutrote Farbe runter auf den Pflasterstein tropfte. Er hoffte, dass es Farbe war und ihm wurde schlecht.
Der Junge mit dem Messer schien mit seinem Funkeln in seinen dunklen Augen und seinen schwarzen Haaren, den meisten Spaß zu haben.
Tylor spürte wie sein Herz schneller klopfte. ,,Du kannst uns nicht entkommen und du wirst uns auch nie entkommen", sagte der Junge auf einmal. Tylor bekam eine Gänsehaut.
,,Was bist du", fragte dieser und schien mit seinem roten Messer zu spielen, als wäre es ein Spielzeug. Tylor erschauderte. Auch seine Hände waren blutgetränkt. Es war Blut, machte er sich bewusst und er bekam es mit der Angst zu spüren. Sie waren jetzt ganz nah und Tylor drückte sich an die Wand. Er hatte keine Chance. Er war allein!
Der Junge vor ihm war nun keine Hand von ihm entfernt. Er kam ihm ganz nah und flüsterte in sein Ohr. ,,Ich hab dich was gefragt". Tylor war zu steif, um zu antworten. Plötzlich schrie der Junge: ,,Ich hab dich was gefragt!" Tylor zuckte zusammen. Der Junge lachte und gab seinen Freunden den Befehl, ihn zu packen. Tylor wehrte sich nicht. Dafür behielt er das Messer die ganze Zeit im Auge. Das war der Beweis, dass es hier mehr als nur um Mobbing ging und dass das Messer nochmal Bluten kann.
Die beiden Jungen, die ihn jetzt festhielten, zwangen ihn auf die Knie.
Die anderen Zwei schickte der Messerjunge als Wache ans Ende der Straße. Der Junge mit dem Messer schien sein Dasein sehr zu amüsieren, denn er lächelte. Er packte ihn an den Haaren und zwang ihn anzusehen.
,,Ich wette du bist removed. Dann wärst du schon der Zweite heute." Tylor blickte ihn verwirrt an, so dass er sich doch umentschied. ,,Oder du bist ein Wolf. Das wäre natürlich noch besser." Tylor war noch nicht los aus seiner Starre, versuchte aber deutlich zu machen, dass er keine Ahnung hatte worum es geht.
,,Wenn du es mir nicht gleich sagst, bringe ich dich um", flüsterte er erneut und hielt seine Klinge unter Tylors Hals.
Tylor zögerte. Ihm war die Klinge bewusst und er konnte sich schlecht konzentrieren.
,,Tylor", gab er irgendwann zu. ,,Tylor was", erwiderte der Junge, der langsam die Geduld verlor. Tylor riss sich zusammen. ,,Tylor Newman", rief er, überrascht von seiner aufbrausenden Stimme. Die Miene des Jungen veränderte sich. ,,Newman?" Tylor versuchte trotz des Messers, so gut es ging zu nicken. Der Junge vor ihm schien nun etwas verwirrt zu sein.
,,Das kann nicht sein", sagte er, eher zu sich selbst. ,,Das kann nicht sein", schrie er nun Tylor an. Tylor wusste mittlerweile gar nichts mehr.
,,Lasst ihn los", sagte der Junge und seine Freunde gehorchten.
Tylor fiel daraufhin auf den Boden und rappelte sich auf. Er wusste nicht, ob sein Name nun etwas gutes oder etwas schlechtes Bewältigte. Der Junge schien seine Freunde jetzt hilflos anzusehen. Auch sie wirkten verwirrt und nachdenklich, auf die Frage, was zu tun ist. Er schritt nocheinmal auf Tylor zu und packte seinen linken Arm. Noch zu überrascht, ließ Tylor sich die Prozedur gefallen. Der Junge schob den Ärmel von Tylors Jacke nach oben und starrte auf seinen Oberarm. Die gleiche Handlung führte er bei seinem anderen Arm durch. Das, was er suchte, schien er nicht zu finden. Denn jetzt schien er noch verwirrter zu sein. ,,Du bist nicht Newman. Du hast keine stripes. "
Tylor konnte sich mittlerweise wieder etwas fassen. ,,Ich bin Tylor Newman", sagte er entschlossen.
Plötzlich packte der Junge Tylor und schubste ihn gegen die Mauer. Die Klinge drückte sich diesmal wirklich an seinen Hals und Tylor schrie erschrocken auf. ,,Mason, lass es", versuchte ein anderer Junge ihn zurückzuhalten.
,,Halt die Fresse", zischte er ihm zu und wandte sich wieder Tylor zu.
,,Wehe, wenn du mir die Wahrheit verschweigst, Tylor Newman. Sonst bringe ich dich eigenhändig um, egal auf welcher Seite du dich versteckst. Und von dieser kleinen Unterhaltung wird niemand erfahren. Ansonsten ermorde ich nicht nur dich, auch deinen Vater."
Als Mason das Messer zurückzog, holte Tylor nach Luft. Sein Hals brannte und er schmeckte Blut. Blut rang auch seinen Hals hinunter, doch er versuchte es zu ignorieren. Er hatte etwas gesehen. Er hatte die Angst in Masons Augen wahrgenommen.
Mason und seine Gefährten blickten erschrocken auf das Blut, dass Tylors Hals herunterkam. Es war nicht viel, doch Mason wusste, dass das, wenn der Junge vor ihm die Wahrheit sagte, Konsequenzen für ihn mit sich ziehen könnte. ,,Lasst und abhauen", versuchte Mason noch entspannt zu wirken. Aber jetzt war er es, der Angst haben musste.
Tylor hingegen war fertig. Er lehnte sich erschrocken und müde gegen die Mauer. Sein Hals brannte, aber er spürte, dass es nur eine kleine Schnittwunde war, die keine großen Konsequenzen für ihn mit sich brachte.
Jetzt war es die Müdigkeit, die ihn fertig machte und der Gedanke, dass sein Name vielleicht sein Leben rettete.
Es dauerte eine Weile bis Tylor sich aus der Straße traute. Jetzt lag es an ihm jedoch, den Rückweg zu finden.
Er wollte auch auf keine Passanten treffen. Die hätten zu viele Fragen gestellt. Angefangen bei dem vielen Blut auf seiner Kleidung, dass nicht nur von ihm stand. Die Hände von Mason hatten auch anderes Blut auf ihn übertragen. Dabei bekam er jedoch ein Bedürfnis. Er wollte die Wahrheit über das Opfer der Typen.
Als er eine halbe Stunde später endlich auf eine bekanntere Straße traf, hatte er einen Entschluss gefasst und lief zurück. Zurück zu dem Ort, wo alles angefangen hatte.
Als er dieses mal um die Ecke trat, wurde er nicht von fünf Mordlustigen Jungen überrascht. Doch dort lag er immer noch. Der Junge, der vor Stunden noch um sein Leben gekämpft hatte. Er hatte auch keine Chance gehabt. Jetzt lag er da. Eine riesige Blutpfütze machte sich um seinen Körper breit. Vielleicht war der Junge sogar noch jünger, als Tylor. Beinahe noch ein Kind. Mit Tränen in den Augen setzte er sich zu dem Jungen. Er fühlte seinen Puls. Diesmal rang Tylor wieder nach Luft. Er war Tod! Und es war seine Schuld. Tylor hätte nach Hilfe suchen können, den Krankenwagen rufen können oder einfach seinen Dad herholen sollen. Aber er war zu feige gewesen und ist weggerannt. Tylor weinte still auf der Brust des Jungen. Er war viel zu spät.
Plötzlich bekam Ty ein Gedanke. Auch er hätte jetzt in dieser Situation sein können. Er könnte Tod sein. Aber sein Name hatte ihn gerettet.
Nach einer Weile versuchte er sich von dem Jungen zu lösen. Tylor konnte nichts mehr für ihn tun. Da fielen ihm zwei Streifen an seinem rechten Unterarm auf. Sie waren schwarz und dick. Sie waren verwischt und scheinbar nur aufgemalt. Aber irgendwie erschienen Tylor die Streifen als wichtig. Mason hatte von Streifen geredet und bei Tylor keine gefunden. Das erschreckte ihn.
Er wollte den Tag einfach vergessen und hoffte, dass sowas nicht diese Stadt ausmachte. Diesmal löste er sich endgültig von dem Körper.
Von dort kannte er den Weg zu seinem neuen zu Hause. Schon nach einem Tag jedoch, wollte er es schon nicht mehr zu Hause nennen.
Dort angekommen schloss er erleichtert die Tür. Hier war er vielleicht sicher.
,,Sag mal geht es no...",sein Vater stockte beim reden und blickte seinen Blutgetränkten Sohn an.
,,Was", versuchte er eine Frage zu formulieren.
Doch er kam auf Tylor zu und nahm ihn in den Arm.
Tylor fing an zu weinen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro