Eigentlich kennen wir uns nicht
Jassie
Jedes Körperteil tat mir weh, ich hatte Kopfschmerzen und war entsetzlich müde. Das Atmen fiel mir die meiste Zeit wirklich schwer, aber allein durch Chris Nähe fühlte ich mich nicht mehr so alleine. Ich wusste auch so, dass ich nie alleine war, aber das Gefühl was mir Chris gab, konnte keiner von den anderen mir geben. Während der Fahrt streichelte er mir meinen Kopf und sagte mir ich könne mich bei ihm ausruhen. Mir war bewusst das ich so nicht arbeiten gehen konnte, daher bat ich Mai meinen Chef anzurufen, sie kannten sich und er kannte meinen Umstand.
„Hey Mark...hier ist Mai. Sorry das ich dich jetzt noch störe, aber es ist wichtig. Jassie würde zwar gerne selbst anrufen, aber sie ist momentan nicht in der Lage dazu. Sie wird paar Tage in der Kneipe ausfallen." Mai stoppte weil Mark etwas sagte. „Ja..du hast richtig erraten. Diesmal ist es richtig schlimm, sie geht morgen zu einem Arzt. Danke für dein Verständnis. Sie wird sich noch einmal melden." Dann legte Mai auf und schaute zu Chris und mir nach hinten. „Er wusste direkt um was es geht, daher ist es nicht schlimm das du mehrere Tage ausfällst."
Genau in dem Moment zerbrach noch einmal mein Herz, den Blick den mir meine Freundin zuwarf, er zeigte so viel Traurigkeit und gleichzeitig so viel Frust und Wut. Dann sprach sie die Worte aus die jeder dachte. „Warum tust du dir das an Jassie? Was muss noch passieren? Er hat dir schon mal die Nase gebrochen, er hat dich eingesperrt und dir so viel Leid zugefügt. Ich hätte nie gedacht.." Mai musste schlucken um nicht doch noch in Tränen auszubrechen. „Ich hätte nie gedacht, dass es mal so schlimm wird."
Obwohl alles in mir weh tat, hob ich meine Hand und verbarg meine Tränen. Ich wusste, es war keine Absicht von ihnen, aber die Enttäuschung hörte man, egal mit wem ich von ihnen geredet hätte, alle hätten das selbe gesagt mit der selben Stimmlage und Unterton. Chris legte ganz sanft einen Arm um mich während ich weinte. „Ich weiß auch nicht, wie es so weit kommen konnte." Dann meldete sich auch noch nach langer Zeit Andy zu Wort. „Weil du an dem alten Gefühl fest hältst und du keine geistige Kraft hast um dich gegen diesen Umstand zu wehren. Körperlich könntest du weglaufen, dich davon befreien, aber wie sieht es im Kopf aus? Er hat dich schon mehrere Jahre so im Griff, dass dir das einfach schwer fällt. Wir haben leicht reden, wir stecken nicht in deiner Haut. Es klingt zwar so als wären wir enttäuscht, aber so ist es nicht. Wir sind einfach wütend, nicht auf dich sondern auf ihn. Er macht die Fehler und nicht du. Du bist eine gute Ehefrau und eine gute Freundin. Und so sehr man auch dran glaub will, aber es ist einfach so. Er wird sich nicht ändern, am meisten nicht bei seinem Umfeld und nicht bei seinen Drogenproblemen." Es war eine Tatsache , dass Andy recht hatte.
Schlussendlich kamen wir bei Andy an, wie zuvor half mir Chris. Ich konnte selbst nicht wirklich stehen, daher stützte mich der Sänger. „Ich denke ihr fahrt direkt zurück zu dir oder Chris?" Mai sah zwischen uns hin und her. „Ja, sie muss unbedingt schlafen. Ich bring sie morgen früh zu einem Arzt und ich sage euch direkt Bescheid." Mai und Andy umarmten uns noch bevor sie ins Haus verschwanden. Wir dagegen gingen zu Chris Auto, er beförderte mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich zu. Es war so beschämend solche Hilfe zu brauchen, für solche kleinen Dinge im Leben.
„Jetzt guck nicht so. Es ist nicht schlimm. Du musst dich nicht schämen." Es war erschreckend wie er meine Gedanken lesen konnte. Schweigend sah ich in seine braunen Augen, während er eine Hand an meine Wange legte und mir ein Kuss auf die Stirn gab. Dann ging er einmal um sein Auto rum um einsteigen zu können.
Während der Fahrt schwiegen wir, aber es war keine unangenehmes Schweigen. Es lief ganz leise Musik und immer wieder beobachtete ich Chris. Er sah konzentriert auf die Straße, dann schaute ich auf seine Lippen und innerlich schüttelte ich den Kopf. Man sah deutlich die Löcher, wo mal die drei Piercings waren, würde mich jemand fragen hätte ich wohl gesagt, dass ich sie an diesem Mann doch schon sehr vermisste. Ihm standen die Piercings, aber jeder von ihnen, nahm irgendwann die Piercings raus, so wie auch Andy.
„Wieso tust du das eigentlich für mich? Im Grunde kennen wir uns gar nicht. Wir sehen uns jetzt erst zum vierten Mal." Diese Frage schwirrte schon länger in meinen Kopf umher, denn ich verstand es nicht. „Weil du es wert bist Jassie. Klar hast du recht, dass wir uns im Grunde gar nicht kennen. Aber ich möchte dir helfen, ich möchte deine schützende Hand sein. Ich habe keine Hintergedanken, ich möchte einfach nur das du wieder glücklich bist. Ich mein wir können uns kennenlernen, da ist ja kein Problem dran. Zeig mir wer du wirklich bist." Immer wieder sah er kurz zu mir und dann wieder auf die Straße. Mein Herz krampfte sich zusammen und ich fragte mich ob all diese Worte wahr waren, die er mir erzählte.
Nach paar Minuten fuhr Chris in eine Einfahrt rein und parkte. So schnell es nur ging, gingen wir in seine Wohnung. Tatsächlich war ich sehr gespannt auf seine Wohnung. Und wie ich es mir dachte war es in einem guten Mix aus hellen und dunkleren Möbeln bestückt. Er zeigte mir wo alles war, aber ich merkte wie schwer mir das stehen fiel, daher setzte ich mich kurz darauf auf die Couch. So lieb wie er war brachte er mir Wasser, eine Decke und ein Tshirt. „Ich dachte mir du willst vielleicht ein frisches Tshirt. Du kannst meine Tshirts garantiert als Minikleid anziehen, aber egal." Dankend nahm ich es an.
Dann meinte er würde schnell duschen gehen und dann was zu essen machen. Ich meinte nur er müsse sich keine Umstände machen, aber der Blonde winkte es nur ab und ging ins Bad. In der Zeit wo er nicht da, wagte ich es mein Handy aus meiner Tasche zu holen und wie erwartet, 30 verpasste Anrufe und 50 Nachrichten von Blake. Schnell packte ich mein Handy wieder weg und legte mich hin. Und obwohl mir diese Wohnung so fremd war, fühlte mich wohler als in meinen eignen vier Wände.
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