☆Frieden, Freude, Eierkuchen und eine tote Nachbarin
In dem kleinen Dorf war es ruhig. Es bestand eigentlich nur aus genau fünf Bauernhöfe, zwei alten Windmühlen, von denen aber nur noch eine in Betrieb war und einem einzelnen kleinen, etwas abseits stehendes, Wohnhaus. Das Dorf lag sehr abseits, es gab gerade mal eine schmale geteerte Zufahrtsstraße und im Dorf selbst, einen kleinen, runden, mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Dorfplatz. Zur einen Seite des Dorfes erstreckte sich ein dichter Wald, zu den anderen drei Seiten erstreckten sich, so weit das Auge reichte, grüne Wiesen, große Weiden mit Kühen, Schafen und ein paar Pferden und goldene Getreidefelder mit vielen Moonblumen, hier in der Gegend befanden sich einige der Letzten Felder auf denen überhaupt noch so viel Moon wuchsen. Die moderne Landwirtschaft hatte diese wunderschönen Blumen zum Großteil von den Feldern verbannt. Allgemein war das hier ein magisches kleines Fleckchen Erde. In dem Wald lebte zum Beispiel, neben zwei Verschiedenen Feenarten und ein paar Zentauren auch eine der größten Einhornherden der Welt.
Es war Sonntag Morgen, gerade mal neun Uhr, die Zeit in der das Dörfchen langsam zum Leben erwachte. Man hörte das Gackern der Hühner, vereinzelt das Krähen des ein oder anderen Hahnes und das Bellen eines Hundes. Es wehte eine leichte Briese, aber der Himmel war strahlend Blau, nur ein paar weiße Schäfchenwolken wahren zu sehen.
Die Hollywoodschaukel auf der Veranda des kleinen Wohnhäuschens, das etwas abseits den Dorfes stand, quietschte leise, als sie sanft vor und zurück schwang. Angestoßen von der jungen Frau die darauf saß. Äußerlich sah diese junge Damen unscheinbar und unschuldig aus, sie trug einen zu großen grauen Pullover, um sich vor der Morgentlichen Frische zu schützen, und eine ausgewaschene Jens. Sie war Schlank, relativ klein, hatte etwa hüftlange, braune, lockige Haare und zählte gerade mal 17 Jahre. Die Dorfbewohner fanden sie unheimlich. Sie war nicht oft Zuhause, und wenn sie es war, dann nur für ein paar wenige Tage und sie hatte trotz ihres unscheinbaren Äußern, diese Ausstrahlung an sich, die einem sagte, man sollte sich lieber vor ihr in Acht nehmen und sie schien es auch nicht stören, dass die anderen den Kontakt zu ihr mieden.
Kiowa lehnte sich völlig entspannt auf ihrer äußerst bequemen Hollywoodschaukel zurück und seufzte zufrieden. Sie hatte es endlich geschafft sich einen freien Tag zu nehmen und zu ihrem Landhaus irgendwo im Norden Deutschlands zu fahren. Sie lächelte, nahm die Tasse in die Hand, die auf dem kleinen Tischen neben ihr stand und trank einen großen Schluck Kaffee.
Die letzten Monate waren Anstrengend gewesen. Kiowa hatte ständig zu tun gehabt. Sie war eigentlich gar nicht aus ihrer Burg rausgekommen. Sie musste stapelweise Papierkram erledigen, ein Haufen Dinge verwalten und neben bei auch noch auf ihren Drachen Nottrott aufpassen, dem war momentan ziemlich langweilig und stellte alles mögliche an Blödsinn an. Ständig hatte sie sich Dinge anhören müssen wie: "Nottrott hat den Abgesandten der Russischen Mafia gefressen!" "Nottrott hat das Nachbardorf halb abgefackelt!" "Nottrott hat mitten in die Eingangshalle geschi*.... gekotet!" "Nottrott hat alle Kekse gefressen!" "Nottrott hat schon wieder die Putzfrau gefressen!" "Nottrott hat dies!" "Und Nottrott hat das!" Meistens hat er irgendetwas oder irgendjemanden gefressen das oder den er nicht hätte fressen sollen. Das ging so lange, bis sie beschloss, eine Drachentrainer zu besorgen, damit dieser Nottrott trainieren würde. In der Hoffnung das er nicht mehr ganz so viel Blödsinn anstellen und ein wenig erwachsener werden würde. Das hatte zum Glück bis jetzt auch recht gut funktioniert. So gut sogar, dass Kiowa sich endlich mal wieder einen freien Tag nehmen konnte.
Sie seufzte noch einmal, aber eher Resigniert als glücklich, als sie daran dachte, dass es bereits morgen wieder zurück zur Burg gehen würde. Aber die düsteren Gedanken schwanden sofort, als sie, immer noch ihren Kaffee schlürfend das Einhorn beobachtete, dass ganz in der Nähe über ein Feld trottete und nach Leckereien suchte.
Kiowa genoss die Ruhe, die hier herrschte. Es war beruhigend und entspannend. Sie beobachtete weiter das Einhorn und hörte den Vögeln zu, die in den Bäumen zwitscherten. Plötzlich entstand Tumult im Dorf. Es ertönten aufgeregte Schreie und die Anwohner rannten wie aufgescheuchte Hühner umher. Kiowa lies ihren Blick kurz in Richtung des Lärmes schweifen, blieb weiterhin völlig entspannt sitzen.
Das Einhorn sah ebenfalls aufgeschreckt zu dem Lärm, beschloss aber, dass es wohl nicht all zu wichtig war und fraß schließlich in aller Ruhe weiter. Es dauerte nicht lange da war in der ferne bereits das Heulen von Polizeisirenen zu hören. Anscheinend war wohl doch etwas schlimmeres passiert. Aber auch jetzt blieb Kiowa völlig entspannt sitzen, die Polizei würde nicht wegen ihr kommen, das wusste sie mit ziemlicher Sicherheit. Außerdem war sie morgen ja schon wieder weg.
Als dann mehrere Polizeiautos auf dem Dorfplatz ankamen, trottete das Einhorn wieder zurück in den Wald und Kiowa holte sich noch eine zweite Tasse Kaffee und beobachtete das Treiben im Ort. Nach einigen Minuten erkannte Sie, dass es wohl um einen Mord ging. Wenn man das Treiben an einem Mordschauplatz oft genug beobachtet hatte, erkannte man solch einen auch von weitem. Und Kiowa hatte da schon die ein oder andere Erfahrung gemach.
Es dauerte etwa eine Stunde bis zwei Uniformierte Polizisten auf sie zu kamen um ihre Aussage aufzunehmen. Kiowa setzte ihr Professionelles, freundliches aber nichtssagendes Lächeln auf. Sie stellte ihre noch halb volle Tasse auf das Tischen neben ihr und grüßte die beiden Polizisten: "Guten Morgen." "Guten Morgen." grüßten diese zurück. Kiowa bot ihnen keinen Kaffee an, sie würden sowieso keinen nehmen. "Mein Name ist Maier und das ist der Kollege Johnson und Sie sind Sophie Falkner, richtig?" Begann der rechts stehende Polizist, er war schon Mitte 50, die wenigen Haare die er noch auf dem Kopf hatte, waren mehr grau als Braun, er hatte Übergewicht und war glatt rasiert. Sein Kollege war mindestens 20 Jahre jünger, 20 Centimeter größer und 20 Pfund leichter. Er hatte dunkle, kurz geschorene Haare und ebenfalls keinen Bart.
"Richtig." bestätigte Kiowa ihren Namen. Kiowa war natürlich nicht ihr echter Name. In ihrem Beruf war es notwendig einen Decknamen zu haben. Immerhin war sie Leiterin von, sagen wir mal einer Vereinigung von... Auftragskillern. Ja, so konnte man es recht passend beschreiben. Sophie Falkner war auch nicht ihr richtiger Name, aber es war ihre meistgenutzte zweite Identität.
"Wir würden Sie gerne zu dem Mord an Jessika Hill befragen." fuhr Maier fort. Sein Kollege schien eher der schweigsame Typ zu sein. "Okay, Ich glaube aber nicht, dass ich viel dazu zu sagen habe." Stimmte ich zu und lehnte mich entspannt zurück. "Wieso das den?" wollte der Ältere überrascht wissen. "Ich habe nicht besonders viel Kontakt mit den Leuten aus dem Dorf, außerdem bin ich gestern Abend erst gegen zehn Uhr nach Hause gekommen." Erklärte ich völlig entspannt. Ich wusste sie würden mich später überprüfen, meine Akte ansehen und morgen wieder her kommen, um mich zu verhaften, aber dann würde ich schon wieder weg sein. manchmal hatte es auch seine Vorzüge viel unterwegs zu sein.
Maier notierte sich etwas auf seinem Notizblock und redete dabei weiter: "Sie waren, laut verschiedener Aussagen ihrer Nachbarn die letzten vier bis fünf Wochen nicht zuhause." "Ich bin beruflich viel unterwegs, vor allem im Ausland." Erklärte ich und beobachtete die beiden genau. "Was machen sie den Beruflich?" wollte er weiter wissen. Das war das nervige an Polizisten, die waren immer so verdammt neugierig. "Ich leite eine Firma. Wir stellen Mikrowellen her." Lügte ich ihn und seinen Kollegen mit einem freundlichen, nichtssagenden Lächeln mitten ins Gesicht und sie ahnten es nicht einmal.
"Was sagen Sie dazu, dass fast allen Einwohnern hier, Ihnen am ehesten einen Mord zutrauen würden?" Fragte nun der schweigsame Kollege und sah mich prüfend an, als würde er meine Reaktion auf seine Frage genaustens deuten wollen. "Ich schätze das ist verständlich." erwiderte Kiowa immer noch lächelnd. "Wieso?" fragte Maier nun wieder, sichtlich überrascht von ihrer Gelassenheit. "Ich habe oft diese Wirkung auf meine Mitmenschen." Erklärte sie ruhig und nahm wieder einen Schluck Kaffee. "Wieso sollten sie eine solche Wirkung auf ihre Mitmenschen haben?" wollte Maier weiter wissen. "Ich weiß nicht." Sagte Kiowa nachdenklich, "Vielleicht liegt es an meiner Ausstrahlung oder meiner Vergangenheit, wer weiß?"
Die beiden Polizisten fühlten sich sichtlich unwohl in Kiowas Nähe. Es war auch verständlich, schließlich passierte auf dem Land nicht all zu viel, und vor allem keine Morde, das wahr wahrscheinlich ihr erster Mord und sie standen vor einer jungen Frau, die laut ihrer Nachbarn eine potenzielle Mörderin sein könnte.
"Und was sollte in Ihrer Vergangenheit vorgefallen sein, was die Menschen in Ihrem Umfeld vermuten lässt Sie könnten eine Mörderin sein?" Fragte Maier sie. "Wen sie meine Akte gelesen haben, und ich gehe davon aus, dass sie es tun, werden sie wissen wieso." erklärte ich ernst. "Zu ihrer Akte hätte ich auch gleich noch eine Frage. Nachdem Ihre Nachbarn einstimmig beschlossen hatten, dass Sie nicht vertrauenswürdig seien, haben wir Ihre Akte angefordert. Wir haben aber nur bescheid bekommen, dass es noch einige Stunden dauern würde bis wir sie bekommen würden, wieso?" "Das werden Sie wissen, wenn Sie sie haben." sagte ich geheimnisvoll. "Aber Sie sollte wissen, das ich meine Nachbarin nicht Umgebracht habe."
"Wieso sollten wir Ihnen glauben, wenn Sie sagen Sie haben den Mord nicht begangen?" mischte sich der schweigsame Kollege Jonson ein. Kiowa überlegte einen Augenblick, dann antwortete sie wahrheitsgemäß: "Weil ich heute meinen feien Tag habe und wenn ich mal Urlaub habe, vermeide ich es möglichst Menschen umzubringen." "Heißt das, wenn Sie nicht gerade Urlaub haben, bringen Sie Menschen um?" fragte Maier wieder. "Das habe ich nicht gesagt." Kiowa grinste jetzt. "Wenn Sie noch mehr Fragen haben, würde ich vorschlagen meinen Anwalt anzurufen." Erklärte Kiowa noch.
"Sicher, wir bedanken uns schon mal für Ihre Aussage, falls wir noch Fragen haben werden wir uns noch einmal an Sie wenden, wenn Ihnen noch etwas einfällt, wenden Sie sich bitte an uns." Sagte Maier, der wohl verstanden hatte, dass er aus der jungen Frau vor ihm nichts mehr herausbekommen würde. "Natürlich, einen schönen Tag noch." verabschiedete sich Kiowa von den beiden Polizisten. Diese verabschiedeten sich ebenfalls und stapften mürrisch davon. Kiowa genoss ihren freien Tag. Sie wurde nicht mehr gestört., weder von ihren Nachbarn, noch von der Polizei.
Am folgenden Morgen, die Sonne ging gerade auf, kam langsam Leben in das kleine Dörfchen. Es herrschte eine bedrückte Stimmung.
Die Hollywoodschaukel auf der Veranda des kleinen Häuschens am Rande des Dorfes, quietschte leise, als sie sanft in der morgendlichen Brise vor und zurück schwang. Auf dem kleinen Tischchen neben der Schaukel stand eine Tasse mit einem Rest, mittlerweile kalten, Kaffees. Das Häuschen war verlassen. Keine Menschen Seele war zu sehen. In der Ferne waren bereits die Blaulichter der Polizeifahrzeuge zu sehen. Wenn diese aber an dem Haus ankommen würden, würden sie feststellen dass niemand mehr da sein würde.
1783 Wörter
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