König der Außenseiter
Er kam in die Schule, wie jeden Morgen. Doch heute war etwas anders an ihm. Nach einer Weile merkte ich, was anders war. Er wirkte stärker. Selbstbewusster. Wie ein Anführer. Die Leute blickten ihm hinterher, denn er duckte sich nicht mehr vor jedem, der ihm zu nahekam und zeigte sich nicht unterwürfig, wenn er versehentlich gegen jemanden stieß. Er blickte diesen Leuten direkt in die Augen und seine efeugrünen Katzenaugen schienen jeden herauszufordern, der ihn abfällig betrachtete – oder das je getan hatte. Dieser Junge schien jemand anderes geworden zu sein. Er hatte seine Maske fallen lassen, er wollte nicht mehr das Gesicht der Schule sein, das jeder vergaß und das keiner beachtete. In der ersten Pause schien sich die Situation gesteigert zu haben. Wie ein König schritt er voran, gefolgt von all jenen der Schule, die als Außenseiter und Weirdos galten. Ich wollte zu ihm gehen, doch Emily hielt mich davon ab. „Merk dir doch endlich, was ich dir gesagt habe", flüsterte sie mir zu. „Du machst dich durch ihn nur unbeliebt."
Ich gab auf. Mit meiner besten Freundin war nicht zu spaßen. Aber ich genoss den Blick, den er mir zuwarf, als er an mir vorbeiging. Ich erwiderte sein Lächeln, das mir einen Schauer über den Rücken jagte. Mit einer langsamen Geste fuhr er mit einer Hand durch seine dunklen Haare und straffte dann seine abgewetzte Jeansjacke. Ich wollte unbedingt wissen, was er vorhatte. Spätestens in der Mittagspause – wenn Emily wieder mit Mike beschäftigt war und mich nicht stören konnte – wollte ich ihn darauf ansprechen. Falls er überhaupt bei seinen alten Verbündeten saß – und nicht inmitten von seiner neuen Truppe, die wie eine Gang oder eine Armee um ihn herum war. Ich war sicher, dass sie alle das gleiche dunkle Geheimnis teilten.
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