
Neunzehn
Langsam lief ich über das Gelände der Ranch. Camy's Schwester hier her zu bekommen war einfacher gewesen als ich gedacht hatte.
Als ich sie kontaktiert hatte, hatte sie sofort gesagt das sie kommen würde und würde heute wo sich Camy's Aufenthalt hier dem Ende zuneigte.
Ein bisschen nervös war ich schon. Ich hatte keine Ahnung wie Camy's Schwester drauf war, ob sie so wie ihre Schwester eher ruhig und bescheiden war oder ob sie einer dieser Menschen war, die mit ihrem Reichtum protzten.
Ich hatte sie gefragt ob ich sie abholen sollte aber sie hatte gemeint das sie selbst zur Ranch kommen würde. Nun wartete ich die ganze zeit ungeduldig darauf das sie kam.
Ich wollte sie abfangen bevor Camy sie zu Gesicht bekam und erstmal allein mit ihr sprechen. Ich hoffte inständig, dass sie ihre Schwester unterstützen wurde und dafür sorge tragen würde, das sie nicht ständig diesem hohem Druck ausgesetzt war.
In der Ferne sah ich eine Staubwolke aufkommen, die zeigte das sie jemand mit einem Fahrzeug der Ranch näherte.
Das Auto kam langsam näher und blieb einige Meter vor dem Tor der Ranch stehen. Eine junge braun haarige Frau mit leicht gewellten Haaren stieg aus dem Wagen. „Das fürs herbringen, ich ruf dich an, wenn wir fertig sind", rief sie dem Fahrer freundlich zu bevor sie langsam auf mich zukam.
Sie trug Kleidung die wesentlich besser geeignet für die Ranch war, wie die mit der ihrer Schwester hier ankam. Im Allgemeinen wirkte sie ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte.
Sie lächelte mich freundlich an und wirkte keinesfalls überheblich.
„Sind sie Frau Winter?", fragte sie ruhig und streckte mir die Hand entgegen.
„Ja aber Lou reicht", sagte ich und schüttelte höflich ihre Hand.
„Sehr schön. Ich bin Tori", sagte sie und ließ ihren Blick über die Ranch schweifen. Ich blickte die Frau neugierig an und ihr wandernder Blick blieb schließlich an mir hängen.
„So wie du schaust hast du eine Diva erwartet aber da muss ich dich leider enttäuschen die bin ich nicht. Die Jungs hat dieser Reichtum und der Rum der Familie zu arroganten Schnösseln gemacht, mich und Camy nicht", sagte sie ruhig und schlenderte langsam über die Ranch.
„Ich weiß das dieser Aufenthalt hier laut meinen Eltern eine Lektion sein soll, für Camy und ihr zeigen soll was für ein Leben man lebt, wenn man nicht immer Höchstleistungen zeigt, aber ich hoffe das Camy schlauer ist als ich es war", sagte sie seufzend und ich sah sie fragend an.
„Was meinst du damit?", harkte ich nach.
„Ich weiß nicht was Camy dir alles erzählt hat aber unsere Eltern wollten von uns immer nur Höchstleistungen sehen. Man steht immer unter Druck, erst in der Schule und jetzt im beruflichem. Ich hoffe das Camy merkt das sie auch ihren eigenen Weg gehen kann und nicht den meine Eltern ihr vorgegeben haben", sagte Tori.
Ich ließ ich auf der Bank vor dem Haus nieder und sie setzte sich neben mich. „Das war zumindest das eigentliche Ziel dieses Aufenthaltes hier, dass sie lernt das sie ihr Leben so leben kann wie sie es möchte. Ich bin auch der festen Überzeugung dass sie einen Plan hat wie sie ihr Leben gestalten möchte, aber in diesem Plan kommt nicht die Firma eurer Eltern vor. Camy ist in der Zeit hier sehr viel ausgeglichener geworden aber ich fürchte das sich das wieder ändern wird sobald sie wieder Zuhause ist", sprach ich meine Bedenken aus. „Sie möchte ihre Eltern nicht enttäuschen und dass ihre Geschwister alle Beruflich so erfolgreich sind baut einen enormen Druck auf sie auf", erklärte ich ruhig.
„Was bringt einem ein Job, in dem man viel Geld verdient, wenn man dann nur noch am Arbeiten ist? Hast du eine Ahnung wie blöd mein Job sein kann. Ich arbeite fast rund um die Uhr und wenn ich das nicht tue sitze ich im Flugzeug und fliege von einem Staat in den nächsten, das ist kein Leben, mit dem man glücklich sein kann. Ich hoffe das Camy nicht so blöd ist wie ich und dass einfach mit sich machen lässt", sagte sie seufzend.
„Camy weiß was sie will aber sie braucht jemanden der sie unterstützt, der zu ihr hält, dann wird sie ihren Weg gehen können", sagte ich ruhig und Tori seufzte.
„Ich werde mein bestes geben aber ich bin nicht oft Zuhause, die meiste Zeit ist Camy allein mit den Angestellten meiner Eltern, die das Anwesen in Ordnung halten", erklärte Tori und stand langsam wieder auf.
„Unsere Eltern wollten uns nie etwas Böses mit diesem Druck, den sie ausübten. Sie haben uns zwar immer erzählt das die Firma schon immer in unserer Familie ist aber so richtig stimmt das nicht. Unsere Mutter hat sie geerbt nach dem Tod ihres Onkels. Mama ist selbst mit zehn Geschwistern aufgewachsen. Ihre Familie hat in schwerer Armut gelebt und hat immer Hunger gelitten. Als sie die Firma erbte änderte sich ihr Leben komplett. Sie lernte unseren Vater kennen und leiteten die Firma. Dadurch, dass sie denselben Nachnamen hatte stellte nie jemand in Frage das sie wirklich eine direkte Verwandte des damaligen Chefs war. Mama hatte keine leichte Kindheit, ihre Familie musste ums überleben kämpfen und deswegen wollte sie von anfangen das wir uns anstrengen und Bestleistungen zeigen damit wir nie in dieses Leben hineinrutschen. Mama hat versucht uns dadurch zu schützen aber hat nie bedacht das sie uns damit unsere Kindheit raubt", erklärten Tori und ich sah sie überrascht an. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Weiß Camy das? Sie hat nie davon erzählt. Sie hat immer nur gesagt das seit Generationen alle studieren und beruflich sehr erfolgreich sind und sie es deswegen auch werden muss", gab ich Camy's Worte wieder.
„Ich glaube nicht, dass sie es weiß. Mama redet nicht von früher, mit ihrer Familie hat sie nichts mehr zu tun. Ich habe noch nie einen ihrer Geschwister kennengelernt. Ich habe alte Fotos auf dem Dachboden gefunden und eine unserer Angestellten hat mir davon erzählt, sie arbeitete davor bereits für den Onkel meiner Mutter und kannte Mama von daher noch von früher, wenn Mama wüsste das sie gequatscht hat würde sie sie sicherlich feuern. Mama möchte nicht mehr das sein was sie früher was, sondern eine Erfolgreiche Unternehmerin, die sich um nichts Sorgen machen muss", sagte Tori.
„Ich glaube das diese Information Camy dabei helfen würde endlich ihren eigenen Weg zu gehen", sagte ich und Tori nickte verständlich.
„Ich werde mit ihr reden. Dieses Gespräch ist längst überfällig, wo ist Camy denn?", fragte sie und sah sich suchend um.
„Sie ist sicher noch im Stall", sagte ich und lief auf das große Gebäude zu in dem zu meinem Glück kein einziges Pferd mehr stand. Camy war wirklich fleißig gewesen.
Ich hörte das Lachen von zwei Stimmen, das aus dem hinteren Teil des Stalles zu mir drang. Camy und Ellie waren gerade mit einer ausgiebigen Heuschlacht beschäftigt und bekamen gar nicht mit das wir gekommen waren.
„So ausgelassen habe ich sie lange nicht mehr gesehen. Wer ist dieses Mädchen bei ihr?", fragte Tori, während sie zu ihrer Schwester sah.
„Das ist meine kleine Schwester Ellie. Mein älterer Bruder und ich haben das Sorgerecht für sie und sie verbringt den Sommer mit auf das Ranch, zumindest solange Camy noch hier ist, dann fahren wir auch wieder Nachhause", sagte ich und sie nickte.
„Mädels", rief ich und beiden fuhren erschrocken zu mir herum. Camy's Augen begannen freudig zu Funkeln, als sie ihre Schwester entdeckte.
„Tori! Du bist wirklich gekommen", rief sie und lief ihrer Schwester in die Arme.
„Natürlich komme ich", sagte sie und strich ihrer Schwester das Heu aus den Haaren.
„Wie lange bleibst du?", fragte sie gleich und Tori sah zu mir.
„Platz ist hier genug, wenn du es einrichten kannst, kannst du auch ein paar Tage hierbleiben", schlug ich vor und Camy sah ihre Schwester Hoffnungsvoll an.
„Kannst du bleiben?", fragte sie fröhlich.
Tori zuckte ein Lächeln über die Lippen. „Muss nachher nur ein bisschen Telefonieren aber ich bekomme das schon hin", sagte sie.
Camy trug ein volles Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Zeigst du mir mal wo dein Zimmer ist? Ich glaube es ist an der Zeit das ich dir mal etwas über Mama erzähle", sagte sie leise.
„Ist ihr was passiert?", fragte Camy panisch.
„Nein! Mama geht es gut keine Sorge", sagte Tori und lief mit ihrer Schwester auf das Haus der Familie zu.
Ich lächelte. Tori würde ihre Schwester unterstützen und somit was Camy's Aufenthalt hier ein voller Erfolg und neigte sich nun dem Ende zu. Die Arbeit hier auf der Ranch hatte mir Spaß gemacht. Wer weiß vielleicht würde meine Hilfe hier ja mal wieder gebraucht werden.
Ich kam auf jeden Fall jeder Zeit gerne wieder zurück auf die Holsteinranch. Der Ort wo sich mein Leben und das von einigen anderen Jugendlichen änderte...
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Hallo ihr da draußen :) Das war das letzte Kapitel und somit ist diese Geschichte angeschlossen. Camy hat jetzt endlich jemanden in ihrer Familie gefunden der sie dabei unterstützt ihren eigenen Weg zu gehen und somit kann sie die Holsteinranch wieder verlassen :)
Ich hoffe sehr das euch das Buch gefallen hat. Vielen dank für alle Reads, Kommis und Votes, ich freue mich über jeden einzelnen. Vielleicht sieht man sich ja nochmal in einem meiner anderen Bücher. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Tag.
LG Vivi
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