Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

4

Das Holz der Brücke dröhnte unter dem Hämmern hunderter Stiefel. Das Heer marschierte in die Stadt ein, Hildegard und ihr Fähnlein mittendrin. Über die Brücke ging es durch ein einfaches Tor zuerst ins Bollwerk, das als künstliche Insel vor dem eigentlichen Stadttor lag. Hinter Wällen und gedrungenen Mauern standen Bolzenschleudern und eine Wurfmaschine, um Feinde bereits im Vorfeld zu bekämpfen. In friedlicheren Zeiten klapperte hier eine Wassermühle, die jetzt aber außer Betrieb war. Die Stadtseite war offen, um den Verteidigern auf der Stadtmauer freies Schussfeld zu geben, sollten die Feinde das Vorwerk erobern.

Durch dieses Tor war Hildegard ausgezogen, um sich dem Heer anzuschließen. Niemand hatte hier gestanden, um sie zu verabschieden; nur die Torwächter hatten ihr gelangweilt hinterhergesehen. Hildegards Blick ging über die Krone der Stadtmauer zum Roten Turm, den man hier gerade noch von einer anderen Seite der Stadt aufragen sah. Weit oben gab es eine kleine, unauffällige Ladetür. Dort oben hatte die einzige Person gestanden, die ihr nachgewinkt hatte. Nun war da niemand, die Tür war geschlossen.

Der Mauerturm verschwand aus dem Gesichtsfeld, als sie über eine weitere Brücke zum Vortor marschierten, einem kleinen, vorgelagerten Torbau, der mit zwei Wehrgängen links und rechts des Weges mit der eigentlichen Stadtmauer verbunden war. Der umschlossene Raum sollte Angreifern, die es durchs Vortor geschafft hatten, zur Falle werden. Am anderen Ende ragte der Torturm bis in den Himmel, Stockwerk um Stockwerk voller Schießscharten. Unten bildeten sein Fallgatter und sein massives Holztor die letzte Verteidigungslinie. Eine eindrucksvolle Anlage, hinter der die Stadt gut hätte geschützt sein sollen – hätte es nicht an anderer Stelle die große Schwachstelle gegeben.

Die Schritte der Spießknechte hallten in der Tordurchfahrt wider, dann traten sie hinaus in die Gassen der Stadt. Geradeaus führte die enge Hauptstraße in leichten Windungen ins Herz der Stadt, zum Großen Markt. Die Fachwerkhäuser mit ihren nach oben bis zu den spitzen Giebeln hin immer weiter vorkragenden Geschossen erweckten den Eindruck, als würden sie ihre Köpfe zusammenstecken und über ihre Bewohner tuscheln.

Die standen vor den Häusern oder streckten die Köpfe aus den Fenstern. Etwas verhalten jubelten sie den Vorbeimarschierenden zu. Sicher, die siegreichen Kriegsknechte kamen als Freunde und Befreier, aber die meisten waren Fremde, wie fast alle in Hildegards zusammengewürfeltem Fähnlein. In der Kriegsgeschichte war es durchaus schon vorgekommen, dass ein friedlicher Einmarsch in einer wilden Plünderung geendet hatte.

Ohne viel Hoffnung sah Hildegard nach links und rechts, ob sie irgendwo ihre Großmutter unter den Zuschauern entdecken würde. Wahrscheinlicher war es, eine andere Gestalt irgendwo im Hintergrund zu erspähen, vielleicht in einer Seitengasse...

Sie schien kein Glück zu haben.

Ein paar Leute erkannten Hildegard, winkten, riefen kurze Grüße. Sie lächelte, nickte, marschierte weiter.

"Hildegard!", rief plötzlich eine Stimme von oben. Sie schaute auf. Gerbert, der alte Apotheker, sah aus dem Fenster seines Hauses und winkte, ein Strahlen im Gesicht. "Wie schön, dich zu sehen!", rief er.

Hildegard nahm eilig den Spieß in die Schildhand und winkte zurück. Sie hatte gar nicht an den alten Mann gedacht, und jetzt war seins das liebste Gesicht, das ihr bisher in ihrer Heimatstadt begegnet war.

Sie erreichten den Großen Markt, und jegliche Freude verblasste in Hildegard. Sonst herrschte fast immer ein geschäftiges Durcheinander auf dem Platz. Unter den gestrengen Blicken der reich verzierten Häuser der wohlhabendsten Bürger und angesehensten Gilden wurde hier verkauft, verhandelt und verabredet. An zwei Ecken in den Platz hineingesetzt mahnten das Rathaus zur Beachtung der Ordnung und das Witoheiligtum zur Beachtung des Friedens. Ihnen gegenüber, scheinbar zurückhaltend in die Häuserfront eingegliedert, maß das Watoheiligtum jeden stumm nach seiner Stärke.

Heute war alles in die feste Ordnung eines wohlgeplanten Schauspiels gepresst. Vor dem Heiligtum des Wato war eine große Bühne aufgebaut. Um die Bühne herum stand eine Doppelreihe Spießknechte, die eine Reihe mit dem Gesicht zur Bühne, die andere Reihe mit dem Gesicht zum Platz. Der Platz war freigeräumt von allen Buden und Ständen; stattdessen füllen ihn nun die einmarschierenden Truppen. Nur am Rand, abgegrenzt von einer weiteren Reihe Spießknechte, blieb Platz für die Bürger der Stadt.

Auf der Bühne standen, ordentlich in mehreren Reihen hintereinander, hundert junge Frauen, jede in einem weißen Kleid und mit einem Blumenkranz in den offenen Haaren: die Maiden der Stadt.

Hildegards Fähnlein nahm seinen Platz ein, seitlich vor der Bühne. Auf Kommando setzten sie die Spieße auf den Boden, nahmen Haltung ein und warteten ab. Das nächste Fähnlein nahm neben ihnen Aufstellung, vom Feldweibel so eingewiesen, dass hier eine Gasse freiblieb. Weitere Fähnlein kamen nach, bis fast das ganze Heer anwesend war – oder alle Fußknechte des Heeres, denn die Ritter waren nirgendwo zu sehen, genauso wenig wie der Oberbefehlshaber, der Graf, und sein Gefolge.

Eine unangenehme Stille senkte sich über den Großen Markt. Keiner jubelte hier. Wer sprach, der flüsterte.

Schließlich hörte man Hufgeklapper und Gerumpel. Atgarion, der Kampfmagier, ritt ein, an der Spitze seiner Kämpen. In ihrer Mitte fuhr ein offener Pferdewagen, geführt von Atgarions Diener. Langsam ritt Atgarion die Gasse entlang, sein Gesicht unergründlich. Was mochte er in seinem Herzen fühlen? Triumph über die Feinde? Stolz auf seine Macht? Verachtung für die Schwachen, die ihn brauchten?

Hildegard musste anerkennen, dass es ohne Atgarion keinen Sieg der Städte geben würde. Die Strategie des Herzogs, alle Städte gleichzeitig zu belagern, war aufgegangen. Jede Stadt behielt ihr Aufgebot zur Verteidigung in ihren eigenen Mauern, der Graf als ihr Oberster Hauptmann war gezwungen, sein Heer mit angeworbenen Söldnern zu füllen, für die die Städte nur begrenzt Geld stellen konnten – oder wollten. Umso begieriger hatte sich der Kriegsrat der Städte auf die Gelegenheit gestürzt, Atgarion anderweitig zu entlohnen.

Hildegard zuckte zusammen, als Atgarion plötzlich den Kopf wandte und sein Blick unter Tausenden von Spießknechten ausgerechnet sie fand. Erschrocken blinzelte sie – und sah ihn wieder nach vorn schauen, als sei nichts geschehen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?

Atgarion und sein Gefolge erreichten die Bühne, wo sie die Pferde zügelten und anhielten, aber nicht abstiegen. Sie warteten. Ein Mann in kostbaren Gewändern, eine prunkvolle Kette vor der Brust, trat neben der Bühne hervor. Der Bürgermeister. Gemessenen Schrittes stieg er die Stufen zur Bühne empor, stellte sich in Positur und setzte ein würdevolles Lächeln auf.

Hildegard stutzte. Das war nicht Bürgermeister Mengener, das war Kämmerer Knicker. Zumindest war das die Ämterverteilung gewesen, als sie die Stadt verlassen hatte.  War Mengener während der Belagerung ums Leben gekommen?

"Siegreiches Kriegsvolk der Freien Städte", hob Knicker zu sprechen an, "seid willkommen in unserer höchst dankbaren Stadt!"

Alle Spießknechte schlugen zweimal den Fuß ihres Spießes auf den Boden, wie befohlen. Vereinzelt erklangen schwache Jubelrufe von den Stadtbewohnern, sonst regte sich nichts.

"Ganz besonders willkommen", fuhr Knicker unbeirrt fort, "sei uns der Held des heutigen Sieges, der geehrte Meister Atgarion!"

Alle Spießknechte stampften wieder mit ihren Spießen, diesmal drei Doppelschläge, wiederum wie befohlen. Währenddessen wandte Knicker sich dem immer noch aufgesessenen Atgarion zu – und sein Lächeln erstarb. Nachdem die Spießstöße verklungen waren, dauerte es einen langen Augenblick, bis er weitersprach.

"Hier... hier stehen die ehrbaren Maiden unserer Stadt. Gemäß uraltem, überkommenem, äh, Brauch, darf der Held sich eine erwählen, die, ähm, sein sein soll. Ähm, bitte sehr." Knicker machte kurz eine einladende Geste in Richtung der Frauen, dann eilte er schneller von der Bühne, als seiner Amtswürde ziemlich war.

Alle Augen richteten sich auf Atgarion.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro