Kapitel 9. Ein Stein im Brett
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Das würdest du dir wahrscheinlich wünschen, aber keine Angst, so einfach kriegst du mich nicht. G.
Ihren eigenen kleinen Zettel faltete sie schnell zusammen, steckte ihn in ihre Tasche und schlüpfte unter ihre warme Bettdecke, der Wind des Astronomieturms hatte ihre Füße und Hände stark abgekühlt.
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Alte Runen, am nächsten Tag nach dem Mittagessen. Das war die Gelegenheit, ihm den Brief zukommen zu lassen, aber sie musste es so anstellen, dass es niemand bemerkte. Sie konnte es einfach nicht gebrauchen, dass sie von Malfoys Slytherinkumpels damit aufgezogen wurde. Obwohl es vielleicht einige von ihnen ahnten, allein, weil Parkinson es einmal bemerkt hatte.
Abwartend lehnte sie sich neben den Eingang zum Unterrichtsraum und suchte mit wachem Blick die passierende Schülerschaft nach dem Großkotz ab. Einige ihrer Mitschüler hatten bereits das Klassenzimmer betreten, als Malfoy und Nott auf sie zukamen, vermutlich des Unterrichts wegen. Sobald sich ihre Augen für einen winzigen Moment trafen, zeigte sie ihm den Brief unauffällig; er war zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, lugte aus dem Ärmel ihres Umhangs hervor.
Halbherzig, das sah sie genau, führte er sein Gespräch mit dem mausgesichtigen Jungen, der überaus bedrückt wirkte. Und dann, als der Blonde an ihr vorbei ging, hob sie ihren Arm für einen winzigen Moment, den er genau abpasste, um ihr das Zettelchen mit seinen langen Fingern abzunehmen. Wenn es dunkel wäre, hätte man den Funkenflug zwischen den Fingerkuppen der beiden beobachten können, dachte sie. Diese Berührung, zart wie ein Schmetterlingsflügel, brannte sich förmlich auf ihrer Haut ein und verließ sie den ganzen Tag nicht.
Aber bevor es so weit war und sie sich ganz in dieser flüchtigen Erinnerung verlieren konnte, traf sie sich mit ihm in der Bibliothek, denn Hausaufgaben waren noch immer ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags, der erledigt werden wollte.
„Ich bin so müde.", brummte er, legte seine Stirn auf der Silbentabelle ab, die sie benötigten.
„Schläfst du so schlecht?", ihre Augenbraue hob sich misstrauisch. Er hingegen zuckte mit seinen Schultern, denn sie musste von seinem Geheimnis noch nichts erfahren. Es war nicht so, dass sie beste Freunde oder überhaupt enge Bekannte waren, weshalb er sich dieses Gespräch aufhob. Später konnte sie seine Schwächen sehen, dachte er, aber es war einfach zu früh dafür. Wenn er es recht bedachte, sollte niemals jemand davon erfahren, dann würde man ihn in die geschlossene Abteilung des St. Mungos stecken und da wollte man gewiss nicht leben, wenn man bei Sinnen war. Erzählungen nach jammerten die Patienten den ganzen Tag und die ganze Nacht, wehklagten, ohne klare Worte und ohne ein Ziel. Lediglich ihre leere Hülle äußerte sich, um zu fühlen, dass sie noch existierte. Verletzten sie sich selbst, beruhigte man sie und gab ihnen Tränke, damit sie traumlos schlafen konnten, aber auch das war, verständlicherweise, keine Dauerlösung, bis sie wieder nach ihrem Verstand schrien.
Etwas zu lang wartete er, bis er antwortete: „Nein."
„Mhm. Hey, hast du keine Antwort auf meinen Brief?", lenkte sie spielerisch ab. Malfoy verlagerte seinen Kopf, er ruhte nun auf der Schläfe, sodass er sie mit verhangenem Blick fixierte.
„Alles zu seiner Zeit, Liebste."
„Oh, Liebste? Was ist geschehen, Mister Ego?", ihm musste bewusstwerden, was er gerade ausgesprochen hatte und so presste er seine Lippen aufeinander, damit ihm dieses Missgeschick nicht erneut wiederfuhr.
„Das habe ich nicht ernst gemeint und das weißt du, Hexe."
„Natürlich.", sie zwinkerte. „Hilfst du mir bei dieser Aufgabe? Die Deutung des Runenorakels erinnert mich an die Glaskugeln von Trelawney. Nämlich an gar nichts."
„Also... die Position von Ehwaz im Westen bezeichnet...", und so ging die gemeinsame Lernzeit dahin. Es wurde dunkel, gleichermaßen zogen Regenwolken auf und verdeckten den Mond, den man an diesem Abend sehen würde. Hermine hatte ihre Aufgaben beendet und lehnte sich zurück, während Malfoy letzte Stichworte niederschrieb.
„Ich habe dir lang keine Frage gestellt.", das kam ihr urplötzlich in den Sinn. Fahrlässig hatte sie die Möglichkeit sausen lassen, etwas über den Eisprinzen der Slytherins zu erfahren. Ein verhaltenes Stöhnen war die Antwort.
„Muss das sein?", und diese drei Worte.
„Unbedingt.", sie lächelte. Dieses Lächeln wurde breiter, als sie seinen Unmut sah und wie er einen Punkt hinter das letzte Wort setzte, viel zu fest, sodass die Tinte spritzte.
„Aber nicht hier.", war die Bedingung, die er stellte. Sie nickte, dann packten sie ihre Unterlagen zusammen, räumten die Bücher in die Regale und taten so, als würde es ihnen nichts ausmachen, als sie sich zufällig an ihren Händen berührten, an derselben Stelle, die es auch morgens gewesen war.
Die schweren Umhängetaschen schnitten in ihre Schultern, mussten aber mitgenommen werden, als sie ein paar Stockwerke erklommen und in der Nische verschwanden, in der eines ihrer Gespräche so unangenehm geendet war. Regen prasselte lautstark gegen das Fenster.
Ohne darüber nachzudenken, packte er das Buch aus, welches sie in Hogsmeade erstanden hatten und reichte es ihr, ohne sie anzusehen. Er hatte das Kapitel über sich und seine Familie aufgesogen, konnte es beinahe auswendig und wollte die Worte, die da geschrieben standen und deren Kombination so hässlich klang, nicht glauben. Wie konnte jemand etwas derart Schreckliches über sie schreiben? Dagegen waren die Abschnitte zur Familie Weasley harmlos, ja beinahe angenehm gewesen.
„Brauchst du es nicht mehr?", fragte sie verblüfft und nahm es entgegen, worauf er seinen Kopf schüttelte und diesen in seine Hände bettete. Sie sah ihn an, packe das Buch dann in ihre Tasche.
„Stell deine Frage.", hört sie ihn gedämpft, wegen der Hände, sagen. Sie lehnt sich gegen die Mauer in ihrem Rücken und betrachtet ihn, ehe sie die geforderte formulierte.
„Wie schläfst du momentan?", sie war sich sicher, dass er sie vorhin, in der Bibliothek angelogen hatte und wollte nun die Wahrheit erfahren. Dennoch konnte sie sein Zögern beinahe mit den Fingerspitzen greifen.
„Ist mein Aussehen nicht selbsterklärend?", schnappte er schließlich. Beinahe empört richtete er sich im Sitzen auf und funkelte sie an.
„Ja, deswegen frage ich ja. Kennst du das, wenn Menschen etwas sehen, dann hineininterpretieren und nur Blödsinn erzählen? Ich möchte keine davon sein, nur weil ich nicht nachgefragt habe, wo ich doch die Möglichkeit dazu vor der Nase sitzen habe."
„Nicht gut, okay?", gestand er zu.
„Was ist es, das du von Madame Pomfrey bekommst?", bohrte Hermine. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun. Er seufzte.
„Sei einmal ein normaler Mensch und akzeptiere es, dass ich nicht mein ganzes Leben mit dir teile."
Sie beschloss, diese Frage auf den nächsten Tag zu verschieben. „Ich schlafe übrigens ganz gut, danke der Nachfrage. Nachdem ich im Krankenflügel übernachtet habe, waren meine Kopfschmerzen weg und der Schlaf tief.", genauso verhielt es sich mit allen seltsamen Gefühlen, die sie für eine Zeit empfunden hatte und die sie nun nicht mehr benennen konnte. Selbst wenn sie wollte.
„Hab gern gefragt.", antwortete er lapidar und zuckte seine Achseln.
Es breitete sich eine mehr oder weniger unangenehme Stille zwischen den beiden aus, die nebeneinander verharrten und es mieden, sich anzusehen. Regen, der gegen die Fenster schlug, wirkte wie ein Hintergrundrauschen. Sie dachte an die Bemerkung, die er gemacht hatte, als sie ihn darum bat, mit ihr zu lernen. Schiebe die Schuld dann nicht auf mich, wenn es zu langweilig wird. Hatte er gesagt. Bisher empfand sie ihre gemeinsame Zeit keineswegs als langweilig, wenn auch ein wenig schweigsam.
„Malfoy? Wieso reden wir erst in unserem Abschlussjahr miteinander?", ihre Muskeln spannten sich an. Die Frage war ihr eher herausgerutscht, als dass sie es geplant hatte, sie zu stellen. Beinahe erwartete sie eine abweisende Bemerkung seinerseits, so wie es oft der Fall gewesen war.
„Keine Ahnung. Du bist eine ziemliche Besserwisserin.", murmelte er. Noch immer stützte er seine Ellenbogen auf seinen Knien auf, seinen Kopf hielt er leicht geneigt, womit er sie im Augenwinkel ansah.
Unwohl strich sie eine Strähne hinter ihr Ohr. „Ich weiß, dass mich das bei vielen unbeliebt macht."
„Außerdem sind Gryffindor und Slytherin doch schon lang verfeindet. Es liegt in der Natur der Sache, denkst du nicht? Außerdem bin ich ein Malfoy. Malfoys legen Wert auf exquisiten Umgang."
„So?", ihre Augenbraue hob sich. „Ich entspreche nicht deinem exquisiten Umgang?"
Draco schnalzte mit seiner Zunge „Das hast du jetzt gesagt.", er setzte sich auf und wandte sich weiter zu ihr, im Schatten der Mauer sah sie seine grauen Augen, die nun eher wie Anthrazit wirkten. „Aber ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung. Hast du jemals versucht einen deiner ersten Eindrücke zu revidieren?"
„Ja. Jetzt gerade. Ist es dir nicht aufgefallen?", ein bitteres Lachen kämpfte sich aus ihrer Kehle. „Es mag einfach sein, sich auf den ersten Blick zu verlassen. Würde es danach gehen, würde ich nicht hier sitzen. Du bist sonst nämlich ziemlich abweisend und arrogant, aber das habe ich dir ja bereits ausführlich erklärt."
„Ich erinnere mich.", das tat er. Und zwar mehr als genau. Beim Gedanken daran wurde ihm schlecht, das zeigte er ihr jedoch nicht.
Sie musterte seine Miene, die angestrengt wirkte. „Du weißt, dass sich meine Meinung geändert hat?"
Bei dieser Frage verschränkte er seine Arme vor der Brust. „Und wie ist deine Meinung jetzt?"
„Du hast ein Talent für alte Runen. Du schläfst schlecht und viele Mädchen würden für gemeinsame Zeit mit dir einiges opfern. Jederzeit gibst du acht darauf, so wenig wie möglich preiszugeben und trotzdem sprichst du unglaublich viel, nur ohne wirklich zu reden. Und ich bemerke, dass du mich beobachtest.", wäre es heller, würde sie das Rosa seiner Wangen sehen, er spürte es prickelnd auf seiner Haut.
„Ich beobachte dich nicht.", seine Bemerkung sollte wohl schnippisch klingen, aber das misslang ihm kläglich. Es war eher trotzig, als würde sie ihm verbieten, dass er auf seinen Besen stieg.
„Doch, tust du."
„Nein!"
„Hör auf es zu leugnen, ich weiß es und ich bin nicht blind.", beharrte die Brünette. „Ich möchte nicht diskutieren, wir müssen dann zum Rundgang und ich möchte vorher noch ein wenig entspannen.", das war keine Lüge, um ihn loszuwerden. Nach diesem langen Tag wollte sie ihre verspannten Schultern nur auf die bequeme Matratze ihres Bettes legen und fühlen, wie sie weich wurden.
„Sowas tust du? Ich dachte du nimmst dir nacheinander alle Bücher der Bibliothek vor und lernst sie auswendig?"
„Sehr witzig.", sie schlug gegen seine Schulter und erhob sich, er tat es ihr gleich.
„Schlag mich nicht.", zischte er ihr entgegen, worauf sie unschuldig lächelte.
Gerade wollten sie den kleinen Turm verlassen, als sich Stimmen und Schritte näherten.
„...hat mir wirklich gut gefallen.", sagte eine weibliche.
„Mir auch. Ron hat letztens gesagt-", Harry. Sie hörte es sofort. Und auch Draco musste es gehört haben, blieb jedoch nicht stehen, sodass sie es war, die seinen Arm packte und ihn zurück in den Schutz der Nische zog. Ihre Berührung und der damit einhergehende Ruck waren so plötzlich gekommen, dass er nach hinten stolperte und beinahe hätte er sie wüst beschimpft, aber sie stieß ihn gegen die Steinwand zu ihrer Rechten, presste ihren Körper gegen seinen und hielt einen Finger vor ihren Mund, damit er still blieb.
Seine, vor Ärger, gesenkten Augenbrauen machten deutlich, dass es ihm gar nicht gefiel, wie sie sich verhielt, aber dieser Blick wandelte sich, als er sich ihrer Nähe bewusst wurde. Viel zu deutlich spürte er ihren Busen an seiner Brust und ihre Hüfte in der Nähe von seiner. Ihr Atem streifte seinen Hals, weil sie einen halben Kopf kleiner als er war. Der Duft von Kirschen stieg zu ihm auf, wahrscheinlich aufgrund der Bonbons, die sie unentwegt in ihren Mund stopfte.
Verwundert über seine plötzliche Stille sah sie zu ihm auf, er zu ihr hinab. Nie zuvor waren sie sich derart nah gewesen, selbst wenn sie in der Bibliothek schon bis auf wenige Zentimeter zusammenrückten und wenn es nur dem Zweck diente, sich leise unterhalten zu können. In der Blase, die sie umgab, blieb die Zeit stehen, man hörte, wie sich die Schritte der beiden anderen entfernten. Ein Knistern, das zwar schon vorher vorhanden war, sich aber nun verstärkte, prallte an den Wänden ab und entlud sich in ihren Herzen.
Ehe sie sich versehen konnte, hatte die Gryffindor ihre Hand in seinem Genick vergraben, zog ihn noch näher zu sich heran und küsste ihn sanft. Die Explosion, die daraufhin in ihrer Brust tobte, war mehr als alles, dass sie sich hatte vorstellen können. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass gerade er die Ursache dafür sein konnte, dass sich ihre Lider auf diese verführerische Art schlossen und sich nie wieder öffnen wollten, denn dann würde sie den Moment nicht vollständig auskosten können. Seine Hände legten sich, direkt über ihrer Bluse, auf ihre Taille und erhitzten sie nur noch mehr.
Schneidend sog er die Luft durch seine Nase ein, weil sie seinen Mund so süß verschloss. Und als wäre er nicht Herr seiner Sinne, nahm er nur am Rande wahr, wie er sein Haupt zur Seite neigte und ihr seine Lippen entgegendrängte. Nur einen Moment später teilte sie ihre Lippen und sorgte dafür, dass er ihre Kirschbonbons nicht nur roch, sondern auch auf seiner Zunge schmeckte, die mit ihrer tanzte.
Hermine taumelte einen Schritt nach hinten, spürte die Bank in ihren Kniekehlen. Dankbar sank sie auf die Sitzfläche, während sie von Emotionen und Bildfetzen überwältigt wurde...
„Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine Schande für die Zauberergesellschaft ist, Malfoy.", sagte Mister Weasley. Gedrängt standen sie im Eingang von Flourish & Blotts in der Winkelgasse, Draco betrachtete sie, die Weasleys und Harry arrogant. „Eindeutig.", sagte ein Mann mit langem, blondem Haar, und seine blassen Augen leuchteten zu zwei Menschen hinüber, die ihr plötzlich schrecklich bekannt vorkamen, die sie jedoch nicht einordnen konnte. „Mit solchen Leuten geben Sie sich ab, Weasley, und ich hatte gedacht, ihre Familie könnte nicht noch tiefer sinken-" [2, S. 67]
Kaum war das letzte Wort gesagt, drängten sich die nächsten hinein.
Hermine stürzte sich auf ihn und fing an, jeden Zentimeter von ihm, den sie erreichen konnte, mit Fäusten zu bearbeiten. „Autsch – au – hör auf! – Was zum-? Hermine – AUA!" „Du – komplettes – Arschloch – Ronald – Weasley!", sie unterstrich jedes Wort mit einem Schlag. Ein Zeitsprung. Atemlos und mit klopfendem Herzen stand sie den beiden nassen Freunden gegenüber. Klirrende Kälte nagte an ihren Händen, aber sie ignorierte es. „Oh, es tut dir leid!", höhnte sie. Sie lachte, ein schrilles, unbeherrschtes Lachen; Ron sah hilfesuchend zu Harry, doch Harry verzog nur hilflos das Gesicht. „Du kommst nach Wochen – Wochen – zurück, und du meinst, es ist alles wieder in Ordnung, wenn du einfach sagst, dass es dir leidtut?" „Naja, was soll ich denn sonst sagen?" „Oh ich weiß nicht!", schrie sie mit beißendem Sarkasmus. „Kram doch mal in deinem Oberstübchen, Ron, das dürfte nur ein paar Sekunden dauern-"... [7, S. 389f.]
Wieder brach die Situation auseinander, nach der unendlichen Kälte wurde sie von hohen, eisernen Regalen und schwarzen Fliesen umgeben.
„Hört ihr ihn? Hört ihr ihn? Gibt den anderen Kindern Anweisungen, als ob er vorhätte, gegen uns zu kämpfen!", kalt lachte eine Frau mit krausem, unordentlichem, schwarzem Haar. „Oh, du kennst Potter nicht, wie ich ihn kenne, Bellatrix.", sagte der Mann mit den blonden Haaren leise. „Er hat eine große Schwäche für Heldentum; der Dunkle Lord weiß sehr wohl darum. Jetzt gib mir die Prophezeiung!", „Ich weiß, dass Sirius hier ist. Ich weiß, dass ihr ihn habt!", sagte Harry fest, während Angst in Hermines Glieder kroch... [5, S. 918]
Ein Schluchzer löste sich aus ihrem Mund, sie wusste nicht, was das alles bedeutete. Ihre Lider flatterten.
„...Ich habe den echten Horkrux gefunden und ich will ihn zerstören, sobald ich kann. Ich sehe dem Tod entgegen in der Hoffnung, dass du, wenn du deinen Meister findest, erneut sterblich sein wirst. R.A.B.", murmelte sie immer wieder, während sie den vergilbten Zettel umklammerte. [6, S. 614 – nur das Zitat]
Regentropfen hämmerten noch immer kontinuierlich gegen die Scheiben, als sie auftauchte. Ihr Blick wurde klar und zeigte, dass Malfoy verschwunden war, aber einen Brief auf den Boden zu ihren Füßen geworfen hatte.
Unwillkürlich brannten Tränen in ihren Augen. Trauer wallte auf, obwohl sie es nicht begreifen konnte. Ihre Glieder erstarrten, blicklos verharrte sie, bis der nächste Donner die Welt erschütterte und sie fahrig die nassen Spuren in ihrem Gesicht beseitigte.
Zittrig streckte sie die Finger nach dem gefalteten Pergament aus, plötzlich erinnerte sie sich auch an den Moment vor dem Donner, als sie und er sich umschlungen hielten und sich küssten. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen, dann entfaltete sie den Fetzen.
Du kannst dich schon glücklich schätzen (aber nicht übermütig werden), weil ich deine Briefe wenigstens beantworte. M.
Ein ersticktes Kichern. Dann erhob sie sich, griff nach ihrer Tasche und kehrte in den Gryffindorturm zurück, denn sie würde einiges haben, über das sie nachdenken und reden musste.
(...)
Harry und Ron starrten sie an.
„W-was?", stotterte Ron entgeistert. „Wer ist Sirius?"
Harrys Stirn hatte sich über ihre Erzählungen hinweg immer weiter gerunzelt und hielt tiefe Furchen gefangen, seinen Mund hatte er hinter den gefalteten Händen versteckt. „Ich weiß es nicht... in der Erinnerung ist mich, in Verbindung mit seiner Person, eine unglaublich starke Trauer überkommen. Und in dieser anderen Erinnerung waren wir in einem Wald. Ihr seid nass gewesen und ich glaube du, Ron, hattest Godric Gryffindors Schwert in der Hand.", sie wusste es, weil sie Bilder davon gesehen hatte, es war äußerst berühmt.
„Das ergibt keinen Sinn...", wisperte Harry, er blinzelte. „Wann soll das alles passiert sein? Warum sollte ich Draco Malfoys Vater unterstellen jemanden gefangen genommen zu haben? Ich kenne diesen Mann nicht einmal."
„Ich glaube zumindest, dass es sein Vater ist.", begann Hermine. „Sie waren gemeinsam bei Flourish & Blotts. Sein Haar ist genauso blond, wie das von Draco."
„Und was soll ein Horkrux sein?", irritiert richtete sich Ron auf, der ihnen gegenüber am Feuer saß. Die anderen Gryffindors waren bereits im Bett, sodass sie allein waren. Nach dem Rundgang, den sie mit Grace Sexton, einer Gryffindor der fünften Klassenstufe, abgeschlossen hatte, hatte sie den beiden gesagt, sie müsse unbedingt mit ihnen sprechen. Malfoy hatte sie ignoriert und mit leerer Miene auf seine Schuhe gestarrt, als wäre es ihm wie ihr ergangen und er müsste die Informationen noch verarbeiten. Vermutlich hatte sie ähnlich aufgelöst gewirkt, sodass es jedes Widerwort seitens ihrer Freunde im Keim erstickte.
„Es muss etwas Mächtiges, Magisches sein. Sonst würde man es nicht zerstören wollen...", müde rieb sie über ihre Augen, lehnte sich auf dem Sofa an und genoss die Wärme des Feuers auf ihren Gliedern. Durch den Regen und das Herbstwetter war das Schloss bereits kühler.
„Du hast gesagt, Malfoys Vater erwähnte einen dunklen Lord und dass er von meiner Schwäche zum Heldentum wüsste, aber ich kenne echt keine Person, die man den dunklen Lord nennt.", säuerlich verzog Harry seinen Mund. „Und was für Heldentum überhaupt?"
Hermine wusste es nicht. So sehr sie auch versuchte sich an derartiges zu erinnern, es war unmöglich. Ihre Meinung, dass sich vielleicht mehr dahinter verbarg, verstärkte sich damit zusehends.
„Der dunkle Lord... hört sich nach einem Adeligen an.", trug Ron zum Gespräch bei.
„Könnte sein. Das ist glaube ich zu unspezifisch, dazu würden wir in der Bibliothek nichts finden.", murmelte Hermine, die ihre Hände eingängig betrachtete. „Es sei denn er wäre unglaublich bekannt."
Doch Harry bleib weiterhin optimistisch: „Wir können es versuchen, oder?", die anderen beiden stimmten ihm stumm zu und nickten. „Und... wann ist es passiert, dass du diese Dinge gesehen hast?", bohrte er weiter. Das hatte sie beinahe ausgelassen, sie wollte diese Sache aber auch noch nicht mit ihnen teilen.
„Ich war mit Malfoy in der Bibliothek, dann wollte ich zurück in den Turm, es hat gedonnert und ich hatte wieder diesen Kopfschmerz.", es war nur die halbe Wahrheit, aber besser als gar nichts.
„Aber woher sollte das kommen? Das kann wohl kaum das Wetter ausgelöst haben.", Ron zweifelte offensichtlich an ihrer Erklärung, sie konnte nur ihre Achseln zucken.
„Glaub es oder nicht. Wenn ich nach der Erinnerung gehe, habe ich jedenfalls allen Grund dafür, auf dich sauer zu sein.", brummte die Brünette. In diesem Abschnitt hatte sie eine unglaubliche Wut gespürt.
Ron rutschte auf dem Sofa zur Seite, brachte ein wenig Abstand zwischen sich und das Mädchen. Weitere Schläge würde er nicht riskieren, obwohl er nicht wusste, womit er sie sich überhaupt verdient hatte. „Ich habe dir gar nichts getan.", grummelte er und sah zur Seite.
„Hermine, schreib das auf, vielleicht brauchen wir es später nochmal. Aber wenn das eine einmalige Sache ist, sollten wir uns vielleicht nicht zu sehr darauf versteifen.", sagte Harry.
Hermine nickte. „Das hatte ich vor. Ich werde morgen in der Bibliothek nach Horkruxen suchen."
Bereits jetzt verblassten die Bilder wieder, als wären sie nur ein flüchtiger Traum von letzter Nacht gewesen. Sie musste verhindern, dass sie vollständig verschwammen, also setzte sie sich sofort daran es zu notieren, während Harry und Ron neben ihr gähnten und sie an Einzelheiten erinnerten, die sie fast vergessen hatte. Besonders präsent waren noch immer die beiden Personen der ersten Vision. Dieses merkwürdig normal gekleidete Paar in der Buchhandlung. Nie hatte sie sie bisher gesehen und doch hatte sie Wut in ihrem Bauch gefühlt, als Malfoys Vater sie beleidigte. Sie war generell verwundert darüber, dass dieser Mann mehrmals in diesen Erinnerungen auftauchte, hatte sie doch keinerlei weitere an ihn. Wer auch immer er war, wenn diese Momente tatsächlich Teil ihres Lebens gewesen waren, dann musste seine Person einen erheblichen Anteil an den Szenen haben. Und den negativen Gefühlen, die sie empfand, die Angst, als er Harry bedrohte und die Hexe mit dem schwarzen Haar bösartig grinste.
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A.N.: Hier ist eine Menge passiert! Dazu möchte ich ein paar Dinge sagen; vielleicht mögen euch die Szenen anders oder unbekannt vorkommen, ich orientiere mich hier nämlich exakt am Buch. Auch im Rest der Geschichte richte ich mich nach geschriebenen Fakten. Die entsprechenden Quellen hab ich hinter den Stellen eingetragen, zu den Nummern gibt es das passende Buch im Vorwort. :)
Gebt mir gern ein paar von euren Gedanken! Wie wird es Draco ergangen sein? Wenn er sich ebenfalls erinnert, was wird wohl dabei gewesen sein? - es handelt sich hier ja doch nur um ein paar Augenblicke. Meint ihr, die beiden werden sich im Folgenden noch gut verstehen?
Liebe Grüße an alle, das Kapitel kam heute tatsächlich nur so spät, weil ich noch kein Bild hatte, haha. Das war vielleicht Arbeit, puh... Nie wieder auf A3. :D
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