Kapitel 14. Nerven aus Drahtseil
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Ein unglaublich leichtes Gefühl trat in ihre Köpfe und befreite sie von allen Sorgen, die sie normalerweise plagten und schlaflos ließen. Bald darauf trafen sich ihre Zungen, um sich zu fangen und dann wieder zu verschwinden, damit sie ihre Lippen fühlten.
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Überwältigt von dieser Begegnung lösten sie sich ein wenig voneinander. Der blonde Zauberer platzierte einen letzten Kuss auf ihren Lippen, die Berührung war federleicht.
„Wieder ist nichts passiert.", murmelte sie enttäuscht, er lächelte sie hingegen spöttisch an.
„So? Ich finde hier ist gerade einiges passiert."
Ihre Augenbrauen senkten sich. „Du weißt, was ich meine."
„Ja.", seufzend ließ er seine Arme sinken und brachte einen Schritt Abstand zwischen sie. „Also wird es doch am Gewitter liegen."
„Mhm. Vielleicht verändert sich die Ladung in der Luft so, dass es irgendeinen Einfluss hat... oder der Luftdruck..."
„Egal, was die Ursache dafür war, wenn es beim nächsten Mal wieder funktioniert, dann müssen wir es hinnehmen, dass es eine uns unbekannte Ursache ist.", grübelte er laut. Seinen Blick ließ er durch das Bad der Vertrauensschüler wandern, in dem das Becken still und leer im dunklen Teil des Raumes lag, als könnte es kein Wässerchen trüben. Dabei hatte er sich manches Mal im heißen Wasser vergnügt, wenn auch allein. Wenn sie, Hermine, davon erführe, würde sie ihm vermutlich den Arm blau schlagen. Dass es da auch eine andere unangenehme Begegnung mit ihr gab, zeigte ihm das nur zu deutlich. Unsicher, wie er sich ihr gegenüber nun verhalten sollte, schluckte er. Ein süßer Rest ihres Kirschgeschmacks hallte auf seiner Zunge nach und er dachte daran, ob sie auch andere Bonbons mochte oder sie sich aus irgendeinem Grund für ihr restliches Leben auf Kirsche fixieren würde.
„Hey Malfoy-", sagte sie leise, schnell richtete er seine Augen wieder auf sie. Er erahnte ihre leicht geröteten Wangen, auch wenn es nicht besonders hell war. „-wie kam es, dass Greengrass ohne dich ins Schloss zurückgekehrt ist?"
Kurz überlegte er. Wenn er wollte, dass sie ihm vertraute, dann sollte er ihr einen Einblick in sein Leben geben. Woher das plötzliche Bedürfnis nach ihrer Teilhabe an seinem Leben rührte konnte er nicht bestimmen, aber irgendwann zwischen diesem Moment und dem Kuss unter der Tribüne musste es geschehen sein. „Ich habe ihr zwei Stunden gegeben und ihr dann gesagt, dass ich nicht mehr mit ihr rede, sollte sie nicht verschwinden.", ein Seufzen pausierte seine Erklärung. „Ich weiß, das war nicht besonders höflich, aber ich musste dir von dem Gespräch erzählen."
„Das ist wirklich nicht besonders höflich. Vor allem, weil du mit ihr ausgehst und mich hier küsst."
„Das war kein Date, Granger.", gab er schließlich zu. Greengrass würde etwas anderes denken, aber das war ihm egal, so lang Granger es wusste.
Hermine musterte ihn ihrerseits misstrauisch, dann ging ihr ein Licht auf. Entrüstet stupste sie mit ihrer Hand seine linke Schulter an: „Oh mein- du wolltest mich damit ärgern, oder?", sie war sich absolut sicher, dass er es ihr nicht gesagt hatte, um ihre Reaktion zu sehen. Wollte er vielleicht doch testen, wie sie über ihn dachte, sich aber nicht direkt äußern? Wieder musste sie sich schmerzlich in Erinnerung rufen, dass er ein Slytherin war und Schüler dieses Hauses besonders listig und stolz waren, ehrliche Worte aus seinem Mund waren also eine Seltenheit.
„Du hast mir genauso wenig gesagt, warum du mit Bowler im drei Besen gewesen bist. Bei dem solltest du aufpassen, hinter seiner Angeberei ist er ziemlich nervig.", ächzte er abwertend, dann wandte er sich ab, denn nachdem der Kuss keine neuen Erkenntnisse zu Tage gebracht hatte, wollte er lieber gehen und darüber nachdenken, wieso er sich ihr gegenüber immer weiter öffnete. Offensichtlich wäre er die falsche Wahl für sie und noch offensichtlicher würde sie ihn hassen, wenn sie die Wahrheit über ihn wusste und ihre Erinnerungen wiederkehrten.
„Willst du gehen? Warte.", ihre Hand legte sich warm auf seine Brust, als sie ihn davon abhalten wollte, an ihr vorbei zu gehen. Sie musste es unbedingt ausnutzen, dass er so viel mit ihr sprach. Irritiert flackerten seine Iriden auf ihre sommerbraunen Finger, dann in ihr Gesicht. „Sag mir doch endlich, warum du immer so müde aussiehst. Ich weiß einfach, dass es dir nicht gut geht.", dass sie ihn schon oft danach gefragt hatte wusste sie und ebenso rechnete sie damit, dass er vielleicht nicht darüber sprach. Sanft schüttelte er seinen Kopf, senkte seinen Blick.
„Ich muss los."
Dann verschwand er erneut. Würde sie jemals damit umgehen können, dass er nach ihren Küssen sofort ging, obwohl ihr Gefühl ihr ohnehin schon von ihm abriet?
(...)
Ihr Mund war ein schmaler Strich, als sie die Gryffindorgemeinschaftsräume betrat und ihre Freunde bereits bei einer Partie Zauberschach entdeckte. Inzwischen war es spätabends, weil sie nach ihrem Zusammentreffen mit Malfoy zur Gangkontrolle musste, ein Ravenclaw der fünften Klassenstufe, Noah Obstacle, begleitete sie. Ungefähr eine halbe Minute waren sie sich vor dem Haupteingang begegnet und einen kurzen angespannten Augenblick hatte er sie angesehen und geistesabwesend mit seinem Daumen über seine Unterlippe gestrichen, worauf es unerklärlich in ihrem Magen kribbelte.
„Hermine? Wo bist du gewesen?", fragte Ron beinahe aufgebracht, sie kehrte mit ihrem Bewusstsein zurück in den Gemeinschaftsraum. Entgegen seiner Natur, normalerweise konzentrierte er sich verbissen auf seine nächsten Spielzüge, sprang er auf und kam ihr entgegen. Sein Verhalten wurde auch von Harry und Ginny misstrauisch beäugt.
„Ich war bei der Flurkontrolle.", das stimmte sogar.
„Und davor? Wir sind schon vorher wieder hier gewesen."
„Im Bad der Vertrauensschüler.", warum waren alle plötzlich so paranoid? Konnte man hier nie allein unterwegs sein?
Seamus schien das Gespräch ebenfalls gehört zu haben, interessiert legte er einen Arm auf der Lehne des Sofas ab und drehte sich zu ihnen. Dean und Parvati, die bei ihm saßen, unterhielten sich weiterhin.
„Du hast doch gar keine Kleidung dabei?", eine seiner Augenbrauen hob sich.
„Nein. Ich habe mich danach getrocknet, das war eine spontane Idee.", achselzuckend ging sie zu ihren Freunden und setzte sich auf einen der Stühle, die um den Tisch herumstanden. Seamus schien das Gespräch ebenfalls abzutun und wedelte nun mit seiner Hand zwischen Dean und Parvati herum, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Harry, Ron, kann ich ein Wort mit euch wechseln? Sorry Ginny.", sagte Hermine, als Ron ebenfalls neben ihr Platz genommen hatte. Ginny sah zwischen den dreien hin und her.
„Es waren ja schon immer nur die drei von euch.", enttäuscht erhob sie sich und ging zum Kamin, Harry sah ihr merkwürdig traurig nach, nickte dann jedoch Hermine zu.
Kurz darauf saßen sie gemeinsam auf Rons Bett, Harry war noch immer in sich gekehrt und hörten nun zu, während Hermine sprach.
„Gastrell hat McGonagall erzählt, dass ich einen Teil meiner Erinnerung zurückerhalten habe und das hat ihnen beiden gar nicht gefallen. Ich glaube langsam, dass sie die Drahtzieher sind."
„Woher weißt du das?", Rons Finger tanzten auf seinen Knien, die er zu seiner Brust herangezogen hatte, während er sich am Kopfteil des Bettes anlehnte. Hermine und Harry saßen ihm gegenüber am Fußteil nebeneinander.
„Malfoy hat es mir gesagt.", sie dachte, dass spätestens jetzt der perfekte Moment dafür war, ihnen davon zu berichten, dass er ebenfalls bescheid wusste. Aber nicht, dass ihr die Erinnerungen bei einem Kuss mit ihm gekommen waren, es würde noch dauern, bis sie so weit war, davon zu erzählen.
„Er ist ja doch für was gut.", spottete der Rothaarige. Er war mehr oder weniger besorgt darüber, dass sie sich so oft mit ihm abgab. Aber so lang er sie nicht unglücklich machte oder ärgerte, so wollte er nicht dazwischenfunken. Dennoch hatte er sich schon lang geschworen, dass er ihm eine Abreibung verpassen würde, sollte er Hermine wehtun. Hannah war noch immer nicht diejenige, die es ihm angetan hatte, aber sie lenkte ihn davon ab Hermine bereits jetzt deshalb zu nerven und das war wiederum gut für ihre Freundschaft. Er hatte ihre häufigen Streits in seinem Unbewusstsein abgespeichert und wollte sie nicht erneut erleben.
„Weiß er etwa davon?", fragte Harry plötzlich, der bisher kein Wort von sich gegeben hatte.
„Ja. Er hat in dieser Nacht ebenfalls Erinnerungen erhalten."
„Tatsächlich? Woraus bestanden die? Vielleicht helfen sie uns.", als wäre neues Leben in ihn gekehrt, richtete Harry sich auf. Wenn Malfoy schon eingeweiht war, dann konnte er auch einen Teil dazu beitragen.
„Er hat es mir nicht gesagt... Nur dass ich ihm einmal eine Ohrfeige gegeben habe.", beim Gedanken daran musste sie grinsen, sicher war es verdient. Zu gern würde sie sich daran erinnern, wie es dazu gekommen war.
„Oh, ich würde gern wissen, ob wir dabei waren.", auch Rons Lippen formten ein Grinsen. „Diesen Moment würde ich niemals freiwillig vergessen."
„Aber warte, wie lang wusstest du schon davon? Du hast uns nichts gesagt.", misstrauisch hob Harry eine Augenbraue.
„Ich weiß es seit... dem wir das erste Mal gelernt haben, nach dem Gewitter. Er hat eine Bemerkung gemacht und ich habe ihn dann damit genervt, also hat er es erzählt.", Hermine wusste, dass es nicht optimal war, dass sie die ganze Geschichte auf Lügen aufbaute, aber es ging nicht anders.
„Warum hast du nichts gesagt? Oh warte-", Harry schien ein Gedanke zu kommen, „-weil Malfoy ein Arschloch ist."
Sie nickte. Ständig gab es zwischen ihnen Auseinandersetzungen, selbst jetzt stand die Offenbarung unter keinem guten Stern, aber früher oder später mussten sie es sowieso erfahren. „Jetzt wissen wir immerhin, dass die Professoren damit zu tun haben. Ich verstehe noch nicht ganz, wieso sie das tun sollten... unser Gedächtnis manipulieren.", fuhr sie fort, ihr Fuß wippte ungeduldig, sie hatte ihn neben dem Bett auf den Boden abgestellt.
„Es muss einen guten Grund geben, sonst würden sie sowas nicht in Erwägung ziehen.", gedankenlos strich Harry über seine Stirn, die makellos glatt erschien. „Aber was sollen wir tun?"
Ron antwortete: „Naja, wir können nicht einfach zu McGonagall gehen und sagen: hey sie haben unser Gedächtnis manipuliert, wir würden gern wissen wieso."
„Dann werden wir bei Madame Pomfrey aufwachen und wieder alles vergessen haben.", ein bitteres Lachen löste sich aus der Kehle der Brünette. „Wir warten ab, bis ich vielleicht alles wieder weiß. Und wenn Malfoy sich dann auch erinnert, können wir mehr herausfinden und bei euch vielleicht ein ähnliches Phänomen herbeiführen...", dunkel schlich sich die Idee in ihren Hinterkopf, dass dazu Küsse von Pansy und Greengrass notwendig sein könnten, aber sie verdrängte das so schnell sie konnte.
„Okay, dann warten wir erstmal ab...", wieder wirkte Harry entrückt, Hermine kaute auf ihrer Unterlippe und entschied sich dazu, nachzufragen.
„Ist alles okay mit dir?"
Mit seinen Fingern strich er über die rote Bettdecke, auf der sie saßen. Sein Blick lag ebenfalls auf dem Stoff, er begann, leise zu sprechen. „Irgendwann sollten wir Ginny einweihen. Ich will sie nicht immer ausschließen. Zumindest nicht, wenn es um sowas geht.", irgendetwas löste dieses Bedürfnis in ihm aus und es vermittelte ihm, dass er sie lang genug ferngehalten hatte.
„Es ist nur... wir wissen ja noch nichts sicheres und bis wir eine Verbindung zwischen diesen halbgaren Informationen und den Erinnerungen gefunden haben, wäre es nur leichtsinnig, ihr davon zu erzählen. Es sollen so wenige Personen wie möglich eingeweiht sein, damit wir nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen, das verstehst du doch?"
Ein schwaches Nicken war die Antwort.
(...)
Würde Draco Malfoy seine momentane Stimmung mit einem Tier darstellen müssen, dann wäre es definitiv ein Blobfisch. Den ganzen Tag über warf Granger mit kleinen Zetteln nach ihm, ließ sie mit einem Zauber zu ihm flattern und starrte ihn mit einem intensiven Blick an. Und eines hatten diese Zettel gemeinsam, nämlich eine unmissverständliche Botschaft: Sag. Es. Mir. SAG ES MIR. Sag es mir!!! Sag's mir, sag's mir, sag's mir.
Während Geschichte der Zauberei und Astronomie am Montag ebenfalls, wobei sie auf dem Astronomieturm einen draufsetzte und es ihm zusätzlich zuflüsterte, wenn sie an ihm vorbeiging. Sie führte das Ganze auch am Dienstag während Verwandlung fort und ließ sogar von Potter einen Brief übermitteln, den er vor Wahrsagen neben seiner Teetasse fallen ließ. Zähneknirschend versuchte er diese nervigen Botschaften zu ignorieren, er konnte auch nicht verstehen, wieso sie ihn deshalb plötzlich so demonstrativ bedrängte. Zumindest schürte sie damit die aufkeimende Wut in ihm und als sie sich schließlich wortlos, während ihrer gemeinsamen Stunde alte Runen, neben ihn setzte, umfasste er seine Feder noch ein bisschen fester.
„Sag es mir.", summte sie, schlug ihre Silbentabelle auf und richtete ihren Blick auf Professor Babbling, die die Deutung der letzten Hausaufgabe erläuterte. Mit Genugtuung sah sie seine genervte Grundhaltung. Seit dem gestrigen Morgen wollte sie es ihm nicht mehr durchgehen lassen, dass er sich zurückzog, vor allem nicht, nachdem sie mehrmals in seinen Armen gewesen war.
„Jetzt hör endlich auf!", wisperte er, unverkennbare Wut hinter seinen Worten, die ihr ein schiefes Lächeln ins Gesicht zauberten.
„Erst, wenn du deinen Mund aufmachst."
„Granger-"
„Gibt es ein Problem?", Professor Babbling, eine kleine Hexe mit rundem Gesicht und dunkelroter Robe, sah die beiden Schüler über den Rand ihrer Brille hinweg an. Ihre Miene war neutral, aber auch sie mochte es nicht, wenn man ihren Unterricht störte.
„Nein, Professor.", entgegnete Hermine lächelnd, um anschließend ungerührt einen weiteren Stichpunkt niederzuschreiben, Malfoy neben ihr atmete nur verärgert durch seine Nase aus. Abwartend ruhten Professor Babblings Augen zuerst auf Hermine, dann auf Malfoy, kurz schüttelte sie ihren Kopf, beendete ihre Erklärungen.
Hermine schrieb unterdessen einen weiteren Brief, den sie Malfoy zusteckte und der ihr einen Blick zuwarf, welcher eindeutig „Ist das dein verdammter Ernst?" zum Ausdruck brachte.
Seine Finger entfalteten den Wisch und erstarrten, als er die Worte überflog:
Wir könnten uns in der Nische treffen und danach in der Bibliothek lernen. Sind wir Freunde?
Freunde. Viele verschiedene Gedanken kreuzten seinen Verstand und vermischten sich mit den Gefühlen, die er ihr gegenüber verspürte, die positiver und negativer Natur waren. Die Erinnerungsfetzen fühlten sich schuldig und hasserfüllt an, waren Zeugnis einer unangenehmen Vergangenheit, aber ihre Küsse und Berührungen vermitteln ihm etwas ganz anderes. Nämlich, dass sie und er viel mehr als nur Bekannte sein könnten. Ob er das wollte, wusste er nur noch nicht. Vielleicht war es auch einfach zu spät dazu, auszuweichen. Zu Beginn sollte es ein Mittel zum Zweck sein, den Wissensdurst stillen, denn er zugegebenermaßen, ebenfalls verspürte. Inzwischen war es, ohne dass sie es so gewollt hatten, anders geworden.
Er fasste einen Entschluss: Sie sollte seine Freundin sein und er würde ihr davon erzählen. Er sah sie an, worauf sie sich ihm zuwandte und er ihr lediglich zunickte. Hermine lächelte.
(...)
Nachdem sie sich mit ihm zu einem Gespräch verabredet hatte, fühlte sie sich viel besser. Endlich hatten sie das Stadium der Freundschaft erreicht und er gab es darüber hinaus zu. Sie hatte sich dazu entschiedenen einen Spaziergang zu machen, bevor sie sich zum ausgemachten Treffpunkt begeben würde. Im Erdgeschoss durchquerte sie den Korridor und verließ das Schloss in der Richtung des großen Sees. Ein warmer Umhang lag über ihren Schultern und angenehm kühler Wind umspielte ihr Haar, während sie über den Trampelpfad ins Tal ging. Sonnenschein war inzwischen selten geworden und so war der Himmel auch an diesem Tag von grauen Wolken übersäht.
Sie erreichte das Seeufer und nachdem sie sich einen Moment lang umsah, erkannte sie Neville in der Ferne, der mit hochgekrempelten Hosenbeinen im Wasser stand, auf der Wiese unter einem Baum saß hingegen Luna, die etwas auf dem Papier skizzierte. Hermine entschied sich dazu, zu ihnen zu gehen und bald darauf hob sich Lunas Kopf, lächelnd winkte sie ihr zu.
„Hey! Man sieht euch wirklich nirgends, was macht ihr hier?", Hermine stellte fest, dass eine kleine Ansammlung verschiedener Pflanzen zu Lunas Füßen ausgebreitet lag.
„Hallo Hermine. Neville möchte heute ein paar Algen und Wasserpflanzen katalogisieren, ich helfe ihm dabei.", noch immer trug sie ein seliges Lächeln auf ihren Lippen, sie beugte sich näher zu Hermine und wisperte: „Dafür besucht er mit mir die Thestrale, obwohl sie ihm Angst machen. Außerdem habe ich eine neue Art entdeckt, die mein Vater im Quibbler vorstellen wird, aber darüber kann ich dir noch nichts verraten."
Ob die Wesen sichtbar waren wollte Hermine an dieser Stelle nicht hinterfragen, also nickte sie nur. „Hört sich toll an."
„Schön dich zu sehen!", rief Neville, begleitet von Wasserplätschern, als er zu ihnen zurückkehrte, zwischen den Fingern hielt er eine schwarze Wurzel. „Luna, ich glaube das hier gehört zu den Seerauken."
„Wo treibt ihr euch denn immer rum?", fragte Hermine schließlich, nachdem Neville seiner Freundin die Wurzel gereicht hatte und sich wieder aufrichtete. In der Ferne sah sie einen gigantischen Tentakel durch die Wasseroberfläche brechen und kurz darauf wieder versinken.
„Meistens am See oder in der Nähe von Hagrids Hütte, Luna hat festgestellt, dass-"
„Neville nicht!", unterbrach sie mit sanfter Stimme, grinsend. „Ich habe Hermine gerade erzählt, dass ich ihr noch nichts verraten kann."
„Oh, tut mir leid.", gab er zurück. „Dich sieht man aber auch kaum."
„Ich sitze oft in der Bibliothek... und wegen der Vertrauensschülersache muss ich jeden zweiten Abend patrouillieren.", die Brünette zuckte ihre Achseln. Sie belegte nach wie vor die Pflichtfächer mit Neville, dass sie ihn kaum sah, schob sie darauf, dass sie in letzter Zeit ein wenig durch den Wind zu sein schien. Luna besuchte noch immer ihre Kurse mit Ginny, aber selbst die hatte sie kaum zu Gesicht bekommen.
„Das letzte Quidditchspiel habe ich mit Luna bei den Rawenclaws verbracht, aber bald spielt Gryffindor gegen Slytherin, wir können zusammen hingehen.", schlug Neville vor und wischte die Hände an seiner Jeans ab, sie hinterließen dunkle Abdrücke im Stoff.
„Sehr gern!", antwortete Hermine. In ihrem Rücken hörte sie sich nähernde Schritte und drehte sich um, allerdings wischte das Auftauchen dieser Person ihr den fröhlichen Gesichtsausdruck aus dem Gesicht. Pansy Parkinson und Blaise Zabini.
„Hey Granger, Looney, Longbottom. Heute ist ein schöner Tag, oder?", höhnte die Slytherin, ihre Arme verschränkte sie vor der Brust, sie und ihr Begleiter kamen wenige Meter vor ihnen zum Stehen. Die Lenkpflaumen, die Luna an ihren Ohren trug, wippten leicht in einer aufkommenden Windböe, gelassen erwiderte sie Pansys Blick und ließ sich nicht beirren. Schon lang war es ihr egal, wie die anderen sie nannten. Zufrieden besah sie die Zeichnung des Krautes auf ihrem Notizbuch, die ihr sehr gelungen vorkam.
„Gibt's was bestimmtes?", knurrte Hermine genervt, Neville steckte lediglich seine Hände in seine Hosentaschen.
„Draco geht es immer schlimmer, seitdem ihr euch trefft. Wir finden du solltest ihn in Ruhe lassen.", erklärte Parkinson desinteressiert. Ihr war es nicht entgangen, dass er dunkle Augenringe bekam und nie ausgeschlafen war. Trotzdem hing er ständig in der Bibliothek oder außerhalb der Gemeinschaftsräume herum.
„Was deshalb wolltest du her? Ich dachte wirklich, dir ging es darum, einen Spaziergang zu machen.", Zabini wirkte leicht verwirrt und verärgert. Perplex blinzelte sie.
„Natürlich nicht, Blaise.", sie besann sich auf ihre Intension und fuhr fort. „Er hat mir bereits erklärt, dass du unseren Familien gegenüber weniger Wert bist, also rate ich dir, ihn nicht mehr mit deiner Anwesenheit zu beschmutzen.", sicherlich hatte ihr Gespräch zu diesem Thema anders ausgesehen, aber in diesem Moment war ihr jedes Mittel recht, damit Draco ihrer Freundin Daphne nicht mehr das Herz brach, weil er sich mit dieser Gryffindor abgeben musste und Daphne sogar deshalb fortschickte, nur damit er im Anschluss an ihr lang ersehntes Date mit Vogelnest-Granger zurück ins Schloss ging.
Hermine schluckte bei diesen Worten, sie hatte bisher angenommen, dass er alles aus diesem Buch als blödsinnig abtat und eigentlich mit niemandem darüber sprach, außer mit ihr.
„Pansy, das ist nicht deine Schlacht.", zischte Zabini in ihr Ohr, was sie mit einem Abwinken quittierte.
Luna räusperte sich: „Zabini, sie bemerkt es nicht."
Hermines Iriden zuckten zu dem blonden Mädchen, das das Notizbuch schloss und die dünnen Pflanzen in ein Wasserglas steckte.
„Was?", fragte Zabini, auch er schien nicht zu wissen wovon sie sprach.
„Vielleicht solltest du sie direkt nach einem Date fragen. Spaziergänge scheinen nicht das zu sein, was sie gern macht.", Lunas zarte Stimme wehte zu Zabini, dessen Wangen sich dunkelrot färbten und Parkinson, die dazu übergegangen war, den Italiener anzustarren.
Um der unangenehmen Stimmung zu entfliehen, packten Luna und Neville ihre restlichen Mitbringsel ein und Hermine begleitete die beiden zurück in das Schulgebäude.
Parkinson kehrte sich von Zabini ab und stürmte den Weg am Ufer entlang, worauf er ihr zögerlich folgte: „Pansy!"
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A.N.: Heut war nicht so viel los, aber ich schwöre, nächste Woche gibt's ein bisschen mehr Spannung :)
Bleibt gesund und zauberhafte Grüße, ihr wunderschönen Menschen! <3
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