Kapitel 10. Leben voller Wut
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Aber bevor sie sich zu sehr darin verlieren konnten zuckte ein stiller Blitz über den Himmel, erhellte den Raum, in dem sie sich aneinander festhielten, für eine Sekunde. Gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern und einem Schmerz, der sie beide keuchen ließ, worauf er sie von sich stieß. Sie beide legten ihre Finger an ihre Schläfen, hinter denen es pochte und zuckte, verschollen geglaubte Nervenzellen verbanden sich zu einem Netz der Erinnerungen, die sich wie ein Ölteppich auf dem Meer ausbreiteten und alles verschlangen.
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Er stieß sie von sich, während ihn die Bilder überfluteten, ein Gefühl unglaublichen Ekels und Hasses aufkommen ließen, er keuchte und starrte auf seine Hände. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, hinter der Gesprächsfetzen aufflackerten.
„...Also sag mal, ist seine Mutter wirklich so fett oder sieht es auf dem Bild nur so aus?", tönte es durch die Eingangshalle, in der er gerade mit Genugtuung den Artikel über Weasleys Eltern vorgelesen hatte. „Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy?", zischte Potter. Wut peitschte durch seine Gefäße, sein Mund verzog sich. Granger und Weasley hatten ihn an seinem Umhang gepackt. „Warum macht sie ständig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase hätte? Hat sie schon so ausgesehen, oder ist es erst, seit es dich gibt?" Hass mischte sich unter die Wut, Potter sollte still sein: „Was es bloß nicht, meine Mutter zu beleidigen, Potter!", „Dann halt dein dreckiges Maul.", schoss Potter zurück und wandte sich ab. Wie konnte er es wagen? Wie? Benebelt von seinen Gefühlen griff er nach seinem Zauberstab, richtete ihn auf Potters Rücken und verfehlte sein Gesicht nur knapp mit einem Zauber. Ein lautes Knallen erschütterte die Halle. „O nein, das machst du nicht, Freundchen!", ein autoritärer, älterer Zauberer mit einem magischen Auge hinkte die Treppe hinunter, seine Sicht verschwamm, als er aus einer bodennahen Position zu seinem Lehrer aufsah... Als er zu sich kam, rappelte er sich blitzschnell auf, Professor McGonagall war zu ihnen getreten und redete aufgebracht auf den Professor ein: „Moody, wir setzen Verwandlungen niemals zur Bestrafung ein! Das hat Ihnen Professor Dumbledore doch sicher gesagt?" [4, S. 215ff.]
Die Farben verschwammen zu Klecksen, formierten sich neu und verwandelten die Eingangshalle in einen schmalen Gang.
„Ich denke, ich kann sehr gut selbst entscheiden, wer zur falschen Sorte gehört.", sagte Potter kühl, während der Zug über die Gleise rauschte. Hitze sammelte sich in seinem Gesicht, er fühlte sich gekränkt, aber parierte es mit einer Beleidigung: „Ich an deiner Stelle würde mich vorsehen, Potter. Wenn du nicht ein wenig höflicher bist, wird es dir genauso ergehen, wie deinen Eltern..." [1, S. 121]
Die Scham verschwand.
Er war schadenfroh, lachte mit seinen Freunden über den trotteligen Wildhüter, der versuchte seine Tränen wegzublinzeln und niedergeschlagen zu seiner Bruchbude zurückkehrte. Draco wusste, dass sein Vater der Grund für die Hinrichtung des grauenhaften Federviehs war. „Guckt mal, wie der flennt!", höhnte er zu Crabbe und Goyle, die mit ihm hinter dem Schlossportal gelauscht hatten. „Hast du jemals sowas erbärmliches erlebt? Und der soll unser Lehrer sein!", wieder stahl sich ein überhebliches Grinsen in sein Gesicht, bis Hermine, die Furie, auf ihn zustürmte und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Den Nachhall des Schlags spürte er zwiebelnd auf seiner Wange. Beinahe gaben seine Beine nach, während seine Freunde ihn mit offenem Mund anstarrten. „Wag es nicht noch einmal, Hagrid erbärmlich zu nennen, du Mistkerl – du Schuft -", zeterte sie aufgebracht, ihr trotteliger Weasley versuchte sie zu beruhigen, dennoch zog sie ihren Zauberstab und kam weitere bedrohliche Schritte auf ihn zu... [3, S. 306]
Beinahe spürte er den Schmerz brennend, aber dann überflutete ihn ein neues Bild, der Slytherin-Gemeinschaftsraum.
„...Aber eines weiß ich – das letzte Mal, als die Kammer des Schreckens geöffnet wurde, ist ein Schlammblüter gestorben. Also wette ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis einer von ihnen dieses Mal umgebracht wird...Ich hoffe, es ist Granger.", endete er mit seinen Vermutungen. Crabbe und Goyle verhielten sich weiterhin seltsam, denn aufgrund seiner Worte verkrampfte Crabbes Hand knackend. Goyle begann jedoch zu sprechen und lenkte ihn ab: „Weißt du, ob derjenige, der die Kammer das letzte Mal geöffnet hat, erwischt wurde?" [2, S. 233]
Er kehrte zurück nach Hogwarts. Ein letztes Mal sah er sie an, wie sie auf der Bank saß und ebenfalls vor sich hin stierte. Schnell nahm er den Brief aus seiner Hosentasche, warf ihn vor ihre Füße und verschwand auf dem Absatz. Er hatte keine Zeit sich darum zu kümmern wie es dem Schlammblut ging. Moment, was? Woher kam das?
Ein Frustrationsschrei löste sich aus seinem Mund, der sich vor wenigen Minuten noch auf ihrem befunden hatte. Ätzend süß haftete er noch immer in seinem Speichel. Die Erinnerungen an sie, die ihn überkommen hatten fühlten sich unwirklich an, aber der Hass, der sie begleitete, war echt gewesen. Als er darüber sprach, wie er hoffte, dass sie starb, hatte er es genauso gemeint.
Aber diese einzelnen Fetzen bewiesen gar nichts, nur der Nachhall steckte ihm in den Knochen und spätestens als er ihr vor dem großen Tor begegnete, sie versuchte seinen Blick einzufangen, überflutete ihn ein Kribbeln in seinem Bauch, das eine andere Realität erschuf. Eine die er laut seinen Erinnerungen niemals hätte zulassen dürfen.
Frustriert begleitete er Pansy durch den sechsten Stock. Aber auch an ihr ging es nicht vorbei, dass er etwas erlebt haben musste, dass ihn aus der Bahn warf. Munter redete sie deshalb auf ihn ein, versuchte ihn zu erweichen, damit er es aus freien Stücken erzählte. Als er dennoch nicht auftaute, zwang sie ihn dazu stehen zu bleiben, sie befanden sich in der Nähe des Pokalzimmers.
„Was, in Slytherins Namen, ist mit dir los?"
Er zuckte beinahe unsichtbar zusammen.
„Was soll los sein?"
„Du benimmst dich total komisch.", ihr Mund verbog sich. „Vorhin beim Haupteingang hast du schon nur still vor dich hingestarrt, jetzt sprichst du ebenfalls kein Wort. Du bist schreckhaft und wirkst angespannt."
Er fragte sich woher es kam, dass ihm neuerdings alle sagen mussten, was er tat und was nicht.
„Das geht dich nichts an.", zischte er, drängte sich an ihr vorbei und öffnete das Pokalzimmer, um zu kontrollieren, ob sich darin jemand aufhielt.
„Draco-o!", unnachgiebig betrat sie den Raum nach ihm, zog die Tür in ihr Schloss und lehnte sich an. Bockig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Wir werden nicht gehen, ehe du mir sagst, was mit dir nicht stimmt. Hat es was mit Granger zu tun?"
„Granger?", seine Stimme brach, krächzte die letzte Silbe, als wäre er wieder im Stimmbruch.
„Aha! Du hast dich verraten. Raus mit der Sprache. Ich sehe euren Briefwechsel.", anklagend richtete die Brünette ihren Zeigefinger auf seine Brust.
„Damit haben wir uns nur wegen der Hausaufgaben abgesprochen. Ist es das, was du wissen wolltest?"
„Nein. Denn das wäre kein Grund dafür derartig schreckhaft zu sein.", unzufrieden tauschten sie einen Blick. Er seufzte.
„Pansy, lass es einfach sein."
„Rede!", forderte sie weiter.
„Glaubst du manchmal, dass wir etwas Besseres als andere Zauberer sind?", es beschäftigte ihn, seitdem er die Nische verlassen hatte. Dieses unbändige Gefühl, dass es so sein musste. Dass es seine Berechtigung hatte, dass er Granger als Schlammblut bezeichnete, obwohl er die Bedeutung des Wortes nicht kannte. Und dazu kamen die Seiten des Buchs aus Hogsmeade, dass dieses Verhalten verteufelte und seine Familie derart schändlich bezeichnete, dass er es am liebsten verbrannt hätte, damit Granger es nicht lesen würde.
„Was?", ungläubig ließ sie ihre Arme sinken. „Wovon redest du da?"
„Davon, dass Zauberer, die reine Zauberer sind, davon gibt es 28 Familien, mehr wert sind, als andere.", erklärte er ruhig.
„Nie gehört. Ich meine, ich könnte mir vorstellen, dass man ein besserer Zauberer sein muss, wenn man eine Familie hat, die aus Zauberern besteht. Wer gehört denn zu diesen Familien? Soweit ich weiß können meine Verwandten alle zaubern."
„Ja, du bist eine von ihnen. Genauso wie ich. Aber Granger nicht."
„Sag mal, woher hast du das denn? Das kann nicht stimmen, ich meine sieh sie dir an, sie weiß einfach jede verdammte Antwort, wenn jemand eine Frage stellt. Und sie kann genauso gut zaubern wie du.", daran hatte er ebenfalls gedacht.
„Ich habe es in einem Buch gelesen.", die Erinnerungen sollte er vorerst mit niemandem teilen, vor allem, weil er in diesen krampfhaft versuchte Potters Aufmerksamkeit zu erlangen, was ihm peinlich genug erschien. Wobei einiges davon auch nur die üblichen Auseinandersetzungen waren.
„Das solltest du besser niemand anderem zeigen."
„Aber es müssen einige daran geglaubt haben. Was ist, wenn es tatsächlich jemanden gibt, der diese Menschen verbindet und gegen die Muggelstämmigen aufbringt?", hier und da las er Hinweise dazu. Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte.
„Sowas ist aber nicht geschehen. Jetzt wo ich darüber nachdenke erscheint es mir nicht logisch. Ich meine, klar kann es sein, dass jemand ein besserer Zauberer ist, weil er aus einer Zaubererfamilie stammt, aber das kann auch daran liegen, dass sie dem Kind schon früh Zauber lehren können.", sie dachte nach. „Und trotzdem gibt es Mädchen wie Granger, die dich im Brauen von Zaubertränken alt aussehen lassen."
„Familie Potter ist auch auf dieser Liste gewesen. In einer Fußnote stand aber, dass Harrys Mutter muggelstämmig war."
„Jaah. Dann ist das wohl so. Es können nur weniger Familien werden. Weil, wenn man nur innerhalb dieser achtundzwanzig Familien heiratet, stell dir das mal vor.", ihre Nase kräuselte sich. „Die einzigen in meinem Alter sind wahrscheinlich Zabini, Nott und du. Und damit rede ich nicht mal von den anderen Idioten, die man mir vielleicht vorsetzen würde. Stell dir vor ich müsste Gregory heiraten. Er ist nett und alles, aber überhaupt nicht mein Typ.", sie ignorierte die Tatsache, dass ihre Eltern sie dennoch wie ein Stück Vieh verkauften. An einen Mann aus Irland.
Ein leises Lachen, dann räusperte er sich. „Auf jeden Fall ist es das worüber ich nachdenke. Reicht dir das?"
„Und was hat das mit Granger zu tun? Es gibt sicher auch andere Muggelstämmige an dieser Schule."
„Gar nichts!", zischt er ungehalten. Pansy lächelte ihn nur wissend an.
„Verstehe."
Aber er verstand nicht. „Was spinnst du dir da gerade zusammen?"
„Wahrscheinlich die Wahrheit. Aber du solltest aufpassen, dass Daphne nicht davon erfährt. Sie ist nämlich schwer in dich verknallt.", damit stieß sie sich von der Tür ab und öffnete sie. Draco hastete hinter ihr her.
„Daphne interessiert mich nicht.", knurrte er, als er sie erreichte.
„Ich weiß, deswegen sage ich das ja."
(...)
Dunkelheit umgab ihn, aber er war hellwach, riss seine Lieder auseinander. Er wollte nicht schlafen. Der Schlaftrank, der seine Träume unterdrückte, war seit zwei Tagen wieder aufgebraucht und wenn er jetzt schlafen würde, weil er ein wenig müde war und nicht, weil ihn die erschöpfte Bewusstlosigkeit übermannte, dann kehrten sie schlimmer zurück. Das hatte er festgestellt. Längeres Herauszögern, nur so lang schlafen wie notwendig, minderte die Intensität der verschwommenen Fetzen.
Nur wenn er zu früh schlief und sein Körper Zeit hatte sich zu regenerieren, projizierte sein Unbewusstsein Bilder des Grauens in seine Traumphasen. Angst, Panik und Flucht waren alles, woran er sich danach erinnerte und trotzdem war es so schlimm, dass er am liebsten nie mehr ruhte. Ein unangenehmes Brennen auf seinem linken Unterarm blieb, wenn er aufschreckte. Jedes Mal schob er panisch seinen Ärmel nach oben, wanderte mit seinen Fingern über die makellose Haut. Er konnte sich nicht erklären, woher es rührte, aber manchmal, wenn er seinen Zauberstab darauf richtete, meinte er einen dunklen Schatten erkennen zu können, als würde ein Zauber darauf liegen, der durch die Magie seines Stabs gestört wurde.
Abseits der Träume dachte er nun an die Erinnerungen, die ihn bei seinem Kuss mit Granger durchströmt hatten. Was war der Grund dafür? Der Kuss oder das Gewitter? Sie persönlich oder jede beliebige Berührung? Sollte er erneut einen Kuss provozieren, um herauszufinden, ob es an ihr lag?
Aber wollte er sie noch einmal küssen? Vielleicht. Abwesend wanderten seine Fingerspitzen zu seinen Lippen, versuchten das Gefühl erneut herbeirufen. Es war der erste Kuss gewesen, den er tatsächlich in seinem Bauch gefühlt hatte. Sicher waren da Andere gewesen, die er beim Flaschendrehen oder auf Dates erhalten hatte. Die Unschuldigen, die Pansy ihm als Dank für seine Begleitung auf dem Yule Ball gegeben hatte. Der Ball, der im vierten Schuljahr stattfand, ... leere Gesichter erschienen, während er an die Tänze dachte, bei denen fremde Schüler anwesend gewesen waren.
Seine anderen Erinnerungen waren lückenhaft und zerstreuten sich rasch, wenn er versuchte sie zu greifen. Granger musste ihm helfen. Sie musste. Sie sollte sich dafür entschuldigen, ihn geschlagen zu haben, obwohl es berechtigt war. Manchmal schlugen seine Worte über die Stränge, dessen war er sich mehr als bewusst. Diese Szenen fühlten sich unwirklich an und doch wie ein Teil, der zu ihm gehörte. Und ihm fiel auf, dass er die Gehässigkeit niemals vollständig abgelegt hatte.
Er drehte sich auf die Seite und sah aus dem Fenster in den großen See. Dumpf erhellte der Mond das grüne, wabernde Wasser.
Es vergingen einige weitere Stunden, bis er in den Schlaf fiel, der ihm die neu errungene Vergangenheit wieder und wieder vorspielte. So lang, bis er um fünf Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen wurde, als Granger ihm eine Ohrfeige verpasste.
(...)
Gemeinsam mit Pansy, und Theodore ging er durch das Schloss, sie kamen von einer Freistunde, die sie in ihrem Gemeinschaftsraum verbracht hatten, um Hausaufgaben zu erledigen. Dracos Gedanken waren immer wieder abgewandert. Aber der Anblick von Potter, Weasley und Granger machte ihn plötzlich wütend. Er presste seine Kiefer aufeinander, verwirrt folgen seine beiden Anhängsel. Er steuerte genau auf die kleine Gruppe zu und rempelte Narbengesicht härter an, als ursprünglich geplant. Dieser taumelte zur Seite.
„Pass doch auf!", zeterte er, worauf der Blonde gewartet hatte.
„Oh, redest du mit mir? Das tut mir sehr leid.", höhnte er übermütig, legte eine Hand auf sein Herz. „Das nächste Mal passe ich auf, wenn dein arroganter Arsch im Weg steht."
„Was ist denn mit dir?", Granger schubste seine Schulter an, worauf er ebenfalls einen Schritt zurückstolperte.
„Misch dich nicht ein, Granger.", er beugte sich ein wenig zu ihr hinab, plötzlich wallten andere Gefühle in ihm auf und rangen mit denen, die sich neu entwickelten.
„Wenn du grundlos Streit anfängst, mische ich mich sehr wohl ein, Malfoy."
Er lachte trocken. „Potters-", er spuckte seinen Namen in ihr Gesicht. „-Existenz ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass es mit dieser Welt bergab geht."
Was waren das für Worte, die aus seinem Mund sprudelten?
„Versau es nicht.", leise und bedrohlich war ihre Stimme nun, die anderen mussten sich anstrengen, um sie zu verstehen, Draco hingegen verstand sie sehr gut. Die Wut flachte ab und hinterließ einen roten Schimmer in seinem Gesicht.
„Verpiss dich, Malfoy!", rief Ron, der sich nun zu ihnen drängte und ihn seinerseits an den Schultern anstieß.
„Was denn, hast du Minderwertigkeitsgefühle, weil deine Mutter so fett ist?", uh-oh. Er sollte lieber den Mund halten, dachte er. Aber es war zu spät, die Worte hatten bereits ihren Weg gefunden und ließen Weasleys Blut kochen.
„WAS SAGST DU DA, DU-", polterte er, Potter packte seinen Freund am Arm und hielt ihn, ehe er sich auf ihn stürzen konnte.
„Weasley, reg dich wieder ab. Das war nur ein Scherz. Richtig, Draco?", beschwörend rede Pansy auf ihn ein, der stocksteif neben Granger stand und ihren brennenden Blick spürte. „Draco, verdammt. Entschuldige dich.", wisperte sie ihm zu.
„Sein Dasein sollte entschuldigt werden.", murmelte er genervt und wandte sich ab.
„Wag es nicht, dich einfach aus dem Staub zu machen.", herrschte Hermine. Hart schloss sich ihre Hand um seinen Oberarm.
„Was willst du denn machen, hm?", herausfordernd drehte er sich ihr zu und blieb nahe vor ihr stehen. „Mich schlagen?"
Sie schlug ihn nicht. Lockerte jedoch ihren Griff und brachte etwas Abstand zwischen sie.
„Was?"
„Nichts.", murrte er.
„Hau bloß ab!", übertönte Ron den Wortwechsel, er wurde von Harry auf Abstand gehalten, obwohl es auch in ihm brodelte. Draco sah sie eine Sekunde lang an, dann erschien bereits Slughorn, der die Situation auflöste, indem er das Klassenzimmer aufschloss.
(...)
Im Verlauf der Stunde spürte er, dass sie ihm hasserfüllte Blicke zuwarf. Manchmal waren sie auch enttäuscht, obwohl er nicht wusste, was er verbrochen hatte, dass sie sich ein derartiges Gefühl, wie Enttäuschung, erlauben durfte.
Feste Schritte führten sie an ihm vorbei, worauf sie einen Brief mit einer ausladenden Geste gegen seine Brust pfefferte. Wäre gleicher ein Stein gewesen, hätte er nun ein gebrochenes Brustbein. Sie hielt sich nicht damit auf, mit ihm zu sprechen oder stehen zu bleiben, sie war zu aufgebracht. Umsitzende Schüler und Schülerinnen, die die Szene vor der Tür miterlebt hatten, beobachteten es halb unwohl, halb amüsiert.
Pansy boxte ihn ebenfalls gegen seine Rippen, er funkelte sie an. Schnell entriss sie ihm den Zettel und entfaltete ihn. Es gefiel ihm nicht, dass sie das Privileg einforderte, seine Briefe lesen zu dürfen, aber er tat nichts und sah zu, wie sich ihre Augenbrauen weiter senkten. Dann lächelte sie bösartig.
„Sieht nach einer Einladung für eine Prügelei aus."
Draco nahm den Brief und las ihn, der erste Satz war durchgestrichen, hinter dem zweiten waren nachträglich Ausrufezeichen und ein weiterer Satz angefügt worden.
„Das mache ich bereits, aber soll das heißen, Daphne darf niemals deine schöne Schrift sehen? Ich muss unbedingt mit dir reden. (!!!) Gleich nach dem Unterricht. G."
(...)
Er hatte keine Gelegenheit zu fliehen. Sobald der Unterricht beendet war, positionierte sie sich neben der Tür und schleifte ihn unbarmherzig hinter sich her, als er sich an ihr vorbeistehlen wollte. Potters und Weasleys Blicke folgten ihnen angefressen, sie schritten jedoch nicht ein.
„Granger!", moserte er, sie ignorierte ihn jedoch, hielt sein Handgelenk fest und er versuchte nicht stehen zu bleiben, das würde nur die Aufmerksamkeit der anderen steigern. „Wo willst du hin?"
„Dahin, wo niemand deine Schreie hört.", es sollte wohl ein Scherz sein, ihm war allerdings nicht zum Lachen zumute.
„Sehr witzig.", brummte er. Unbeirrt stiegen sie mehrere Etagen nach oben, irgendwann löste sie ihre Hand von seiner, er würde ihr ohnehin folgen.
Als sie in den nächsten Korridor abbogen, dämmerte es ihm. Sie befanden sich im 6. Stock und in wenigen Metern würden sie das Bad der Vertrauensschüler erreichen.
Beherzt stieß sie die Tür auf und wartete bis er eingetreten war, dann warf sie sie ins Schloss. Abwartend standen sie einander gegenüber, in ihren Augen loderte ein Feuer.
„Erklär dich."
„Was soll ich erklären? Dass mich deine Freunde mit ihrer bloßen Anwesenheit zur Weißglut treiben? Das müsstest du bereits wissen.", sagte er zynisch. Er lehnte sich gegen eines der Waschbecken.
„Aber wieso musst du dann auch mich anmeckern, weil ich versuche ihm zu helfen?"
Er schluckte, dann zuckte er mit seinen Schultern.
„Liegt es an den Erinnerungen, die du jetzt hast?", bohrte sie. Seine Miene versteinerte sich, denn das musste es sein. „Woraus bestehen sie?"
„Das werde ich dir nicht sagen, Schlamm-", fest biss er auf seine Lippe, bevor er das Wort ausstieß.
„Aha? Hast du eine neue Bezeichnung gelernt?", demonstrativ stellte sie sich vor ihn, ihre Füße auf der Breite ihrer Schultern. „Dein Vater ist ekelhaft. Das ist das Einzige, das ich aus meinen Erinnerungen gelernt habe. Und dass die Menschen, mit denen er sich abgab, es ebenfalls sind."
Eine seiner Augenbrauen hob sich, zu den verschränkten Armen vor seiner Brust überkreuzte er noch seine Fußgelenke, während er sich anlehnte.
„Ich habe gelernt, dass Potter ein Aggressionsproblem hat, genauso wie du."
„Ich? Was hab ich getan? Sag schon.", sie deutete mit ihrer Hand in seine Richtung.
Es war nicht unbegründet gewesen, das musste er sich eingestehen. „Ich habe einen Scherz über den Wildhüter gemacht und du hieltest es für notwendig mich zu schlagen. Wenn ich es will, kann ich deinen Handabdruck auf meiner Wange fühlen.", anprangernd zeigte sein Zeigefinger auf besagte Stelle.
„Sicherlich hatte ich meine Gründe dafür. Du dagegen hast-", suchend musterte sie ihn. „hast... okay ich habe keine Erinnerung im Zusammenhang mit dir gehabt. Umso mehr schockiert mich dein heutiges Verhalten. Und das deines Vaters."
„Ich weiß nicht, was mein Vater gemacht hat.", brummte er.
„Ach ja? Warum finden wir es nicht heraus?", drohend kam sie einen Schritt näher, seine Hände schnellten zu seinen Seiten und krallten sich an das Porzellan des Waschbeckens, seine Füße stellte er fest auf den Boden, mit angewinkelten Knien.
„Was hast du vor?", er stellte mit Bedauern fest, dass seine Stimme lächerlich dünn klang.
„Dich küssen.", erklärte sie und hakte ihren Finger in seinem Hemdkragen ein, sie stand zwischen seinen Beinen.
„Das kannst du nicht machen.", widersprach er. Der Protest schrumpfte mit dem Abstand zwischen ihnen. Schmolz wie ein Eiswürfel in der Sonne.
„Wieso nicht?", ihre Beine berührten seine.
„Du bist sauer auf mich.", sie legte die andere Hand auf seine Schulter.
„Es dient einem guten Zweck. Und jetzt stillhalten."
Dieses Mal waren sie auf gleicher Höhe, so wie er auf dem Rand des Beckens saß und statt sich zu wehren, legte er seine Hände unter ihr Kinn und zog sie näher. Fast war es so weit-
Die Tür krachte auf, sie fuhren herum und sahen Hannah Abbott mit Ron Weasley in der Tür stehen. Hastig schob er sie von sich, dann fuhr er mit seiner Hand flüchtig über sein Haar, vergrub sie dann in seiner Hosentasche und kaute auf seiner Lippe herum. Sie schaffte es immer wieder, dachte er. Sobald sie weniger als einen halben Meter in seiner Nähe war, geriet er in ihre Umlaufbahn und sie zog ihn an.
Mit, vor Schock, geöffneten Mündern stand das Paar im Eingang und versuchte die Situation einzuschätzen. Dann wurde Weasley sauer.
„Was soll das denn werden?", seine Stimme überschlug sich. Granger starrte zurück und Draco war der erste von ihnen beiden, der seine Stimme wiederfand.
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A.N.: Später als gedacht, aber heute ist es so weit :D Tut mir echt leid, bald wird es wieder regelmäßiger, das Sommerloch schlägt dieses mal fester zu.
Liebe Grüße an euch und ein schönes Wochenende <3
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