Zeit für einen Schlussstrich!
-Sichtweise Remus Lupin-
Gedankenverloren schritt ich die finsteren Korridore von Hogwarts entlang. Poppys Worte ließen mich einfach nicht mehr los. Was wenn sie Recht hatte und sich mein innerer Wolf, Moony, wirklich in Hermine verliebt hatte? Das würde einiges erklären. Ebenso warf es aber auch ein Dutzend Fragen auf. Eine sehr wichtige davon wäre dann, ob dies auch Auswirkungen auf Hermine hätte? Vielleicht zog der Wolf sie unbewusst an. Das wäre zumindest eine Erklärung, warum sie so ein sexuelles Interesse an mir hatte, wo sie doch eigentlich Gefühle für Ron hegte.
>>Ob Remus noch sauer auf mich ist? << Ruckartig blieb ich stehen. Verwirrt drehte ich mich einmal um die eigene Achse, konnte aber niemanden entdecken. Stille umgab mich. Hatte ich nicht gerade Hermines Stimme gehört, oder hatte mir mein Unterbewusstsein einen Streich gespielt? Kopfschüttelnd lief ich weiter. Vielleicht hatte ich noch immer einen wirksamen Alkoholspiegel im Blut, oder es lang an den dröhnenden Kopfschmerzen, die mich schon den ganzen Morgen über plagten.
>>Hoffentlich hat Ron keinen Verdacht geschöpft. Ich habe Remus gestern vielleicht etwas zu offensichtlich angestarrt. << Wieder blieb ich stehen. Ich blickte hinter mich den Gang hinunter. Niemand zu sehen. Woher kam nur diese Stimme? Waren das Hermines Gedanken? Doch wie konnte das sein? Gedankenlesen war zwar keine Unmöglichkeit für mich, doch dafür musste mir die Person direkt in die Augen blicken, und für gewöhnlich musste ich dafür Legilimentik anwenden. Nachdenklich setzte ich meinen Weg fort...
>>Wie soll ich Ron das alles nur erklären? << Es behagte mir gar nicht, dass ich ihre Gedanken hören konnte. Das war ein unerlaubter Eingriff in ihre Privatsphäre. Trotzdem konnte ich es nicht verhindern, über ihre Worte nachzudenken. Wieso hatte sie Angst, dass ich sauer auf sie sein könnte? Und wann hatte sie mich bitte angestarrt und vor allem warum? Merlin, was war gestern nur passiert?
>>Ich muss mich unbedingt mit Remus treffen und mit ihm darüber reden. Doch was soll ich ihm sagen? „Hey, Remus ich habe dich gestern vor Harry und Ron angestarrte, weil ich dich so verdammt attraktiv finde und jetzt ist Ron sauer auf mich". Ja, klar! Ganz tolle, Idee. << Ich wollte ihrem inneren Dialog wirklich nicht lauschen, doch ich konnte auch nicht weghören.
Sie fand mich attraktiv? Das hatte sie damals also wirklich nicht nur so daher gesagt. Doch inwiefern war ich denn bitte attraktiv? Ich sah immer etwas kränklich aus, blass und müde. Narben zierten meinen Körper. Ich konnte mir nicht mal im Entferntesten vorstellen, dass das eine Frau schön finden konnte. Allerdings hatte sich Dora auch nie daran gestört, eher im Gegenteil. Sie hatte immer behauptete, dass ich eine Selbstbildstörung hätte. So wie ein Magersüchtiger im Spiegel immer dachte, er sei zu dick. Doch dem konnte ich nicht so recht glauben.
>>Gut, ich weiß noch gar nicht, ob Ron wirklich sauer auf mich ist, aber nach seinem bösen Blick gestern zu urteilen...Ich sollte ihm einfach sagen, dass es keinen Grund gab eifersüchtig zu sein...Allerdings wäre das eine Lüge...Ich muss versuchen Remus die Lage zu schildern. Er hat bestimmt einen guten Rat für mich. <<
Na aber sicher doch! Für sowas war ich ja immer gut genug. Wenn es um Ron ging, musste ausgerechnet ich ihr immer wieder aus der Patsche helfen. Warum fragte sie nicht einmal Harry oder Ginny um Rat? Was war ich denn für sie, ihr persönlicher Beziehungsberater? Sie sollte sich mal endlich entscheiden! Wenn sie Ron wollte, dann sollte sie mich gefälligst da rauslassen! ...Der Wolf in mir knurrte unzufrieden, doch ich ignorierte ihn gekonnt.
>>Vielleicht hat er ja noch heute Zeit, um sich mit mir zu treffen...<<, überlegte sie.
Plötzlich schossen ihr eindeutige Bilder durch den Kopf. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ihre Gedanken ließen mich keinesfalls kalt und doch wollte ich es nicht wahr haben. Während Moony verlangend Bellte und immer erregter wurde, sträubte sich alles in mir. Sahen so wirklich ihrer Gedanken aus? Dachte sie allen Ernstes nur an das eine, wenn sie an mich dachte? Ich war ein Mann mit Gefühlen, kein verdammtes Sexspielzeug! Ich war kein Typ für One-Night-Stands. Das musste aufhören! Ich hatte mich jetzt schon viel zu oft dazu hinreißen lassen und das nur, weil Moony anscheinend gefallen an Hermine gefunden hatte. Nein, jetzt war Schluss! Ich musste den Wolf ignorieren! Ich sollte mich auf meine Arbeit konzentrieren und auf Teddy, nicht auf eine oberflächliche Sex-Beziehung. Ich war ein erwachsener Mann und keine achtzehn mehr... Unverhofft stieß ich mit jemanden zusammen, als ich um die Ecke bog.
>>Autsch! <<, sagte die Stimme in meinem Kopf. Ich blickte in zwei Haselnussbraunen Augen, die mich erschrocken anstarrten. Oh, nein! Das hatte mir gerade noch gefehlt.
>>Remus<<, rief Hermine freudig aus. Sie machte Anstalten mich zu umarmen. Unwillkürlich wich ich ein paar Schritte zurück. Irritiert fasste sie mich ins Auge.
>>Was? ...Oh! ...Bist du immer noch sauer auf mich? <<, wollte sie enttäuscht wissen. Bedrückt ließ sie den Kopf hängen. Ich wusste zwar nicht mehr, wieso ich gestern wütend auf sie gewesen war, aber eigentlich war es auch egal. Trotzdem tat es weh sie so zu sehen, vor allem wenn ich der Grund dafür war.
>>Nein<<, gab ich schlicht zurück. Ich biss die Zähne zusammen und bereitete mich innerlich auf das unvermeidbare vor. Fast fühlte es sich an wie damals bei Dora, als ich ihr gesagt hatte, dass ich eine Beziehung nicht gutheißen konnte. Ich hatte mir geschworen, dass sich das niemals wiederholen würde und trotzdem befand ich mich jetzt in einer ganz ähnlichen Situation. Davon mal abgesehen, dass Hermine mich weder liebte, noch das sie eine Beziehung mit mir wollte. Trotzdem fühlte es sich gleich an. Erleichtert funkelten mir Hermines Augen entgegen, was es mir nur noch schwerer machte aufrichtig zu ihr zu sein.
>>Hör zu, Hermine! Ich will nicht, dass wir uns weiterhin treffen. Diese Verbindung zwischen uns muss aufhören und zwar jetzt gleich! ...Geh zu Ron, vertrag dich wieder mit ihm und werdet zusammen glücklich! ...Aber lass mich da raus! Ich will nichts mehr damit zu tun haben. << Es kostete mich reichlich Überwindung, diese harten Worte auszusprechen. Ich wollte sie nicht verletzten..., niemals. Doch es war das einzig richtige für sie und für mich. Trotzdem spürte ich etwas in mir brechen, als ich ihr entsetztes Gesicht sah. Alle Freude war daraus verschwunden. Moony winselte kläglich, sodass mir das Gesagte schon fast Leid tat..., aber nur fast.
>>Remus, dass kannst du nicht wirklich ernst meinen...? <<, fing sie an. Unwirsch unterbrach ich sie.
>>Das ist mein voller ernst! Ich muss mich um meinen Sohn kümmern, um Andromeda, um meine Arbeit. Sex ist nicht alles im Leben... Außerdem hab ich das Gefühl, dass ich dir mehr im Weg stehe, als das ich dir helfe. Du solltest deinen eigenen Weg finden und ich den meinen <<, versuchte ich ihr zu erklären. Der Wolf in mir heulte auf und was auch immer gerade in mir zerbrochen war, es tat höllisch weh. Ich konnte hören wie sich ihre Gedanken im Kopf förmlich überschlugen. Es war mir nicht möglich einen klaren herauskristallisieren zu können.
>>Aber...<<, setzte sie zum Sprechen an, wieder unterbrach ich sie.
>>Es gibt kein Aber in dieser Sache! Gab es nie und wird es nie geben. Und du solltest endlich anfangen auf deine Gefühle zuhören und die richtigen Entscheidungen treffen. Also hör auf mich und geh zu Ron! <<, forderte ich autoritär. Ich ließ ich meine Stimme so emotionslos wie möglich klingen. Sie sollte wissen, dass ich es ernst meinte.
>>Aber ich weiß doch noch nicht einmal, ob ich Ron überhaupt noch liebe...<<, fing sie an zu schluchzen. Es tat mir in der Seele weh sie weinen zu sehen. Alles in mir schrie auf. Zu gerne würde ich sie jetzt in meine Arme ziehen, sie trösten und ihr versichern, dass alles wieder gut werden würde, doch ich durfte nicht. Es wäre ein Fehler.
>>Na, wenn nicht Ron, dann halt jemand anderes. Du bist eine junge, attraktive Frau. Ich glaube kaum, dass du Schwierigkeiten haben wirst jemanden zu finden. Nur klammere dich nicht an mich fest! Ich kann auch nicht alle Probleme lösen und ich bin auch kein Fan davon, als Lückenbüßer herhalten zu müssen. Du kommst immer nur zu mir, wenn du Probleme hast oder Sex willst. Dafür bin ich echt nicht geschaffen. Ich bin ein Beziehungsmensch, keiner der aus einer Laune heraus, einfach mal so mit seiner besten Freundin schläft... Das geht schon viel zu lange zwischen uns. Es wird Zeit ein Schlussstrich zu ziehen. << Ich konnte spüren, wie auch in ihr etwas in hundert Teile zerbrach und nur Trauer, Kummer und Leid zurückließ...Es war besser so, redete ich mir ein. Sie würde darüber hinwegkommen. Es war nur Sex gewesen...
>>Nein, bitte sag sowas nicht! <<, begann sie an zu flehen. Ich biss mir die Zunge blutig, um meinem inneren Drang zu wiederstehen. Ich musste hart bleiben!
>>Es ist besser wenn wir uns vorerst aus dem Weg gehen<<, sagte ich kalt und schritt an ihr vorbei, ohne sie auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Hätte ich ihr jetzt in die enttäuschten Augen geschaut, dann wäre ich garantiert eingeknickt.
Moony heulte ein Trauerlied, winselte und ich wusste, dass ich beim nächsten Vollmond seine ganze Wut zu spüren bekommen würde. Doch da musste ich jetzt durch...Jetzt gab es kein Zurück mehr. Und all den Kummer, denn ich Hermine gerade bereitet hatte, würde ich mir doppelt und dreifach heimzahlen. Aber auf die paar Narben mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Sicher hatte ich sie verdient...
Beim Frühstück in der großen Halle bekam ich keinen Bissen hinunter. Ich hörte Hermine weinen, spürte ihren Schmerz, der sich mit meinem vermischte. Sie machte sich Selbstvorwürfe und ich versuchte es beinahe zwanghaft zu ignorieren. Severus, der wie üblich neben mir saß, sah genauso schlecht aus, wie ich mich fühlte. Außerdem wunderte ich mich darüber, das Fiona zu meiner linken fehlte. Normalerweise nahm sie ihr Frühstück stehts pünktlich ein.
>>Was ist heute los mit dir, Severus? Sind das die Nachwehen vom Alkohol? <<, fragte ich skeptisch nach. Während ich an meinem Kaffee nippte, musterte ich sein blasses Erscheinungsbild. Er war noch wortkarger als sonst, was nichts Gutes bedeuten konnte.
>>Ich habe mit Fiona geschlafen<<, brach es so unverhofft aus ihm heraus, dass ich meinen Kaffee quer über den Tisch spukte. Hustend stellte ich die Tasse beiseite, um das Gesagte erstmal zu verarbeiten...
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