Vollmondschmerz
-Sichtweise Hermine Granger-
Erschrocken riss ich die Augen auf. Stocksteif saß ich da und beobachtete mit Schrecken, wie Remus sich neben mir langsam in einen Werwolf verwandelte. Als er vor Schmerzen schrie, zerriss es mir förmlich das Herz. Ich durfte schon einmal, ungewollter Beobachter seiner Transformation sein. Schon damals hatte es mir die Tränen in die Augen getrieben, einen Mann so leiden sehen zu müssen. Doch jetzt... Ich liebte Remus und ich wollte nicht mit ansehen, wie er sich quälte. Stumme Tränen liefen an meinen Wangen hinab, tropften in meinen Schoß, wo sich meine Hände krampfhaft in den Stoff meines Rockes krallten.
Als endlich mein Verstand wieder anfing zu arbeiten, war Remus Verwandlung schon fast vollständig abgeschlossen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass es nicht ungefährlich war, so dicht neben ihm zu sitzen, während ihm Klauen und Pfoten wuchsen. Schreckhaft sprang ich auf, blieb mit dem Fuß am Tischbein hängen, stolperte und viel zu Boden. Schmerz schoss mir durchs Knie, doch das war bei weitem nicht so schlimm, wie die scharfen Krallen des Wolfes, die sich nun in meine Schultern bohrten. Kurz schrie ich auf. Remus war vom Sofa gefallen, direkt neben mir gelandet und schlug qualvoll mit seinen gigantischen Pranken um sich, was mir zum Verhängnis geworden war. Eilig rollte ich zur Seite, um aus seiner Reichweite zu gelangen. Schluchzend hielt mir die Schulter. Es tat höllisch weh, doch ich wusste, er hatte es nicht mit Absicht getan. Mühsam rappelte ich mich auf die Beine. Das Blut durchnässte meine Kleidung, lief an meinem Arm und an meinem Oberkörper herab. Hoffentlich hatte er keine Arterie erwischt.
Ein letztes Mal zuckte der Körper des Wolfes, dann trat eine gespenstige Stille ein. Gespannt hielt ich den Atem an. Ich wusste er würde mir nichts tun. Remus hatte den Wolfsbanntrank genommen, zudem war ich Moonys Partnerin. Trotzdem ergriff mich Nervosität. Was wenn ich falsch lag? Was wenn das frische Blut seine Sinne vernebelte?
Das fahle Mondlicht welches durchs Fenster fiel, ließ das graubraune Fell des Wolfes glänzen. Schwer atmend lag er vor dem Sofa. Er war kaum noch bei Bewusstsein. Seine Augen waren geschlossen. Aus einer Wunde am Hinterkopf quoll Blut. Besorgt trat ich auf ihn zu. Die Ohren des Wolfes bewegten sich und er schnaufte, doch seine Augen blieben geschlossen. Dafür aber bewegten sich seine spitzen Ohren. Sie drehten sich zur Seite, nach vorne und nach hinten, wie ein Ortungsgerät der Muggel. Mit zittrigen Händen zog ich meinen Zauberstab hervor, um einen Heilzauber zu sprechen. Erst auf seine Kopfverletzung, dann auf meinen Arm, beides mit nur mäßigen Erfolg. Es waren Werwolfsverletzungen, weshalb sie sich nur schwerlich heilen ließen.
Ganz langsam ging ich in die Hocke, dabei den Blick fest auf Moony gerichtet. Ich sah wie sich seine Schnauze kräuselte, als er meinen Geruch wahrnahm. Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihm aus. Sein Fell sah so samtig weich, glänzend und dick aus, sodass ich meine Finger liebend gern darin vergraben hätte. Sanft fuhr ich mit den Fingerspitzen über seinen Rücken. Der Wolf zuckte auf der Stelle zusammen, knurrte und bewegte schließlich den Kopf. Meine Hand zuckte zurück. Ich war mir der Gefahr vollends bewusst, wesahlb ich schnell wieder auf Abstand ging. Ich bemerkte den stechenden Schmerz in der linken Schulter, ignorierte ihn aber, denn meine ganze Aufmerksamkeit war auf Remus gerichtet.
Moonys Augen öffneten sich nur trägen. Schnaufend richtete er sich auf, schwankte gegen die Couch, schüttelte das Fell, ehe er seine Schnauze nach oben reckte und schnüffelte. Sein Körperbau glich dem eines Hundes. Nur seine Beine waren länger und er konnte eine beachtliche Körpergröße vorweisen. Sein Kopf reichte mir bis zu Brust. Allein seine Schnauze war so lang wie mein Unterarm. Hart schluckte ich, als mich seine Augen fokussierten.
Unerwartet sprang er vor. Ich war so überrascht, dass ich mich nicht von der Stelle bewegen konnte. Er stand nun direkte vor mir. Er beschnüffelte meine Wunde, aus der unaufhörlich Blut floss. Überraschend gab er ein jämmerliches winseln von sich. Aus unglaublich großen Augen sah er zu mir auf, mit angelegten Ohren, die Rute zwischen die Beine gepresst. Er senkte den Kopf, machte sich klein vor mir, jammerte kläglich, ehe er davon sprang und sich hinter dem Sofa versteckte.
Ich stieß den Atem aus, den ich unbemerkt angehalten hatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Zittrig ging ich auf das Sofa zu, späte über die Lehne und entdeckte den Wolf, der in Kaustellung auf dem Boden lag. Winselnd bedeckte er mit beiden Vorderpfoten seine Schnauze. Es sah aus, als würde er weinen. Sein winseln sorgte dafür, dass erneut Tränen an meinen Wangen hinunterflossen. Ich wollte nicht, dass er sich schuldig fühlte, wegen meiner Verletzung.
>>Moony! <<, sprach ich ihn mit tränenerstickter Stimme an. Schmerzfüllt sahen seine Augen zu mir auf. Doch sein klägliches jammern verstummte nicht.
>>Es ist nicht deine Schuld, es war ein Unfall! <<<, versuchte ich ihn zu beruhigen. Eigentlich war die Situation grotesk. Da stand ich, zierliche Frau, vor einem gigantischen Werwolf, der sich vor mir versteckte, während ich versuchte ihn zu trösten. Über meine eigenen Gedanken den Kopf schütteln, ging ich um das Sofa herum. Doch der Wolf wich vor mir zurück. Ich ließ mich davon nicht beirren, drängte ihn in eine Ecke und hockte mich hin. Erneut streckte ich die Hand nach ihm aus. Winselnd drückte er seinen Körper gegen die Wand. Schmerzlich schloss er die Augen, als meine Finger sein Fell berührten.
>>Bitte, hör auf zu weinen! Du musst dich nicht schuldig fühlen! <<, redete ich sanft auf ihn ein. Er kauerte sich zusammen, wie ein schwer verletztes Tier, zitterte, winselte...Es brach mir das Herz. Vorsichtig strich über das weiche Fell, kraulte ihn hinter den Ohren, doch es nützte nicht. Schließlich schloss ich tröstlich meine Arme um ihn, während Tränen meine Sicht immer mehr verschleierten, oder war es der hohe Blutverlust? Ich wusste es nicht und es war mir auch egal. Remus weinen nahm mein gesamtes Denken ein. Ich hatte Mitleid mit ihm, wollte nicht, dass es wegen mir Qualen litt. Unaufhörlich streichelte ich ihn, während sich meine eigene Erschöpfung langsam bemerkbar machte. Die Zeit verstrich...Müde lehnte ich meinen Kopf gegen den Seinen, spürte wie meine Augenlider immer schwerer wurden, bis ich sie schließlich schließen musste und schwarze Dunkelheit mich umfing.
Dröhnende Kopfschmerzen weckten mich. Stöhnend drehte ich mich auf den Rücken, blinzelte gegen das Sonnenlicht, welches mich belendete. Als meine Augen sich an die unerwartete Helligkeit gewöhnt hatten, setzte ich mich auf. Müde fuhr ich mir auf die Augen und bemerkte, dass mein linker Arm in der Bewegung leicht eingeschränkt war. Sieden heißen fielen mir wieder die Geschehnisse der letzten Nacht ein. Ruckartig schoss mein Kopf in Höhe, während meine Augen begannen die Umgebung akribisch abzusuchen. Verwundert stellte ich fest, dass ich mich nicht mehr in Remus Räumlichkeiten befand, sondern im Krankenflügel. Mein Blick fiel auf jedes einzelne Bett, doch in keinem davon lag Remus. Sorge machte sich in mir breit. Eilig schlug ich die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett, um aufstehen, als Madam Pomfey den Raum betrat.
>>Wo wollen sie hin junge Damen? Sie bleiben schön im Bett, verstanden! <<, fauchte sie mich ungehalten an. Mit großen Augen betrachtete ich sie. Ihren Augen waren feuerrot, leicht geschwollen und Tränenspuren waren noch deutlich auf ihren Wangen zu erkennen. Sie sah blass aus, besorgt, die Haare fielen ihr wirr ins Gesicht. Ein schrecklicher Gedanke überkam mich.
>>Was ist mit Remus? <<, fragte ich leise. Sie setzte zu eine Antwort an, doch kein Laut kam ihr über die Lippen. Augenblich fing mein Herz an zu rasen. Das er nicht an meinen Bett saß, sagte eigentlich schon alles. Noch immer dröhnte das Winseln des Wolfes in meinen Ohren.
>>Wo ist er? <<, wollte ich diesmal lauter und mit deutlicher Panik in der Stimme wissen.
>>Er will niemanden sehen<<, sagte Madam Pomfrey zögerlich. Doch ich wusste sofort, dass dies nicht die ganze Wahrheit war...
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