Tief durchatmen
-Remus Sichtweise-
Es gibt Tage, die verlangten nach einem Glas Feuerwhiskey... Manche verlangten aber auch nach einem ganzen Fass davon und genau so ein Tag war heute. Der Morgen hatte schon damit begonnen, dass Minerva mich zu sich zitiert hatte. Der große See würde morgen zum Eislaufen freigegeben werden und ich sollte als Aufsichtsperson fungieren, großartig. Das hieß ich durfte mehrere Stunden in der Kälte stehen und zuschauen, wie Schüler sich auf die Nasen packten.
Beim Frühstück hatte mir Fiona dann die Ohren vollgeheult, das das Date mit Severus nicht nach ihren Wünschen verlaufen war. Geduldig erklärte ich ihr, dass Severus es nicht gewohnt war, denn englischen Gentleman zu spielen. Es war ihm sicher nicht einmal bewusst, dass man einer Frau die Tür aufhielt, beim Betreten des Lokals, oder den Stuhl zurückschob, damit sie sich setzten konnte. Fiona versuchte Verständnis dafür aufzubringen, trotzdem sah man ihr die Entrüstung darüber deutlich an. Innerlich konnte ich nur den Kopf über sie schütteln, da ich angenommen hatte, dass sie mittlerweile eines Besseren belehrt wurde. Severus war halt Severus. Hatte sie sich ernsthaft erhofft, dass er sich von heute auf morgen grundlegend veränderte?
Auf dem Weg zu meinen Klassenraum, war ich dann Harry und Ginny begegnet, die sich über die Strategie des kommenden Quidditchspiels stritten. Eigentlich hatte ich darauf gehofft, mich ungesehen an ihnen vorbeischleichen zu können, aber nein, natürlich musste sie mich in die ganze Sache mitreinziehen.
Als ich dann reichlich genervt in meinem Klassenraum stand, begegnete mir schon die nächste Hürde. Zwei Schülerinnen aus dem fünften Jahrgang, die sie beschwerten, dass sie auf ihre Hausarbeit so schlechte Zensuren bekommen hatten. Nachdem ich ihnen mehrmals erklärte, dass zwei identische Aufsätze, die fast vollständig vom Lehrbuch abgeschrieben wurden, keine gute Benotung verdienen, konnte ich endlich mit dem Unterricht beginnen.
In der letzten Stunde vor der Mittagspause, nahm ich mit dem zweiten Jahrgang Schockzauber durch, ein Fehler wie sich später herausstellte und meine Laune noch weiter in den Keller trieb. Ein Junge zielte mit seinem Zauberstab an seinem Übungspartner vorbei, wodurch mich sein Zauber direkt in den Rücken traf. Mit blutiger Nase, da ich geschockt vornüber gekippt war, musste ich Poppy einen Besuch abstatten, die wie immer die überführsorgliche Mutter spielte.
Da meine Laune dann endgültig auf dem Nullpunkt angekommen war, freute ich mich eigentlich auf den Nachmittagsunterricht, mit dem siebten Jahrgang. Ich hatte darauf gehofft, dass Hermine mir etwas den Tag versüßen konnte, doch ich lag meilenweit daneben. Und so saß ich nun in Severus Klassenzimmer, beobachte Hermine und Ginny beim Reinigen der einzelnen Tische und wünschte mich eigentlich nur in mein Bett zurück.
>>Remus, auf ein Wort! <<, riss mich Severus Stimme aus meinen trüben Gedanken. Seufzend folgte ich ihm hinaus auf dem Flur. Kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, legte er auch schon mit einer Schimpftriade los.
>>Was bildet sich diese Frau überhaupt ein? Ich bin doch nicht ihr Hauself...<< Merlin, Gott und die Welt verfluchend, lehnte ich mich an die Wand und hörte mir stillschweigend sein Gemecker an. Wie ich raushören konnte, hatte Fiona ihm versucht zu erklären, was Manieren sind, was Severus so gar nicht in den Kram passte. Eigentlich wollte ich ihm nach dem Date beichten, das ich ihn angelogen hatte, Fiona betreffend, doch bis jetzt hatte sich noch nicht der richtige Zeitpunkt aufgetan. Severus hatte mir in kurzen knappen Sätzen berichtete, dass er den Abend eigentlich als ganz nette Abwechslung empfunden hatte. Das Fiona das nun anders sah, wirkte sich nicht gerade förderlich auf sein Gemüt aus. Sie war halt eine Frau und wollte als diese behandelt werden. Severus hingegen führte sich auf, als wäre sie sein persönlicher Prügelsack, rein verbal natürlich.
Unerwartet hörte ich Schreie, die aus dem Klassenzimmer zu kommen schienen. Sorge ergriff mich, weshalb ich sofort zur Tür stürzte und diese aufrissen. Peeves der Poltergeist geleitete frech einfach durch mich hindurch, ein wahrhaft unangenehmes Gefühl, doch weitaus unangenehmer war das kalte, nasse Etwas, welches mich mit voller Wucht ins Gesicht traf. Erschrocken verharrte ich mitten in der Bewegung, während der Schwamm platschend auf dem Boden landete. Mit großen Augen starrte ich Hermine und Ginny an, welche entsetzt zurück schauten. Während ich noch überlegte, ob ich wütend werden, oder lachen sollte, ergriff Severus das Wort.
>>Wie ich sehe, hast du ja alles vollkommen griff, Remus<<, meinte er amüsiert, klopfte mir auf die Schulter, mustere Hermine und Ginny mit einen undefinierbaren Blick, ehe er verschwand. Erst jetzt fiel mir auf, dass die beiden vollkommen durchnässt waren. Mein Blick blieb unweigerlich an ihrer Kleindung hängen. Die weißen Blusen waren durchsichtig geworden und gaben einige pikante Details preis. Schlagartig erwachte der Wolf in mir zum Leben, knurrte verlangen und ich war heilfroh darüber, dass mein Hirn so schnell schaltete.
Ich drehte mich auf dem Absatz um, ließ die Tür hinter mir schwungvoll ins Schloss fallen und lehnte mich schweratmend dagegen. Merlin, der Tag schaffte es wirklich noch schlimmer zu werden. Wäre ich bloß im Bett geblieben... Mit Daumen und Zeigefinger griff ich nach meiner Nasenwurzel. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Schicksal mich hasste.
Als ich spürte wie die Tür hinter mir geöffnet wurde, trat ich einen Schritt vor und drehte mich um. Schuldbewusst sahen Hermine und Ginny zu mir auf, Merlin sei Dank, wieder mit trockenen Klamotten. Gerade als sie zu einer Entschuldigung ansetzten wollten, gebot ich ihnen mit einer Handbewegung Einhalt.
>>Ist schon gut, ihr braucht nicht zu sagen. Ich habe heute einen wirklich miesen Tag und möchte meinen Frust nicht an euch auslassen. Also geht jetzt besser hoch in euren Gemeinschaftsraum, ich gehe in meine Räumlichkeiten und wir vergessen die ganze Sache<<, schlug ich vor, um dieser bizarren Situation möglichst schnell entfliehen zu können. Es war nicht leicht, den kompetenten Lehrer zu spielen, wenn man eigentlich eher ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegte, wobei das auf Hermine nicht einmal mehr zutraf, was es mir nur noch schwer machte. Doch ich musste zumindest was schulische Dinge anbelangte Gleichberechtigt walten lassen. Bei den außerschulischen Treffen jedoch, musste ich wohl oder übel über die Regel hinweghinsehen, auch wenn ich damit ein hohes Risiko einging. Ginny nickte verstehend und ging an mir vorbei, Hermine jedoch blieb stehen.
>>Soll ich dich begleiten? <<, fragte sie und Sorge spiegelte sich in ihren Augen wieder.
>>Nehme es mir bitte nicht übel, wenn ich ausnahmsweise mal nein sage. Heute ist mir einfach nicht nach Gesellschaft zumute, obwohl ich deine natürlich immer zu schätzen weiß. Doch ich habe wirklich miserablen Laune und würde es nur riskieren, dich zu vergraulen<<, lehnte ich ab. Zerknirscht sah ich sie an.
>>Ich glaube kaum, das du das schaffen würdest<<, gab sie zurück und grinste. Schmunzelnd strich ich ihr einmal kurz liebevoll über die Wange, ehe ich mich von ihr verabschiedete. Ich wollte den Tag einfach nur vergessen...
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