Rückblick in die Vergangenheit Teil 1
-Sichtweise Remus Lupin-
Solange ich denken konnte, war ich derjenige gewesen, zu dem alle kamen, wenn sie Trost suchten. Warum die Menschen sich dafür einen wie mich aussuchten, dem das Schicksal härter mitgespielt hatte, als den meisten anderen, war mir lange ein Rätsel gewesen. Vielleicht lag das Geheimnis darin, dass sie sich damit beruhigen konnten, dass es mir zumeist schlechter ging als ihnen selbst. Die Folge in jedem Fall war, dass Trost zu spenden mir zu einer zweiten Natur geworden war. Doch bei Hermine war es etwas anderes. Und so störte es mich nicht im geringsten, als mich ein leises Klopfen gegen zwei Uhr morgens aus dem Schlaf riss und ich vor der Tür ausgerechnet sie vorfand. Verlegen strich sie sich durch die Haare und fragte in Richtung ihrer Füße, ob sie die Nacht bei mir verbringen durfte. Und was wäre ich für ein Freund gewesen wenn ich da nein gesagt hätte? Und so lagen wir nun dicht nebeneinander gekuschelt in einem schmalen Hotelbett, dessen Matratze ungewohnt hart war. Zumindest beschwerten sich mein Rücken lautstark und das nach gerade mein zwei Stunden Schlaf.
>>Und, hast du dich mit Ron ausgesprochen? <<, nuschelte ich gegen ihre Haare. Krampfhaft versuchte ich die Müdigkeit niederzukämpfen, damit ich mich aktiv ihrem Problem widmen konnte, welches sie offensichtlich wach hielt. Sie hatte ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt, weshalb ich ihr nur bedingt ins Gesicht schauen konnte. Ein kurzes Schweigen erfüllte den Raum, ehe sie zum Sprechen ansetzte.
>>Das schon. Wir haben lange geredet... Doch du hattest recht mit deiner Vermutung, dass er noch Gefühle mich hat. Natürlich ist er enttäuscht darüber, das ich nicht ebenso empfinde. << Nachdenklich starrte ich in die Dunkelheit und versuchte ihre Gedanken zu erraten. Manchmal war es doch störend, dass wir pausendlos Okklument anwandten, denn es hatte auch ab und an seine Vorteile, wenn man wusste, was in den anderem vorging. Gerade jetzt würde es uns eine lange Konversation ersparen, doch ich wollte sie nicht drängen.
>>Das mit dem Ravenclaw Mädchen war nur eine Zweckbeziehung <<, fügte sie leise hinzu. Ungesehen von ihr, rollte ich mit den Augen. Die jungen Leute heutzutage... Es würde mir nicht einmal im Traum einfallen, mit jemanden zusammen zu sein, nur um einen Nutzen für sich selbst herauszuschlagen. Bei einer Beziehung waren doch gerade Gefühle das Wichtigste...
>>Und, wird er unser Geheimnis für sich behalten? <<, fragte ich vorsichtig nach, da mich der Gedanke schon seit gestern Abend nicht mehr losließ. Ich drückte sie mit dem Arm noch etwas dichter an mich heran, obwohl ich dadurch noch mehr ins Schwitzen kam. Es war trotz des offenen Fensters furchtbar stickig im Raum. Eine Decke war eigentlich gar nicht von Nöten bei 29 Grad Lufttemperatur, weshalb ich sie auch nur bis zur Hüfte hochgezogen hatte. Doch ich hatte so im Gefühl, dass Hermine gerade etwas Nähe nötig hatte. Scheinbar hatte sie ein schlechtes Gewissen Ron gegenüber. Sicher würde es mir genauso ergehen, wenn Dora noch leben würde. Noch so eine Frage, die mich schon seit ein paare Wochen beschäftigte. Ob der Wolf sich auch in Hermine verliebt hätte, wenn Dora noch bei mir wär? Wenn ja, hätte es mich in eine ziemliche Zwickmühle gebracht. Doch eigentlich war es sinnlos darüber nachzudenken, da ich sowieso niemals eine Antwort auf diese Frage bekommen würde, was auch besser so war.
>>Ich denke schon... Doch ich fühle mich schlecht, dass ich ihn schon wieder Enttäuscht habe<<, murmelte sie gegen meine nackte Brust. Ich spürte ihre kalten Hände, die gedankenverloren über meine erhitze Haut strichen. Ein wohliges Gefühl breitete sich tief in meinem Inneren aus. Ich schieg eine Weile und wägte meine Optionen ab. Ich wollte nichts Falsches sagen, was sie eventuelle noch mehr aufwühlte.
>>Was ich dich eigentlich schon immer mal fragen wollte... Du wolltest mir doch damals helfen, meine Unsicherheit Ron betreffend aus der Welt zu schaffen. Wie wolltest du das anstellen? <<, fragte sie unverhofft. Sie hob leicht den Kopf, wodurch ich ihrem neugierigen Blick begegnen konnte. Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen.
>>Warum genau willst du das jetzt noch wissen? << Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen, bei dem Gedanken, dass sie sich eventuell ihrer Gefühle unsicher geworden war, nach dem Gespräch mit Ron.
>>Keine Sorge, ich empfinde nichts für Ron. Ich bin einfach nur neugierig wie du es anstellen wolltest <<, beruhigte sie mich, als sie meinen zweifelnden Blick bemerkte. Manchmal könnte man vermuten, dass sie trotz Okklumentik meine Gedanken lesen konnte. Liebevoll strich ihr durch die Haare und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht, welches ich trotz der Dunkelheit klar und deutlich erkennen konnte.
>>Na wenn du unbedingt möchtest, dann zeig ich es dir! <<, sagte ich schmunzelnd. Ich hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe ich ihren Kopf wieder nach unten auf meinen Brustkorb drückte, damit sie bequem lag.
>>Schließ einfach die Augen und lass deine geistige Barriere fallen! << Im selben Moment, als sie meiner Forderung nachkam, tat ich es ihr gleich. Keine zwei Sekunden später befanden wir uns im Tropfenden Kessel. Der Londoner Pub war wie gewohnt gut besucht, denn ich wollte, dass es möglichst realistisch wirkte. Hermine saß an einem der unzähligen Tische und schaute sich erstaunt um. Ron saß ihr gegenüber und meine Wenigkeit befand sich etwas im Hintergrund. Als ihr Blick jedoch Suchen über die Umgebung wanderte, trat ich vor, um auf mich aufmerksam zu machen. Rons Abbild hatte ich währenddessen in eine Starre versetzt, um sie nicht zu erschrecken.
>>Warum ausgerechnet der Tropfende Kessel? <<, fragte sie sogleich, als sie mich entdeckte. Lächelnd zuckte ich mit Schultern und nahm auf dem freien Stuhl direkt neben ihr Platz.
>>Eine spontane Idee <<, erwiderte ich schlicht. Ihr Blick wanderte zu Ron, der sie verliebt anstarrte. Missmutig verzog sie das Gesicht.
>>Also ein imaginäres Date? <<, stellte sie trocken fest. Zustimmend nickte ich, wodurch sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. Sie richtete die Ellbogen auf und stützte den Kopf auf ihren Händen ab, während sie mich neugierig betrachtete.
>>Und du meinst, dass du Rons Verhalten eins zu eins widerspiegeln könntest? <<, wollte sie zweifelnd wissen. Lächelnd lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
>>Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten? << Herausfordernd funkelte ich sie an, worauf sie grinsend den Kopf schüttelte.
>>Lass mal! Ich will es nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Denn das letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein Date mit Ron. <<, lehnte sie ab, was mich innerlich erleichtert aufatmen ließ.
>>Zeig mir doch stattdessen was anderes! << Bittend sah sie mich an. Nachdenklich zog ich die Stirn in Falten und überlegte, was ich ihr zeigen könnte. Spontan vielen mir eigentlich nur Sachen aus meiner Vergangenheit ein. Doch was davon wäre für sie von Interesse? Einer fixen Idee folgen, griff ich nach ihrer Hand, stand auf und zog sie mit mir. Nur einen Wimperschlag später, standen wir auf einer Wiese, die vom Morgentau noch ganz nass war.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro