Herr Professor
-Sichtweise Hermine Granger-
Die Ferien gingen für meinen Geschmack viel zu schnell vorbei. Silvester hatte ich mit meinen Eltern verbracht, da es mir wichtig war, mit ihnen zusammen ins neue Jahr zu starten. Die Zugfahrt nach Hogwarts verlief recht schweigsam. Remus saß mir gegenüber und es viel mir schwer, nicht ständig Blicke mit ihm auszutauschen, denn Harry, Neville, Luna und Ginny befanden sich ebenfalls im Abteil. Ron hingegen war bei seiner neuen Freundin, was mir zugegebenermaßen nur recht war. Harry und Ginny hingen über einen Artikel im Tagespropheten, der verkündete, dass die Baupläne zur Herstellung eines neuen Rennbesens nun offiziell genehmigt wurden. Neville und Luna hingegen spielten ein magisches Kartenspiel deren Regeln mir unbekannt waren, wenn es denn überhaupt Regeln gab. Stirnrunzeln beobachtete ich, wie Luna gerade Neville dreimal gegen die Stirn schnipste, weil dieser ein Paar abgelegt hatte. Kopfschüttelnd sah ich wieder aus dem Fenster.
Die Landschaft zog vorbei, die Sonne wanderte über den Horizont, in der Mittagzeit kam die Verkäuferin mit ihren Imbisswangen, wir kauften Kürbissaft, Kesselkuchen, Schokofrösche und versüßten uns damit den Rest der Zugfahrt. Irgendwann am Nachmittag kam Ron hereingeplatzt und berichtete uns freudestrahlend, dass er seine letzte Schokofroschkarte gefunden hatte, wodurch seine Sammlung jetzt endlich komplett war. Leider war er in seiner Euphorie so laut, dass er dadurch Remus weckte, der bis dato friedlich geschlafen hatte. In einer Woche war wieder Vollmond und die Müdigkeit machte sich bereits schon jetzt bemerkbar. Wütend funkelte ich Ron an, was dieser nicht zu bemerken schien. Remus hingegen zog sich einfach seinen Umhang über die Augen, lehnte sich mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe und schlief weiter.
Als ich am späten Abend in meinem Bett lag, fehlte mir seine Nähe. Ich hatte mich in den vergangen Tagen so sehr an seine Anwesenheit gewöhnt, dass es mir schwer fiel, nun wieder von ihm getrennt zu sein. Ich ließ meine durch Okklumentik erschaffene Barriere fallen, um zu lauschen, ob Remus eventuell dieselbe Idee hatte wie ich. Sicher fühlte er ähnlich. Und tatsächlich, er hatte seinen Geist offen gelassen, blätterte in ein paar Unterlagen, die für den nächsten Tag wichtig waren und war mit seinen Gedanken bei der Unterrichtsvorbereitung. Erst überlegte ich, ob ich ihn wirklich auf mich aufmerksam machen sollte, da er sehr beschäftig schien, doch da hatte er mich schon bemerkt.
>>Hermine, warum bist du noch wach? <<, fragte er sogleich besorgt. Lächelnd schloss ich die Augen und konzentrierte mich ausschließlich nur auf ihn.
>>Du fehlst mir<<, gestand ich, während er in seinen unordentlichen Schreibtischschubladen wühlte, auf der Suche nach dem Lehrplan.
>>Das kann ich nur zurückgeben<<, meinte er ehrlich und wurde in seinem Papierdurcheinander endlich fündig.
>>Wie kann es nur sein, wo du doch sonst so ordnungsbewusst bist, dass dein Schreibtisch eine einziges Chaos ist? << Leise kichernd drehte ich mich auf die Seite.
>>Ich bin ein praktisch veranlagter Mensch, ich hasse Papierkram, doch es gehört nun einmal zum Job dazu<<, erklärte er missgestimmt.
>>Du scheinst eine Sekretärin zu brauchen. Ich würde mich für den Job freiwillig melden<<, schlug ich vor.
>>Das klingt überaus Verlocken, aber nur, wenn du mit einem kurzen Rock, High Heels und hautenger Bluse bei mir erscheinst <<, neckte er mich. Ich musste mir ein Kissen vors Gesicht pressen, damit niemand mein Lachen hörte. Vielleicht sollte ich einen Silencio-Zauber anwenden...
>>Remus, da tue sich ja Abgründe auf<<, erwiderte ich amüsiert.
>>Es ist kurz vor Vollmond, was erwartest du? <<, gab er schmunzelnd zurück.
>>Soll ich dir einen Besuchen abstatten? <<, fragte ich mit verführerischer Stimme.
>>Lieber nicht! Ich muss das hier noch fertig kriegen und du meine Liebe, würdest mich viel zu sehr von der Arbeit ablenken<<, meinte er und musste grinsen bei der Vorstellung.
>>Wie schade<<, sagte ich gespielt enttäuscht.
>>Geh lieber schlafen, sonst kannst du dich morgen nicht auf dem Unterricht konzentrieren! <<, ermahnte er mich.
>>Jawohl, Herr Professor! Ich werde jetzt meinen wohlverdienten Schönheitsschlaf antreten<<, scherzte ich.
>>Als ob du einen Schönheitsschlaf nötig hättest. Du bist doch schon wunderschön und mein ganz persönlicher Engel. << Bei seinen Worten schoss mir sofort wieder die Röte ins Gesicht.
>>Schade das ich jetzt dein glühendes Gesicht nicht sehen kann<<, fügte er grinsend hinzu.
Die darauffolgende Woche verging rasend schnell. Ron unterließ seine Stichelleien weitestgehend, aber auch nur, weil er fast seine gesamte Freizeit mit seiner neuen Freundin verbrachte, die ich bis dato noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ginny meinte, dass sie große Ähnlichkeit mir hätte, nicht äußerlich, sondern meinem Charakter entsprechend, was mich doch etwas stutzig machte. War sie nur ein Ersatz, oder wollte er wieder versuchen mich eifersüchtig zu machen? Ich wusste es nicht und Ginny versprach, mich weiterhin auf dem Laufenden zu halten. Eigentlich sollte es mich nicht interessieren, doch Ron war mein Freund, immer noch, trotz des Konflikts der momentan zwischen uns stand. Es lag nie in meinem Interesse ihn unglücklich zu machen. Gerade deswegen hoffte ich, dass sich meine Vermutungen nicht bewahrheiteten und er wirklich verliebt war. Ich würde es ihm gönnen. Unter meinem Bett hatte sich auch die vergesse Pralinen Schachtel wieder angefunden. Strahlend überreichte ich diese Remus nach der vollendeten Vollmondnacht. Noch nie hatte ich jemanden gesehen, der sich so sehr über Schokolade freute, wie er.
Freitagnachmittag fanden wir uns wie üblich im Klassenzimmer für Verteidigung ein. Die ganze Woche über fieberte ich dieser Stunde schon entgegen. Ich liebte den Unterricht bei Remus. Nicht unbedingt des Faches wegen, sondern weil ich seiner Stimme lauschen konnte und ihn unbemerkt beobachten durfte, so auch heute... Nach und nach trudelten die Schüler ein und nahmen an ihren angestammten Tischen platz. Remus lehnte derweilen lässig an seinem Schreibtisch, blätterte in einem Buch über Defensiv Zauber und verspeiste dabei genüsslich einen Apfel. Wie immer sah er geradezu verboten gut aus. Verträumt starrte ich ihn an, völlig in Gedanken versunken, als mich plötzlich Ginny anstupste.
>>Du fängst ja gleich an zu sabbern<<, meinte sie neckend und grinste von der einen Backen zur anderen. Peinlich berührt verzog ich das Gesicht.
>>Hab ich so offensichtlich gestarrt? << Wieder einmal war mir die Röte ins Gesicht gestiegen
>>Und wie, du hast ihn ja förmlich mit deinen Blicken ausgezogen<<, kicherte sie. Verlegen schaute auf die Tischplatte und spielte wie beiläufig mit meiner Schreibfeder.
>>Hey, mach dir nichts draus, bei Harry geht es mir genauso! <<, sprach sie beruhigend auf mich ein.
>>Zudem muss ich zugeben, dass Remus nicht gerade unattraktiv ist<<, meinte sie offen. Ruckartig hob ich den Kopf und durchbohrte sie mit meinen Blick.
>>Wow, nun schau doch nicht so, ich will ihn dir doch nicht ausspannen! << Ergebend hatte sie die Hände erhoben, was mich nun doch zum Schmunzeln brachte.
>>Entschuldige. << Nachdenklich drehte ich den Stiel meiner Feder zwischen den Fingern hin und her.
>>Trotzdem bin ich neugierig. Wie ist er so..., im Bett meine ich? Merkt man da einen Unterschied, weil er ein Werwolf ist? Ist er da sehr Dominat, oder wie läuft das so? << Mit offenen Mund starrte ich sie an. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Doch gerade als ich zu einer Antwort ansetzten wollte, tauchte Remus vor unserem Tisch auf...Am liebsten wäre ich sogleich im Erdboden versunken.
>>Vielleicht ist euch entgangen, dass ich ein ziemlich empfindliches Gehör habe, von daher würde ich es vorziehen, wenn ihr ein anderes Thema anschneidet <<, sprach er und sein intensiver Blick verursachte bei mir eine Gänsehaut. Ich hab ihm noch nicht offenbart, dass ich mich Ginny anvertraut hatte. Sicher war er nicht sonderlich begeistert über diese Tatsache. Während sich mein Gesicht verzog, als hätte ich in eine Zitrone gebissen, lief Ginny bis zum Haaransatz rot an. Betreten senkten wir die Blicke. Remus schien dies zu genügen.
Als er wieder an seinem Schreibtisch stand, forderte er auch die restlichen Schüler zur Ruhe auf, da er mit dem Unterricht beginnen wollte. Während er einen Vortrag über das Aussehen und die Eigenschaften eines Obscurus hielt, stupste mich Ginny erneut an. Nur wiederwillig wandte ich mich ihr zu, da ich eigentlich Remus lauschen wollte.
>>Und, was ist nun? <<, fragte sie flüsternd. Sie hatte sich zu meinem Ohr rüber gelehnt, damit sie keiner hören konnte. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen.
>>Was meinst du? <<, gab ich die Frage ebenso leise zurück.
>>Du hast mir noch nicht geantwortet. << Die Neugier war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
>>Ja, und du wirst auch keine Antwort darauf bekommen. Ich frag dich doch auch nicht über deine Bettgeschichten aus << erwiderte ich.
>>Würden sich die Damen bitte auf den Unterricht konzentrieren! <<, erschallte Remus Stimme. Erschrocken zuckten Ginny und ich zusammen.
>>Entschuldigung<<, sagten wir im Chor und senkten zeitgleich die Köpfe. Remus fuhr in seiner Erläuterung fort. Und gerade als ich anfangen wollte mir Notizen zu machen, schob Ginny mir einen Zettel zu. Genervt rollte ich mit den Augen, begann aber trotzdem zu lesen.
Was meinst du mit Bettgeschichten?
Seufzend kritzelte ich eine schnelle Antwort und schob das Zettelchen zu ihr zurück.
Das war nur so daher gesagt
Keine zwei Sekunden später lag das abgerissene Stück Pergament erneut vor mir, doch bevor ich es lesen konnte, landete eine Hand auf unserem Tisch.
>>Legt ihr es wirklich drauf an, bei mir Nachsitzen zu müssen? << Erbost sah Remus auf uns herab. Innerlich schlug ich mir die Hand vor den Kopf. Merlin, war mir das unangenehm.
>>Ich würde es begrüßen, wenn ihr eure Konzentration auf den Unterricht richtet würdet, anstatt euch wie Erstklässler aufzuführen<<, fügte er schnaubend hinzu.
>>Es kommt nicht wieder vor<<, sagte ich kleinlaut. Remus warf uns nochmal einen warnenden Blick zu, ehe er wieder hinter sein Pult trat. Fest nahm ich mir vor meine Banknachbarin die restliche Stunde über zu ignorieren. Eine ganze Weile schaffte sie es ruhig zu bleiben, doch kurz vorm Glockenläuten, hatte die Neugier scheinbar wieder Besitz von ihr ergriffen.
>>Nachher erzählst du es mir aber, ja?! << Auffordernd sah sie mich an.
>>Nein! <<, zischte ich zwischen zusammen gebissen Zähnen.
>>Warum nicht? <<, fing sie an zu quengeln.
>>Weil es dich nichts angeht<<, gab ich entnervt zurück. So langsam riss mir der Geduldsfaden. Remus schien es ähnlich zu ergehen. Er hatte sich mit verschränken Armen vor uns aufgebaut.
>>Nachsitzen, 19 Uhr! <<
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