Ein Gespräch unter vier Augen
-Sichtweise Hermine Granger-
Entspannt lehnte ich mich im heißen Wasser zurück, bis mein Kopf den Wannenrand berührte. Wohltuend schloss ich die Augen. Ein schwacher Lavendelduft stieg mir in die Nase, Wärme durchflutete meinen Körper und ich ließ meine Hände durch den Schaum an der Wasseroberfläche gleiten. Als die Badezimmertür geöffnet wurde, schreckte ich auf. Lächelnd kam Remus auf mich zu, in der Hand ein Glas mit Kürbissaft.
>>Mylady, hier ist euer gewünschtes Getränk. << Grinsend hielt er mir den Saft hin. Eilig trocknete ich mir die Hände an einem nahegelengen Handtuch ab, ehe ich das Glas entgegennahm.
>>Ich danke dir. << Liebevoll lächelte ich ihn an und sah dabei zu, wie er sich auf den Wannenrand setzte. Ich trank das Glas in einem Zug leer. Da ich nicht wusste vohin mit dem leeren Gefäß, lehnte ich mich kurzerhand über den Wannenrand, um es auf dem Boden abzustellen.
>>Wie fühlst du dich? <<, wollte Remus sorgevoll wissen. Lächelnd sah ich zu ihm auf.
>>Besser, dank deiner Fürsorge. << Ich griff nach seiner Hand, die auf dem Beckenrand ruhte. Gedankenverloren spielte ich mit seinen Fingern.
>>Das ist wohl das mindeste, was ich tun kann<<, gab er schmunzelnd zurück und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Seufzend lehnte ich mich wieder nach hinten gegen den Beckenrand.
>>Entschuldige, dass ich solch einen schlechten Eindruck hinterlassen habe. << Zerknirscht beobachtete ich, wie sich der Schaum langsam auflöste und das Wasser klarer wurde.
>>Du musst dich nicht entschuldigen. Wir sind individuelle Individuen, Handel und denken selbständig. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, genauso verarbeiten wir das Geschehene unterschiedlich. Es wird noch lange Zeit dauern, bis wir solch schreckliche Erfahrungen wie Folter, Todesangst und dem Verlust von Freunden und Familie vollends verarbeitet haben. Sicher werden wir noch bis an unser Lebensende unter den Folgen leiden. Wir müssen lernen damit zu leben, denn vergessen werden wir sicher nie...Andromeda hat Verständnis für die Situation und freut sich bereits darauf dich kennenzulernen, natürlich nur, wenn du einverstanden bist. << Forschend sah Remus mich an. Erstaunt über das Gesagte, zog ich die Augenbrauen in die Höhe.
>>Sie möchte mich kennerlernen, obwohl ich mich ihr gegenüber so unhöflich verhalten habe? <<
>>Natürlich. Dromeda ist kein nachtragender Mensch. Zudem hat sie vorgeschlagen, dass du uns über die Feiertage besuchen könntest, wenn du es denn möchtest. Aber sicher willst du lieber die Ferien mit deiner Familie verbringen, wofür ich vollstes Verständnis hätte. << Remus kaute auf seiner Unterlippe herum, so als würde ihm dieser Vorschlag Unbehagen bereiten. Skeptisch legte ich den Kopf schief.
>>Du siehst nicht so aus, als würde dir ein Besuch von mir viel Freude bereiten<<, hackte ich nach und spürte Enttäuschung in mir aufsteigen. Verlegen fuhr sich Remus mit der Hand über den Nacken, seine Kiefermuskeln spannten sich an und er wandte den Blick ab.
>>Es ist nicht so, dass ich dich nicht bei mir haben will, ganz im Gegenteil. Doch als Dora schwanger war, sind wir in das Haus von Andromeda gezogen. Dementsprechend befinden sich auch all ihre Sachen noch dort. Bilder, Kleidungsstücke, Schmuck usw., fast so, als wäre sie nur auf einen kurzen Urlaubtrip nach Europa gegangen. Wir haben es noch nicht übers Herz gebracht, ihr Hab und Gut anzurühren...es stecken einfach zu viele Erinnerungen darin. << In seinen Augen spiegelte sich eine tiefe Traurigkeit wieder. Liebevoll drückte ich seine Hand.
>>Jedenfalls, bin ich mir unsicher, welche Wirkung dies auf dich haben könnte. Ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst<<, gab er offen zu. Lächelnd rutschte ich näher zu ihm heran.
>>Es rührt mich, dass du dir deswegen Gedanken machst und so offen mit mir darüber redest. Ich liebe dich, Remus, und mir ist hauptsächlich wichtig, dass ich Zeit mir dir verbringen kann und darf. Dora ist ein Teil von dir und wird es auch immer sein. Wäre ich in deiner Situation, könnte ich die Habseligkeiten eines geliebten Menschen, auch nicht einfach in Kisten verstauen und auf den Dachboden verrotten lassen. Es ist in Ordnung für mich, solange auch du dich damit wohl fühlst. << Auf meine Worte hin, sah Remus mich mit so viel Liebe an, dass es mir kurzeitig den Atem verschlug. Er legte seine Hand auf meine Wange, ehe er sich zu mir runterbeugte, um mir einen zärtlichen Kuss zu geben, denn ich nur zu gerne erwiderte. Ich griff in seinen Nacken, um ihn noch näher zu ziehen. Unglücklicherweise war er darauf nicht vorbereitet und verlor den Halt. Erschrocken stockte mir der Atem, als er zu mir in die Badewanne stürzte. Prustend tauchte er wieder auf.
Nachdem ich mich von dem ersten Schrecken erholte hatte und sah, das er sich, Merlin sei Dank, nicht verletzte hatte, brach ich in haltloses Gelächter aus. Sein Anblick war auch zu komisch. Er glich einem begossen Pudeln und wirkte zunächst völlig verwirrt. Es dauerte einen kurzen Moment bis er sich wieder fing und in mein Lachen miteinstimme. Zusammen verbrachten wir die restliche Zeit, bis zum Abendessen, in der Badewanne, ehe ich mich schweren Herzens von ihm verabschiedete.
In der darauffolgenden Nacht fand ich keinen Schlaf. Der Vollmond stand hoch am Himmel und erleuchtete den Schlafsaal. Obwohl ich wusste, dass Remus in seiner Wolfsform momentan friedlich schlief, fand ich doch keine Ruhe. Gedankenverloren saß ich der Fensterbank, schaute hinaus ins Freie und beobachtete die weißen Flocken, die stetig vom Himmel fielen.
>>Kannst du nicht schlafen? << Erschrocken fuhr ich zusammen, als Ginny unverhofft neben mir auftauchte. In ihrem Blick lag Besorgnis. Seufzend drehte ich mich zu ihr um.
>>Nein, irgendwie find ich keine Ruhe<<, gab ich zu. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht, ehe ich etwas zur Seite rücke, um ihr Platz zu machen. Sie setzte sich gegenüber von mir hin. Forschend ruhte ihr Blick auf mir.
>>Ist es wegen Remus? << Als ich auf ihre Frage hin nur verwirrt die Augenbrauen zusammen zog, deutete sie hoch zum Mond und ich verstand was sie meinte. Für einen kurzen Moment hatte ich schon die Befürchtung, dass sie etwas ahnte, obwohl ich ja sowieso noch mit ihr darüber wollte. War dies vielleicht der richtige Zeitpunkt dafür? Da ich mit meinen eigenen Gedanken beschäftig war, zuckte ich nur unbeholfen mit den Schultern.
>>Mir ist aufgefallen, dass ihr seit Schuljahresbeginn ziemlich viel Zeit miteinander verbringt<<, sagte sie. Neugierig funkelten mich ihre Augen an. Wieder seufzte ich und wandte den Blick ab. Was sollte ich ihr darauf antworten? Sollte ich ihr die Wahrheit erzählen, oder ihr lieber eine Lüge auftischen? Ginny war meine beste Freundin und ich wusste, dass ich ihr uneingeschränkt vertrauen konnte. Doch wie würde sie auf die Wahrheit reagieren? Würde sie Verständnis für meine, für unsere, Gefühle füreinander aufbringen, oder würde sie es abstoßend finden? Eigentlich war Ginny ein sehr offener Mensch, doch ich hatte ihrem Bruder das Herz gebrochen. Während ich das Führ und Wieder abwog, betrachtete mich Ginny eingehend.
>>Hermine? <<, sprach sie mich vorsichtig an. Kurz berührte sie mich am Arm, um mich aus meine Gedankenwelt zu holen. Unentschlossen erwiderte ich ihren Blick.
>>Du musst es mir nicht erzählen, wenn es dir Unbehagen bereitet<<, meinte sie verständnisvoll.
>>Nein, so ist es nicht. Ich...Ich hab nur Angst vor deiner Reaktion, wenn ich es dir erzähle<<, erwiderte ich zögerlich. Die ganze Situation war mir furchtbar unangenehm. Ginny wirkte erstaunt. Vermutlich hatte sie mit einer näheliegenden Begründung gerechnet, wieso ich Remus so häufig einen Besuch abstatte, anstatt mit einer eventuell erschreckenden Offenbarung.
>>Ähm, nun...was immer deine Bewegründe sind, ich werde sie sicher nachvollziehen können<<, meinte sie und lächelte mich zuversichtlich an. Tief atmete ich ein, mein Herz fing an zu rasen, nervös knete ich meine Hände.
>>Ich hab mich in Remus verliebt <<, kam es wie aus der Pistole geschossen. Röte stieg mir ins Gesicht und ich wandte eilig den Blick ab. Unsicher zupfte ich an den Stoff meines Nachthemdes herum. Einen endlosen Moment lang herrschte Stille. Nur die ruhigen Atemzüge der anderen Mädchen waren zu hören.
>>Du hast was? <<, fragte sie nach und tat so, als ob sie sich verhört hatte.
>>Du hast schon richtig verstanden. Ich liebe Remus und er liebt mich. << Entschlossen hob ich den Blick. Ich sollte zu meinen Gefühlen stehen und mich durch die Meinung anderer nicht verunsichern lassen. Fest blickte ich ihr in die Augen.
>>Okay... ähm..., dass kommt jetzt etwas überraschend muss ich sagen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du Remus nur als Ausrede benutz, um dich mit deinem Freund zu treffen. Das allerdingt Remus dein neuer Freund ist, darauf wäre ich nie im Leben gekommen. Aber wenn er dich auch liebt, ist doch schön. Charakterlich passt ihr ja zusammen. Auch wenn es mir leid tut, um meinen Bruder<<, gestand sie. Erleichtert atmete ich auf. Es fühlte sich an, als wäre eine Last von meiner Schulter gefallen.
>>Und es ist wirklich okay für dich? <<, versicherte ich mich. Unbekümmert zuckte sie mit den Schultern.
>>So lange ihr miteinander glücklich seid. Ich bin nur froh, dass du Ron reinen Wein eingeschränkt hast, auch wenn er nicht weiß, dass es sich dabei um Remus handelt, aber zumindest macht er sich keine weiteren Hoffnungen. Zufällig weiß ich aus einer sicheren Quelle, dass er ein Auge auf eine Ravenclaw geworfen hat <<, berichtete mir Ginny Augenzwinkern.
>>Echt? Das musst du mir genauer erzählen! << Neugierig lehnte ich mich ein Stück weiter nach vorne, da Ginny und ich uns nur im Flüsterton unterhielten, um die anderen nicht zu wecken. Ginny tat es mir gleich.
>>Nur wenn du mir erzählst, wie das mit dir und Remus zu standen gekommen ist<<, meinte sie und grinste.
>>Okay, abgemacht. Aber du musst versprechen, es niemanden zu erzählen, auch Harry nicht! <<, forderte ich im ersten Ton. Genervt rollte Ginny mit dem Augen.
>>Für wen hältst du mich, Hermine, für Rita Kimmkorn? Ich schweige wie ein Grab, versprochen! Das ist doch ganz selbstverständlich. Schließlich riskierst du deinen Abschluss und er seinen Job. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. << Erleichtert lächelte ich meine Freundin an.
>>Also, erzähl schon! Wie kam es dazu? <<, fragte sie erneut. Amüsiert über ihre kindliche Neugier, fing ich an zu erzählen.
>>Alles begann im Zug...<<
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