Ein anständiger Freund
-Sichtweise Remus Lupin-
>>Remus, falls du auf dem Weg zu Severus bist, könntest du ihm bitte mitteilen, dass die Lehrerversammlung am dreizigsten um neunzehn Uhr stattfindet? <<, sprach mich Minerva überraschend an, als ich gerade die Treppen zu den Kerkerräumen hinabstieg.
>>Wird gemacht<<, warf ich ihr über die Schulter zurück. Leichten Schrittes spazierte ich die Treppe hinunter, die düsteren Gänge entlang, bis ich vor Severus Büro zum Stehen kam. Ich klopfte und bekam schon nach wenigen Sekunden ein, >>Herein! <<, als Antwort zurück. Lächelnd öffnete ich die Tür. Kurz stockte ich beim Eintreten, als ich Fiona vor Severus Schreibtisch entdeckte.
>>Oh, ich hoffe ich störe nicht<<, beeilte ich mich zu sagen.
>>Nein, nein! Du störst nicht. Ms Williams wollte gerade gehen <<, antwortete mir Severus sogleich
>>Aber ich wollte doch noch...<<, warf Fiona ein, doch ein unheilvoller Blick von Severus Seite brachte sie zum Schweigen. Ohne ein weiteres Wort stand sie auf, packte ihr Tasche und stolzierte zügig an mir vorbei, hinaus auf den Gang. Dabei warf sie mir einen vielsagenden Blick zu, ehe sie hinter der nächsten Ecke verschwand. Seufzend schloss ich die Tür.
>>Was sollte das Severus? Musst du denn immer so gemein zu ihr sein? << Wütend funkelte ich ihn an und ließ mich dann ohne Aufforderung auf den Stuhl fallen, auf dem eben noch Fiona gesessen hatte. Severus schnaubte darauf nur verächtlich.
>>Ich verstehe nicht, wieso du ihr nicht eine Chance gibst. Sie ist sehr engagiert und die Schüler lieben sie<<, fuhr ich unbeirrt fort.
>>Sie hat kein Durchsetzungsvermögen, ist viel zu schüchtern, kann offensichtlich nicht richtig zuhören und ist meiner Meinung nach komplett ungeeignet für diesen Job<<, fauchte Severus blasiert zurück. Genervt verdrehte ich die Augen.
>>Sie würde viel mehr Selbstvertrauen aufbauen, wenn du ihr mal ein wenig unter die Arme greifen würdest. Wenn du sie tagtäglich kritisierst, wird sie früher oder später das Handtuch werfen und was dann? Denkst du allen Ernstes Minerva findet so schnell einen Ersatz? Nein, sicher nicht. Also was wird sie wohl alternativ in Erwähnung ziehen? Richtig, sie schmeißt dich raus, anstelle von Fiona, da diese durchaus in der Lage ist deinen Job in Vollzeit zu übernehmen<<, erinnerte ich ihn. Nachdenklich starrte mich Severus an. Ich schien ihn an der richtigen Stelle getroffen zu haben.
>>Du weißt das ich Recht habe, also reiß dich mal ein bisschen zusammen und versuche mit ihr auszukommen, denn eine andere Möglichkeit hast du nicht! << Herausfordernd erwiderte ich seinen stechenden Blick. Seufzend gab er schließlich nach.
>>Vielleicht hast du recht<<, murmelte er leise. Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen beugte ich mich nach vorn und hielt mir demonstrativ eine Hand ans Ohr.
>>Bitte, was hast du gesagt? Ich glaube ich habe dich nicht ganz verstanden<<, fragte ich naiv wie ein schwerhöriger Tattergreis, der nur noch das hören konnte, was er nicht hören sollte.
>>Treib es nicht auf die Spitze, Remus! <<, warnte er mich drohend. Lachend ließ ich mich zurück in den Stuhl fallen. Sein Gesichtsausdruck war aber auch zu komisch.
>>Warum bist du hier, doch sicher nicht um mich zu belehren? <<, begann er das Thema zu wechseln.
>>Nein, eigentlich bin ich gekommen, um dich um Rat zu bitten, da ich ein Problem habe, oder besser gesagt hatte. Ich glaube ich vertrage deine Kräuterstäbchen nicht. Mir ist gestern Abend ganz elendig geworden. Erst Schwindel, dann Übelkeit, in der Nacht hatte ich vermutlich auch Fieber, jedenfalls hab ich geschlafen wie ein Toter. Heute Morgen ging es mir dann wieder besser <<, berichtete ich ihm. Eingehend musterte er mich, während er sich süffisant grinsend in seinen Schreibtischstuhl zurückfallen ließ.
>>Und was ist da passiert? << Unverhofft hielt er mir, aus seiner Sitzposition hochschnellend, einen Spiegel vor die Nase und deutete auf meinen Hals. Peinlich berührt zog ich meinen Hemdkragen höher.
>>Das ist ganz gewiss nicht von den Kräutern. << Er packte den Spiegel wieder weg, während ich, ertappt die Arme vor meinem Brustkorb verschränkte.
>>Nein<<, gab ich zu. Verdammt! Ich musste mir von Poppy mal eine Salbe gegen Knutschflecken geben lassen.
>>Das hat ja wohl nichts mit meinem aktuellen Problem zu tun. <<, konterte ich, ohne mich weiter zurechtfertigen.
>>Das kommt darauf an. Wenn du die Kräuter zu dir genommen und dich gleich danach „Überanstrengt" hast <<, er malte Gänsefüßchen in die Luft, >> dann kann es durchaus sein, dass dein Kreislauf danach schlapp gemacht hat. << Sichtlich vergnügt sah er mich an.
>>Ich habe mich aber nicht „überanstrengt"! << Demonstrativ malte ich ebenfalls Gänsefüßen in die Luft.
>>Ich bin gleich nach dem Unterricht in meine Räumlichkeiten gegangen, hab ein heißes Bad genommen, bin eingeschlafen. Und als ich wieder erwacht bin und aus der Wanne steigen wollte, ist mir schwindelig und übel geworden. Ich bin aus der Badewanne gestürzt und musste mich gleich danach übergeben<<, erklärte ich ihm die gestrigen Geschehnisse.
>>Aha, da haben wir ja schon das Problem. Heißes Wasser, hoher Blutdruck, beruhigende Kräuter. Keine gute Mischung. Trotzdem werde ich die Dosierung wohl noch etwas anpassen müssen und du solltest keine heißen Bäder mehr nach dem Vollmond nehmen!<<, meinte er bestimmend.
>>Aber es hilft gegen die Muskelschmerzen<<, wiedersprach ich missmutig. Wieder warf mir Severus einen warnenden, stahlharten Blick zu.
>>Schon gut, schon gut! Ich hab verstanden. Keine heißen Bäder mehr <<, gab ich nach. Zufrieden nickte er.
>>Im Übrigen soll ich von Minerva ausrichten lassen, dass die Lehrerversammlung am dreizigsten um neunzehn Uhr stattfindet <<, gab ich mein Wissen weiter.
>>Gut<<, antwortete er knapp. Es wirkte, als würde ihn diese Mitteilung nichts angehen.
>>Wollen wir am Wochenende zusammen ausgehen? Vielleicht was trinken gehen in „Die drei Besen"? <<, fragte er plötzlich aus heiterem Himmel. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen.
>>Severus, mit einer Frau geht man aus. Mit einem Kumpel trifft man sich<<, erklärte ich ihm. Konfus wuselte er auf seinem Schreibtisch umher.
>>Man merkt das du lange keine anständigen Freunde mehr gehabt hast. << Lachend stand ich auf.
>>Ich hatte noch nie einen anständigen Freund<<, gab er brüskiert zurück. Mitleidig sah ich ihn an.
>>Das...tut mir leid<<, sagte ich aufrichtig. Severus gab darauf nur ein Nicken von sich. Sein Blick war unergründlich.
>>Also...Samstag, achtzehn Uhr? <<, fragte er nach kurzem Zögern.
>>Sicher! <<, stimmte ich freudig zu. Ich hob kurz die Hand zum Abschied und wandte mich dann der Tür zu.
>>Und denke an meine Worte, Fiona betreffend. Sie ist wirklich nett, wenn du ihr nur erstmal eine Chance gibst... <<, sagte ich im Hinausgehen.
>>Jaja <<, grummelte er missmutig. Schmunzelnd verließ ich den Raum und traf zu meiner großen Überraschung, Harry, der abwartend an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
>>Harry, du wartest doch hoffentlich nicht auf mich<<, begrüßte ich den Jungen fröhlich.
>>Doch. Professor McGonagall meinte du wärst hier anzutreffen. << Grinsend kam er auf mich zu.
>>Demzufolge wolltest du mir einen Besuch abstatten. Gibt es dafür irgendeinen besonderen Grund, oder hattest du einfach nur Sehnsucht nach mir. << Lächelnd legte ich ihm einen Arm um die Schulter und zusammen setzten wir uns in Bewegung Richtung Treppe.
>>Letzteres <<, gab er offen zu.
>>Na wenn das so ist, mein Junge...Wie wäre es jetzt mit einer schönen, heißen Tasse Tee? <<, fragend musterte ich ihn.
>>Da würde ich nicht nein sagen<<, antwortete er vergnügt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro