Das Praktikum Teil 1
-Sichtweise Hermine Granger-
Unschlüssig stand ich vor den Wasserspeiern, die mir den Weg zum Schulleiterbüro versperrten. Es war kurz vor den Osterferien und somit nicht mehr viel Zeit, um noch ein Schülerpraktikum zu absolvieren. Da ich mich noch immer nicht zwischen den einzelnen Berufsgruppen entscheiden konnte, war mir dieses Praktikum persönlich sehr wichtig und ich hoffte darauf, dass Professor McGonagall es bewilligen würde.
>>Miss Granger, kann ich Ihnen behilflich sein? <<, wurde ich unverhofft angesprochen. Erschrocken drehte ich mich um und entdeckte die Schulleiterin höchst persönlich hinter mir.
>>Durchaus, Professor. Ich habe ein Anliegen, welches ich gerne mit ihnen besprechen würde. << Sie nickte verstehend und bat mich, ihr zu folgen. Als ich das kreisrunde Büro betrat, wanderte mein Blick wie automatisch hoch zum Portrait von Albus Dumbledore. Er schlief seelenruhig in seinem Stuhl, seine Halbmondbrille war leicht verrutsch und ein aufgeschlagenes Buch lag in seinem Schoß.
>>Nehmen Sie doch bitte Platz! <<, riss mich Professor McGonagalls Stimme aus meiner Starre. Eilig kam ich ihrer Bitte nach. Unruhig zupfte ich am Saum meines Rockes herum. Es war ein seltsames Gefühl in diesem Raum zu sitzen.
>>Nun..., was genau liegt Ihnen denn auf dem Herzen? <<, fragte sie, während ihr Blick forschend auf mir lag.
>>Ich bin mir bei der Berufswahl noch immer unschlüssig. Sie hab mir zwar angeboten, den Verwandlungsunterricht zu übernehmen, wofür ich Ihnen auch sehr Dankbar bin, aber meine Interessen liegen halt auch noch wo anderes, weshalb es mir schwer fällt, eine Entscheidung zu treffen<<, erklärte ich ihr offen.
>>Hmm... Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie damals im Berufsberatungsgespräch geäußert, dass eine Anstellung im Ministerium, oder in St. Mungo Hospital durchaus in Frage kommen würde für Sie. << Verblüfft sah ich sie über den Tisch hinweg an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie dies nach so langer Zeit noch wusste.
>>Sie erinnern sich richtig! Bis heute hat sich daran auch noch nichts geändert. Deswegen wollte ich Sie fragen, ob es eventuell im Möglichen liegen würde, ein Schülerpraktikum zu absolvieren? Ich möchte mir erstmal im Klaren werden, ob ich im Lehrberuf wirklich Fuß fassen könnte, oder nicht. << Unsicher blickte ich zu ihr auf. Kurze Zeit schwieg sie und schien über meine Worte nachzudenken.
>>Nun, Miss Granger, ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Das Schuljahr neigt sich bereits dem Ende zu, weshalb es mir lieber gewesen wäre, wenn sie mit ihren Anliegen früher an mich heran getreten wären. << Schuldbewusst senkte ich den Kopf.
>>Nichtsdestotrotz, habe ich Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten. << Nun wurde ich hellhörig.
>>Madam Promfrey wird in den Ferien ein paar Tage außer Haus sein, weshalb ich Professor Snape gebeten habe, sie in dieser Zeit zu vertreten. Heilzauber sind zwar nicht gerade sein Spezialgebiet, dafür aber Heiltränke. Da so kurz vor den Prüfungen viele Schüler ihre freie Zeit lieber zum Lernen nutzen, als nach Hause zu ihren Familien zu fahren, würd es in der Krankenstation sicher einiges zu tun geben. Also, was halten sie davon, ihm etwas zur Hand zu gehen? Nach den Ferien, können sie dann immer noch, wenn der Wunsch denn weiterhin besteht, einer Lehrkraft über die Schulter schauen, um den Berufsalltag kennenzulernen<<, schlug sie vor. Nachdenklich spielte ich mit meinen Fingern. Eigentlich hörte sich dieser Vorschlag gar nicht mal so schlecht an. So könnte ich gleich in zwei Berufe besser kennenlernen und wenn beide mir nicht zusagten, würde noch immer die Möglichkeit bestehen, ins Ministerium zu gehen. Ich stimmte also zu und vereinbarte mit ihr einen Termin, wo wir nochmal genauere Details besprechen würden.
Eine Woche später stand ich punkt acht Uhr vor dem Krankenflügel. Innerlich bereitete ich mich schon darauf vor, fünf Tage lang mit Professor Snape zusammen arbeiten zu müssen. Ich atmete noch einmal tief durch und wollte gerade die Türklinke hinunter drücken, als mir einfiel, dass es wohl besser wäre, meine Haare zu einem Zopf zusammen zu binden, damit sie mir bei der Arbeit nicht störten. Eilig kramte ich in meiner Tasse herum, auf der Suche nach einem Zopfgummi. Als ich endlich fündig wurde, legte sich unverhofft eine warme Hand auf meine Schulter. Überrascht blickte ich auf und sah direkt in zwei vertraute Augen.
>>Remus! <<, rief ich erfreut aus und strahlte ihn an. Seit dem Vorfall an Vollmond verhielt er sich anders als sonst. Er war sehr zurückhalten, fast schon schüchtern mir gegenüber und behandelte mich wie ein rohes Ei. Sicher würde es noch einige Tage dauern, bis er wieder die Sicherheit fand, die er brauchte, um zu seinem alten ich zurückzufinden. Doch ich nahm es ihm nicht übel. Ich hatte Geduld und wusste damit umzugehen.
>>Na, bist du bereit für deinen ersten Tag als angehende Heilerin? <<, fragte er lächelnd.
>>Naja, ich bin ehrlich gesagt etwas nervös, aber das ist sicher normal. << Zu gerne hätte ich ihn jetzt umarmt, doch ich hielt mich zurück. Es war zu gefährlich auf den offenen Fluren und so kurz vor Schuljahresende, wollte ich auch kein unnötiges Risiko eingehen.
>>Severus kann dir sicher eine Menge zeigen, auch wenn er kein ausgebildeter Heiler ist. Und so wissbegierig wie du immer bist, wird es dir sicher Spaß machen, ihm zu assistieren<<, versuchte er mich zu beruhigen.
>>Hoffentlich hast du Recht... Was machst du eigentlich hier? << Neugierig sah ich zu ihm auf, während ich meine Haare zusammenband.
>>Nun, zum einen wollte ich mir den Wolfbanntrank abholen und zum anderen, wollte ich dies gleich als Ausrede benutzen, um dir beim Start in deinen ersten Tag beizustehen <<, offenbarte er mir. Ich war so gerührt von dieser Geste, dass ich ihn kurzeitig einfach nur mit offenen Mund anstarrte. Leider interpretierte er dies falsch.
>>Ich kann auch später wieder kommen, wenn dir das lieber ist<<, meinte er zerknirscht.
>>Nein, nein, bleib ruhig! Ich weiß deine Anwesenheit wirklich sehr zu schätzen und es ist furchtbar lieb von dir, dass du an mich gedacht hast <<, versicherte ich ihm schnell und drückte kurz unauffällig seine Hand. Zusammen betraten den Krankenflügel, der auf den ersten Blick leer schien. Doch keine zwei Minuter später tauchte Professor Snape mit wehenden Umhang hinter einem der Vorhänge auf.
>>Miss Granger, Sie sind zu spät! <<, fauchte er mich sogleich an.
>>Verzeih, Severus! Ich habe sie auf dem Gang aufgehalten<<, verteidigte mich Remus sofort. Berechnend wanderten die Augen des Professors zwischen uns hin und her.
>>Na dann hoffe ich mal, dass sich unsere kleine Miss Naseweis im Umgang mit Patienten etwas subtiler zeigt, wenn sie es schon mit der Uhrzeit nicht so genau nimmt<<, sagte er herablassen.
>>Nenn Sie nicht immer so! <<, gab Remus schnaubend zurück.
>>Warum bist du hier? Doch wohl kaum, um Miss Granger Bodyguard zu spielen<<, fragte der Professor mit verschränken Armen.
>>Der Wolfbanntrank. Du hast gesagt ich soll ihn mir abholen kommen, bevor ich aufbrechen. << Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen, während der Professor zu einem Tisch eilte, auf dem eine Tasche platziert wurden war.
>>Aufbrechen? Wo willst du denn hin? <<, fragte ich sogleich nach.
>>Teddy hat morgen Geburtstag, hab ich dir das nicht erzählt? << Nachdenklich kräuselte ich die Stirn, doch ich konnte mich nicht erinnern, dass er dahingehend erwähnt hatte. Vielleicht hatte ich es aber auch vergessen. Ich war die letzten Tage so im Stress gewesen, wegen meinen Hausaufgaben, dass dies durchaus möglich war.
>>Und wann kommst du wieder? << Hoffentlich blieb er nicht die ganze Woche weg. Fünf Tage mit Professor Snape, anstatt mit Remus, war ohnehin schon eine grausige Vorstellung.
>>Wahrscheinlich Donnerstag... <<, verkündete er.
>>Könnt ihr eure Privatgespräche nicht auf einen anderen Zeitpunkt verlegen? Miss Granger ist hier zum Arbeiten, nicht um ein Kaffeekränzchen abzuhalten! << grob drückte Snape, Remus, die Tasche in die Hand, die gefüllt war mit kleinen Glasfläschchen. Remus rollte darauf nur mit den Augen, ehe er mir zuzwinkerte und sich kurz gegen die Schläfe tippte, was wahrscheinlich bedeuten sollte, dass er in gedanklichen Kontakt mit mir bleiben wollte. Dann verschwand er zu Tür hinaus. Sehnsüchtig blickte ich ihm nach.
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