Bevor der Mond aufgeht
-Sichtweise Remus Lupin-
>>Ah Fiona, immer eine Freude dich zu sehen. Weswegen wolltest du...<<, begrüßte ich meine Kollegin erfreut, als die verbotene Abteilung betrat. Jedoch musste ich mitten im Satz abbrechen, da sie wie ein wild gewordener Hippogreif durchs Zimmer jachterte.
>>Nun steh da nicht so dumm rum! Hilf mir lieber! <<, fauchte sie mich sogleich an. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und bemerkte er jetzt, dass sie versuchte etwas einzufangen. Es war sehr schnell, dünn, schlängelte sich über den Boden und hinterließ eine dunkle Aschespur.
>>Was zum...Ist das eine Aschwinderin? <<, fragte ich verdutzt.
>>Ja, bei Merlin und nun hilf mir endlich, ehe sie die ganze Bibliothek in Brand setzt! <<, fluchte Fiona und schoss wild Flüche auf den Boden, die leider allesamt ihr Ziel verfehlten. Seufzend rollte ich mit den Augen und hockte mich hin, wie ein Tier auf der Lauer. Kaum war das Wesen in meiner unmittelbaren Nähe, sprang ich vor. Glücklicherweise bekam ich es direkt hinter Kopf zu packen. Dafür verbrannte ich mir jedoch die Finger, da die Haut des Tieres unglaublich heiß war.
>>Schnell, erschaff einen Käfig. Ich werde es nicht mehr lange halten können<<, rief ich unter Schmerzen, hielt das Wesen aber weiterhin eisern fest. Fiona kam meiner Bitte zum Glück sofort nach. Erleichtert atmete ich auf, als ich die Aschwinderin endlich loslassen konnte. Zischend zog ich die Luft ein, als ich die Verbrennungen an meiner rechten Hand betrachtete.
>>Warte, das haben wir gleich! << Fiona zog ein kleines Fläschchen aus ihrer Umhängetasche und entkorkte es. Schon nach einigen Tropfen der magischen Essenz waren die verbrannten Stellen auf meiner Haut zwar noch rot, taten aber nicht mehr weh.
>>Danke! << Dankbar klopfte ich ihr kurz auf die Schulter, ehe ich die Schlange im Käfig genauer in Augenschein nahm. Böse funkelten mich ihre roten, glühenden Augen an. Wie automatisch wanderte mein Blick zum Kamin, in dem ein magisches Feuer brannte.
>>Hast du das Feuer etwas unbeaufsichtigt gelassen? << Anklagend betrachtete ich meine Kollegin, die schuldig den Kopf senkte.
>>Ich sollte für Severus etwas nachschlagen. Als ich es gefunden hatten, bin ich in sein Büro gefloht und als ich wieder zurückkam, kroch dieses Ding über den Boden<<, berichtete sie. Kopfschüttelnd sah ich sie an. Sie konnte von Glück reden, dass die Schlange noch nicht dazu gekommen war, ihre Eier abzulegen.
>>Und warum hast du dann nicht Severus zur Hilfe gerufen? Das wäre doch viel schnell gegangen<<, fragte ich skeptisch nach.
>>Ehrlich? Ich wollte mir nicht die Blöße vor ihm geben. Sicher hätte er mich dann wieder als inkompetent bezeichnet oder hätte mir andere Schimpfwörter an den Kopf geworfen<<, sagte sie leise. Seufzend betrachtete ich sie.
>>Wo ist eigentlich Madam Pince? Sie hätte dir doch ebenso helfen können. << Ich griff nach dem magischen Käfig und stellte ihn auf dem Tisch ab. Schade, dass dieses Wesen nur eine Stunde lang lebte. Hagrid hätte es sicher gut für den Unterricht gebrauchen können.
>>Sie ist bei Minerva und bat mich, sie kurz zu vertreten. << Fiona klopfte sich den Staub von der Kleidung, ehe sie sich auf einen der unzähligen Stühle niederließ. Sie wirkte erschöpft.
>>Du solltest dir nicht immer so viel Arbeit aufhalsen! Es gibt auch noch andere Lehrer, die sich als Aufsichtsperson zu Verfügung stellen können. << Ich setzte mich neben sie und beobachtete, wie sie nachdenklich mit ihren Fingern spielte.
>>...Die Arbeit lenkt mich von der Sache mit Severus ab <<, gab sie nach kurzem Zögern zu. Augenblicklich verfinsterte sich mein Blick. Allmählich ging mir das Thema auf die Nerven, doch ich versuchte es nicht all zu offen zu zeigen.
>>Wie läuft es denn zwischen dir und ihm? <<, fragte ich dennoch nach.
>>Nun...Das Gespräch mit dir, scheint ihn nachdenklich gestimmt zu haben. Er unterlässt weitestgehend seine stichelnden Kommentare und bemüht sich um Höflichkeit, aber ansonsten... << Sie seufzte betrübt.
>>Du hättest nach eurem Date nicht so abfällig über ihn reden sollen, denn wärt ihr vielleicht schon längst zusammen<<, gab ich zu bedenken. Frustriert fuhr sie sich durch die langen Haare.
>>Ja, ich weiß das ich es versaut habe. Aber er hat sich wirklich wie der letzte Volltrottel aufgeführt. Sämtliche Blicke haben im Restaurant auf uns gelegen<< , nuschelte sie gegen ihre Handfläche, mit der sie ihren Kopf abstütze.
>>Ich dir vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass er einfach nervös war? Severus hat überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit Frauen. Rede doch einfach noch mal mit ihm darüber und bitte ohne dich mit ihm zu streiten! << riet ich ihr.
>>Ich werde es versuchen<<, gab sie betrübt zurück. Aufmunternd tätschelte ich ihren Arm, ehe ich aufstand, um mich von ihr zu verabschieden. Ich verließ die verbotene Abteilung und entdeckte zu meiner Freude Hermine, die scheinbar noch immer dabei war, sich durch ihren Berg an Hausaufgaben zu arbeiten. Schmunzelnd nahm ich ihr gegenüber Platz. Wir redeten nicht viel, da ich selbst noch einige Arbeiten zu korrigieren hatte, trotzdem war es schön mit ihr Zeit zu verbringen. Irgendwann gesellten sich Neville und Luna zu uns, die ebenfalls noch an ihren Aufsätzen arbeiten mussten, weshalb ich ihnen ab und an Hilfestellung gab. Ein bisschen erinnerte es mich an meine eigene Schulzeit zurück, wo ich öfter mit Sirius, Peter und James in der Bibliothek gesessen hatte, um ihnen bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Obwohl sie meistens nur bei mir abgeschrieben hatten, um schnellstmöglichen diesen Ort des Grauens, wie sie ihn immer nannten, zu verlassen.
Eine Stunde später begleitete ich Hermine hoch zum Gemeinschaftraum. Genauso wie ihr, viel es mir schwer, mich zu Verabschieden. Kritisch beäugte ich ihr blasses Gesicht.
>>Du siehst müde aus <<, stellte ich besorgt fest.
>>Ich war ja letzte Nacht auch mit anderen Dingen beschäftigt als mit schlafen<<, gab sie Augenzwinkernd zurück. Neckend wollte sie mir in die Seite knuffen, doch ich wich ihr geschickt aus. Natürlich spielte sie auf unsere gedankliches „Zusammentreffen" an. Gespielt schuldbewusst senkte ich den Blick. Leider durchschaute sie mich sofort.
>>Man merkt, das bald wieder Vollmond ist<<, meinte sie schmunzelnd, während wir die Treppe hinaufstiegen.
>>Das lag nicht am Vollmond, sondern an deinen betörenden Anblick im Bikini <<, erwiderte ich und musste grinsend, als ich ihre geröteten Wangen bemerkte. Als wir vor dem Portrait der Fetten Dame zum Stehen kamen, verabschiedete ich mich schweren Herzens von ihr. Doch ich trötete mich mit dem Gedanken, dass bereits in vier Monaten die Prüfungen stattfanden und sobald sie ihren Abschluss in der Tasche hatte, gab es für uns kein Versteckspiel mehr.
Samstag früh war ich schon vor dem Weckerklingeln wach. Mir war elend zumute, weshalb ich zum Frühstück nur wenige Biss von einer Toastschreibe aß und etwas Tee zu mir nahm. Den restlichen Tag verbrachte ich schlafen auf dem Sofa, denn heute Nacht würde wieder der Vollmond hoch am Himmel stehen. Am späten Nachmittag nahm ich die letzte Portion Wolfsbanntrank ein, ließ aber ansonsten das Abendessen ausfallen. Ich hatte keinen Hunger, zudem quälten mich furchtbare Kopfschmerzen. Unverhofft klopfte es an der Tür und das Porträt, welches den Eingang bewachte, berichtete mir, dass es sich bei dem unerwarteten Besucher um Hermine handelte. Müde erteilte ich dem Gemälde die Erlaubnis sie herein zulassen. Mit besorgter Miene betrat Hermine das Wohnzimmer
>>Hey! Alles in Ordnung bei dir? <<, fragte sie besorgt und setzte sich neben mich aufs Sofa. Ich gab nur ein müdes Nicken von mir, während sie mir liebevoll eine Hand auf die Wange legte.
>>Du solltest nicht hier sein...! In wenigen Stunden geht der Mond auf<<, murmelte ich schläfrig und schloss erschöpft die schmerzenden Augen.
>>Ich hab mir Sorgen um dich gemacht und wollte dir noch etwas Gesellschaft leisten, bevor...du weiß schon. << Sanft strich sie mir über die Haare. Würde es mir nicht so schlecht gehen, dann hätte ich jetzt Einspruch erhoben. Es gefiel mich nicht, dass sie so kurz vor der Verwandlung bei mir war. Auch wenn der Wolf sie als seine Partnerin auserkorene hatte, wollte ich meine These, dass er sie zu Vollmond mit großer Wahrscheinlichkeit nicht angriff, um keinen Preis testen.
>>Soll ich dir einen Tee machen? <<, hörte ich sie fragen. Meine Stimmbänder hatten schon jetzt keine Lust mehr, ihren Job einbahnfrei zu verrichten, weshalb ich nur verneinend mit dem Kopf schüttelte. Ich wollte sie nicht übermäßig belastend. Nicht das ich morgen heißer war. Müde streckte ich mich auf dem Sofa auf, betete meinen Kopf auf Hermines Schoß und genoss ihre Streicheleinheiten.
Ein unfassbarer Schmerz riss mich unsanft aus dem Schlaf. Es fühlte sich an, als ob mein Körper zerreißen würde. Panisch öffnete ich die Augen und musste entsetzt feststellen, dass Hermine sich noch immer neben mir befand. Sie war ebenfalls eingeschlafen. Mit zusammen gebissen Zähnen richtete ich mich auf, rüttelte grob an ihren Schultern, um sie zu wecken. Desorientiert und mit schläfrigenen Augen blickte sie sich um. Doch gerade als ich sie warnen wollte, wurden meine Gedanken auch schon durch endloses Leid beherrscht. Der Wolfbanntrank dämpfte den Schmerz zwar etwas ab, trotzdem blieb er unerträglich. Haare sprossen mir aus jeder einzelnen Pore und fühlten sich an wie tausend kleine Nadelstiche. Mir wuchsen Reißzähne, die meinen Kiefer fast auseinander brachen. Meine schlanken Hände wurden zu Klauen und kurzeitig setzte mein Denken vollständig aus. Ich schrie meine Qual in den Raum hinein, schlug jaulend und stöhnend hart auf den Boden auf, während der Vollmond durch die geschlossen Fenster schien und die Umgebung in ein kaltes Licht tauchte.
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