un - Iduna
~ zwei Jahre zuvor ~
War er das wirklich?
Das kann doch gar nicht wahr sein.
Ich muss mich verguckt haben.
Oder war er es doch?
Das kann einfach nicht sein.
Er war ewig nicht mehr hier.
Hier bei mir.
Er, der mir mein Herz in zwei Hälften geteilt hat und das für meinen Geschmack viel zu oft.
Der, für den ich eine neue Sprache erlernte.
Er mit den krassen grünen Augen und den roten Lockenkopf.
Wie ich es liebte, ihm durch seine Lockenpracht zu fassen.
Ich konzentriere mich auf den Rücken von dem, den ich als Maël vermute.
Ist er es nun oder ist er es nicht?
Er muss es sein.
Diese roten Haare mit den Locken verraten ihn.
Seine Familie hat zwar rote Haare, jedoch keine Locken. Abgesehen von seiner Mutter. Wiederum hat diese nämlich schwarze Locken.
Wahrlich eine pechschwarze Lockenpracht, die ihr mal bis zum Hintern reichten.
Jetzt reichen ihr die Haare ausschließlich bis zu ihren Brüsten. Jedenfalls war dem so, als ich sie zuletzt gesehen habe. Auch dies ist schon länger her.
Ich sprinte dem jungen Gott hinterher, bevor er aus meinem Blickfeld verschwinden sollte.
Bitte, lass es Maël sein! Bitte!
Odin, ich flehe dich an.
Tu mir diesen Gefallen!
Wenigstens diesen einen. Ich verlange doch sonst nichts.
Was macht Maël überhaupt in Walhalla? Besucht er Finn?
Oder seinen Bruder?
Seinen Bruder zu besuchen, ist ihm strengstens untersagt.
Was macht er bloß hier?
Auch wenn ich weiß, dass er Narfi nicht umgebracht hat, will ich nicht, dass er sich in große Gefahr bringt und mit Odin einen Streit vom Zaun bricht oder ähnliches.
"Bjarki!", schreie ich voller Freude.
Bjarki, so habe ich Maël früher immer genannt.
Vielleicht hat er in Frankreich bereits eine Neue, die ihn 'Bärchen' nennt...
Was denke ich da bloß?
Odin würde alles daran setzen, dass wir uns nicht in Menschen verlieben. Wahrscheinlich würde der Allvater sogar töten.
Kein Sex und keine Liebe mit Menschen. So ist das Gesetz, damit keine weiteren Halbgötter entstehen können.
Und außerdem sollte ich es mir nicht so sehr zu Herzen nehmen, sollte er eine Freundin haben, denn ich muss die Gefühle für ihn verdrängen.
Wir sind Freunde.
Wir bleiben Freunde.
Maël brauch keine feste Freundin, er braucht eine beste Freundin, die ihn tröstet, wenn mal wieder alles den Bach runter geht.
Dazu kommt, dass wir Götter sind und selbst die, die einen Ehepartner haben mit irgendwem anderen schlafen. Das ist so und so wird es auch immer sein.
Götter, abgesehen von Freya, können nicht lieben.
Selbst Freya hatte schon mal was mit Odin.
Odin hat Frigg, seine Frau und dennoch wacht er jedes Mal neben einer anderen auf.
Ebenso wie Loki.
Genauso wie Thor.
Wie alle Götter.
Der Göttervater wollte einmal mit mir schlafen.
Glücklicherweise konnte ich ihm entkommen.
Ihr denkt euch sicherlich, dass es eine Ehre sein sollte mit Odin zu schlafen.
Dem ist nicht der Fall. Zumindest für mich nicht.
Meiner Meinung nach ist mir Odin viel zu alt. Obwohl dem nicht so scheint, ist er älter als ich. Viel älter, das sage ich euch.
"Hast du die Äpfel gegessen, Vali?", ich versuche mich an einer strengen Miene.
"Natürlich. Aber wieso ist dir das so wichtig?"
"Weil... weil wir Freunde sind und ich nicht ohne dich sein möchte."
Ich bin sowieso ohne ihn, weil er nie kommt und mich im Stich gelassen hat.
Sanft legt Maël seine Lippen auf meine.
Ich schmecke etwas Süßliches, was ich nicht richtig deuten kann.
Leider war ich noch nicht oft genug unten in Midgard, um zu wissen, wozu der süßliche Geschmack gehört.
Ob es - wie heißt es doch gleich - diese Creme für die Zähne ist oder ist es eine Süßigkeit?
Ich weiß es nicht, egal wie sehr ich mich anstrenge.
Eigentlich ist das nicht wichtig. Viel wichtiger sind die Gefühle, die dieser Kuss mit sich bringt.
Ich habe das Gefühl, als ob Schmetterlinge in meiner Magengegend eine riesige Party feiern würden.
Dieser Kuss ist so atemberaubend. So perfekt. Wie alles an ihm.
"Was machst du hier? In Walhalla?", frage ich interessiert, wobei ich Walhalla absichtlich betone.
Ob er wegen mir hier ist?
Aber dann wäre er nicht nach Walhalla gereist.
Außer... Außer er war bereits bei mir zu Hause und konnte mich nicht wegen. Deshalb kam er dann hierher.
Am liebsten würde ich ihn erneut umarmen, dass er mich besuchen kommen wollte.
"Ich bin wegen... Finn hier."
Ich schaue ihm tief in die magischen grünen Augen, die ich so vergötterte und für die ich ihn beneide.
In diesen tollen Augen kann ich sehen, was er fühlt. Dieses Mal erschreckt es mich jedoch.
Er lügt.
Maël lügt mich an. Einfach so.
Wie kann er es wagen?
Narfi hat mir gestern gesagt, er würde kommen, aber darauf habe ich nicht geachtet, weil ich nicht erwartet hätte, dass er wirklich erscheint.
Das ist auch ein Punkt, an dem ich bemerke, dass er mich anlügt.
"Nein, ich bin wegen Narfi hier. Er hat mich zu sich eingeladen.
Versprich mir, dass du mich nicht verrätst, ja?"
Maël vertraut mir nicht mehr?!
Das... Ich habe das Gefühl mein Herz reißt entzwei, wie schon so oft, wenn er mir wehtut.
Natürlich kommt er nicht wegen mir.
Warum auch? Warum sollte er so einen weiten Weg auf sich nehmen?
Er liebt mich ja nicht oder so.
Trotzdem bin ich extrem verletzt.
Ist das verständlich oder bin ich eine doofe, klammernde Zicke?
"Versprich es mir, bitte!", fleht mein Gegenüber.
"Ich verspreche es.... Viel S-Spaß!", presse ich hervor.
Wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich mir noch mehr die Blöße geben, da ich kurz vor einem Tränenausbruch stehe.
Verdammter Mist!
Wieso muss mir das immer und immer wieder passieren?
Warum, Odin?
Tust du mir das an, weil ich nicht mit dir geschlafen habe?!
Bevor ich jedoch in Ruhe weinen kann, umarmt mich Maël.
"Kommst du mich bald besuchen?"
Warum habe ich das gesagt?
Ich muss meine Gefühle für ihn endgültig begraben.
Er darf mir nicht mehr so wehtun.
Das darf er nicht nochmal.
Als er mich endlich loslässt, laufe ich durch das Tor zurück nach Asgard.
Vor dem Tor lasse ich mich fallen und schluchze.
"Alles gut bei dir, Iduna?", fragt mich Freya.
Ich frage mich, warum sie jeden Tag aufs Neue so schlecht gelaunt ist seit der 2000 Wende.
Ich meine, ich habe es definitiv schlimmer!
Sie ist die Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und was nicht alles. Ist total schön mit ihren langen blonden Haaren, die bis zum Boden reichen.
Ja, gut, ihr Mann hat sie verlassen und betrogen.
Aber hallo?! Sie ist die verdammte Göttin der Liebe.
Wenn sie will, kann sich jeder in sie verlieben und wenn nicht, dann hilft ihr Bruder Frey sicherlich aus. Schließlich hat er die gleichen Gaben, wie sie.
Ich bin nur eine kleine Göttin mit goldenen Äpfeln.
"Mir geht's super.", gebe ich eine sarkastische Antwort.
"Gegen Liebeskummer hilft ein warmes Bad..."
Und Schokolade, ich weiß.
Ich habe Liebeskummer schon oft hinter mir.
Immer wegen Maël.
"Danke", brumme ich und renne weiter.
Mit dieser Göttin brauche ich mich nun wirklich nicht zu unterhalten.
Lieber gehe ich zu ihren Töchtern, Hnoss und Gersemi alias meinen besten Freundinnen.
Ich weiß, komische Namen. Dabei sind die beiden so hübsch wie ihre Mutter.
Beschwert euch bei Freya wegen den grauenvollen Namen, sofern ihr euch traut!
"Süße, was ist los?"
"Er... Er... Maël... Vali... Vali ist in W-Walhalla...", schluchze ich.
Die beiden ziehen scharf die Luft ein.
"So richtig, richtig in Walhalla? Also tot?"
"Zu Besuch.", nuschel ich.
Beide nehmen mich in den Arm und versuchen mich zu trösten. Die Tränen laufen und laufen.
"Ich..."
"Shsh, ist gut, Süße."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro