Ich fasse es nicht.
Mein Bruder hat SIE hergebracht. Und SIE wird in MEINER Wohnung nächtigen.
Wie gut, dass ich wegen Fleur eh immer bei Maman zu Hause bin.
"Zeig ihr unser schönes Paris.
Sie wird es lieben und sie braucht dringend eine Abwechslung von ihrem langweiligen Alltag, der darin besteht Äpfel zu bewachen.
Äpfel! Äpfel, die sich die meiste Zeit nicht mal annähernd rühren!"
Ts.
"Ich habe genug anderweitig zu tun.", grummel ich.
Das ist keine Lüge, es stimmt.
Ich habe erst vor kurzem angefangen als Krankenpfleger in einem Altersheim zu arbeiten.
Dort gefällt es mir erheblich besser als in dem früheren, dermaßen langweiligen Bürojob.
Bürojobs sind nichts für mich.
Meine Hobbys sind das Schnitzen von vielerlei kleinen Holzskulpturen und das Schwimmen.
Ich hatte sogar mal eine Skulptur von IHR geschnitzt, aber die habe ich entweder aus Frustration weggeschmissen oder sonst wo versteckt, damit ich sie nie wieder sehen muss.
"Du hast genügend Freizeit.
Ich bin mit Heja da und passe auf 'deine' kleine Blume auf.
Maman ist doch auch noch da."
"Arm!", quikt Fleur, die gerade zu uns kommt, freudig.
"Erstens bin ich liebend gerne bei Fleur und zweitens will ich nichts mehr mit der da draußen zu tun haben.", erkläre ich genervt.
"Tja, Pech!
Odin hat sie dir anvertraut.
Wenn du sie ärgerst, bist du ein toter Mann. Und ein toter Gott. Das ist klar.
Dann kannst du Fleur gar nicht mehr sehen, oder doch kannst du. Nur nicht mehr knuddeln.", kontert mein ach so geliebter Bruder.
"Kann sie nicht woanders hin?", nörgel ich, wie ein kleines Kind.
"Nein, jetzt begrüße sie vernünftig!", fordert Ciel.
"Was heißt für dich 'vernünftig'?"
"Küssen! Ist doch klar wie Kloßbrühe!"
"Niemals!"
"Wenigstens ein Bisou!"
Bisou ist ein französisches Küsschen.
Die Franzosen geben sich meistens Küsschen auf die Wange zur Begrüßung. Erst die eine Wange, dann die andere.
"Bei deiner Freundin habe ich das auch nicht gemacht.", merke ich an.
"Das sollst du auch gar nicht, aber Iduna gehört auch keinem."
Ich murre etwas, während mein Bruder mich in Richtung Wohnungstür schiebt.
"Los, beweg deinen Arsch!"
Weiterhin murrend begebe ich mich zur Tür, währenddessen mein Bruder Fleur knuddelt.
Verlegen kratze ich mich am Kopf, bevor ich Iduna ein Bisous gebe.
Ich presse noch ein 《Schön, dass du da bist.》 hinterher.