prologue - Iduna
Früher waren wir unzertrennlich. Die besten Freunde.
Vali, Narfi, Finn und ich.
Ich hatte natürlich auch weibliche Freundschaften, aber die drei Jungs, besser gesagt die zwei Götter und der eine Halbgott waren meine besten Freunde.
Für die Götter war ich wichtig, obwohl sie sich oft über meine Aufgabe lustig machten.
Richtig gehört, ich hatte keine wirkliche Gabe.
Ich war ausschließlich die Göttin der ewigen Jugend, die die goldene Äpfel verschenkte, damit die anderen Götter unsterblich blieben. Das war meine einzige Aufgabe.
Nicht mehr und nicht weniger.
Die Jungs haben mir immer das Gefühl gegeben, geliebt zu sein. Und etwas Besonderes zu sein.
Alles ändert sich irgendwann.
Genau das geschah zwischen Narfi, Finn und Vali. Es änderte sich.
Narfi starb und kam nach Walhalla, wegen den idiotischen Göttern. Vali war nicht mehr der liebevolle, schüchterne und total süße Gott, weil er sich am Tod seines Bruders schuldig fühlte.
In den Augen anderer war er dies vielleicht auch. Ein Mörder.
Ein Mörder seines eigenen Bruders.
Dabei war er nie der Mörder.
Ich war da, als Narfi starb.
Die Götter hatten Vali in einen Wolf verwandelt, um sich an Loki zu rächen.
Ich wusste, dass es nicht Valis Schuld war. Das war es nie.
Ich sah es in seinen Augen.
Seine grünen Augen wurden wie aus dem nichts rot. In dem Moment wusste ich die Götter waren zu stark und er zu schwach.
Nach diesem Schicksalsschlag entfernte sich Lokis Familie immer mehr von den Göttern.
Ich bekam Vali nicht mehr oft zu Gesicht. Sofern ich ihn dann doch mal sehen konnte, waren seine Augen emotionslos, ausdruckslos.
Es war grauenvoll dies mit anzusehen.
Ich versuchte ihn aufzuheitern, wenn er in Asgard war.
Ich bemerkte, dass ich ihn nicht auf Narfi ansprechen durfte, weil er sofort abblockte.
Stattdessen erzählte er mir von seinem neuen Zuhause in Midgard. Frankreich.
Manchmal brachte mir Vali sogar ein wenig seine neue Sprache bei. Man könnte meinen solange, wie wir uns nicht mehr so richtig gesehen habe, sollte ich diese paar Wörter vergessen haben.
Doch das tat ich nicht.
Denn ich habe sie von ihm gelernt und ich wollte Erinnerungen an ihn nicht verlieren.
Von Zeit zu Zeit wurde er wieder glücklicher und konnte endlich richtig leben. Und lieben.
Wir liebten und in einer Nacht.
In einer Nacht, in der die zierlichen Elfen über uns schwirrten, der Mond und die Sterne uns an lächelten.
Seine Küsse waren sanft und doch so voller Leidenschaft.
Die Gefühle, die in mir brodelten, wollten überkochen.
Ich wollte ihm meine Gefühle gestehen. Nach Jahren. Nein, nach Jahrtausenden.
Aber als ich am folgenden Morgen aufwachte, war er spurlos verschwunden.
Erst später meldete Vali sich, doch er hatte nicht vor sich bei mir mit einem einzigen Wort zu entschuldigen.
Stattdessen berichtete er mir, er würde einen kleinen Bruder bekommen.
Als dieser Bruder zur Welt kam, erschien er gar nicht mehr in Asgard, kam mich nicht besuchen.
Daher entschloss ich, ihn zu besuchen.
Ich muss sagen, Frankreich war bei meinem letzten Besuch eine äußerst schöne Stadt.
Die Liebe habe ich zwischen mir und Vali zwar nicht gespürt, aber immerhin.
Als Léandre, Valis Bruder - oh, verzeiht, er heißt ja jetzt Maël - geboren wurde, wurde ich nicht mehr zum Trösten gebraucht.
Maëls Strahlen in den Augen kam zurück, sobald er Léandre das erste Mal in den Armen hielt.
Zugegebenermaßen beneidete ich diesen kleinen Hosenscheißer Léandre dafür, dass Maël ihm so viel Liebe gab.
Ich hatte niemanden, Maël hingegen schon.
Unseren besten Freund Finn verloren wir noch vor Narfi.
Finn war Odins Sohn, jedoch war er ein Halbgott.
Odin erließ das Gesetz, es dürfe keine Halbgötter mehr geben.
Tja, damit war das Ende von Finn bestimmt.
Narfi, Vali und ich gaben nicht auf. Wir flehten den allmächtigen Göttervater an.
Schließlich durfte Finn als Mensch ohne Erinnerung weiterleben.
Er fand seine große Liebe und starb als Sterblicher, wie ihr Menschen es tut.
Auch wenn er mich nicht mehr kannte, besuchte ich ihn in Walhalla.
Ebenso wie Narfi.
Trotzdem fühlte ich mich allein.
Ich vermisste Maël.
Er fehlte mir so sehr mit seiner fürsorglichen Art und seinen strahlenden grünen Augen, wenn er glücklich war.
Obwohl ich nicht wirklich viel verstand, mochte ich es, wenn er mit mir Französisch redete.
Maël war der Grund, weshalb ich die französische Sprache übte.
Nur für ihn.
Ich frage mich, wie wie beide reagieren würden, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
Ob er mich direkt küsst oder rein gar nichts sagt?
Werde ich ihn küssen?
Oder würde ich ihn lieber schlagen, ignorieren oder gar mit ihm reden?
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