cinq - Iduna
Irgendwie ist es komisch zwischen mir und Maël. So komisch, dass ich nicht weiß, wie ich es beschreiben sollte.
Will er mich gar nicht hier haben?
Narfi hat mir erklärt, ich würde in Valis Wohnung unterkommen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass mein damaliger bester Freund keine Lust auf mich hat.
Jedoch habe ich gerade noch weniger Lust ihn darauf anzusprechen, denn heute ist sein Geburtstag und den will ich ihn unter keinen Umständen kaputt machen, daher halte ich mich diesbezüglich eher im Hintergrund.
Ich wusste, dass Maël am heutigen Tage Geburtstag haben würde.
Eigentlich wollte ich ihm etwas schenken. Etwas Besonderes.
Als eine Art Dankeschön, dass er mich bei sich aufnimmt.
Doch ich wusste nicht, was er mag. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich seine Interessen mit der Zeit geändert haben.
Deshalb habe ich nur einen Apfelkuchen gebacken, welch Ironie. Die Göttin der Äpfel backt einen Apfelkuchen.
Natürlich bestehend aus 'normalen' Äpfeln und nicht den goldenen aus Asgard.
Während ich in irgendeiner Ecke alleine herum stehe, wird Maël von seinen anderen Gästen gefeiert. Immer mehr Gäste erscheinen und auf dem Geschenketisch wird immer mehr drauf abgestellt.
Irgendwann kommt eine junge Frau zur Tür herein. Sie ist definitiv nicht hässlich, hat braune Haare und als sie Maël um den Hals fällt, bricht mein kleines Herz in zwei Teile.
Und ich dachte, mein Herz könnte nicht noch ein weiteres Mal zerbrechen und doch tut es das Unmögliche. Zum gefühlten tausendsten Mal zerbrechen.
Einige Zeit später kommt Maël auf mich zu.
"Hast du Hunger?
Es gibt nämlich einen leckeren Kuchen.
Galette de rois, heißt der. Also Königskuchen.
Magst du probieren?"
Ich hatte gehofft, er würde meinen Apfelkuchen loben, aber der ist noch nicht mal angerührt worden.
Früher liebte er meinen Apfelkuchen.
Früher... Früher liebte er mich. Dachte ich jedenfalls.
Im Hier und Jetzt ist alles anders.
Um auf seine Frage zu antworten, nicke ich.
"Dazu muss ich noch etwas erklären.
Galette de rois ist eigentlich für den Tag der drei heiligen Könige gedacht, da dieser Kuchen jedoch so beliebt ist, gibt es ihn den ganzen Monat lang.
Der Kuchen hat eine Tradition.
In diesem Kuchen ist je nach Größe mindestens eine Figur, auch bekannt als petite fevre, versteckt. Wer diese findet wird zum König oder zur Königin gekrönt.
Diese Person darf dann eine weitere auserkoren, die dann je nachdem auch zum König oder zur Königin gekrönt wird. Die beiden dürfen sich im Anschluss küssen.
Verstanden?", erklärt Maël.
Erneut ein Nicken meiner Wenigkeit. "Verstanden."
Damit reicht er mir freudestrahlend einen Teller mit diesem besonderen Kuchen und zieht mich zu den anderen.
"Du musst nicht alleine irgendwo herum stehen."
Also setze ich mich zu ihm und seinen Gästen an den Tisch.
Genüsslich beiße ich ein Stück dieses Kuchens ab.
Der schmeckt genial, total lecker und einfach nur köstlich. Ich muss unbedingt mal nach dem Rezept fragen um diesen Kuchen in Asgard backen zu können.
Die Tradition gefällt mir ebenfalls.
In Gedanken versunken kaue ich auf dem Kuchenstück herum, bis meine Zähne auf etwas Hartes beißen.
Ich will mich gerade über diesen Kuchen beschweren, als mir klar wird, dass alle applaudieren und ich eine winzige Figur zwischen den Zähnen habe. Die petit fevre.
Zwei Leute am Tisch stehen auf und setzen mir eine - ich glaube es nennt sich so - Krone auf den Kopf.
"Du musst dir jetzt jemanden aussuchen, den du küsst.", ruft Narfi oder Ciel mir zu.
"Ich weiß keinen.", gebe ich zu.
Alle am Tisch schauen zwischen Ciel und mir hin und her.
Keiner versteht etwas von unserer Unterhaltung, das sieht man an ihrem verwirrten Kuss.
"Dann entscheide ich, wen du küsst. Schließ deine Augen, das gibt einen guten Überraschungsmoment.", bestimmt mein bester Freund.
Gesagt, getan.
Ich schließe meine Augen und warte.
Und warte.
Zwischendurch höre ich ein paar leise Stimmen.
Warum habe ich nicht einfach entschieden, dass Maël mich küssen soll?
Das wäre viel einfacher.
Während ich so überlege, legen sich warme Lippen auf die meinen.
Dieser Jemand... küsst dermaßen gut. So einen Kuss habe ich noch nie erlebt.
Ich will den Kuss vertiefen, da der Kuss mir so gefällt, aber der Unbekannte oder die Unbekannte - wobei ich das nicht glaube, dass Ciel mir eine Frau aufdrängen würde - schiebt mich von sich.
Enttäuscht und ein klitzekleines Bisschen verletzt, öffne ich meine Augen wieder.
Vor mir steht niemand geringerer als Maël.
Verlegen kratzt er sich im Nacken. Auch ihm wird eine Krone aufgesetzt.
"Mein Bruder...", redet er sich aus der Situation.
Ein Blick zu Ciel und man sieht, dass er sich freut. Er zeigt die Daumen nach oben.
So viel ich weiß, heißt das, dass etwas gut gelaufen ist.
"Schon gut.", nuschel ich.
Zu gerne hätte ich meine Arme um ihn geschlungen, ihn weiter geküsst und unsere Problemchen vergessen.
Irgendwer schreit Maël auf Französisch an, was ihn zusammen zucken lässt.
Es ist die hübsche Brünette, die ihn zu Anfang um den Hals gefallen ist.
Wie es aussieht, versucht er mit ihr zu reden und sie zu beruhigen. Ich verstehe ausschließlich "...mon frère...", mein Bruder.
Letztendlich kommt es so, dass die Brünette ihm eine Ohrfeige verpasst und die Wohnung erhobenen Hauptes verlässt.
Den Rest der Feier verliert kein Einziger ein Wort über das Geschehene.
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