V i e r
„Ich habe versucht, mich zu wehren", Tränen blitzten angesichts der schmerzhaften Erinnerungen in Lilacs Augenwinkeln auf und sie wandte den Blick ab, „ich bin mutig gewesen und wollte euch entgegen treten. Erinnerst du dich an das, was ich dir damals gesagt habe? Ich bin mutig und habe keine Angst. Aber das stimmte nicht. Ich hatte Angst. Ich wollte nur nicht gehänselt werden. Ich war vierzehn Jahre alt und wollte nur in Ruhe hier leben."
Vincent wollte etwas sagen, aber Lilac hob die Hand. „Entschuldigen kannst du dich später, jetzt hörst du mir gefälligst zu." Langsam nickte Vincent und Lilac ließ die Hand wieder sinken.„Als ich mich getraut habe, mit dir zu reden, als ich endlich herausgefunden habe, was Mut für mich bedeutet, da habe ich mir etwas geschworen: egal was passieren würde, ich würde um nichts betteln; weder um Anerkennung, noch um Gnade. Und weißt du, weißt du noch, was dann passiert ist?", sie lachte verächtlich, „Ihr habt mich in den Brunnen geschubst, es war eisig kalt und ihr habt gelacht. Davor habe ich euch angefleht, ich habe euch angebettelt, es nicht zu tun. Ich musste mit vierzehn Jahren darum betteln, nicht in einen verdammten Brunnen geschubst zu werden."
Lilac blinzelte, um jeden Preis wollte sie verhindern, dass Vincent sie weinen sah. Sie schaffte es; ruhig atmend sah sie in die Ferne. Dann blickte sie Vincent in die Augen, mit einem eiskalten Ausdruck in ihren eigenen.„Alle sagten, du wärst der mutigste Junge der Schule, derjenige, der sich an einem Gummiseil Brücken hinunter stürzt, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber das stimmte nicht, du warst nicht mutig. Du warst ein Feigling, warst zu feige, um mir zu helfen, obwohl ich an jenem Tag am Springbrunnen in deinen Augen gesehen hatte, dass du das alles nicht wolltest. Stattdessen hast du kurz gelacht und bist davongegangen."
Vincent erinnerte sich gut daran, noch nie hatte er sich so sehr zu etwas gezwungen, wie an diesem Tag und jetzt schämte er sich dafür, früher so angegeben zu haben mit etwas, das in keinster Weise mutig war; nicht im Vergleich zu dem, was Lilac wegen ihm durchzustehen hatte.
Er wollte den Blick senken, aber er schuldete es Lilac, ihr in die Augen zu sehen. „An diesem Tag, als ich in dem eiskalten Brunnenwasser saß, da ist es mir klar geworden. Ich bin mutig gewesen, als ich mich euch gestellt hatte. Mut zeigt sich in jenen, die sich trauen, Wege zu begehen, vor denen sie Angst haben." Wieder ein trockenes Lachen. „Ich habe danach nie aufgehört mutig zu sein."
Daran zweifelte Vincent nicht. Insgeheim – hinter all den Hänseleien und fiesen Blicken – hatte er Lilac bewundert, aber er hatte nie den Mut gehabt, es ihr zu zeigen. Und jetzt schien es ihm mehr als unpassend, so etwas an diesem Ort zu sagen.
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