6. Kapitel
Andrew
Ein noch ekliger Geruch, als im Flur, gleitet aus der Wohnung, als sie den beiden geöffnet wird. Andrew blickt dem Mann entgegen, der in der Türzarge auftaucht. Er weiß nicht, was er erwartet hat, aber das auf alle Fälle nicht. Ein Hüne von einem Mann steht vor den beiden. Muskelbepackt und fast so breit wie die Tür. Das kann unmöglich Amara sein. Andrew dachte an einen Freak der laut „Jesus ist unter uns" brüllt. Oder ein Hippe der Blumen streut. Aber Andrew hätte nicht gedacht, dass ein Krieger hinter dieser Tür wohnt.
Etwas entmutigt, doch falsch zu sein, räuspert er sich.
„Wir suchen Amara." Der große Mann blickt zu ihm herab, obwohl Andrew nicht klein ist. Seine braunen Augen verfinstern sich und sein Kiefer fängt an zu mahlen.
„Was wollt ihr von ihm?" Die tiefe Stimme sorgt dafür, dass hinter ihm Elenya einen kleinen Schrei von sich gibt. Kurz blickt er sich um. Sie steht nahe bei ihm und klammert sich an seinem Arm. Doch Andrew lässt sich nicht von dem Mann einschüchtern, der gerade seine Arme vor der breiten Brust verschränkt. Dadurch tritt sein Bizeps in sein Blickfeld. Auch wenn Andrew nicht schmächtig ist, da er jahrelang schon boxt, ist sein Gegenüber nicht zu Unterschätzen.
„Amara hat einige Kommentare gepostet über Lichtbringer und andere Welten." Der große Typ schnauft.
„Kein Interesse. Ich bin kein Spinner, den man angaffen kann." Grummelnd geht er zurück in seine Wohnung und ist dabei seine Tür zu schließen. Doch Andrew stellt schnell seinen Fuß hinein und verzieht schmerzlich das Gesicht, als er diese abbekommt.
„Warten sie. Wir sind nicht deswegen da." Amara öffnet die Tür wieder einen Spalt und beäugt die beiden skeptisch.
„Was wollt ihr dann?" Brummt er grimmig.
„Wir brauchen ihre Hilfe." Aufhorchend öffnet Amara die Tür wieder ganz und verschränkt abermals die Arme.
„Ich höre." Knurrt er, was Elenya zucken lässt.
„Könnten wir das vielleicht nicht hier besprechen?" Fragt ihn Andrew leise, da gerade die Nachbarstür geöffnet wird. Amara bemerkt dies ebenfalls und schnaufend bittet er die beiden in seine Wohnung.
Andrew betritt den kleinen Raum, der aus einem schlichten Wohnzimmer und einer offenen Küche besteht. Die Wohnung ist nicht gerade groß und unzählige Bücher und Zeitungen stapeln sich an den Wänden und auf Regalen. Wie der 2 m Riese da Platz hat, wundert ihn.
„Nun, sagt schon. Was wollt ihr von mir." Amara steht immer noch in der Nähe der Tür und beäugt die beiden finster. Tief luftholend beginnt Andrew zu reden.
„Ist das nur Gerede in den Foren oder kennen sie sich wirklich mit den Lichtbringer und Dämonen aus?" Bevor er sich zum Verrückten macht, will er erst mal seine Glaubwürdigkeit testen.
„Würdest du mir den glauben?" Fragt ihn Amara interessiert.
„Sie ahnen nicht, was ich alles seit heute glaube." Bringt Andrew schnaufend heraus. Amaras Augenbraue heben sich und sein Blick heftet sich auf Elenya, die immer noch halb hinter ihm steht. Andrew ballt die Hände zu Fäusten. Ihm gefällt es nicht, wie er sie ansieht.
„Kennst du den Ort Zandoria?" Andrew hofft, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Amara wendet seinen Blick von Elenya ab und sieht ihn wieder direkt an. Irgendetwas gefällt Andrew an diesem Mann nicht.
„Zandoria? Ja, vor Hunderten von Jahren, war es meine Heimat." Elenya regt sich hinter ihm und tritt langsam vor.
„Du bist ein Fea?" Fragt sie ihn erstaunt und auch Andrew kann seine Verblüffung nicht verstecken. Amara nickt. „Warum bist du hier?"
„Weil ich es wollte." Diese Antwort verwundert Andrew noch mehr. Wenn er Elenya Glauben schenkt, ist Zandoria ein schöner Ort. Vielleicht ist er vor dem Krieg geflohen?
„Warum?" Fragt er ihn direkt und tritt wieder neben Elenya.
„Was bringt es mir, euch das zu verraten?" Amara lacht gehässig.
„Wenn wir einen Weg zurückfinden, kannst du wieder mit." Bietet ihm Elenya an, doch Andrew merkt sofort, dass dies nicht das ist, was der Fea wünscht. Ein kaltes Lachen dringt aus seiner Kehle und seine braunen Augen verengen sich.
„Ich möchte nie wieder an diesen Ort aus Verrat und Intrigen." Elenya zieht ihre Augenbrauen zusammen und kräuselt ihre Nase.
„Was meinst du? Zandoria ist nicht so ein Ort." Abermals lacht Amara.
„Du bist jung. Noch nicht mal eine Erwachsene Fea. Du weißt nichts, von der Welt in der du lebst." Entschlossen tritt Elenya vor.
„Dann sag es mir." Fordert sie ihn.
„Lucifer hat euch hintergangen. Er kann nicht anders. Er ist ein Verräter und er wird sein Volk in den Untergang reißen. So wie damals, als er uns alle in die Unterwelt gerissen hat. Dem Volk von Zandoria wird es nicht anders ergehen." Amaras Stimme hat sich zum Ende hin erhoben. Doch Elenya schüttelt energisch den Kopf.
„Nein. Er hat uns gerettet aus der Unterwelt. Er ist kein Verräter."
„Dummes kleines Ding." Kopfschüttelnd steht Amara vor Elenya, die krampfhaft ihre kleinen Hände zu Fäusten ballt.
„Bring mich zurück nach Zandoria. Ich werde es dir beweisen." Amara lacht abermals und dieses Mal bildet sich eine Gänsehaut auf Andrews Rücken.
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