3. Advent
Elfina von Nah Taesi
Die Weihnachtsvorbereitungen liefen auf Hochtouren. Kobolde gingen fleißig ihren Handwerken nach, die Wichtel putzten ihnen ununterbrochen hinterher, die Elfen waren mit ihren Zaubersprüchen beschäftigt und die kleinen Feen brachten neben dem Sternenstaub und den Plätzchen mit ihrer bloßen Anwesenheit ein bisschen Leben in den alten Schuppen.
Noora und Cynthia fertigten schon seit einigen Tagen magische Briefe an. Wenn man die besonderen Couverts öffnete, erschien eine goldene Schrift am Briefpapier. Jedes Kind erhielt seinen ganz persönlichen Brief, in dem an die schönsten Erlebnisse des vergangenen Jahres erinnert wurde. Weihnachten war ein Tag der Besinnung und deshalb dachten die Elfen es wäre eine gute Idee den Kindern ihre glücklichsten Augenblicke erneut ins Gedächtnis zu rufen.
Moritz hatte den gesamten Tag in der Geschenkwerkstatt verbracht. Angeblich wollte er sich dafür einsetzen, dass es auf den Geschenkpapieren mehr von Moritz gab. Denn Pferde werden einfach von jedem geliebt. Das waren jedenfalls seine Worte. Aber wo er recht hat...
Die fertigen Geschenke der Kobolde wurden noch bevor sie in ein buntes Geschenkpapierkleid bekamen, zu Santa geschickt. Santa wollte den Geschenken scheinbar das gewisse Etwas verleihen. Noora war jedoch der festen Überzeugung, dass sich der gute, alte Santa nur wichtig machte. Immerhin leisteten doch die Elfen mit ihrem Hokuspokus und Simsalabim die Hauptarbeit.
Und obwohl alle so fleißig wie noch nie arbeiteten kamen sie mit der Arbeit kaum hinterher. Jeder von ihnen müsste mindestens zehnmal so schnell arbeiten, damit bis Weihnachten alles fertig war. Doch dieses Vorhaben erwies sich von Tag zu Tag als problematischer.
Noora blähte ihre Lippen und stützte den Kopf auf ihrer Hand ab. Gab es denn wirklich keine Möglichkeit, damit alles schneller ging? Noora dachte da spontan an einen Real Life Snapchat- Beschleunigungs- Filter. Das wäre cool.
„Noora!", hörte die silberhaarige Elfe ihren Namen plötzlich und wurde blitzschnell aus ihren Gedanken gerissen. Mit einer schnellen Bewegung sprang die Elfe reflexartig von ihrem Arbeitsplatz auf und verschüttete dabei den heißen Kaffee, den sie sich sowie jeden Tag in Amarettos legendärem Candy- Coffee Shop holte. Der geflügelte Wolf mit dem strahlend weißen Fell, flog jeden Sonntag bis über die höchsten Wolken in das Bonbonreich der himmlischen Schwestern.
Von dort holte er sich die seltensten und außergewöhnlichsten Süßigkeiten, aus denen er die genialsten Getränke to go mixte. Oft lieferte Amaretto auch an Santa direkt. Dadurch war er so etwas wie der Zuckerschock Dealer vom Nordpol.
„Ja? Was gibts?", fragte die Elfe ihre besorgt schauende Freundin Cynthia.
„Du weißt was ich von Pausen während der Arbeit halte", merkte die Elfe an und hob streng eine Augenbraue. Aus dem Augenwinkel entdeckte Noora das Hauspony Moritz. Der Schlingel wälzte sich gerade auf einem Haufen verpackter Bonbons, während er zufrieden grunzte. Soviel zu Pausen während der Arbeit.
Noora stöhnte gelangweilt auf und zog Cynthia nach draußen vor die Tür. Cynthia schlang ihre Arme wärmend um sich und musterte Noora skeptisch. „Was sollen wir denn hier draußen? Noora wir haben noch reichlich zu tun, vergiss das bitte nicht!"
„Ja ja, aber mir ist da eben eine super Idee gekommen." Noora grinste breit.
„Ach ja? Welche super Idee hast du denn jetzt schon wieder?", spottete Cynthia ein wenig und nahm ihre Elfenkameradin kaum ernst. Sie kannte Noora gut genug, um zu wissen, dass sie immer in einer anderen Welt leben würde. Sie war eben eine Träumerin und auf die traf ja bekanntlich zu, dass sie Illusionen nachjagen würden. Andererseits traf es auch zu, dass die Träumenden und Wünschenden den feineren Stoff des Lebens in ihren Händen hielten, wie Kafka einst sagte. Cynthia rückte ihre Brille zurecht und wartete grüblerisch auf Nooras Antwort.
Die Augen der Silberelfe glänzten. „Hast du schon jemals von Nah Taesi gehört?", sagte sie beinahe schon in einem Flüsterton. Cynthia seufzte. Sie hätte es besser wissen sollen.
„Du lebst in einer Fantasiewelt, Noora. Alle Erzählungen von Nah Taesi sind bloß Ammenmärchen. Diesen Ort gibts nicht wirklich."
Da holte Noora eine kleine Karte aus ihrer Tasche. „Wieso schwören dann so viele, dass sie die mächtige Elfina in Nah Taesi angetroffen hätten? Versteh doch, mit Elfinas Hilfe ist Weihnachten gerettet!" Cynthia kam näher und betrachtete die Karte etwas genauer. Es war eine alte, zerknitterte Landkarte vom Nordpol.
„Der nördlichste Punkt der Welt also?", murmelte Cynthia nachdenklich und Noora nickte entschieden.
„Genau! Wir müssen zu den Spitzbergen. Im Sommer sind die Tage dort endlos, doch wenn im Winter die ersten Nordlichter am Himmel tanzen, öffnet sich ein Portal, das direkt in Elfinas Eisschloss führt." Noora hatte sich fest vorgenommen diese Reise anzutreten. Obwohl Cynthia bezweifelte, dass an dieser Geschichte etwas Wahres dran war, wollte sie dennoch nichts unversucht lassen, um Weihnachten doch noch zu retten.
Wenn man den ganzen Erzählungen glauben schenkte, war Elfina von Nah Taesi die mächtigste Zauberin der Welt. Sie war mächtiger als Santa und die himmlischen Schwestern zusammen.
Noora stupste Cynthia neckend an und lächelte frech. „Na was sagst du, Cynth? Machen wir einen kleinen Abstecher nach Nah Taesi und retten Santa den Arsch?"
Nun konnte sich auch Cynthia ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Also gut, du hast gewonnen! Sieht so aus, als müssten wir Amaretto einen verfrühten Besuch abstatten."
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