2. Advent
Mission- Weihnachten retten
Als Moritz und Noora bei dem in Flammen stehenden Stall angelangt waren, schlug ihnen eine brennende Hitze entgegen. Einige Weihnachtswichtel und Kobolde liefen hastig mit Wasserkübeln hin und her und versuchten vergebens den Brand zu löschen.
Noora war erleichtert darüber, dass es die Pferde und Rentiere unverletzt aus den Ställen geschafft hatten. Als ein kleiner Kobold keuchend vor Noora anhielt, um kurz durchzuschnaufen, nutzte die Elfe die Situation und sprach den Kobold an. Sie wollte sich kurz über die Lage informieren.
„Eine der erkälteten Elfen, Lucinda, musste fürchterlich niesen und hat dabei ein Feuer entfacht. Das Feuer der Lichtelfe hat sich viel zu schnell und unkontrollierbar ausgebreitet", erklärte der Kobold außer Atem und wischte sich den kalten Schweiß aus dem Gesicht.
„Verflixt und zugenäht! Ich hatte Lucy extra noch gesagt sie müsse gut aufpassen! Egal, wie können wir helfen?", fragte Noora weiter und auch Moritz hatte seinen Heldenmodus aktiviert. „Ja, was können wir tun?"
Der Kobold musterte das kleine Pony grüblerisch, als am Horizont ein Licht aufleuchtete. Neugierig blickten das Pony und die Elfe in die Richtung des hellen Lichtflecks.
Moritz' Augen vergrößerten sich ungläubig. „Wer ist denn das?", fragte er erst überrascht. Doch der anfangs kleine Lichtfleck am pechschwarzen Himmel, entpuppte sich rasch als der mit bunten Lichterketten geschmückte Rentierschlitten von Santa.
Eilig schnalzte Santa und trieb seine treuen Rentiere Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen mit den langen Zügeln an. Santa hatte sich nicht einmal seinen roten Weihnachtsmantel übergezogen. In seinem Herzchenpyjama und mit einem samtenen Nachtumhang stand Santa in seinem Schlitten und visierte im Sturzflug den brennenden Stall an. Dabei nahm er die Zügel des Schlitten in eine Hand, um mit der anderen ein flache Hand zu bilden. Mit einer ruckartigen Bewegung faltete er seine angehobene Handfläche zu einer Faust, während sein Unterarm zurück schnellte.
„Was macht er denn da?", grübelte Moritz. Auch Noora und der kleine Kobold waren ratlos. Doch schon im Moment darauf waren sie Zeugen eines äußerst kraftvollen Zaubers. Das gesamte Feuer verschwand wie von Zauberhand, ehe Santa mit seinem Schlitten im tiefen Schnee landete.
Tosender Applaus wurde Santa zuteil, als er aus seinem Schlitten stieg und sich seinen eifrigen Arbeitern näherte.
Innerhalb von wenigen Sekunden wuselten unzählige Kobolde und Wichtel um Santa und sprachen wild auf ihn ein. Naja, jedenfalls traf dies auf die Kobolde zu. Weihnachtswichtel konnten nämlich nicht sprechen. Die Wichtel waren sehr kleine Wesen mit großen Knollnasen, langen Bärten und spitzen Hüten, die ihr halbes Gesicht verdeckten. Noora hatte noch nie mehr als ein Grummeln von einem dieser Wichtel vernommen. Die kleinen Arbeiter waren äußerst geschäftig. Wenn man ihnen bei der Arbeit in dir Quere kam ärgerten sie sich fürchterlich, doch solange man ihnen nicht im Weg herumstand, waren die Weihnachtshelfer süßer als Blütenhonig.
„Oh, Santa! Was würden wir nur ohne dich tun!", gab einer der Kobolde seufzend von sich. Allen fiel ein großer Stein vom Herzen, doch obwohl Santa das Feuer löschen konnte, hatten sie dennoch ein riesiges Problem. Die fertig präparierten Geschenke wurden in den Stallungen aufbewahrt. Als Santa einen Blick in den Stall wagte, bewahrheitete sich seine dunkle Annahme. Alle Geschenke wurden von dem Feuer zerstört. Die Arbeit von Monaten war weg!
Die anwesenden Kobolde erstarrten förmlich zu Eis, als auch ihnen bewusst wurde, was das bedeutete. Weihnachten war im Eimer. Nie im Leben könnten sie all die Kindergeschenke bis zum 24. Dezember durch Neue ersetzen.
„Wir haben ein Problem, Bax." Santa sah über die Schulter auf einen der leitenden Kobolde hinab. Bax hatte seit letztem Weihnachten alle Vorkehrungen für das diesjährige Fest getroffen und dabei hatte er sich wirklich vorbildlich angestellt. Der einstige Meisterbäcker war sehr engagiert und fleißig vorgegangen, jedoch hatte ihm das Schicksal verdammt schlechte Karten ausgespielt. Erst die kranken Elfen und jetzt der Brand. Diese Unglückssträhne gefährdete alles.
Bax nickte wissend und verzog sein Gesicht schuldbewusst. „Vielleicht gibt es ja noch das ein oder andere Geschenk, das zu retten ist", murmelte er leise, als der gesamte Stall in sich zusammenbrach und alle Anwesenden von einer dicken Staubwolke aus Schutt und Asche überrollt wurden.
Noora kam an Bax' Seite und streichelte ihm tröstend über die Schulter. „Liebster Bax, das bezweifle ich sehr stark."
„Alles nur wegen dieser dummen Elfen!", fluchte Bax grimmig und versuchte sich seine Wut nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
„Hey! Halt das Magma in dir ja zurück, Bax!", kam es sofort verteidigend von Cynthia, einer anderen Elfe. „Wir Elfen sind eine große Bereicherung für Santa und überhaupt für das ganze Weihnachtsgeschehen. Ohne uns würde hier nichts laufen."
Moritz stimmte zu. „Ja, genau! Die Zauberkräfte der Elfen sind echt voll einzigartig. Sie können michts dafür, wenn ihre Magie im Krankheitszustand verrückt spielt, das siehst du doch eigentlich auch so, Bax, gib's zu!"
Der Kobold hatte seine Arme fest vor dem Körper verschränkt und gab nur ein mürrisches Geräusch der widerwilligen Zustimmung von sich, das Santa ein kleines Lächeln entlockte.
„So jetzt ist aber Schluss mit den Zankereien! Wir haben schließlich größere Probleme", sagte er mit sanfter Strenge.
Die kleinen Wichtel hatten schon längst damit begonnen den ganzen Schmutz wegzufegen und brachten die verkohlten Einzelteile auf eine kleine Mülldeponie.
336 Stunden. 14 Tage. 2 Wochen. Soviel Zeit blieben Santa und seinen fleißigen Helfern, um alles für Weihnachten vorzubereiten. Doch dieses Unterfangen schien schon jetzt unmöglich zu sein. Planlos ließ sich Santa auf einen Heuballen sinken und verfiel ins Grübeln. Wie sollten sie das bloß schaffen, in so kurzer Zeit?
Plötzlich erschienen Noora und Moritz neben dem verzweifelten Santa. „Lass den Kopf nicht hängen, Santa. Mit vereinten Kräften können wir alles schaffen!", versuchte Noora den alten Mann aufzumuntern.
„Ja, bloß keine Sorgen machen! Ich seh das so wie Sartre, der größte Teil unserer Sorgen besteht ohnehin nur aus unbegründeter Furcht." Moritz blähte seine Nüstern altklug und klimperte mit seinen schwarzen Wimpern. Santa konnte nicht anders, als erheitert über die großmäuligen Worte des Ponies zu lachen.
Zwar war seine Furcht davor, dass Weihnachten dieses Jahr ins Wasser fallen könnte, keineswegs unbegründet, jedoch sah er ein, dass es keinen Grund gab vorschnell das Handtuch zu werfen. Sie mussten ihr bestes geben, was auch passierte.
Ja, es war nicht förderlich, dass sowohl die Licht-, die Schnee-, als auch die Tonkunstelfe schwer krank im Bett lagen, doch Noora war die Fantasieelfe und Cynthia war eine äußerst kluge Lehrelfe. Mit Cynthias Raffinesse, Nooras Kreativität und Moritz' Tatendrang konnten sie Weihnachten möglicherweise doch noch retten.
Was sie nun brauchten war ein Plan! Und was für einen Plan...
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In seinem berühmten Rentierschlitten begleiteten Noora, Cynthia und Moritz Santa Claus zu seiner Hütte. Diese befand sich am Gipfel eines bewaldeten Bergs und wirkte schon von außen sehr einladend. Lichterketten schmückten die schneebestäubten Nadelbäume. In dem Schneeparadies vor dem Holzhäuschen standen einige Schneemänner in allen möglichen Größen. Zwischen den Büschen und Vogelhäuschen flogen zahlreiche Feen umher. Die papierzarten Flügel der Feen schimmerten wie bunte Edelsteine in allen Farben. Manche von ihnen glänzten saphirblau, andere smaragdgrün und wieder andere rubinrot.
Begeistertet ließen die Drei ihre Blicke schweifen, während sie Santa in sein Haus folgten. Eine wohlige Wärme kam ihnen entgegen, als sie in die geheizte Hütte eintraten. Der betörende Geruch von Vanillekipferln und anderem Weihnachtsgebäck schwebte durch den Raum.
Moritz lief das Wasser im Mund zusammen. Er musste sich ganz schön zurückhalten, als Santa die Freunde an einem Raum mit lauter verzierten Lebkuchenhäuschen darin vorbeiführte. Als sie in einer kleinen, gemütlichen Stube angelangt waren, wartete bereits Mrs Santa in einem Schaukelstuhl auf ihren Mann. Mrs Santa strickte in ihrem Stuhl, während einige kleine Wichtel um sie herum am Boden saßen und es ihr gleich taten. Dieses Bild würde Noora nie mehr aus dem Kopf gehen.
„Herzlich Willkommen, meine Kleinen! Setzt euch doch zu uns!", begrüßte Mrs Santa die drei Gäste warmherzig und lächelte entzückt.
Noora und Cynthia setzten sich auf eine weiche Sofabank, Moritz jedoch bevorzugte den Platz am Kamin. Dort standen nämlich einige Lebkuchenschnitten auf einem Tablett, die nur darauf warteten von ihm verschlungen zu werden.
Kaum hatten es sich die beiden Elfen und Santa bequem gemacht, kam heißer Kamillentee und marmeladenbestrichene Plätzchen mitsamt eines feinen Porzellangeschirrs auf sie zugeflogen. Moritz sah gierig zu den Elfen, als auch vor seiner Nase einige Lebkuchen auftauchten und sein Leben wieder in Ordnung war.
Nachdem sie sich am knisternden Kaminfeuer und bei Nussknacker- Musik aufgewärmt hatten, begannen sie damit einen Plan zu entwickeln. Mission- Weihnachten retten begann genau jetzt!
„In den letzten Jahren sind die Wünsche der Kinder ins Unermessliche gestiegen. Die Anzahl der Wünsche sind oft dreist und die Wünsche gleichen mehr Forderungen. Die Kinder scheinen ganz vergessen zu haben worum es zu Weihnachten eigentlich geht. Es ist nicht der Tag der Geschenke, sondern ein Tag des Zusammenseins. Die Geschenke sollen die bescheidenen Kinder belohnen, doch bescheiden ist heutzutage niemand mehr, Santa", erklärte Noora etwas zerrüttet und sah dabei zu Cynthia, die ihre Elfenfreundin kurz darauf ablöste.
Cynthia stellte ihren Kamillentee ab und rückte sich ihre runde Brille zurecht. „Noora hat Recht! Die meisten Kinder interessieren sich nur mehr für die neuesten, elektronischen Geräte, durch die sich sich noch mehr abschotten. Schon im letzten Jahr haben sich die Kinder kaum ein paar Sekunden über ihre Geschenke gefreut, da war ihre Freude auch schon wieder verpufft. Wenn wir den Kindern das reine Glücksgefühl von Mäßigkeit wieder näher bringen könnten, hätten wir nicht nur eine reelle Chance alles rechtzeitig zu schaffen, sondern könnten Weihnachten wieder zu einem besonderen Tag machen."
Ein Ansturm von Hoffnung glomm in Santas Augen auf und er lächelte breit. Cynthia und Noora hatten fast so leidenschaftlich gesprochen, wie Moritz den Lebkuchenstapel innerhalb weniger Augenblicke aufgefuttert hatte.
„Euer Engagement gefällt mir", gab Santa grinsend zu, als er von Mrs. Santa angestupst wurde.
„Na, siehst du? Ich sag dir doch immer, dass auf wahre Freunde Verlass ist."
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