2. Kapitel
Samstag, 9.2.2018, 13:23 Uhr, bei John und Sherlock, Sebastian und Jim und Mycroft und Greg, in der Küche der Berghütte
Der erste, der sich wieder halbwegs fing und etwas dazu sagte, dass vier nervige Leute in seine Berghütte geplatzt waren, war schließlich Mycroft, der in die Stille hinein sein Knäckebrot zurück auf den Teller legte und aufstand.
»Also zumindest ich kann getrost bekunden, dass ich Sie kein bisschen vermisst habe, Mister Moriarty. Ich habe keine Lust auf Ihre kindischen Spielereien und jetzt raus hier!«
Man musste kein Genie sein um zu bemerken, wie wenig Mycroft diese Situation behagte; nun hatte er endlich mal Urlaub mit seinem süßen festen Freund und es stürmten ein Detektiv, ein Bösewicht, ein Arzt und so ein blonder fremder Kerl ins Haus und zerstörten die Stimmung! Man möge sich lieber nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte die britische Regierung einen Baseballschläger zur Hand gehabt.
Jim zog auf Mycroft's Reaktion hin beleidigt eine Schnute und stuppste seinen Freund auffordernd an.
»Sebby, mach doch was! Er ist wieder soooo unfreundlich zu mir!«
»Das kann man ihm ja auch nicht verübeln... Du störst schließlich gerade seinen Urlaub.«
Während Jim Sebastian ein paar leichte Schläge auf die Rippen verpasste, was diesen nicht mal richtig zu stören schien, wendete sich John fragend zu Gregory und Mycroft, die stumm da standen; Greg sah leicht verängstigt aus, während in Mycroft's Augen eiskalte Wut glänzte.
»Urlaub? Sie? Und mit Lestrade?! Und wo zum Teufel ist Sherlock hin?!«
Ziemlich aufgeregt sah der Arzt sich nach seinem Gefährten um, der sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben schien.
»Hey, ja genau! Wo ist mein Spielgefährte abgeblieben?!«, meldete sich nun auch noch Jim, der dezent wütend auf Sebby war und dringend irgendwem den Hals umdrehen musste, um nicht durchzudrehen.
»Wartet mal... Ist Sherlock etwa nach oben gegangen?! Mycroft, da stehen doch unsere Koffer!«
Besorgt sprang Greg auf und lief in einem wahnsinns Tempo ins Wohnzimmer, die anderen folgten ihm mehr oder weniger leicht verwirrt, wo Sherlock gerade die Holztreppe herunter spaziert; sein Blick war leicht verstört, weshalb Mycroft ahnte, was passiert war. Und das war nichts gutes; er und Gregory waren aufgeflogen.
»Sherlock?! Renn doch nicht einfach irgendwo hin!«, meckerte John und zog den Schwarzhaarigen an seine Seite. Jim brach unterdessen in lautes Gelächter aus, was ihm sehr vorwurfsvolle Blicke einbrachte.
»Sie haben also herausgefunden, was ihr Bruder hier macht? Tjah, in dem Punkt hab ich nie an Ihren Fähigkeiten gezweifelt!«
»HALTEN SIE DIE KLAPPE!«
Im nächsten Moment stürzte sich der Detektiv auf seinen Widersacher und sie gingen gemeinsam zu Boden, wo Sherlock weiter versuchte auf ihn einzudreschen.
Verzweifelt gingen John und Sebastian dazwischen - was im Endeffekt aber nur damit endete, das John eine Ohrfeige von Jim kassierte und Sherlock noch aggressiver wurde.
Das alles wurde zu einer ziemlichen Rangellei und am Ende wusste keiner der vier mehr, wen er gerade schlug.
Mycroft hingegen hielt seinem Freund unterdessen die Augen zu und stand leicht konfuß in der Gegend rum; mit so einer Kettenreaktion hatte er jetzt nicht gerechnet. Ihm war klar, dass Sherlock schon leicht angeschlagen sein würde, aber gerade prügelte sein jüngerer Bruder sich mit einer hoffnungslosen Dramaqueen, verdammt noch mal!
Irgendwann reichte es ihm dann auch.
»JETZT SEID DOCH ALLE MAL STILL! WENN HIER JEMAND DAS RECHT HÄTTE, JEMANDEN ZU SCHLAGEN, DANN BIN ICH DAS! IHR RUINIERT GERADE UNSEREN URLAUB! JETZT WERDET ENDLICH ERWACHSEN UND MISTER MORIARTY - LEGEN SIE VERDAMMT NOCH MAL DIE BRATPFANNE WEG!«
Stille. Betreten legte Jim das Kochutensil auf den Couchtisch und schniefte kurz betroffen.
Samstag, 9.2.2018, 13:46 Uhr, bei Sherlock und John, Jim und Sebastian und Mycroft und Gregory, in der Berghütte, Wohnzimmer
Vorsichtig hielt John sich ein Kühlakku, was Greg ihm vorhin aus der Küche geholt hatte, an die Wange, wo ein großer roter Abdruck von Jim's Hand prankte.
Der Kriminelle selbst saß bockig auf Sebastian's Schoß, der sich in einen der Sessel gesetzt hatte. Mycroft hatte sich zwischen seinem Bruder und dem Arzt auf die Couch gequetscht - lediglich Greg rannte wie ein nervöses Dienstmädchen hin und her und verteilte Kühlakkus und Tee; irgendwer musste die wütende Meute ja mal beruhigen und mit Getränken versorgen.
»Kann mir jetzt bitte mal irgend jemand erklären, was los ist?«, brach John schließlich das Schweigen und schaute vorwurfsvoll zwischen Jim und Sherlock hin und her; was zum Teufel konnte Sherlock nur dazu verleitet haben, den Brünetten zu schlagen? Sonst war sein Partner doch nicht wirklich gewaltätig, sondern eher kühl und gelangweilt.
»Tjah, also-«, fing Jim an, wurde aber unsanft von Mycroft unterbrochen.
»Seien Sie still! Sie haben schon genug angerichtet, ich werde es erklären.
Aber erst, wenn Sie, Doktor Watson, mir sagen, warum Sie und mein Bruder überhaupt hier sind.«
»Ganz einfach, ich hab ihm geschrieben, dass er herkommen soll. Von Doktor Watson war allerdings nie die Rede, aber dass er mitkommen würde, versteht sich ja von selbst. Sie können Ihren Sherlock einfach nicht allein zurücklassen, oder?«
Jim grinste und kassierte einen kalten Blick aller Anwesenden.
»War ja klar, dass Sie da hinter stecken. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum Sie das getan haben. Das hier bringt Ihnen doch meines Erachtens nach nicht viel.«
»Och na ja, ich wollte eben die Reaktion Ihres Bruder's sehen, wenn er herausgefunden hat, dass Sie und Inspektor Lestrade ein Liebespaar sind.«
»WAS?!«, rief John ungläubig und sah von Greg, der rot angelaufen war und verlegen auf den Boden starrte, zu Mycroft, der nur mit den Schultern zuckte und recht gefasst war; damit hätte er niemals gerechnet. Wahrscheinlicher wäre es für ihn sogar noch gewesen, dass der Detective Inspector und Mycroft beste Freunde waren, die spontan zusammen Single-Urlaub machten.
»Herrgott, ja, wir sind ein Paar, aber ich verstehe beim besten Willen nicht, warum hier jeder so... überrascht ist.«
Mycroft räusperte sich in Richtung seines Bruders, der sich gelangweilt wirkend auf der Sofalehne abstützte.
»Überrascht...? Natürlich sind wir das! Keiner hat sowas geahnt! Also... nicht, dass das jetzt schlimm ist, ich freu mich für sie beide, aber es gab eben keine Anhaltspunkte«, stotterte John schnell, um von seinem Partner abzulenken und jener schnaubte nur verächtlich.
»Naw, ist da jemand eingeschnappt, weil er nichts, aber auch gar nichts geahnt hat? Also ich wusste es von Anfang an«, sagte Jim und schaute neckend zu Sherlock.
Jener reagierte einfach nicht, auch wenn John spürte, dass es seinen Partner doch verletzt hatte - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Beruhigend strich er Sherlock deshalb kurz und sanft über den Arm; so eine Geste war mehr als untypisch für ihn, aber er wollte seinen Freund eben nicht im Stich lassen. Auch, wenn er sonst nach Außen hin nicht sehr sensibel war oder gar Gefühle zeigte, wusste John, dass Sherlock schon etwas fühlte, er vergaß es nur oft. Immerhin schoß sein Freund Löcher in Wände, trank John's Kaffee aus, knackte Code's und sprang auf ihrem Tisch herum, wo er wer weiß was an die Wand hang.
»Jim, es reicht nun wirklich. Du hast deinen Spaß gehabt, lass uns gehen.«
Sebastian sprang auf, packte seinen Freund am Arm und wollte in zur Tür ziehen; eigentlich hatte er ja kaum Mitleid mit anderen - immerhin lebte er ja mit einer Drama-Queen zusammen, die auch noch ein kriminelles Genie war - aber ihm gefiel es einfach nicht, wie sein Freund mit den anderen Versammelten hier umging; er provozierte sie regelrecht und legte es drauf an - Sebastian wollte hier nach einfach nicht noch mehr Feinde haben. Da waren ja eh schon genug Leute, die mit brennenden Fackeln vor ihrer Haustür warteten.
Also öffnete er trotz Jim's lauter Proteste die Haustür und schloss sie so gleich erschrocken wieder, als quasi eine Wand aus Schnee ins Zimmer krachte. Leicht geschockt betrachtete er die eben herein getragenen Schneemassen, die sich sofort leicht verflüßigten; hieß das etwa, es schneite so sehr, dass sie nicht aus dem Haus kamen? Waren sie etwa hier eingeschlossen? Zusammen?
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