18. Kapitel
Sonntag, 10.2.2018, 11:53 Uhr, bei Sherlock und John, in Sherlocks Zimmer, Berghütte
»Ich glaube - oder besser, dank meinen Berechnungen ist es sogar sehr höchstwahrscheinlich - dass ich mich in dich verliebt habe, John.«
Der Detektiv sah ihn eindringlich an und wartete anscheinend auf eine ebenso ernste Reaktion, während er immer noch sanft Johns Arm drückte, doch jener konnte nicht viel mehr tun als Sherlock verblüfft und mit klopfendem Herzen anzustarren. Natürlich hatte er damit gerechnet, zumindest irgendwie, dass etwas in dieser Art kommen würde, (entweder das oder eine vollkommene, harte Zurückweisung), aber jetzt, wo er die passenden Worte vor sich hatte, konnte er sie nicht verarbeiten. Sherlock Holmes war ihn ihn verliebt. Wirklich. Es war kein Experiment, kein Scherz und keine kleine Verrücktheit, wie er zuerst gedacht hatte.
»John - wenn wir hier wirklich vorwärts kommen wollen, musst du schon etwas sagen. Ich habe die Wahrscheinlichkeit sowieso nie für hoch geschätzt, dass du diese Gefühle erwiderst, von daher macht es mir nichts aus, wenn du ehrlich bist«, fuhr der Detektiv unterdessen hibbelig fort, als könne er nicht mehr lange auf eine Antwort warten - typisch, wann ließ der Schwarzhaarige auch jemals jemandem die nötige Zeit, die derjenige brauchte?
»Ich ...«, versuchte John deshalb schnell, eine Antwort zu formulieren, doch die Worte schwirrten nur so in seinem Kopf herum, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Oder besser, was er auf dieses untypische Liebesgeständnis antworten sollte.
»Bis du mich geküsst hast, habe ich mir nie richtig Gedanken um unsere Beziehung gemacht«, begann er schließlich mit der Wahrheit und versuchte sich zu sammeln, während sein Herz unerbittlich schnell in ihm klopfte.
»Vorher hab ich irgendwie immer gemacht, was du gerade wolltest, und hab dir immer verziehen, wenn du mal wieder eine meiner Freundinnen vergrault hast ... Ohne dass ich je darüber nachgedacht habe, warum ich das tue. Normalerweise behandelt man seinen Mitbewohner ja nicht so, oder? Überall, wo du mich hingeschleppt hast, dachten sofort alle, wir zusammen wären. Und auch wenn ich vielleicht übertrieben so getan habe, eigentlich hat es mich gar nicht so gestö-«
»John, bitte gib mir einfach eine Antwort«, unterbrach ihn diesem Moment Sherlock, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trippelte. Wie hätte es auch anders sein können.
»Nein, dieses eine Mal hörst du mir gefälligst bis zum Ende zu«, erwiderte der Arzt leicht genervt und total aus dem Konzept, wobei er spürte, wie er rot wurde.
»Also, was ich sagen wollte ... Ich ... Ähm ... Was ich meine, ist ... «, stotterte er also unter Sherlocks äußerst wachsamen Blick weiter, bis er schließlich mit einem »Ach, was soll's!« aufgab, bevor er sich vorbeugte, um den total nervigen Detektiv zu küssen.
Sonntag, 10.2.2018, 13:12 Uhr, bei Sally und Anderson, im Austria Trend Hotel, zweite Etage Zimmer 32, Innsbruck
»Was ist denn die Wahrheit, Miss Bell?«, fragte Sally spitz, da ihr diese Schnitzeljagd inzwischen mehr als auf den Keks ging. Niemand war ehrlich, sie musste gefühlt alles selbst machen und hatte auch noch Anderson an der Backe, der die Information zu seinem Chef und Mycrofts Holmes gerade offensichtlich nicht ganz verkraften konnte; die ganze Zeit sah er sie aufgebracht an und machte Gesten, dass sie auflegen und ihm das Ganze gefälligst erklären sollte. Tjah, sein Pech, dass er bei der Geburt kein vernünftiges Gehirn abbekommen hatte, was die richtigen Schlüsse zog. Es knisterte in der Leitung und Sallys Aufmerksamkeit gehörte wieder ganz Anthea, die zögerlich begann, zu erzählen:
»Mister Holmes wollte mit Greg für ein Wochenende in den Urlaub fahren, in eine Ferienhütte nahe Innsbruck. Dort würde sie so schnell keiner finden, hat mein Boss gesagt, und meinte, ich soll niemandem was erzählen.«
»Eine Ferienhütte?«, wiederholte Sally aufgeregt.
»Wissen Sie auch, wo diese Ferienhütte liegt?«
»Leider nicht, nur dass sie in der Nähe von Innsbruck steht. Als ich gehört habe, dass Mister Holmes' Bruder und sein Freund verschwunden sind, nahm ich an, sie hätten es vielleicht herausgefunden. Deshalb habe ich meinen Chef und Greg schon mehrmals angerufen und Nachrichten hinterlassen, aber ich habe keine einzige Antwort erhalten, obwohl sie heute Nachmittag eigentlich wieder nach Hause fahren wollten. Inzwischen mache ich mir auch Sorgen ...«, beendete Anthea ihren Bericht ratlos und seufzte.
»Seargent Donovan, Sie müssen sie unbedingt finden. Vielleicht ist tatsächlich etwas schlimmes passiert.«
»Ich bin schon dabei.«
Sally stand auf und machte sich daran, ihre Tasche zu schnappen und Anderson zu bedeuten, mit ihr aus dem Zimmer zu kommen.
»Wir werden sofort die nähere Umgebung von Innsbruck durchsuchen lassen, zum Glück sind wir selbst gerade dort. Wenn jemand sie alle findet, dann sind es wir.«
Sonntag, 10.2.2018, 12:03 Uhr, bei Mycroft, Greg, Sebastian und Jim, in der Küche der Berghütte
»Denkt ihr, die werden da oben gleich Sex haben?«, fragte Jim und schob sich eine Krokette - das einzig Essbare, das Greg und John noch im Tiefkühlfach gefunden hatten - in den Mund. Sie alle saßen zusammen an den Esstisch gequetscht und vernichteten die letzten Reste ihrer Vorräte, was nur auf baldige Rettung hoffen ließ; sonst würde Mycroft wahrscheinlich versuchen, Moriarty zu kochen, als Ausgleich - oder eher bitterer Rache - für seine Kekse.
»Gratuliere, jetzt mischen Sie sich nicht nur in mein Leben, sondern auch in das Sexleben meines Bruders ein. Ihnen muss wirklich langweilig sein«, gab die britische Regierung daraufhin auch schon spitz zu bedenken und warf dem Kriminellen einen bösen Blick zu, den jener jedoch nur mit einem Kichern ignorierte.
»Genau genommen mische ich mich nicht ein, ich bin nur interessiert. Obwohl, ich muss zugeben, dass Ihr Bruder schon ziemlich heiß ist. John kann sich glücklich schätzen.«
»Ja, ich glaube, das reicht dann auch«, mischte sich jetzt Sebastian ein, bevor Mycroft einen bissigen Kommentar erwidern konnte und funkelte Jim warnend an, was jenen dazu verleitete, seinem Freund einen sanften Kuss auf die Wange zu drücken.
»Awww, du bist natürlich immer noch der Heißeste hier, Sebby. Da musst du gar nicht eifersüchtig werden.«
»Ich denke, Mister Moran geht es eher darum, dass sein Freund die Klappe hält«, meinte Mycroft währenddessen leise zu Greg, der zumindest versucht hatte, sich auf das Essen zu konzentrieren und nicht auf die ausgetragenen Wortgefechte. Jetzt zuckte der Polizist bloß ruhig mit den Schultern; er hatte wirklich keine Lust, mit irgendwelchen Lästereien noch einen unnötigen Streit vom Zaun zu brechen.
»Ignorier die beiden einfach. Ich bin sicher, Anthea hat schon gemerkt, dass wir in Schwierigkeiten sind. Sie wird uns sicher bald finden.«
Sonntag, 10.2.2018, 13:14 Uhr, in einem Café auf der Einkaufspassage Oxford Street, bei Anthea, London
Anthea konnte kaum den Weg zu ihrem Stuhl zurückfinden, als Sally das Telefonat beendet hatte, so wackelig war sie auf einmal auf den Beinen. Sie hatte es wirklich getan, sie hatte ihren Boss bei Seargent Donovan verraten. Aber was, wenn es ihm und Greg in Wirklichkeit gut ging und ihr Handeln total unnötig gewesen wäre? Mycroft würde ihr nie verzeihen. Vorsichtig stöckelte sie mit ihren schwarzen Pumps, die gerade mehr als nicht hilfreich waren, zurück zu ihrem Stuhl und setzte sich.
»Ist ... Ist alles in Ordnung?«, fragte sofort Molly, die dort schon auf sie gewartet hatte.
»Sie sehen so blass aus.«
»Nein, es geht schon«, wehrte Anthea ab und fühlte sich sofort schlecht, die Pathologin vorhin angelogen zu haben. Sherlock, ihr Boss - alle sprangen mit Molly so um, wie sie wollten und sie tat nichts dagegen, weil sie einfach zu freundlich und nett war. Gott, Anthea hätte so eine Frau gar nicht verdient. Seufzend und zur Beruhigung nahm sie also einen Schluck Kaffee, bevor sie sagte:
»Miss Hooper, ich war vorhin nicht ganz ehrlich zu Ihnen ... Ich wusste von Anfang an, wo mein Boss und Greg Lestrade sich aufhalten. Ich habe alle angelogen.«
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