17. Kapitel
Sonntag, 10.2.2018, 11:47 Uhr, bei Sherlock, John und Mycroft, bei Sherlocks Zimmer, Berghütte
»Also ... Greg und ich haben unten etwas zum Mitagessen gekocht«, stotterte John verlegen und rührte sich nicht von der Stelle. Der Detektiv warf ihm jedoch nur einen kühlen Blick zu und schien nicht wirklich sehr bewegt von der Anwesenheit des Arztes. Doch Mycrofts Worte hallten immernoch in Johns Kopf wieder; es ihm endlich sagen, wo er ihn doch schon geküsst hatte ... Sie ließen sein Herz geradezu rasen.
»Mittagessen? Das klingt doch gut, ich werde schonmal vorgehen«, schnurrte Mycroft nun betont fröhlich und warf einen wissenden Blick zwischen dem Ermittlerduo hin und her. Er schien sie wirklich gern in diese peinliche Situation bringen zu wollen.
»Aber ich bin sicher, du hast Doktor Watson noch was zu sagen, nicht wahr, Sherlock?«
Mit einem süffisanten Grinsen ging Mycroft hinaus und schloss hinter sich die Tür, so dass John gezwungen war, doch in den Raum zu treten - zu Sherlock und zu der Sache, die sie eigentlich schon hätten besprechen müssen. Dem Kuss. John räusperte sich verlegen und ging zum Fenster. Flockiger Puderschnee zierte immer noch sowohl Himmel als Fensterbrett und würde es ihm unmöglich machen zu entkommen, egal, ob er es wollte.
»Weißt du, was ich schon immer an dir gehasst habe?«, meinte er dann endlich, sich an seine Gefühle heran tastend.
»Du sagst einfach nie, was du fühlst. Immer muss ich raten und Angst haben, dich zu verletzen. Dabei will ich das gar nicht und das weißt du. Und jetzt ... Erst küsst du mich, dann tust du, als wäre nichts gewesen. Wie soll ich mich denn da verhalten?!«
Frustriert schüttelte John über sich selbst den Kopf; bei Sherlock konnte er eben nie etwas richtig machen, egal was er versuchte. Er hätte es einfach gleich lassen sollen.
»Es tut mir leid, John«, sagte Sherlock in diesem Augenblick und stellte sich mit verbissener Miene neben ihn, den Kopf etwas gesenkt als wäre es ihm tatsächlich peinlich.
»Ich verletze dich ständig mit einfach allem, was ich tue, aber ich kann es irgendwie nicht ändern. Ich bin nicht ... normal. Aber zumindest jetzt muss ich dir die Wahrheit sagen, denn Mycroft hat recht.«
Vorsichtig packte der Detektiv ihn am Arm und sog scharf die Luft ein. Johns Herz flatterte und er wusste nicht, was ihn mehr verwirrte; dass er mit ihm offen Reden wollte oder seinem Bruder recht gegeben hatte. Doch eigentlich war ihm selbst das egal, denn was Sherlock auch gleich sagen würde - es würde alles verändern.
Sonntag, 10.2.2018, 13:02 Uhr, in einem Café auf der Einkaufspassage Oxford Street, bei Anthea, London
»Worum genau geht es denn?«
Anthea trippelte nervös über den Dielenboden des Cafés, wobei ihre Absätze leicht klapperten. Bei der ersten Befragung war ja noch alles gut gegangen, aber konnte sie wirklich weiterhin lügen? Tief im Inneren fand sie es nämlich auch komisch, dass Mycroft sich nicht gemeldet hatte - nichtmal ein Gruß von Greg war gekommen, obwohl er ihr sonst doch ständig süße Nachrichten schickte. Bestimmt war auf ihrer Reise wirklich etwas schiefgelaufen ... Sie biss die Lippen zusammen.
»Um nicht viel«, hörte sie Seargent Donovan da aufgedreht sagen.
»Ich habe an Sie nur eine Frage.«
»Okay.«
Sie drehte sich in Richtung der Café-Tische und erhaschte einen Blick auf Molly Hooper, die schüchtern lachend zu ihr hinüber schaute. Antheas Herz dröhnte wie ein überlauter Bass in ihren Ohren.
»Schießen Sie los.«
Sonntag, 10.2.2018, 12:57 Uhr, bei Mycroft, Greg, Sebastian und Jim, im Wohnzimmer der Berghütte
»Hallooo! Gibt's was zu Essen?«, trällerte der Kriminelle, nun etwas besser gelaunt - was ohne Zweifel einer gewissen lauten Aktivität zuschulden war, die er und Sebastian eben im Schlafzimmer vollzogen hatten - und polterte dabei mit jenem die Treppe hinunter. Umgehend wurde die Miene auf Mycrofts Gesicht säuerlich und er legte das Buch weg, was er gerade aufgeschlagen hatte.
»Also für Sie ganz bestimmt nicht, Mister Moriarty, aber Ihr Freund kann gern etwas haben.«
»Ach, Sie sind doch nur sauer, weil ich die Kekse vor Ihnen entdeckt habe!«
Der Brünette zog eine Schnute und ließ sich auf der Couch nieder, während Sebastian mit einem leicht genervten »Ich schau mal, was es zum Mittagessen gibt« zu Greg in die Küche verschwand. Offenbar hat ihn das, was gerade im oberen Stockwerk vorsich gegangen war, nicht so sehr entspannt wie seinen Freund. Entweder das oder er hatte nach der kleinen Sportanlage einfach nur Hunger, genau wie die britische Regierung selbst.
»Es spielt keine Rolle, wer die Kekse zuerst gefunden hat, sondern wem sie gehören. Und das bin eindeutig ich, denn mir gehört alles in dieser vermaledeiten Hütte.«
Mycroft griff erneut nach seinem Buch und warf dem Kriminellen einen bösen Blick zu, bevor er es wieder aufschlug.
»Gut, Ihnen gehört hier vielleicht alles, aber dafür mischen Sie sich auch überall ein. Ich denke, Sherlock und John sind nicht umsonst gerade zufällig allein da oben und kriegen hoffentlich endlich ihre Beziehung in den Griff.«
»Sie wissen ja mal wieder alles«, kommentierte die britische Regierung, nicht im mindesten von dieser Schlussfolgerung beeindruckt und blätterte eine Seite seines Buches um, ohne die vorige auch nur wirklich gelesen zu haben - er wollte Moriarty beim Sprechen einfach nur nicht in sein vor Genugtuung strotzendes Gesicht schauen.
»Und gerade von Ihnen sollte ich mir keinen Vortrag über Einmischereien anhören sollen. Schließlich sitzt ein beträchtlicher Teil der Anwesenden immerhin nur wegen Ihnen hier fest.«
»Gut, Sie haben mich erwischt! Dabei wollte ich eigentlich nur ausdrücken, wie dankbar ich dafür bin, dass Sie Sherlock in die Offensive gedrängt haben. Länger hätte ich dieses idiotische Liebesdebakel nicht mehr ausgehalten.«
Der Kriminelle seufzte theatralisch und stand auf, um ebenfalls in die Küche zu gehen. Ansonsten würde er vom Essen gar nichts mehr abbekommen, so hungrig wie Sebastian gerade - leider nicht nach ihm - war. Doch er drehte sich auf dem Weg nocheinmal um, legte die Hände auf Mycrofts Sessel und flüsterte verschwörerisch:
»Nun, wo endlich alle Probleme geklärt sind und die Show vorbei ist, könnte man uns wohl mal hier rausholen, meinen Sie nicht?«
Sonntag, 10.2.2018, 13:08 Uhr, bei Sally und Anderson, im Austria Trend Hotel, zweite Etage Zimmer 32, Innsbruck
»Okay«, flüsterte Sally und bereitete sich innerlich auf die schwere Frage vor, die sich gleich stellen musste. Denn selbst, wenn die Antwort darauf nur ein simples »Ja« war, würde es bedeuten, ihr Chef hatte sie angelogen. Und das tat mehr weh als zu denken, dass er von einem bekloppten James Moriarty entführt worden war und sonst wo gefangen gehalten werden konnten. Sie holte tief Luft und versuchte Anderson neugierigen Blick so wie seine nervtötende Gestig zu ignorieren, die sie dazu bringen sollte, den Lautsprecher anzuschalten. Selbst wenn sie das tun würde, hätte es mehr als Stunden gebraucht, bis Anderson die volle Tragweite des Gespräches einigermaßen verstanden und verarbeitet hätte.
»Also ...«, setzte sie schließlich an.
»Wenn meine Vermutungen richtig liegen, sind Mycroft Holmes und Gregory Lestrade ein Liebespaar.«
Es knisterte kurz in der Leitung und sie hörte, wie Anderson ungläubig die Luft einsog, ehe Anthea endlich antwortete;
»Sie sind wirklich eine kluge Frau, Miss Donovan. Ich glaube, langsam ist es wirklich Zeit, mit der Wahrheit rauszurücken.«
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