Kapitel 35
Hicks' Geburtstag war am achtundzwanzigsten Februar, was ich erst eine Woche vorher erfuhr, als Javier mich beim Abendessen fragte, ob ich zur Feier kommen würde.
Da sie mich damit überraschte, verschluckte ich mich an einer Kartoffel. Mein Vater klopfte mir helfend auf den Rücken, während ich hustete. Javier sah mich mit großen Augen an, als hätte sie mich zum Tode verurteilt mit der Frage. »Du hast nächste Woche Geburtstag?«, sagte ich empört an Hicks gewandt, nachdem ich nicht erstickt bin.
Seine Wangen wurden ein wenig rot. »Äh, ja. Habe ich das vergessen zu erwähnen?« Ich starrte ihn sauer an, was seine Frage beantwortete, woraufhin Grobian kicherte.
Javier konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. »Ich plane dich mit ein.«
»Das wäre sehr nett, danke«, sagte ich zu ihr, wobei ich Hicks einen letzten Blick zuwarf, wodurch seine Wangen noch ein wenig mehr erröteten.
In einer Woche, wie sollte ich da ein passendes Geschenk finden? Sollte ich ihm ein Buch kaufen? Aber ich wusste nicht so recht, was sein Lieblingsgenre war und welche ihn davon interessierten. Was war sein Lieblingsbuch? Vielleicht fand ich dazu etwas. Oder wie wäre die Idee von einem eingerahmten Foto von uns? Nein, das wäre doof, was sollte er damit anfangen? Ugh, das würde mir noch Kopfschmerzen bereiten, aber irgendwas würde ich schon finden.
»Oh, da fällt mir ein«, sagte Javier und lächelte mich an. »Du wirst die Familie dann kennenlernen. Wir feiern nämlich jedes Jahr bei Babushka.«
Ein Geschenk finden und mich auf Hicks' Familie vorbereiten? Das würde eine anstrengende Woche werden, vor allem wenn man noch die Schule mit einbezog.
»Das wird sie freuen«, sagte Hicks und sah zu mir. »Die reden seit Ewigkeiten über nichts anderes.«
»Du redest seit Ewigkeiten ja auch über niemand anderen«, nuschelte Grobian und schob sich ein Stück Steak in den Mund. Ich lachte leise, während Hicks seine Augen rollte, sich aber ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Mein Vater zwinkerte mir grinsend zu.
Den Rest des Essens erzählten sie mir Geschichten über Hicks' Familie, wie extrovertiert seine Cousine June gegenüber jedem war, wie sein Cousin Viktor versucht hatte ihn mit sieben Jahren im Pool zu ertränken und dessen Bruder Aleksander ihn gerettet hat. Hicks sagte mir, dass er ihn von den dreien am meisten mochte, er war ihm recht ähnlich was das Lesen und die Fotografie anging. Vor seiner Tante warnten sie mich, denn sie würde mir wahrscheinlich in der Haustür bereits um den Hals fallen und mir Schmatzer aufdrücken.
»Von ihr hat June die Extrovertiertheit«, sagte Hicks mit einem Grinsen zu mir.
»Warum hat sie eigentlich einen sehr typischen englischen Namen und die anderen beiden eher nicht?«, fragte ich und hoffte, dass es nicht unhöflich rüberkam. Mir war das beim Erzählen nur aufgefallen.
Hicks aber lachte leise. »Oh, das. June ist die Erstgeborene und bei ihr wollte meine Tante unbedingt, dass sie sich hier gut integrieren kann und sie nicht wegen einem ausländischen Namen gemobbt wird. Bei den Jungs hat sie dann Namen ausgewählt, die zwar typisch russisch sind, aber auch hier im Westen oft genutzt werden, weil sie wollte, dass sie ihre russischen Wurzeln nicht vergessen. Darum werden Aleksander und Viktor mit k geschrieben.«
Ich nickte. »Wieso hat sie ihre Meinung gegenüber der Namen geändert?«
Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Javier und Grobian, um sie zu fragen, ob sie es wussten. Javier schien eine Antwort zu haben. »Sie hat gesehen, dass June so gut wie gar nicht wegen ihrer Herkunft gemobbt wurde, also hat sie sich für die typischeren Namen entschieden, da sie ihr besser gefielen.« Ich nickte erneut und trank mein Glas Wasser leer.
Nachdem alle fertig waren, räumten Javier und Grobian die Teller weg, um mit Nachtisch aus der Küche zurückzukommen. Erdbeerquark, wie ich Javier dafür vergötterte, was ich sie auch wissen ließ. Sie gab mir ein breites Lächeln als Dankeschön.
Wir hatten seit dem Tag von Brandons Verhaftung öfter miteinander zu Abend gegessen und ich merkte, wie gut es meinem Vater tat, nicht nur mit mir zu sein. Er mochte Javier und Grobian von Anfang an, hat nie ein schlechtes Wort über sie verloren und mir sogar gesagt, dass er es toll fand, dass sie Hicks aufgenommen und großgezogen haben.
»Dieses Geschwafel über ein Kind braucht eine Mutter und einen Vater ist absoluter Unsinn«, hatte er hinzugefügt, als wir nach unserem ersten gemeinsamen Abendessen nach Hause gefahren waren. »Bei Hicks sieht man, dass ein Mann und ein nicht-binärer Mensch ein Kind genauso super erziehen können. Er ist ein guter junger Mann, sie haben alles richtig gemacht.«
Jedes Mal, wenn er zeigte, dass er Hicks mehr als nur akzeptierte, konnte ich mir das breite Lächeln nicht verkneifen. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutete. Vor allem weil Hicks der erste meiner Freunde war, den er vollkommen akzeptierte. Und dass er seine Familie genauso sehr mochte, machte das ganze nur noch besser.
❁
Innerhalb der einen Woche hatte ich es geschafft ein Geschenk zu finden, was er hoffentlich mögen würde. Es lag in Geschenkpapier verpackt in einer Tüte zu meinen Füßen, als wir mit dem Auto zum Haus von Hicks' Großeltern fuhren. Dass ich nervös war, war eine Untertreibung. Hicks, Grobian und Javier hatten mir zwar immer wieder versichert, dass alles gut gehen würde, aber was wenn sie mich doch nicht mochten? Was wenn sie mich zu hässlich für Hicks fanden? Was wenn sie lieber jemanden für ihn hätten, die ebenfalls russische Vorfahren hat?
»Hör auf dich verrückt zu machen«, sagte Hicks zu mir, der wohl meinen inneren Tumult erkennen konnte. Er nahm meine Hand und drückte sie einmal. »Sie werden dich lieben, so wie du bist. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.« Er schenkte mir sein schönes Lächeln, was mich ein wenig beruhigte. Seine Hand ließ ich den Rest des Weges nicht los.
Nach ungefähr zwanzig Minuten kamen wir bei seinen Großeltern an. Sie hatten ein schönes großes, typisch amerikanisches Haus, mit einer weißen Holzfassade und einer Veranda, die sich einmal drumherum zog. Grobian parkte in der breiten Einfahrt neben einem roten Range Rover. Gerade als wir die Türen des Autos hinter uns schlossen, kam Hicks' Tante, vor der ich gewarnt wurde, auf uns zugelaufen. Sie fiel Hicks um den Hals, drückte ihren Mund auf seine Wangen und sagte etwas auf Russisch zu ihm. Hicks lachte und umarmte sie.
Danach kam sie direkt auf mich zugelaufen, die Arme weit ausgestreckt. »Du musst Astrid sein! So schön dich endlich mal zu sehen.« Ich wurde zuerst umarmt, danach bekam ich die dicken Schmatzer auf die Wange. »Oh, sieh dich an.« Sie strich zwei Strähnen meiner Haare hinter meine Ohren und drehte sich dann zu Hicks, der uns lächelnd beobachtete. »Sie ist ja wirklich so hübsch, wie du gesagt hast.« Ihre Aussage ließ meine Wangen erglühen. Sie nahm wirklich kein Blatt vor den Mund.
»Denkst du etwa ich lüge?«, sagte Hicks in einem stichelnden Ton.
»Nein, aber wer weiß schon, was du so hübsch findest«, antwortete seine Tante grinsend, woraufhin er seine Augen verdrehte. Sie legte lachend eine Hand an meinen Rücken. »Komm, meine Liebe, gehen wir rein, wo es schön warm ist.«
An der Haustür wartete seine Cousine June. Sie hatte ihre dunkelblonden Haare zu einem kurzen Bob geschnitten, sah ansonsten aber genauso aus wie ihre Mutter. Hohe Wangenknochen, helle blaue Augen und breite Schultern. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie miteinander verwandt waren. Hicks' Tante verschwand im Haus, während June Hicks gratulierte und sich dann zu mir drehte. Ohne Vorwarnung umarmte sie mich. Sie war eindeutig das Kind ihrer Mutter.
»Ich mag dich schon alleine dafür, dass du meine Mama nicht von dir gestoßen hast«, sagte sie, mit einem russischen Akzent bei Mama, und schaute mich lächelnd an.
Ich lächelte zurück. »So unhöflich bin ich nicht. Außerdem, was ist an einer Umarmung so schlimm?« Ihr Lächeln wurde breiter. Sie zwinkerte ihrem Cousin zu, bevor sie den Flur entlang verschwand.
Hicks nahm meine Jacke von meinen Schultern und hing sie an die Garderobe. Danach folgten wir den Stimmen ins Wohnzimmer, welches mit Luftballons, Girlanden und Luftschlangen beschmückt war. Mir wurde die Tüte mit Hicks' Geschenk von seiner Tante abgenommen und auf einen Tisch gestellt, der voll mit Geschenken war.
June war auf einmal wieder neben mir und ein Junge mit blonden Haaren, heller als meine, kam auf uns zu. Er klopfte Hicks auf die Schulter und sprach auf Russisch zu ihm. Das war wohl einer der Cousins. Der andere, welcher dieselbe Haarfarbe wie June und deren Mutter hatte, kam auf mich zu.
Er hielt mir seine Hand hin. »Hi, ich bin Aleksander, Hicks' jüngster Cousin«, stellte er sich lächelnd vor.
Ich schüttelte seine Hand einmal. »Astrid, aber das weißt du denke ich schon.«
Er lachte, wobei man sein Grübchen sehen konnte. Für einen Sechzehnjährigen war er ziemlich stabil gebaut, auch seine Stimme klang reifer als die meisten es in dem Alter sind. »Ja«, sagte er. »Der unhöfliche Blonde hier ist übrigens mein Bruder, Viktor.«
Der Angesprochene hielt dramatisch eine Hand auf seine Brust. »Unhöflich, ich? Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?«
Aleksander sah seinen Bruder genervt an. »Erst einmal hast du Astrid, unseren Gast, eindeutig mit Absicht ignoriert und dann noch mit Hicks auf Russisch gesprochen, sodass sie nicht mitreden konnte und sich bestimmt ausgeschlossen gefühlt hat. Wirklich ein toller erster Eindruck.«
Viktor machte eine wegwerfende Geste. »Hicks hat ihr bestimmt schon alles von uns erzählt, warum sollte ich mich da vorstellen?«
Aleksander drehte sich nun komplett zu ihm und begann eine Diskussion auf Russisch. June verdrehte ihre Augen und Hicks seufzte. Er legte eine Hand an meinen Rücken und führte mich von den Streitenden weg. »Nimm es nicht persönlich, Viktor ist zu jedem so.«
»Oh, glaub mir, solch ein Verhalten nehme ich nie persönlich.« Er grinste mich an und ich ihn.
Das verschwand aber, als wir schlussendlich vor seinen Großeltern standen. Seine Großmutter musterte mich von oben bis unten, während sein Großvater ein breites Lächeln aufgesetzt hatte. »S Dnem rozhden'ya tebya!«, sagte dieser. Ich nahm an, dass das Alles Gute zum Geburtstag bedeutete, denn Hicks lächelte ebenfalls und umarmte seinen Großvater. Seine Großmutter sagte dasselbe und drückte ihn kurz an sich.
Danach legte Hicks wieder seine Hand an meinen Rücken. »Ihr beiden, das ist Astrid. Astrid, meine Großeltern väterlicherseits.«
Trotzdessen, dass ich von der Großmutter mehr als nur eingeschüchtert war, erbrachte ich ein Lächeln und hielt ihnen meine Hand hin. »Es ist wirklich schön, Sie kennenzulernen.«
Der Großvater nahm meine Hand in seine beiden und drückte sie. »Die Freude ist ganz unsererseits, nicht wahr, dorogaya moya?« Der letzte Teil, ein Kosename wie ich annahm, war an seine Frau gerichtet.
Sie schaute mich noch einige Sekunden lang an, bevor auch sie lächelte, was mich wieder atmen ließ. »Aber natürlich, ich höre seit Monaten nichts anderes mehr von unserem vnuk. Sein Kopf hat wohl nichts anderes mehr im Sinn als dich.«
»Babushka«, sagte Hicks, doch die kicherte nur.
»Ich verstehe aber, warum es so ist. Was wir bisher von dir gehört haben, war alles wundervoll und bis jetzt machst du einen guten Eindruck.«
»Oh, äh, danke«, sagte ich dümmlich. Diese Frau hatte echt eine gewisse Macht über mich, obwohl ich sie erst seit ein paar Minuten kannte.
Sie kicherte wieder. »Lass dich nicht von einer alten Frau wie mir runterkriegen. Ich mag dich und du scheinst Hicks gut zu tun. So lange sich das nicht ändert, hast du einen Platz bei uns.« Sie lächelte mich an und ich lächelte zurück. »Jetzt kommt ihr beiden, wir holen die Kuchen aus dem Kühlschrank und dann wird gefuttert.«
Sie lief voran zur Küche, ihr Ehemann ihr dicht auf den Fersen. »Ich habe dir ja gesagt, sie werden dich mögen«, flüsterte Hicks in mein Ohr und grinste mich von der Seite her an. Ich rollte mit den Augen und ließ ihn mich zum Esstisch führen.
Es gab insgesamt drei Kuchen, aber nur in einem steckten zwei Kerzen, die eine 18 bildeten. June zündete sie mit einem Feuerzeug an und sie sangen ein Geburtstagslied auf Russisch, wobei ich nur mitklatschte. Nachdem Hicks die Kerzen ausgepustet hatte, konnte sich jeder ein Stück nehmen. Wie an Weihnachten es meine Familie mit Hicks getan hat, wurde ich nun von seiner über alles mögliche ausgefragt. Ich erzählte ihnen vom Eiskunstlauf, wie meine Mutter erkrankt und gestorben war, wie mein Vater und ich seitdem miteinander lebten und meine Sicht der Dinge, wie Hicks und ich uns kennengelernt haben. Von Brandon und dem Erpressen erzählte ich nichts, denn Hicks wollte nicht, dass sie es wussten, was ich verstehen konnte.
Nach dem Essen kamen die Geschenke dran. Sie wurden nach und nach an den Tisch geholt, meines als letztes. Nachdem er eine neue Polaroid Kamera von Aleksander, ein Stifteset zum Zeichnen von June und mehrere Bücher von den anderen bekommen hatte, wollte ich mein Geschenk am liebsten aus dem Fenster werfen. Er würde es hassen. Ich hasste mich gerade dafür, dass ich an nichts besseres gedacht habe.
Javier stellte die Tüte vor ihm auf den Tisch. »Das ist von Astrid.« Sie zwinkerte mir zu und stellte sich wieder neben Grobian. Hicks holte es aus der Tüte und riss das Geschenkpapier ab.
Bitte lass mich hier und jetzt einen Herzinfarkt erleiden, lass mich sterben, ich will die Enttäuschung in seinen Augen nicht sehen
Aber Hicks lächelte den Bilderrahmen nur an und dann mich. »Das erste Foto von uns zusammen, auf der Halloweenparty.«
Ich nickte mit roten Wangen. »Ich hab unten noch was drauf geschrieben.«
Er schaute es sich wieder an. »There are very few who have heart enough to be really in love without encouragement. Das ist aus Pride and Prejudice.« Er sah wieder zu mir, dieses Mal mit diesem schönen Lächeln auf den Lippen.
Ich nickte erneut. »Du hast mir mal gesagt, dass es dein Lieblingsklassiker ist, also habe ich es gelesen und mir Stellen markiert, die ich gut zum Zitieren fand. Das hat mir am meisten zugesagt.« Seine Augen begannen zu schimmern und er zog mich an sich. Beim Zurückziehen drückte er mir einen Kuss auf die Wange.
»Zwei Piraten auf hoher See«, sagte June grinsend, die das Foto inspizierte. »Die Kostüme passen auf jeden Fall zusammen.«
Hicks und ich schauten uns an und prusteten los, als wir uns daran erinnerten, wie das zustande gekommen war. Danach mussten wir natürlich die ganze Geschichte erzählen, was wir auch taten. Dabei hielt er die ganze Zeit meine Hand fest, wobei ich erleichtert war, dass seine Familie mich zu mögen schien. Und er sein simples aber bedeutsames Geschenk.
Denn auch wenn wir es beide nie ausgesprochen haben, wussten wir, dass der Abend der Halloweenparty der war, an dem wir beide realisiert haben, dass wir den jeweils anderen mehr als nur freundschaftlich mochten.
❁
Um kurz vor Mitternacht saßen Hicks und ich zusammen auf seinem Bett. Er hatte das Foto von uns neben das seiner Eltern auf seinem Nachttisch gestellt, weshalb ich Tränen in den Augen gehabt habe. Bisher hatte keiner meiner Freunde ein Foto von mir bei sich gehabt und dass er es dort stehen hatte, wo er es jeden Morgen und Abend sah, ließ mein Herz anschwillen.
Er hatte auch auf der Feier seine neue Polaroid Kamera ausprobiert und die Fotos davon zurzeit noch auf seinem Schreibtisch liegen. Die wollte er zu einer kleinen Collage basteln und irgendwo aufhängen, wo noch Platz war. Er war eindeutig ein Mensch, der Erinnerungen festhalten wollte. Das lag daran, dass er seine Familie innerhalb eines plötzlichen Momentes verloren hat, wie er mir einmal erklärt hatte. Ich konnte es absolut nachvollziehen. Man sollte alles mitnehmen, was ging.
»Was hat dein Großvater eigentlich vorhin zu deiner Großmutter gesagt? War das ein Kosename?«, fragte ich ihn, nachdem ich meinem Vater geschrieben habe, dass ich morgen Abend zu Hause sein würde.
»Dorogaya moya? Das bedeutet 'meine Liebe' oder 'mein Schatz'«, erklärte er mit einem Lächeln. »Soll ich dich auch so nennen?«
Ich merkte, wie meine Wangen ein wenig erröteten. »Du musst es nicht. Ich hatte nur schon mal darüber nachgedacht, wie du mich wohl nennen würdest, wenn du einen Kosenamen für mich nutzt.«
Er schien zu überlegen. »Kotik ... nein, das passt nicht. Manche nutzen solntse, aber das bedeutet eher Sonne. Zalatája majá, würde zu deinen Haaren passen.«
Ich schüttelte lachend den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was irgendetwas davon bedeutet.«
Er grinste mich nur an. »Kraßáwitza maja. Wie klingt das?«
»Was bedeutet es?«
»Ist das wichtig?«
War das flirten für ihn? Wenn ja, dann funktionierte es. »Für mich ist es wichtig, immerhin könnte das auch Kotzbrocken oder so bedeuten.«
Er lachte leise und lehnte sich dann zu mir rüber. An meinem Lippen flüsterte er die Übersetzung, bevor er mich küsste. »Meine Schöne.«
❁
Als ich am nächsten Morgen in Hicks' Bett aufwachte, merkte ich sofort, dass seine Seite leer war. Erst danach registrierte ich seine leise Stimme, er sprach mit jemandem. Langsam öffnete ich meine Augen und sah ihn am Fenster stehen, wie er hinausschaute, während er sein Handy an sein Ohr hielt. Ein Blick auf seinen Wecker auf dem Nachttisch verriet mir, dass es erst kurz nach sieben Uhr morgens war. Wer rief ihn denn um diese Zeit an einem Sonntag an?
»Ja, ich bin noch dran«, flüsterte er in den stillen Raum. »Ich weiß nur nicht ... Ich ... das ist ...« Er schüttelte den Kopf. Irgendetwas war passiert, weshalb ich mich aufsetzte, um ihm zu zeigen, dass ich wach war. Sein Blick huschte kurz zu mir, dann wieder aus dem Fenster. »Ja, mache ich. Danke, dass Sie mich angerufen haben. Bis später.« Er legte auf und starrte sein Handy an.
Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Er war so ruhig, so still, es machte mir Angst. Vor allem weil er mir für einige Minuten nicht erklärte, worum es bei dem Telefonat ging. Als ich es nicht mehr aushielt und realisierte, dass er vollkommen in seine Gedanken vertieft war, stand ich auf und ging zu ihm. Meine Beine bekamen sofort eine Gänsehaut, da ich nur sein T-Shirt trug und das Fenster über Nacht leicht geöffnet gewesen war.
Ich nahm seine Hände, die immer noch sein Handy umklammerten, zwischen meine. »Was ist passiert?«
Er hob langsam seinen Kopf, sodass ich in sein Gesicht sehen und die Tränen in seinen Augen erkennen konnte. Bitte nicht ...
Doch er sprach nicht das aus, was ich dachte.
»Meine Mutter ist aufgewacht.«
———
Na sieh mal einer an, die Geschichte ist wohl doch noch nicht so ganz zu Ende 👀
Hättet ihr das erwartet? Und wie denkt ihr wird es weitergehen?
Kleine Infos:
• Hier werden die sie/ihr Pronomen für Javier genutzt, da Astrid zu den Zeitpunkten findet, dass sie mehr weiblich ist
• Kotik bedeutet Kätzchen
• Zalatája majá bedeutet Meine Goldene
Beachtet, dass ich diese Übersetzungen aus dem Internet (aus einem Journal) habe und wenn etwas falsch ist, ihr mich sehr gerne darauf hinweisen könnt ☺️
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