Kapitel 20
Info: Das Kapitel ist sehr lang ausgefallen, weil ich einfach keinen guten Schnitt gefunden habe, um es aufzuteilen :')
Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem
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Als Hicks klingelte, sprang ich sofort von meinem Platz auf der Treppe auf, bevor meine Großmutter oder Cousinen mir zuvorkommen konnten, und öffnete ihm die Tür. Er stand dort mit dem Lächeln auf den Lippen und einem Glitzern in den Augen, das ich nicht entziffern konnte.
»Hey«, sagte ich. »Komm rein.«
Er hob fragend eine Augenbraue beim Eintreten, denn natürlich war ihm der gekünstelte Ton nicht entgangen. Das hier war immerhin nur zur Show, um meine Familie auf Abstand zu halten. Meine Großmutter sollte nicht denken, dass diese Verabredung erst vor einer halben Stunde gemacht wurde. Es half, dass wir uns seit Monaten dreimal in der Woche bei mir trafen.
»Hast du alles dabei?«, fragte ich, während er seine Schuhe neben meine stellte. Da fiel mir auf, wie still es auf einmal war, nur noch das Radio war leise aus der Küche zu hören. Sie belauschten uns.
»Ja?«, antwortete er und sah mich verwirrt an.
»Ich erklär dir alles oben«, flüsterte ich so leise wie möglich. Im nächsten Moment räusperte sich meine Großmutter hinter mir, weshalb ich wieder mein gekünsteltes Lächeln aufsetzte und mich zu ihr drehte. Sie konnte sich wirklich gut anschleichen.
»Da ist ja der Gast, von dem wir bis gerade eben nichts wussten«, sagte sie und schaute mich anklagend an. Dann sah sie zu Hicks, ließ ihre Mundwinkel einen Millimeter nach oben zucken, was ihre Art einen Lächelns war, und hielt ihm ihre Hand hin. »Ich bin Margaret, Astrids Großmutter. Mütterlicherseits.«
Hicks lächelte sie höflich an und nahm ihre Hand in seine. »Ich bin Hicks, ein Freund ihrer Enkelin. Schulischerseits.«
Ich versteckte mein aufkommendes Lachen hinter einem Husten. Das war wirklich kein guter Augenblick, um sarkastisch zu sein, meine Großmutter verstand das nicht.
Sie musterte ihn von oben bis unten und ich wollte ihm schon Lebe Wohl sagen, doch dann sagte sie etwas anderes als erwartet. »Ein guter endlich mal, wie ich sehe. Wenigstens wurde ich begrüßt.«
Bitte geh zurück in die Küche. Bitte lass diese Folter enden.
Auch Hicks schien sich nicht mehr ganz so wohl zu fühlen, sein Lächeln schwankte ein wenig. »Äh, ja, ich habe schon gehört, dass Astrids Ex-Freund nicht der Netteste war.«
»Er war ein Arschloch«, sagte meine Großmutter beherrscht. »Die hat sie sich vorher immer gesucht. Das hat sich anscheinend geändert.« So reden, als stünde ich nicht direkt neben ihr, war ihr Markenzeichen, das hatte sie schon immer getan. In meinem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich meine Cousinen kichernd am Eingang zur Küche quetschten, um dieses Spektakel zu beobachten. Am liebsten hätte ich meine Augen so weit gerollt, dass ich das Innere meines Kopfes sehen konnte.
»Großmutter«, sagte ich dann, wodurch ich ihre Aufmerksamkeit auf mich lenkte. »Wir müssen jetzt wirklich anfangen zu lernen.«
Sie nickte. »Ich muss mich auch noch um den Truthahn kümmern. Es ist schön, dich kennenzulernen, Hicks.«
»Ebenfalls«, sagte er, als sie sich bereits weggedreht hat und zur Küche lief, in dessen Türrahmen meine Cousinen nicht mehr standen. Ohne ein weiteres Wort, folgte er mir die Treppe hinauf in mein Zimmer. Dort lehnte ich mich erst einmal an die geschlossene Tür und atmete tief aus. »Das war ...«, fing er an, ließ seinen Rucksack auf den Boden gleiten und verharrte in seiner Position, auf der Suche nach dem richtigen Adjektiv. »... befremdlich.«
»Es tut mir so, so leid, dass ich dein Thanksgiving hiermit ruiniere, aber ich schaffe das nicht alleine«, fing ich an zu labern. »Als mein Vater die Tür für sie geöffnet hat, wusste ich, dass ich entweder einen Nervenzusammenbruch oder Herzinfarkt erleiden werde, weil es einfach zu viel ist. Meine Großmutter mit ihrem strengen Blick und allem, meine Cousinen, die schon beim Reinkommen einen Plan ausgeheckt haben, um mir den Abend zur Hölle zu machen. Sobald wir alle in der Küche gewesen wären, hätte es angefangen und meine Mom ist nicht mehr da, um sie zurechtzuweisen und ja, mein Vater hilft mir, aber er hat bei denen nicht viel zu sagen, weil es nun mal die Seite meiner Mutter ist und deshalb konnte nur sie die alle in ihre Schranken weisen und-«
»Astrid, atme«, sagte Hicks, nahm mein Gesicht in seine Hände, sodass ich ihn ansehen musste und beruhigte mich sofort. »Ein und aus.« Das tat ich, ein, zwei, dreimal, und verlor mich fast in seinen Augen, weshalb ich nach einer Minute seine Hände von meinen Wangen nahm.
»Danke«, sagte ich.
Er lächelte mich an. »Ich verstehe, warum ich kommen sollte, warum du es wirklich nicht alleine hinbekommst. Deine Großmutter ist sehr distanziert und hat nicht ein Lachfältchen im Gesicht, was einiges aussagt. Deine Cousinen sind nervig, das weiß ich nur von ihrem Kampf im Türrahmen. Du wirst heute keinen Nervenzusammenbruch erleiden und mach dir keine Sorgen, mein Thanksgiving ist nicht ruiniert, weil wir es zu Hause nicht feiern.«
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. »Echt nicht?« Er schüttelte den Kopf. »Darf ich fragen wieso?«
Seine Mundwinkel zogen sich noch ein Stückchen höher. »Meine Eltern sind aus der alten Sowjetunion, aus dem russischen Teil. Sie sind kurz vor dem Zusammenbruch 1989 in die USA gekommen. Sie haben sich natürlich angepasst, feiern auch den 4. Juli, aber Thanksgiving hat ihnen nie zugesagt. Ich glaube, sie mögen gar kein Truthahnfleisch.«
Ich kannte ihn jetzt seit einem halben Jahr und hatte nicht gewusst, dass seine Eltern aus einem anderen Land stammten. Das lag aber daran, dass er nie über seine Familie sprach. Ich wusste nur, dass sie Roadtrips liebten. Etwas anderes hat er nie erzählt.
»Du bist Russe?«, war das erste, was ich sagen konnte.
Er lachte. »Dа.« Ich musste überrascht geschaut haben, denn er lachte wieder. »Das heißt Ja auf Russisch.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte ich grinsend. »Ich kann nicht fassen, dass du mir das ein halbes Jahr vorenthalten hast.«
Er zuckte mit den Schultern. »Es kam nie zur Sprache.«
Lachend schüttelte ich den Kopf und lud ihn ein, sich in mein Bett zu legen, während ich meinen Laptop vom Schreibtisch holte. Für einen kurzen Moment dachte ich mir, dass er ohne Klamotten darin besser aussehen würde, aber das Bild ließ ich vor meinem inneren Auge nicht zu. Sonst würde der Abend ziemlich falsch ablaufen.
»Also war das Lernen nur eine Ausrede?«, sagte er grinsend, als ich mich neben ihn legte.
»Klar, bevor ich an einem Feiertag lerne, friert die Hölle zu.«
Das brachte ihn zum Lachen. »Das hast du am Anfang auch über dreimal die Woche Vokabeln lernen gesagt.«
»Touché.«
Ich öffnete Prime und startete die nächste Folge von The Vampire Diaries. Während die Zusammenfassung der letzten Folge lief, drehte er seinen Kopf zu mir, sodass ich seinen Atem an meiner Wange spüren konnte. Mein Herz schlug automatisch schneller.
»Was ist, wenn jemand reinkommt?«, sagte er leise, wobei seine Stimme einen rauen Unterton hatte. Machte mich das an? Aber sowasvon.
»Mein Vater klopft immer und die anderen würden niemals hier hochkommen«, brachte ich heraus.
Er nickte einmal und konzentrierte sich dann auf die Folge. Sein Kopf rutschte dabei ein Stück hinab und landete auf meiner Schulter, wo er die ganze Zeit liegen blieb.
❁
Um halb sieben wurden wir zum Essen gerufen. Ich atmete tief ein und aus, bevor ich meine Zimmertür öffnete und bereit war, in mein Verderben zu laufen. Hicks, der dicht hinter mir war, half durch seine Nähe nicht wirklich dabei, mich zu beruhigen.
»Es wird alles gut gehen, keine Sorge«, flüsterte er auf der Treppe in mein Ohr, welches sofort warm wurde.
Wusste er eigentlich, welche Wirkung er auf meinen Körper hatte und machte das mit Absicht? Wenn ja, dann war es ziemlich diabolisch von ihm. Ich hatte Stacy zwar versprochen, nichts zu unternehmen, aber das beendete nicht die Tagträume, wie ich ihn gegen die Wand drückte und küsste. Vielleicht sollte ich zur Therapie gehen.
Der Esstisch war so voll gedeckt wie seit Weihnachten nicht mehr. Der Truthahn als Krönung in der Mitte, außen herum die vielen Beilagen, die mein Vater und ich heute Morgen vorbereitet haben. Das rosane Deckchen von meiner Mutter lag an seinen Platz am Kopfende, ihr Stuhl leer. Mein Vater saß am ersten Platz auf der linken Seite, meine Großmutter auf der rechten. Hicks und ich setzten uns auf die freien Plätze zwischen meinem Vater und Tante Lydia, gegenüber zwei meiner Cousinen, Luna und Sol. Ja, so hießen sie wirklich. Die dritte gegenüber ihrer Mutter? Stella. Mond, Sonne und Stern auf Latein. Was meine Tante da geritten hat, wusste keiner von uns.
»Also dann«, sagte meine Großmutter und streckte eine Hand zu meinem Vater, die andere zu Sol aus. Ich bekam die andere von meinem Vater und die rechte von Hicks, wobei sie natürlich anfing wie verrückt zu kribbeln. Sofort fing ich an mir vorzustellen, wie es wäre, mit ihm Hand in Hand unterwegs zu sein. In der Innenstadt beim Shoppen, beim Eis essen, in der Schule. Damit verpasste ich fast das gesamte Gebet von meiner Großmutter.
»Vor allem danken wir dir, dass wir trotz des schweren Ereignisses dieses Jahr, weiterhin als Familie zusammenhalten und an Tagen wie diesen beisammen sein können. Beschere uns mit Glück und Gesundheit, sei dieses Essen an dich gerichtet. Amen.«
»Amen«, sagten wir anderen und ließen die Hände los.
Als Familie zusammenhalten, dass ich nicht lache, dachte ich mir, während meine Großmutter den Truthahn anschnitt. Dieser Teil der Familie hatte noch nie zusammengehalten, zumindest nicht mit uns. Meine Mutter war wie eine Geächtete behandelt worden, das Schwarze Schaf. Warum waren sie wohl so selten hier gewesen in den letzten beiden Jahren? Warum hatte meine Großmutter an der Beerdigung nicht geweint? Es war ihr egal gewesen, dass ihre Tochter gestorben ist. Jetzt versuchte sie uns bei sich zu behalten, aus welchem Grund auch immer.
Nachdem sich jeder ein Stück vom Fleisch und etwas von den Beilagen genommen hat, begannen wir zu essen. Dabei merkte ich, wie sich meine Cousinen per Blick gedanklich austauschten. Ihr stetiges Grinsen bestätigte meine Vermutung. Mir wurde sofort mulmig im Magen.
»Hicks«, sagte meine Großmutter dann und ließ uns alle für eine Minisekunde erstarren. »Ich hoffe, dass wir dein Thanksgiving nicht unterbrochen haben.«
Er lächelte sie höflich an. »Nein, haben Sie nicht. Es wird bei uns zu Hause nicht gefeiert.«
»Oh?«, sagte sie und auch die anderen schauten ihn jetzt interessiert an. »Darf ich fragen, weshalb ihr diesen Feiertag nicht ehrt?«
Ach, Großmutter, bitte ...
Ich musste mir einen Seufzer unterdrücken. Das würde ein langes Abendessen werden.
Hicks ließ sich aber nicht beirren, sondern lächelte weiterhin. »Meine Familie stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie haben für sich keinen Grund gesehen, den Tag wie die Amerikaner zu feiern.«
»Bist du etwa ein Kommunist?«, fragte Sol mit großen Augen.
Bitte lass mich sterben.
Hicks dachte wohl dasselbe, denn auch wenn er weiterhin versuchte sein Lächeln aufrecht zu erhalten, bemerkte ich, wie es schwankte. Das war wohl nicht das erste Mal, dass das jemand zu ihm sagte. »Nein, bin ich nicht. Sie sind ja nicht ohne Grund geflohen.«
»Aus welchem Teil der Sowjetunion stammt deine Familie?«, fragte meine Großmutter. Von ihr hätte ich am wenigsten erwartet, dass sie weiterhin darüber sprechen wollte, aber anscheinend versuchte sie mal nett zu sein. Fast hätte ich gelacht.
»Aus Russland. Der Teil, der in Europa liegt.«
»Uhh, Europäer«, sagte Luna und wollte ihm zuzwinkern, was eher aussah, als hätte sie eine Wimper in der Pupille hängen.
Hicks, der anscheinend auch keine Lust mehr auf ihre Dummheit hatte, lächelte nur und schob sich eine Gabel voll Salat in den Mund. Meine Großmutter wartete, biss er den Bissen geschluckt hatte, um ihn weiter auszuquetschen. »Sprichst du Russisch?«
Er nickte. »Ja, ich bin zweisprachig erzogen worden.«
»Kannst du etwas auf Russisch sagen?«, fragte Luna. Sie war wohl noch nicht fertig mit ihm.
»Was möchtest du denn hören?«, sagte Hicks, höflich wie eh und je.
Sie überlegte kurz und lächelte ihn dann breit an. »Ich liebe dich.«
Er verkniff sich ein Grinsen. »Ya tebya lyublyu.«
Es ist echt sexy, wenn er Russisch spricht, dachte ich mir. Meine verräterischen Wangen färbten sich natürlich rot, weil ich es anziehend fand.
»Das hört sich interessant an«, sagte Luna und widmete sich wieder ihrem Essen.
Meine Großmutter hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck aufgelegt, den ich nicht kannte. Sie schien aber zufrieden zu sein, sonst würde sie nicht in Ruhe weiteressen.
»Hicks, machst du einen Sport?«, fragte Stella nach einer Minute Schweigen mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
Und so fängt es an ...
»Nein«, antwortete er und schaute zu mir, »aber ich weiß, dass Astrid Eiskunstlauf macht. Ziemlich gut sogar, so weit das meine ungeschulten Augen beurteilen können.«
Das erntete ihm ein warmes Lächeln meines Vaters. Er mochte es, wenn meine Freunde mich gut behandelten und es nicht versteckten, stolz auf mich zu sein und mich zu mögen. Dass sie sich nicht für mich schämten und was ich als Hobby machte. Immerhin war es eine lange Zeit nicht so gewesen.
Sol verdrehte ihre Augen. »Genauso lame wie Tante Polly. Wir drei sind Akrobatinnen seitdem wir klein sind und gewinnen jedes Jahr mehrere Wettkämpfe.« Diese Arroganz in ihrer Stimme, ich hätte auf meinen Teller kotzen können.
Hicks gefiehl das anscheinend auch nicht, denn er lächelte nicht mehr. Er schaute so ernst, wie ich es noch nie bei ihm gesehen habe. Nicht einmal, als ich meine Schulsachen trotzig gegen die Wand geschmissen habe. Sie mussten echt den Bogen überspannt haben. Ich war es gewohnt, daher nahm ich es nicht so schlimm auf. Er sah das wohl anders.
»Ich finde nicht, dass man Eiskunstlauf mit Akrobatik vergleichen kann«, sagte er. Seine Tonlage verpasste mir eine Gänsehaut. Er klang sauer, aber nicht so, als würde er gleich über den Tisch springen und sie erwürgen. Es war mehr bedrohlich. »Das sind zwei sehr verschiedene Sportarten mit ihren eigenen Schwierigkeiten, die man individuell meistern muss. Demnach sollte man auch gehen.«
Luna mischte sich ein. »Ja, aber Akrobatik ist-«
»Hicks hat recht«, unterbrach meine Großmutter gelassen. »Man kann es nicht vergleichen und sollte man auch nicht. Astrids Stärke ist auf dem Eis, eure auf der Turnmatte.«
Alle außer Hicks sahen sie geschockt an. Hatte sie mich gerade verteidigt? Das erste Mal in den siebzehn Jahren meines Lebens? War ich in einem Paralleluniversum gelandet?
Sie trank einen Schluck von ihrem Wasser und schaute uns alle einmal an, forderte uns somit auf, weiter zu essen und das Thema fallen zu lassen. Die restliche Zeit hörte man nur das Klirren von Besteck und die Musik aus dem Radio.
❁
Nachdem jeder mindestens eine Portion Erdbeerquark zum Nachtisch hatte, waren wir bereit zum Platzen. So lecker das Essen gewesen war, es war wie jedes Jahr viel zu viel. Daher teilten wir es wieder auf, damit jeder einen Anteil für den nächsten Tag hatte. Meine Großmutter bestand darauf, dass Hicks ebenfalls etwas mitnahm, auch wenn es nicht für drei Leute reichen würde.
»Brat noch ein paar Hähnchenfilets, koch eine Soße und mach einen kleinen Salat, dann ist es genug für dich und deine Eltern«, sagte sie und drückte ihn die Tupperdose mit Truthahnfleisch in die Hand. Die durfte er jetzt nur noch leer zurückgeben.
»Vielen Dank«, sagte er lächelnd.
Er machte sich daran, seine Schuhe anzuziehen, während ich seinen Rucksack und die Tupperdose hielt. Meine Familie teilte weiterhin die Reste in der Küche auf. Als er seine Lederjacke geschlossen hat, nahm er mir die zwei Sachen mit diesem besonderen Lächeln ab. Mein Herz schmolz dahin.
Anstatt ihn wie sonst an der Tür zu verabschieden, ging ich mit hinaus und die drei Stufen zum Haus hinunter. »Vielen lieben Dank, dass du gekommen bist. Du hast mir wirklich den Arsch gerettet.«
»Kein Problem.« Dieses Glitzern in seinen Augen war zurück und ich wusste immer noch nicht, was es bedeutete. »Dafür habe ich für zwei Tage gratis Essen.«
Wir lachten und ich liebte es, wie einfach es sich anfühlte. Nur mit ihm hier zu stehen, an einem Novemberabend vor meinem Haus, ließ mich noch mehr fallen, mich noch mehr verlieben. Gott, ich wollte ihn, auf so vielen Ebenen, aber ich konnte nicht. Er war mit Stacy zusammen und ich war keine hinterhältige Bitch.
»Du weißt, dass sie uns vom Fenster aus beobachten, oder?«, flüsterte Hicks.
Ich seufzte. »Ich konnte es mir denken. Sie sind sehr neugierig und mögen Tratsch.«
Er musterte mich für einen Moment, bevor sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. »Dann lass uns ihnen was zum Tratschen geben.«
Er gab mir keine Zeit, das zu interpretieren, da kam sein Gesicht bereits näher und als seine Lippen meine Wange berührten, hämmerte mein Herz so heftig gegen meine Rippen, dass sie kurz vorm Brechen waren. Es war nicht lang, aber genug, um meine ganzen Hormone in Schwung zu bringen. Mein Körper brannte, erst recht mein Gesicht und ich wusste, dass er das sah, aber er zwinkerte mir nur zu und lief mit einem Winken zum Fenster davon.
Ich konnte mich nicht bewegen. Er hatte mich geküsst. Er hatte mich geküsst. Oh mein Gott, wie sehr ich mir gerade wünschte, dass ich meinen Kopf gedreht hätte. Aber das wäre falsch gewesen, auch wenn ich es wirklich wollte. Verdammt, ich war ein Wrack. Mir war heiß und kalt zugleich. Alles in mir schrie Mehr!
Langsam ging ich die Stufen zur Haustür hinauf und hindurch. Meine Großmutter stand bereits wartend im Flur. »Ich mag ihn. Dein erster Freund, der Manieren gelernt hat. Noch dazu gut aussehend und schlau.«
Es dauerte einen Moment, bis ich registrierte, was genau sie meinte. »Oh, nein, er ist nicht ... Er hat eine Freundin und das bin nicht ... ich.«
Ihre Augenbrauen hoben sich. »Hm«, machte sie, schaute mich kurz einfach nur an. »Das sollte ihm wohl nochmal jemand sagen, denn gerade eben sah es nicht so aus, als hätte er eine Freundin. Die nicht du bist.« Damit ging sie zurück in die Küche.
Sie verurteilte mich nicht? Und ihn auch nicht? Sie mochte ihn und war auf meiner Seite? Ich war eindeutig in einem Paralleluniversum gelandet. Trotzdem hatte sie recht, das gerade war eindeutig das Überschreiten einer Grenze gewesen.
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Das Ich liebe dich auf Russisch habe ich aus einem Online Wörterbuch, ob es zu 100% richtig ist, weiß ich nicht
Falls jemand Russisch spricht, kann er mich gerne verbessern :D
Ich würde euch die Aussprache hier aufschreiben, aber keine Ahnung wie ich das machen soll haha, sonst schreibt es einfach bei Google Übersetzer rein und hört es euch an, wenn ihr wollt :)
Aber ja, was sagt ihr zu dem Kapitel? Warum hat Hicks bei diesem Satz wohl gegrinst? Und hat er Astrid wirklich nur geküsst, um ihrer Familie etwas zum Tratschen zu geben? Steckt da möglicherweise mehr dahinter? 👀
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