Um Punkt sechs Uhr dreißig klingelten Sophie Williams und Olivia Evans an der Tür des großen Hauses in der 7th Avenue. Sie mussten kurz warten, bis sich die Tür öffnete, dann wurden sie von der Hausherrin persönlich empfangen: „Sophie, wie schön das du kommen konntest, und wie ich sehe, hast du noch jemanden mitgebracht." Olivia wurde eines kurzen, aber missbilligenden Blickes bedacht, während Sophie antwortete: „Aber Silvia, wie könnte ich eine Feier von dir, meiner kleinen Schwester verpassen? Insbesondere wenn sie die erfolgreiche Premiere von „Buntstich" feiert." Silvia lächelte: „Vielen Dank. Willkommen in meinem bescheidenen Heim." Die beiden Gäste hatten keine Mäntel, die sie hätten abgeben müssen, denn dafür war es im Sommer wahrlich zu warm. Also wurden sie von Silvia durch das Haus geführt, die Schauspielerin redete fast ununterbrochen: „Die anderen warten schon im Salon, wir können uns zu ihnen gesellen. Leider sind noch nicht alle da. Victor musste nämlich noch mal zur Apotheke, um sich Magnesiumtabletten zu kaufen, aber er sollte in spätestens einer Stunde da sein, das sagte er zumindest." Sie gingen durch die Eingangshalle, eine Treppe hinauf und einen langen Flur entlang. Silvia deutete immer wieder auf Türen links und rechts des Ganges und erklärte, was sich dahinter befand, sie kamen am Esszimmer, einem Arbeitszimmer und dem Haustelefon entlang, bis sie schließlich am Salon ankamen. Sobald sie ihn betraten, schlug ihnen lebhaftes Stimmengewirr entgegen. Fünf Personen waren im Salon, Silvia ging herum und stellte jeden vor. Auf den Sofas saßen Antonia Wood sowie Edith Lloyd, beide Freundinnen und Kolleginnen von Silvia. Sie unterhielten sich mit Clark Roberts, einem Sänger, und Norman Brown, Regisseur, die beide wiederum am Kamin standen. Einzig eine junge Frau stand etwas verloren im Raum. Silvia stellte sie als Hannah Adams vor, ihre Assistentin. Nach der Vorstellungsrunde wandte sich jeder wieder dem zu, was er auch vorher gemacht hatte. Silvia ließ ihr Schwester und Olivia alleine und unterhielt sich stattdessen mit Hannah. Kurz darauf wandte sich Sophies Begleiterin an Sophie selbst und flüsterte: „Ich gehe mich mal umsehen." Die Politikerin nickte leicht, und Olivia verließ den Salon. Sie ging den Flur entlang, bis sie zu dem Zimmer kam, wo das Abendessen serviert werden würde. Vorsichtig ging sie hinein und sah sich um. Auf dem Tisch standen neun Wärmehauben, die wohl die Vorspeise warm hielten. Langsam ging Olivia um die Tafel herum, bis sie an den, mit ihrem und Sophies Namen gekennzeichneten, Plätzen ankam. Dort hob sie die Wärmehauben ab und betrachtete das Essen, es war eine rote Suppe. Schnell nahm sie einen Löffel und stippte mit der Rückseite in Sophies Suppe, bevor Olivia einen Tropfen in ihre Ellenbeuge tropfte. Sie wartete kurz, aber da sich nichts tat, benutze sie den Löffel richtig und probierte Sophies Suppe. Es war eine Tomatensuppe, nichts Ungewöhnliches. Nachdem Olivia sich also sicher sein konnte, dass diese Suppe frei von giftigen Stoffen war, die Haut an der Ellenbeuge war sehr empfindlich und hätte reagiert, wenn ein Reizstoff enthalten wäre; außerdem hatte die Suppe normal geschmeckt, wiederholte sie das Prozedere mit ihrer eigenen Suppe, auch hier war nichts daran auszusetzen. Olivia hatte gerade die Wärmehauben wieder über die Teller gestülpt, als sich die Tür öffnete.