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GW.2_Sog der Tiefe

Nun war Tartara kaum mehr zu bremsen. Die anfängliche Neugierde machte heller Aufregung Platz. Zwar wollte sie sich nicht den Erinnerungen hingeben, die mit diesem Schiff zusammenhingen, doch beinahe kam es ihr so vor, als wäre sie wieder auf dem weiten Ozean und an Bord jenen Schiffes, zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben, der so weit entfernt schien. Bevor sie Dinge erfahren hatte, die sie zu einer anderen Person gemacht hatten.

Tartara tauchte noch näher an das Schiff heran und sie hätte gerne wieder den Einstieg durch das Bullauge gewählt. Es wirkte passender. Die Besatzung schien jedoch andere Pläne zu haben. Zuerst traute sie ihren Augen kaum, als sich aus den aufgegeiten, unter Wasser wie eine untergehende Sonne zu leuchten scheinenden, Segeln schwarze Schatten lösten, die aussahen wie durchnässte Lappen.

Die Geister hatten die Fluten zu ihrem Wind gemacht. Sie schwebten nun mit Leichtigkeit den Mast entlang in Richtung Deck und lösten sich dann aber kurz vorher davon ab, um die Richtung, aus der sie kam, anzusteuern.

Wie Kameraden, die ihren alten Freund wiedergetroffen hatte und diesen in ihre Mitte nahmen, wuselten die Geister um Tartara herum und sie hatte unter Wasser das Gefühl, sie zum ersten Mal richtig und wahrhaftig zu sehen. An Bord des Geisterschiffes waren sie viel schneller unterwegs gewesen, von Backbord zu  Steuerbord geschwebt und das alles ziemlich flink, sodass Tartara, die ihre Aufmerksamkeit auf den Geisterrufer gerichtet hatte, diese nicht ausgiebig betrachtet hatte. Nun gab sich ihr zum ersten Mal die Gelegenheit dazu, etliche Meter unter der Wasseroberfläche, wo die Zeit stillzustehen schien.

Zu Anfang hatte sie gefunden, dass sie aussahen wie ein Tuch oder ein Lappen zum Abtrocknen, mit Zipfeln, die an die Ecken der Tücher in der Kombüse der Triton erinnerte. Jetzt jedoch erkannte sie, dass die Konturen noch viel feiner waren und dass sich in der wabernen Masse tatsächlich individuelle, körperähnliche Formen befanden, mit zwei dünnen Ärmchen aus demselben fließenden Schatten wie auch der Rest des Körpers. Beine gab es nicht, stattdessen verlief die wabernde Masse in eine Spitze, die sich wand und wand und mal breiter war, mal nur ein langgestreckter Zipfel.

Die Augen der Geister glühten, erstrahlten hellweiß in der schwachen Dunkelheit in den Schatten der Felsen und des Korallenriffs.

Sie schienen wie Sterne in der dunkeln Nacht ihres Seins und lenkten Tartara für einen Moment von jenem Leuchten ab, das sich ihr langsam genähert hatte. Erst dann wurde sie sich jenen wirbelnden Funken gewahr, die da neben ihr im Wasser waren. Kleine, tanzende Lichter, die durch die Fluten zischten und dabei einen Schweif aus Licht hinter sich herzogen, der noch ein wenig im Wasser nachhing und dann von einer unterseeischen Strömung fortgespült wurde.

Mit einem Mal begann sie, sich zu fragen, wieso sie die Lichter einst gefürchtet hatte. Sie wirkten harmlos, leicht verspielt, als sie nebeneinander durch das Wasser jagten. Sie waren pures Licht, lebendige Energie und hatten sich so sehr mit kosmischem Herzschlag aufgeladen, dass sie neues Leben erschaffen hatten, als sie in den Urozean gefallen waren. Vielleicht waren sie einfach zur falschen Zeit an der falschen Stelle gewesen und hatten deswegen den Eindruck erweckt, dass sie zu dem Urozean dazugehören würden und an dem Tod des Mannes, der von Schattensträngen durchfressen worden war, beteiligt waren. Sie musste differenzieren zwischen dem, was Kren sie hatte glauben machen wollen und dem, was war.

Ihr wurde kalt und sie wünschte sich mit einem Mal Feuer um sich, Flammen, die sich durch ihre dunklen Gedanken brannten und die Spur der Versengung ihre Erinnerungen leer hinterließ. Dann könnte sie sich ein neues Bild machen ohne die Spuren jenes schicksalshaften Tages, die sie nie loswerden würde.

Sie ließ die tanzenden Lichter um sich herumschwirren und nach einer Weile getraute sie sich, sogar ihre Hand nach ihnen auszustrecken. Sie griff ins Nichts und unter ihren Fingern spürte sie nur den Widerstand des Wassers, doch mit den Sternenstücken war es wie mit Schmetterlingen: Wenn man ganz still hielt und sie auf sich zukommen ließ, dann ließen sie sich direkt vor einem nieder und waren zum Greifen nahe.

Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihren Armen breit, dort, wo die Sterne sie berührten und da spürte Tartara erneut, wie warm sie waren, nicht lodernd heiß, so wie sie es in Erinnerung hatte.

Sie verließen sie wieder, um vor ihr voran an Bord des namenlosen Schiffes zu schwimmen. Just in diesem Moment ging die Tür zur Kapitänskammer auf, die sich nicht wie bei der Triton unterhalb der Brücke befand, sondern auf der Brücke, mit ein wenig Abstand zum Steuerrad. Die Tür öffnete sich in einer fließenden Bewegung und schien so ein wenig dem Widerstand des Wassers zu widersprechen, der auch Tartara selbst und Bewegungen der Geister verlangsamte.

Da stand er. Der Geisterrufer. Seinen purpurnen Umhang trug er noch immer und auch unter Wasser umwehte er ihn noch wie fließender Satin.

Tartara hatte innegehalten. Ohne es gemerkt zu haben, hatte sie um den Mann mit der einzigartigen Aura um sich herum getrauert. Er hatte ihren Onkel gekannt, ihren Vater, und Tartara hatte ihn bei der ersten Begegnung ins Herz geschlossen. Er konnte gut jener Onkel sein, der fernab wohnte und einem exzentrischen Lebensstil frönte. Nur, dass er dafür viel, viel zu alt war. Sie tat einen letzten Schwimmzug und schwebte dann dicht über dem kohlschwarzen Oberdeck.

Für einen Moment schien es wie das Normalste der Welt, dass sie sich unter Wasser trafen, als wäre über ihnen ewiger Himmel statt endloses Meer. Dann erst fiel Tartara auf, dass sich neben dem Geisterrufer einige Geister tummelten, die Bläschen zu produzieren schienen.

»Sie geben mir die Luft ab, die sie in ihren Körpern gespeichert haben«, erklärte der Mann, als er ihren Blick bemerkte. Sie hatte sich schon gewundert, wie er es vollbrachte, unter Wasser zu überleben. Obwohl sie, wenn sie genauer darüber nachdachte, bei ihm gar nichts mehr wundern würde.

Sie freute sich, ihn wiederzusehen, war erleichtert, dass er überlebt hatte. Das Schiff war gesunken, sie hatte es splittern sehen, als die Kugeln der Triton über das Meer gedonnert waren. Es hatte Salzwasser aus seinen Planken geblutet, als es sich langsam zur Seite geneigt hatte und dann unter der Meeresoberfläche versunken war. Sie hatte so ein schrecklich schlechtes Gewissen gehabt und es war wohl gut gewesen, dass sie danach selbst unter Wasser gewesen war. So hatte sie erst einmal kaum geschlafen und keine Gelegenheit gehabt, schlecht zu träumen und das Meer hatte ihr etwas von den Sorgen abgenommen, als sie schwerelos durch die Unendlichkeit geschwebt war.

»Aber wie-«, wollte sie hauchen, doch sie vergaß, dass sie hier nicht mit Kip redete und dass die Worte nur als ein Blubbern ihren Mund verließen. Einer Handbewegung des Geisterrufers folgend, glitten einige der Geister zu ihr hin und Tartara hatte das Gefühl, als fiel die Temperatur des sowieso schon eisigen Meeres um einige Grad ab.

Es tat gut, einmal atmen zu können. Nicht, dass sie es gebraucht hätte, doch ein tiefer Atemzug, einatmen, ausatmen, bis man das eigene Herz in dieser Stille unter Wasser langsam schlagen hörte, das beruhigte sie ungemein und sie hatte auch das Gefühl, dass der letzte Schmerz der mächtigen Welle, die sie von Bord gespült hatte, hier endlich verblasste.

»Wie ist das möglich?«, wiederholte sie noch einmal und dieses Mal verließen tatsächliche Wörter ihren Mund. Wie genau diese allerdings die breite Wand aus Wasser zwischen ihnen durchquerten, vermochte sie nicht zu sagen, doch der Mann schien sie gut gehört zu haben so wie sie ihn zuvor und von daher dachte sie nicht weiter darüber nach.

Wieder wusste der Geisterrufer genau was sie meinte und Tartara konnte sich noch immer nicht den Gedanken erwehren, dass er womöglich direkt in ihren Kopf gucken konnte und daher wusste, was in ihr vorging.

»Ich habe dir doch von dem Fluch erzählt«, sprach er, »dass ich jedes Schiff versenken muss, dass in die Gewässer der Urozeans fährt. Keines soll hineingelangen. Doch immer und immer wieder geschieht es, dass wir getroffen werden und uns für eine Weile nicht mehr über Wasser halten können. Dann fährt das Schiff unter Wasser weiter und regeneriert sich langsam. Wir kommen erst dann wieder an die Oberfläche, wenn das nächste Schiff sich nähert. Sonst würden wir nur zu sehr die Sagen von Geisterschiffen füttern und ich möchte, dass es eine Legende bleibt, die für ein Hirngespinst jener Seefahrer gehalten wird, die tatsächlich ihre Fahrt zum Urozean überleben und zurückkehren.«

Tartara nickte und auch wenn da jetzt Luft um sie herum war, kam ihr die Bewegung unendlich langsam vor. Sie war immer noch am Meeresboden.

»Hat sich eure Aufgabe dann nicht erledigt?«, wollte Tartara wissen. »Wir sind euch schließlich durch die Lappen gegangen. Und wir werden diejenigen sein, die den Urozean aufhalten werden. Hilf mir dabei und ihr könntet frei sein.«

Der Geisterrufer verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Ach ja, die Sturheit der Familie Nautilus.«

Er brach den Blickkontakt ab und sah sich einmal um, als wollte er sich vergewissern, dass er noch immer da war, wo er zu sein glaubte. Sein Blick streifte die lachsroten Segel des Schiffes, die vielen Geister, die so unzählig und verteilt waren wie viele große Fischschwärme. Das Korallenriff um sich herum, den Urozean in der Ferne. Dann erst richteten sich seine milchigen Augen wieder auf Tartara.

»Und was ist danach?«, fragte er und legte seinen Kopf schief. »Was wartet nach einem fluchdurchwobenen Leben auf einen, Tartara?«

Tartara zuckte zurück. Sie hatte nicht mit einer derartigen Schärfe in der Stimme des Mannes gerechnet. Doch dieser war noch nicht fertig.

»Ich habe mehr Schiffe versenkt, als du in deinem Leben gesehen hast. Ich habe ganze Mannschaften getötet, damit keine einzige Seele zum Urozean gelangt. Ich bin Verfluchter, Legendengestalt, Albtraum. Ich bin derjenige, dessen Schiff harte Seemänner zum Zittern bringt. Ein kohlschwarzes Schiff, das aus den Tiefen der Meere auftaucht und eine Mannschaft aus Toten birgt. Also sag mir, Tartara, was für ein Leben gibt es nach diesem hier für mich?«

»Ich kann-«

»Nein«, unterbrach er sie sanft. »Ich kann und werde euch nicht helfen. Ich war mir des Risikos bewusst, als ich die Schatulle öffnete und das Muschelhorn an mich nahm, um meine tödlichen Wunden zu verschließen. Ja« - er musste ihren erstaunen Blick bemerkt haben - »du konntest die Schatulle ohne eine Nachwirkung öffnen, weil ich den Fluch auf mich geladen hatte. Ich bin jetzt der Vasall des Urozeans. Da ist nichts anderes mehr für mich.«

»Das glaube ich nicht. Das ist zu traurig, als dass ich es akzeptieren könnte. Wer verzeiht die größten Fehler, wenn nicht das Meer?«

Doch die Entscheidung des Geisterrufers war gefallen. Tartara realisierte schnell, als sie sich den Ausdruck in seinem Gesicht besah, verzerrt durch die Fluten, dass es nichts gab, was ihn noch hätte umstimmen können. Also hob sie ihre Hand zum Abschied und stieß sich von den Planken ab.

»Warte!«

Beinahe glaubte Tartara, sich den schwachen Ruf eingebildet zu haben und doch drehte sie sich noch einmal zu dem Geisterrufer um. Einer der Geister hatte sich ihm noch mehr genähert und wickelte sich nun um seinen Arm und über seine Hand. Als es seinen schattenhaft Griff wieder löste und zurück zu seinem Platz zwischen den anderen Geistern schwebte, erkannte Tartara, dass der Mann etwas in seiner Hand hielt, das ihm soeben gebracht worden zu sein schien.

»Hier.« Er hielt die Hand hoch und Tartara erkannte zwei bräunliche, dünne Gegenstände. Alte, vergilbte Notizbücher, nein, ein dunkelbraunes und ein helleres Logbuch, wie Tartara erkannte, als sie einige Schwimmzüge tat und näher kam.

»Nimm sie. Sie gehören dir.« Mit diesen Worten reichte er ihr die beiden Logbücher. Tartara nahm sie entgegen. Sie fühlten sich vergilbt an und schienen unter Wasser ein wenig gelitten zu haben, doch die Seiten waren widerstandsfähig und die Bücher weitestgehend intakt. Die Tinte würde wohl ein wenig gelitten haben, doch als Tartara die beiden Logbücher dicht vor ihre Augen hielt, erkannte sie, dass die Seiten eingewickelt waren, sodass sie hoffentlich den Biss des bitteren Salzes überlebt hatten.

»Ich mag dir zwar nicht bei deiner Aufgabe helfen können, aber vielleicht klären sich durch diese beiden Logbücher einige der Fragen, die du in deinem Herzen trägst«, sagte er.

»Danke«, antwortete Tartara und meinte es ernst. Ihr Herz hatte sich erwärmt, als sie die hauchfeinen, eingravierten Buchstaben auf dem Buchrücken gesehen hatte. Das dunklere braune hatte ihrem Vater gehört und sie hatte oft genug beobachtet, wie er hineingeschrieben hatte. Sie hatte bisher nur in dem schwarzen gelesen, das ihre Mutter ihr gegeben hatte. Baelfire hatte mehrere geführt, um seine Gedanken nach einer stürmischen Fahrt sortieren zu können und immer eines in Sicherheit zu wissen, falls ihm etwas zustoßen sollte. Dann wäre nämlich nur eins verloren statt allem, was der Kapitän jemals aufgeschrieben hatte.

Tartara rollte sie ein und steckte sie dann in eine ihrer Hosentaschen - die, in der sich nicht schon die Schatulle befand.

Dieses Mal endgültig, wandte sie sich ab und schwamm fort von dem Schiff, fort von dem Geisterrufer mit seinem Geistern, dessen Schicksal ihn auf ewig an den Urozean band.

Irgendetwas stimmte sie traurig bei dem Gedanken, den Geisterrufer das letzte Mal zu sehen und sie hatte das Gefühl, als würde der Gedanke daran sie herunterziehen, näher und näher zum Meeresboden, bis sie irgendwann den Sand streifen würde, der über ihre Haut rieb und neue Wunden hineinbrannte. Allerdings konnte es auch die Gewissheit sein, dass es jetzt zu Ende sein könnte. Das jahrelange Bangen um Schiffe, die Gefahren für Seefahrer. Etwas zog sie tiefer und tiefer, dicht über den abfallenden Sand und näher zum Urozean. Sie konnte kaum noch stoppen. Sie gab sich dem Sog der Tiefe hin, der ihr über die letzten Wochen hineg Angst gemacht hatte und der sie nun zu dem Ort trug, an dem sich das Schicksal der Seefahrer besiegeln würde.

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