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F.2_Zur untergehenden Sonne

Tartara war klar gewesen, dass ihre Mutter nicht sonderlich viel davon hielt, dass sie die Führung des Schiffes übernahm. Nach ihrem Ehemann wollte nun auch ihre Tochter in die Weite des Ozeans hinausfahren, ungewiss, ob sie je wiederkehren würde. Dennoch hätte sie sich ein bisschen mehr Verständnis gewünscht. Sie liebte die Triton und die Mannschaft kannte sie schon seit klein auf. Ihrer Meinung nach gab es also kein Problem, dass sie hindern konnte, das Schiff zu übernehmen. Sie verstand die Sorgen und Ängste ihrer Mutter, doch sie konnte beim besten Willen nicht ihr ganzes Leben lang in Fanann An Croí bleiben und die Schiffe im Hafen ein- und auslaufen sehen.

Sie war mit weiten Schritten zum Strand gelaufen und obwohl es noch immer stürmte, hatte sie nichts davon abgehalten, nicht der strömende Regen oder die Blitze, die grauen Wolken entsprangen und durch die ob des Regens klare Luft zuckten. Es war kein riesiger Strand, der sich ewige Meter in die Länge und Breite erstreckte, sondern ein kleiner, der bei hoher Flut überspült wurde. Tartara liebte das Zusammenspiel der zwei mächtigen Naturgewalten, die abwechselnd mächtige Wellen vor ihr brechen ließen, sodass ihre Füße nass wurden und für wenige Sekunden den dunklen Himmel erhellten, als würde ein Wettkampf sie dazu reizen, immer höher und mächtiger und öfter zu brechen oder schlagen.

An Tagen wie diesen war ihr Wunsch, als Kapitänin durch die Ozeane zu fahren, übermächtig. Sie wollte damit beweisen, dass sie auch bei wildem Wellengang standhaft blieb und das Schiff sicher heimführte. Vielleicht würde auch ihre Mutter dann endlich akzeptieren, dass sie für ein Leben auf dem Wasser geboren war.

Tartara verlor jegliches Zeitgefühl, während sie eine Welle nach der anderen beobachtete und jede einzelne stumm dazu anspornte, höher zu sein als die vorangegangene. Doch irgendwann wurden sie kleiner und der Himmel klärte sich auf. Gedankenverloren spielte sie mit einer kleinen, weißen Muschel und lauschte nur dem leisen Rauschen des Meeres, das ruhiger und ruhiger wurde.

Bald darauf streckte auch die Sonne zaghaft ihre Strahlen durch die dichte Wolkendecke. Tartara watete weiter in das Wasser hinein, sorgte sich nicht, dass ihre Hose nass wurde, die sie stets unter ihrem Rock trug. Einige kleine Silberfischchen huschten an ihr vorbei und die junge Frau versuchte, möglichst still zu stehen.

Dann erst ließ sie sich auf die Knie sinken und tauchte unter. Das Wasser drang durch ihre Kleider, doch es störte sie wenig. Vielmehr war sie wie berauscht davon, wieder im Meer zu baden und beim Tauchen der Unterwasserwelt zusehen zu können. Tartara ließ sich für eine Weile im Wasser treiben, ehe sie ruckartig wieder auf die Füße kam und diese in den Boden drückte. Das Wasser schmeckte nach Unheil. Wenn es vorher leicht kühl gewesen war, so schwappte es nun eisig kalt gegen ihre Beine und begehrte auf, obwohl der Sturm fort war. Tartara blickte zum Himmel auf, doch Wind und Gewitter waren fort. Wellen schlugen jedoch noch immer gegen ihre Beine und als sie sich in alle Richtungen umblickte, erkannte sie, dass das Wasser nur in ihrer Nähe wild schäumte, ansonsten aber ruhig war.

Erstarrt und doch fasziniert beobachtete Tartara das wilde Spiel der Wellen, dann verließ sie das Wasser. Als sie realisierte, dass die Wellen ihrem Weg folgten, hatte sie es nur noch eiliger, wieder auf dem Trockenen zu sein. Am Strand angekommen atmete sie auf. Raues Wasser hatte sie immer geschätzt, denn dann wirkte es so unabhängig, mächtig und zugleich spielerisch. Doch das, was sie eben gesehen hatte, war unvergleichbar, als hätten die Wellen nur für sie getanzt, wären nur ihretwegen zu einer Regung fähig gewesen.

Hinter ihr wurde ein langer Pfiff ausgestoßen. Sich zu dem Ton umdrehend erkannte sie Griffin, der, mit den Händen in den Hosentaschen stehend, von der Klippe zu ihr hinunterblickte. Seine blonden Locken hatte er wachsen lassen und nun wehten sie gespenstisch um ihn herum.

»Also stimmt es, was man sich erzählt! Du bist wieder da«, meinte er, nachdem er halb zu ihr hinuntergeklettert, halb gesprungen war. »Allerdings habe ich dich eher bei dem Wrack erwartet als hier.«

Wrack? Ein Wrack war die Triton wahrlich nicht, doch dass sie gelitten hatte, konnte niemand bestreiten. Nach wie vor sah sie aus wie die stolze Galeone, die sie unter Baelfires Führung gewesen war und wenn man das morsche Holz, den fehlenden Fockmast und das Leck nicht beachtete, gehörte die Triton noch immer zu den imposantesten Schiffen im Hafen, wenngleich sie etwas abseits lag. Doch Tartara schwieg. Vielleicht war sie auch die einzige, die in der Triton nicht die Klagen jener sah, sondern das theoretisch noch immer einsatzbereite Schiff ihrer Familie.

»Ich war gestern schon da, gleich als erstes«, erwiderte sie und betrachtete den Jungen vor ihr. Er hatte sich verändert, war erwachsen geworden, doch da war auch noch etwas anderes. Tartara konnte nicht genau sagen, inwiefern er sich verändert hatte, doch dass er sich verändert hatte, war nicht von der Hand zu weisen.

Kurz blickten beide zum Wasser hin, in dem sich die Strahlen der Sonne brachen und sie blendeten. »Wärst du ein wenig länger geblieben, hättest du Onóir und Glanwen getroffen«, sagte Griffin schulterzuckend und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Jeden Tag stehen sie dort, und manchmal sitzen sie auch, bei dem Wrack und unterhalten sich über alte Zeiten.« Tartara hatte das Gefühl, als zerspringe ihr Herz fast in der Brust. Auch wenn Baelfire fort war, kamen der Untersteuermann und der zweite nautische Offizier noch immer zur Triton, blieben dieser treu wie Schwäne, die immer wieder zu ihrem Partner zurückkehrten.

Nun, da Griffin ihr dies offenbart hatte, klang es in Tartaras Ohren auch nicht mehr ganz so abwegig, die Triton wieder seetüchtig zu machen, schienen doch einige der alten Mannschaft noch immer willens, weiterhin mit dem brüchigen Viermaster zu fahren. Und wenn es tatsächlich so war, dass die beiden Mitglieder der Schiffsbesatzung jeden Tag die abgelegenste Anlegestelle des Hafens aufsuchten, um sich alter Zeiten zu erinnern, würde Tartara keine nennenswerten Schwierigkeiten haben, sie früher oder später anzutreffen.

»Und was machst du immer dort?«, hakte Tartara nach. Es interessierte sie, woher der Junge wusste, dass die beiden Männer jeden Tag zur Triton gingen, denn um dies wissen zu können, musste er selber jeden Tag dort sein.

Der Anflug eines Lächelns entstand in Griffins Gesicht. »Ich helfe den Schiffen beim Beladen und Löschen. So habe ich die Möglichkeit, alle möglichen Schiffarten zu sehen und die Besatzungen kennenzulernen. Da komme ich halt dann und wann bei dem Wrack vorbei«, erzählte er und zeigte dann in Richtung der Tavernen, deren braune Fassaden vom Strand aus zu sehen waren. »Lass uns auf ein Bier zur Untergehenden Sonne gehen«, schlug Griffin vor, der plante, sich mit Iolar zu treffen, was Tartara sich wiederum nicht entgehen lassen wollte. Sie hatte den gemeinsamen Freund lange nicht gesehen, länger noch als Griffin.

Das Mädchen sah kurz auf ihre nassen Klamotten, die in der Sonne zu trocknen begannen, dann folgte sie Griffin zu den Tavernen. Die Kneipe ›Zur Untergehenden Sonne‹ war zweifelsohne die am meisten Besuchte und auch jene, in der es die heftigsten Schlägereien gab. Früher wurde Tartara immer von ihrem Vater zu Besprechungen mitgenommen, die im spärlich belichteten Hinterzimmer stattgefunden hatten, doch auf dem Weg zu jenem Hinterzimmer hatte sie stets mindestens einem Bierkrug ausweichen müssen, der inmitten einer Rauferei um sich geworfen wurde.

Noch immer war die Wand in dem hellen Braunton gehalten, der die Taverne aus der Masse herausstechen ließ und das schief hängende Brett mit den bunten Lettern war noch immer nicht richtig angebracht worden und man sah einige verrostete Schrauben darin stecken, die in einem verzweifelten Versuch, das Schild gerade über die Tür zu hängen, dort hineingeschlagen wurden. Die Tür knarrte und Tartara stolperte über die altbekannte Türschwelle der zweiten Tür, die auf dem dunklen Fußboden kaum zu sehen war.

Sie hatte das Gefühl, als hingen die Dachbalken tiefer, doch vielleicht war sie auch einfach gewachsen. Beoir, der Wirt, begrüßte sie mit einem Bierkrug winkend und versuchte dann, mit einer Whiskyflasche auf einen der Tische zu deuten, an denen, obwohl es vormittags war, zu viele grölende Männer saßen und auch einige Frauen. Obgleich sie nicht erkannten, woraufhin der Hals der grünen Flasche zeigen sollte, sahen sie doch einen Tisch, der etwas abseits stand und der frei war bis auf eine Person, die mit dem Rücken zu ihnen saß. An den dunklen, kurz geschorenen Haaren mit der hellen Strähne erkannte sie sofort Iolar, der neben zwei leeren Bierkrügen saß und vor dem ein weiterer, jedoch gefüllter, stand.

Leicht vernebelt war sein Blick bereits, als Tartara und Griffin sich gegenüber von ihm hinsetzten. Iolar grüßte sie beiläufig und Tartara fragte sich, ob er wusste, dass sie sich das letzte Mal vor einigen Monaten gesehen hatten. Dann sprang ihr die dunkle Kette, die aus einer Tasche Iolars herausragte, ins Auge. Sie stand auf und streckte schnell ihren Arm aus, um danach zu greifen und es ihm aus der Tasche zu ziehen, bevor er realisieren konnte, was sie da gerade tat. Auch dann, als sie sich bereits wieder hingesetzt hatte, schlug Iolar nur halbherzig nach ihrer Hand, die sich bereits seit mehreren Augenblicken nicht mehr an jener Stelle befand.

»Wieso hat er ihn?«, fragte sie anklagend und blickte Griffin an. Sie hatte den Kompass ihres Vaters, der zu keiner Zeit nach Norden zeigte, vor ihrem Aufbruch schweren Herzens Griffin übergeben, damit er darauf aufpasste. Sie wollte ihn nicht die ganze Zeit an der dunklen Kette um den Hals tragen, weil es nur ein weiteres Besitztum ihres Vaters war und er sie stets nur an den großen Kapitän erinnert hätte. Obwohl sie wusste, dass Griffin den Kompass nicht aus Böswilligkeit fortgegeben hatte, hatte sie doch geglaubt, er wäre vertrauenswürdiger.

Griffin verengte die Augen. »Ist doch eh bloß Tand«, sagte er, wenngleich er genau wusste, wie viel ihr der Kompass bedeutete. Als der Blonde jedoch ihren unerbittlich zornigen Blick sah, hob er ergeben die Hände und meinte bedauernd: »Vor der großen Rauferei neulich habe ich ihn Beoir in die Hand gedrückt, da ich auf keinen Fall wollte, dass er dabei zerbricht oder beschädigt wird. Offensichtlich hat er es dann an Iolar weitergegeben, damit er es mir zurückgibt. Doch bei seiner Verarbeitung von Alkohol scheint er bisher nicht mal von hier fortgekommen zu sein. Sieh es ihm nach. Bis zu jenem Zeitpunkt habe ich es bei mir getragen, zu jeder Zeit, die ganzen Tage davor. Versprochen. Piratenehrenwort.«

Tartara wollte gerade dazu ansetzen, über den Wert eines Piratenehrenwortes zu diskutieren, als sie sah, wie sich zwei der ebenfalls in der Taverne sitzenden Männer sich erhoben und mit groben Worten um sich schleuderten. Als dann auch der erste Bierkrug hinzukam, der an einer der Wände zu Myriaden an Scherben zerschellte, beschloss sie, an die frische Luft zu gehen. Griffin, der ihr mit gesenktem Kopf folgte, schwieg. Bis zu den Schiffen gingen sie und der Lärm der Taverne war sogar noch auf diese Entfernung deutlich zu vernehmen. Tartara vermutete, dass mehrere Schiffe zufällig am Morgen in Fanann An Croí angelegt hatten und nicht bis zum Abend hatten warten wollen, um zwei, drei Bier zu trinken.

Behutsam legte sie sich die Kette um den Hals und betrachtete den Zeiger des Kompasses. Norden fand sie normalerweise auch ohne einen Kompass, ohne Sonne, und sie richtete den Kompass in jene Richtung aus. Die Nadel jedoch blieb auf Südost stehen und Tartara lächelte leicht. Was auch immer es damit auf sich hatte, ihr Vater musste überzeugt gewesen sein, dass sie das Rätsel lösen würde. In die Vorfreude auf das Lösen des Mysteriums mischte sich auch leichte Enttäuschung. Baelfire hatte ihr, seiner Tochter, nichts von seiner Reise zum Urozean erzählt und welchen Sinn und Zweck ein Kompass erfüllte, der Norden nicht anzeigt, verstand sie ebenfalls nicht. Was hatte ihr Vater noch verheimlicht?

»Es tut mir wirklich leid«, beteuerte Griffin ein weiteres Mal und riss Tartara damit aus den Gedanken. Die Kapitänstochter blickte hoch und verstaute den Kompass unter ihrem Hemd. Sie war ihm nicht länger böse, zu froh war sie, das Relikt ihres Vaters wiederzuhaben, wenngleich es widersprüchliche Gefühle in ihr auslöste.

Sie rang sich ein Lächeln ab. »Also morgen, vor Sonnenuntergang habe ich eine gute Chance, Onóir und Glanwen anzutreffen?«, vergewisserte sie sich noch einmal, woraufhin Griffin nickte. Dann verabschiedete sie sich von dem Freund, der sich verändert hatte und bemerkte beim Weg zurück, dass er ihr noch eine Weile nachblickte.

Tartaras Entschluss, die anderen Seiten von Vaters Büchlein zu lesen, wurde größer, je näher sie dem einsamen Haus kam. Gleich würde sie in ihrem Zimmer sitzen und sich wie in der Kapitänskammer der Klagenden Triton fühlen, während sie das Buch Baelfires durchblättern und nach Antworten auf ihre vielen, stetig mehr werdenden, Fragen suchen würde.

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