Nichts Festes // 4
"Legolas kommt heute nicht?", fragte Arien, um das Thema zu wechseln. "Ich denke nicht. Er war noch sehr beschäftigt mit seinen Pflichten", antworte ich kurz angebunden. "Tinnúviel!", drehte sich Aranel plötzlich der braunhaarigen Elbin zu und winkte sie zu unserem Tisch. Sie setzte sich gegenüber von Aranel, welcher neben mir saß, neben die andern beiden und lächelte mich kurz etwas schüchtern an.
"Also, hast du vielleicht ein paar Tipps für mich?", fragte ich und grinste sie an, auch wenn ich eigentlich nur das Eis ein wenig zwischen uns brechen wollte. Sie sah mich überrascht an. "Ähm... ich denke nicht, dass ich wirklich so gut bin, war wohl nur Glück und ein wenig Mitleid des Prinzen", lächelte sie schnell und fixierte ihr Essen.
"So sicher wäre ich mir da nicht", antwortete Aranel und nickte ihr ermutigend zu. Während er noch weiter mit ihr redete, schaute ich weiter am Tisch entlang.
"Hast du schon gehört, diese alte Freundin von Legolas soll wieder da sein?", hörte ich ein paar Meter neben mir. Ich sah schnell wieder nach vorne und konzentrierte mich auf die Elbinnen. Natürlich interessierte es mich, was man von mir hielt.
"Stimmt, aber die ist eh bald wieder weg und dann gehört er ganz dir", lachte eine andere Elbin. Nachdenklich schob ich mir einen Löffel mit Essen in Mund. Mir war klar, dass viele Elbinnen hier den Prinzen begehrten, doch er hielt sich immer auf Abstand, um nicht in Versuchung zu geraten.
"Hat sie es dir eigentlich schon erzählt?", fragte eine dritte aufgeregt. Eine kurze Stille folgte, in der die zweite vermutlich die erste etwas verwirrt anschaute. "Sie hatte eine Nacht mit ihm", quietschte sie leise und bemühte sich sichtlich ruhig dabei zu bleiben. Ich hörte noch etwas wie: "Wirklich?!" und dann ein etwas peinlich berührtes: "Vielleicht", was mir schon alles sagte, was ich wissen musste. Ich wusste, dass wir nicht zusammen waren und Legolas mit jedem schlafen konnte, wie er wollte, doch mit jemandem, der das offensichtlich einfach so weitererzählte, das hätte ich ihm nicht zugetraut.
"Naira?", holte mich Arien aus meinen Gedanken zurück. Ich sah sofort auf. "Entschuldigung", sagte ich schnell und lächelte ein wenig. "Wir haben gerade über die anstehende Reise nach Bruchtal geredet, alles in Ordnung?" "Ja, natürlich. Nächsten Frühling, oder?", versuchte ich mich zurück einzubinden, was mir anscheinend auch ganz gut gelang, denn schon erzählte sie den anderen weiter wie begeistert sie war, dass sie mitkommen durfte.
"Entschuldigt mich", murmelte ich leise und stahl mich fast unbemerkt von dem Tisch weg. Arien war so vertieft in ihre Erzählungen, dass sie es gar nicht bemerkte und ich somit keine Fragen bekam.
Ich stellte das Tablett auf seinen Platz und verließ dann schnell den Saal. Irgendwo störte mich die Geschichte schon, was schließlich auch verständlich war nach dem, was wir im Wald gesprochen hatten, doch sollte es ihm nicht erlaubt sein ein Leben neben mir zu haben?
Kurz dachte ich darüber nach in seinem Zimmer auf ihn zu warten, doch entschied mich dann dagegen, da das dann doch ein wenig übertrieben war.
"Hey, ich dachte du wärst gerade beim Essen?", fragte plötzlich eine Stimme neben mir und natürlich war wie gerufen auch schon Legolas an meiner Seite. Ich wurde ein wenig nervös bei dem Gedanken ihn darauf anzusprechen.
"Was ist los?", fragte er besorgt und legte eine Hand auf meine Schulter, sodass ich stehen blieb. "Können wir das nicht hier besprechen?", flüsterte ich leise, auch wenn die meisten Wachen wohl gerade beim Essen waren. Der Prinz sah nun noch etwas besorgter aus, doch folgte mir zu seinem Zimmer, was gerade viel näher als meines lag.
"Mir ist klar, dass ich manchmal viele Jahre weg bin und du nie weißt wann oder ob ich überhaupt mal wieder den Grünwald besuche, ich will nur, dass du mich nicht anlügst", fing ich an zu erklären. "Wovon redest du?", fragte er etwas verwirrt. "Es würde nichts zwischen uns ändern, wenn du hin und wieder mal ein andere hast und du immer noch der Meinung bist, dass ich dir mehr bedeute. Wir haben nichts Festes und werden das auch niemals haben, also kannst du mir das auch ruhig erzählen", redete ich weiter und verschränkte meine Arme leicht vor meinem Körper.
"Hat dir irgendjemand etwas erzählt?", fragte er immer noch so verwirrt. Ich war mir langsam nicht mehr sicher, ob ich ihn zu Unrecht beschuldigte. "Ich... wollte das nur mal gesagt haben", sagte ich schnell und wandte mich zum Gehen. Der Prinz schob sich schnell vor mich. "Naira, rede mit mir", befahl er mit seinem ernsten Blick. Ich sah ihm kurz in die Augen und realisierte, dass die Elbin wohl nur ihre Freundinnen beeindrucken hatte wollen.
Ich holte kurz Luft, um etwas zu sagen, doch ließ sie dann einfach wieder aus. "Das ist es ja, es ist nichts Neues. Ich sage dir das jedes Mal, wenn ich hier bin und jedes Mal sagst du darauf, dass du nur mich willst und du nicht über die Zukunft nachdenken willst", sprach ich schließlich meine Gedanken aus. "Was bringt es mir schon über die Zukunft nachzudenken, wenn sie mich nur runterzieht?", antwortete er ein wenig genervt. Er war nicht oft genervt und wenn er es war, dann hatte es gute Gründe.
"Das ist es aber, Legolas! Irgendwann wirst du jemanden heiraten, den dir dein Vater vermutlich ausgesucht hat und gut für das Reich ist und das werde niemals ich sein! Je länger wir das hier weiterführen, desto schwerer wird es nur für uns beide werden loszulassen!", rief ich ebenso leicht genervt, doch nicht wirklich von ihm, sondern eher von der Welt, seinem Vater, seinem Rang.
"Dieses irgendwann könnte in 1000 Jahren oder mehr sein, warum kannst du nicht einfach jetzt genießen mit mir hier zu sein?" Zum Ende hin wurde seine Stimme wieder ein wenig weicher. Ich sah ihm still in die Augen, bis wir uns plötzlich einfach umarmten. Er hatte natürlich auch recht und es brachte nicht wirklich viel sich Sorgen, um die Zukunft zu machen, die noch so weit in der Ferne liegen könnte. Doch trotzdem nagten die Gedanken weiterhin an mir.
Als wir uns lösten küsste er mich innig und führte mich ein paar Schritte Richtung Bett. "Musst du nicht noch irgendwelche Wachen befehligen", lächelte ich leise. Er hatte schon oft einfach die Zeit vergessen, wenn wir zusammen waren und dafür meistens auch Ärger bekommen.
"Diesmal nicht", lächelte er genauso leise zurück.
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