Calen und Aldon // 8
Ich wäre gerade einfach gerne neben Legolas gegangen und hätte mich leise über den Kampf ausgetauscht, oder einfach seine Anwesenheit genossen, doch er war verständlicherweise wieder ganz vorne. "Kommst du?", fragte die Elbin mit der ich gerade zusammen gekämpft hatte und sah mich erwartungsvoll an. Ich nickte bloß und ging schnell zu ihr. Sie blickte mich kurz etwas besorgt an, doch legte mir dann freundschaftlich ihren Arm auf der Schulter, welche ihr näher war, ab. Ich zuckte kurz mit meinen Mundwinkeln, um meine Dankbarkeit zu zeigen.
"Ich heiße übrigens Calen", stellte sie sich vor und lächelte leicht. Sie versuchte vermutlich bereits den Kampf ein wenig zu verdrängen. "Naira", stellte ich mich vor und warf ihr einen Blick zu. Die meisten anderen Elben waren bereits weiter vorne.
"Oh, wie diese Freundin von Legolas, die hin und wieder mal vorbeikommt?", fragte sie und schien ziemlich stolz sich den Namen zu erinnern. "Ähm, ja, so wie sie", lächelte ich bloß. Ich brauchte nicht unbedingt wieder eine Freundin, bei der ich jede Sekunde Angst haben musste, dass sie mich nur wegen meiner Freundschaft zu Legolas mochte.
"Du hast dich echt gut geschlagen vorhin. Ich habe dich kurz hinter uns gesehen." "Danke, aber ich mache das jetzt schon eine Weile", antwortete ich zaghaft. Ich wollte ihr auch gerne ein Kompliment machen, doch ich hatte sie einfach nicht gesehen in der Schlacht.
"Calen!", rief plötzlich jemand hinter uns und ein Elb stellte sich neben meine Begleiterin. Er umarmte sie erleichtert. "Aldon", sie musste auch erleichtert lächeln, "das ist Aldon, mein Bruder", erklärte sie mir schnell, als sie sich wieder losließen.
Während Calen mich vorstellte neigte ich kurz meinen Kopf, was er mir gleichtat und wir dann zu dritt weitergingen. Er schien recht nett zu sein, wie er kurz ein paar Worte mit seiner Schwester wechselte. Noch vor meiner Geburt hatte ich eine Schwester gehabt, die jedoch gestorben war, bevor ich das Licht der Welt erblickt hatte.
"Ich habe dich noch nie gesehen, in welchem Teil des Schlosses lebst du?", fragte Aldon an mich gerichtet und schaute mich interessiert an. Ich öffnete kurz meinen Mund, doch zögerte dann. "Im Ostflügel, aber ich bin oft auf Reisen und teile mein Zimmer deswegen mit einer Freundin", antwortete ich schnell. Der Teil des Schlosses, in dem ich wirklich lebte, war für Besucher vorgesehen und um sie nicht einladen zu müssen hatte ich die Mitbewohnerin erfunden.
"Oh, wirklich? Dann musst du schon viel von Mittelerde gesehen haben?", fragte Calen nun genauso interessiert. "Ja, stimmt", lächelte ich, was schließlich auch stimmte. "Ich war nur bei den Pflichterkundungen früher dabei", sagte Aldon ein wenig traurig. "Warum unternimmst du nicht mal eine Reise?", fragte ich darauf. "Der König...", fing er an, doch brach dann ein wenig beschämt ab. "Er hat es dir verboten?", fragte ich wenig überrascht.
"Ich will ihn nicht fragen", antwortete er bloß ein wenig peinlich berührt und lachte kurz. "Achso, aber er würde es dir sicher erlauben", sagte ich und bemerkte dabei, dass ich fast erklärt hätte wie nett der König eigentlich war, doch woher sollte eine normale Elbin das schon wissen?
Mir war klar, dass ich diese Lüge nicht für immer hinziehen konnte, doch zumindest so lange, bis sie mich wirklich mochten.
Vor uns konnte ich bereits die Mauern der Waldlandhallen und die Kämpfer, welche sich vor dem Tor sammelten, um geziemt zurückzukehren, erkennen. Ich hatte den Unterricht zum Kämpfen in einem Heer und die gemeinsamen Bewegungen immer geliebt, auch, wenn er sehr anstrengend gewesen war. Die kleinen Gesten eines Königs viele Reihen weiter vorne immer gleich erkennen zu können, war manchmal nun fast unmöglich.
"Wollen wir uns später nochmal treffen, wenn wir uns umgezogen haben?", fragte Aldon schließlich und sah uns beide an. "Gerne", lächelte ich und auch Calen stimmte erfreut zu. Da wir inzwischen bei den anderen angekommen waren schwiegen wir und gliederten uns ein. In den kühlen Wänden des Schlossen angekommen teilten wir uns auf. Es war uns allen klar, wo wir uns treffen würden.
Ich versuchte so lang die beiden mich sahen Richtung Ostflügel zu gehen und dann schnell noch umzudrehen. Ich war selbst gespannt, wie lange ich es noch verheimlichen könnte. Mein Weg zu meinem Zimmer führte mich am Schülertrakt vorbei. Auch, wenn es schon sehr lange her war, konnte ich mich noch relativ gut an die Zeit erinnern und ich mochte es die jungen Elben zu sehen.
Weiter hinten auf meinem Pfad konnte ich einen grauen Umhang erkennen mit einem recht jungen Schüler, welcher gerade um die Ecke bog. Es war schon kalt im Herbst, doch so einen Mantel zog man eigentlich nur draußen an, also verschnellerte ich meine Schritte. Die Umgebung kam mir plötzlich sehr bekannt vor, doch noch konnte ich nicht sagen woher. Vermutlich irgendein Ort aus meiner Kindheit.
Kurz dachte ich hätte den Schüler verloren, doch konnte ihn gerade noch davontapsen hören und ihm folgen. Er hatte seinen Mantel ganz eng zugezogen und versteckte ziemlich offensichtlich etwas darunter.
Ich seufzte leise etwas ungläubig und verärgert, als mir klar wurde was der Kleine da verbarg. Nun fiel mir auch wieder ein, was hier ein paar Ecken weiter lag: Ein geheimer Ausgang vom Schloss, den tausende Jahre zuvor Schüler gebaut hatten und seitdem zu einer Tradition für jeden Auszubildenden wurde. Ich selbst und Legolas hatten ihn oft benutzt und ich sah auch nicht wirklich etwas Falsches daran. Natürlich war es aus gutem Grund den Schülern nicht erlaubt das Schloss in der Nacht zu verlassen, doch soweit ich wusste war bis jetzt noch nicht wirklich oft etwas Ernstes passiert.
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