8. Dezember: Schneeballschlacht
Der nächste Tag brachte eine frische Decke aus Schnee, die Hogwarts in ein funkelndes Weiß hüllte. Die eisige Kälte war fast vergessen, als die Schüler sich während einer Pause aus den warmen Mauern des Schlosses hinauswagten. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung auf den verschneiten Ländereien, und bald hatte jemand die Idee, eine Schneeballschlacht zu veranstalten.
„Eine magische Schneeballschlacht!" rief Seamus laut, seine Wangen von der Kälte gerötet. „Kein gewöhnlicher Schnee – das hier wird ein Wettkampf der Haus-Ehre!"
Die Idee breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Binnen Minuten hatten sich Schüler aus allen vier Häusern versammelt, bereit, ihre Zauberstäbe zu schwingen und die Kunst der magischen Schneeball-Taktik unter Beweis zu stellen. Teams wurden schnell gebildet, und obwohl die meisten strikt nach ihren Häusern spielten, gab es einige Ausnahmen.
Zu Harrys Überraschung und Verärgerung hatte Professor McGonagall selbst darauf bestanden, dass die Teilnehmer nach Zufallsprinzip gemischt wurden, „um den Geist der Zusammenarbeit zwischen den Häusern zu fördern."
Das Ergebnis: Harry, Ron, Hermine – und Draco in einem Team.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein." murmelte Ron, als er neben Harry stand und Draco finster ansah, während dieser sich den Schal enger um den Hals wickelte.
„Glaub mir, ich bin auch nicht begeistert." erwiderte Draco trocken, als er die abweisenden Blicke registrierte.
„Können wir uns wenigstens für die Dauer des Spiels zusammenreißen?" fragte Hermine mit einem warnenden Blick, der keine Widerrede duldete.
Harry seufzte. „In Ordnung. Aber wenn er anfängt, uns mit Schneebällen zu verhexen, ist das dein Problem."
Die Regeln waren einfach: Jedes Team hatte eine begrenzte Anzahl magischer Schneebälle, die sie durch präzise Zaubersprüche kontrollieren konnten. Die Aufgabe bestand darin, die Mitglieder des gegnerischen Teams so oft wie möglich zu treffen, ohne selbst getroffen zu werden. Es war eine Mischung aus Geschicklichkeit, Strategie – und einer Menge Chaos.
Der Wettkampf begann mit einem schrillen Pfiff von Madam Hooch, die sich bereit erklärt hatte, als Schiedsrichterin zu fungieren. Sofort brach ein Schneegestöber aus, als die Teams ihre Zauberstäbe auf den losen Schnee richteten und ihn in perfekt geformte Geschosse verwandelten.
„Hermine, Deckung!" rief Harry, als ein besonders großer Schneeball von einem Hufflepuff-Schüler heranrauschte. Sie duckte sich gerade noch rechtzeitig, und der Schneeball krachte gegen einen Baum, der sofort vor Frost glitzerte.
Ron lachte schallend, als er einen Slytherin-Schüler mit einem gezielten Treffer direkt auf die Brust erwischte. „Das ist ja einfacher, als ich dachte!"
„Pass lieber auf!" warnte Draco scharf, doch zu spät. Ein Schneeball aus der gegnerischen Richtung traf Ron direkt am Hinterkopf, und seine Ohren wurden rosarot.
„Malfoy!" rief Ron empört, während er versuchte, sich den Schnee aus dem Nacken zu wischen. „Das war nicht ich, Weasley." erwiderte Draco, sein Ton genervt. „Vielleicht solltest du dich weniger überheblich zeigen und mehr auf deine Deckung achten."
Harry seufzte, während er versuchte, die beiden zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, einen besonders hinterlistigen Schneeball so zu verhexen, dass er einen Bogen um mehrere Hindernisse machte und sein Ziel – einen Ravenclaw-Schüler – direkt auf den Rücken traf.
„Guter Schuss, Potter." sagte Draco unvermittelt, und Harry war so überrascht, dass er fast seinen Zauberstab fallen ließ.
„Danke, glaube ich?" antwortete er zögernd.
Draco schien etwas sagen zu wollen, wurde jedoch von einem neuen Angriff abgelenkt. Mit einer erstaunlichen Präzision schleuderte er zwei Schneebälle gleichzeitig, die jeweils einen Gryffindor und einen Hufflepuff trafen.
„Ich wusste gar nicht, dass du so gut in sowas bist." bemerkte Harry, als er sich neben Draco hinter einer improvisierten Barrikade aus Schnee duckte.
„Vielleicht hast du einfach zu viele Vorurteile, Potter." erwiderte Draco, ein schmales Lächeln auf den Lippen.
Harry hatte keine Zeit zu antworten, denn in diesem Moment rutschte Ron ungeschickt aus und zog dabei Draco mit sich zu Boden. Beide landeten mit einem lauten Stöhnen im Schnee, was einen Schwall Gelächter aus der Umgebung hervorrief.
„Weasley!" fauchte Draco, während er versuchte, sich wieder aufzurappeln, doch seine Bewegungen waren durch den tiefen Schnee ungeschickt, und er rutschte erneut aus – direkt auf Harry zu.
Ehe er sich versah, lagen beide im Schnee, Draco halb auf ihm, während Ron verzweifelt versuchte, nicht erneut zu fallen.
„Draco, runter von mir!" protestierte Harry, doch in diesem Moment fiel sein Blick auf Dracos Gesicht. Dessen normalerweise kühle Maske war kurzzeitig verschwunden, und in seinen grauen Augen blitzte etwas, das fast wie Verlegenheit aussah.
„Vielleicht solltest du deine Freunde besser im Griff haben." sagte Draco schließlich, doch seine Stimme klang weniger spöttisch als üblich.
Harry spürte, wie sein Gesicht warm wurde, obwohl er selbst nicht recht wusste, warum. „Vielleicht solltest du einfach nicht so leicht aus dem Gleichgewicht geraten."
Beide standen auf, wobei Draco seine Kleidung sorgfältig vom Schnee befreite, während Ron immer noch verlegen vor sich hin murmelte.
Hermine trat zu ihnen, eine Mischung aus Belustigung und Strenge in ihrem Gesicht. „Ihr seid wirklich ein Chaos-Trio. Vielleicht solltet ihr versuchen, euch wenigstens für den Rest des Spiels zusammenzureißen."
Harry warf ihr einen Blick zu, der sagen sollte: Das ist leichter gesagt als getan.
Am Ende des Tages gewannen sie den Wettkampf knapp, dank Hermines strategischer Anweisungen, Rons unermüdlicher Energie – und Dracos überraschendem Talent für präzise Zauber. Doch trotz des Sieges blieb die Erinnerung an den Moment im Schnee bei Harry haften. Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, doch es hatte etwas Seltsames in ihm ausgelöst – ein Gefühl, das er noch nicht ganz einordnen konnte. Und obwohl er es nicht laut aussprach, hatte er das leise Gefühl, dass es Draco ähnlich ging.
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