4. Dezember
Überall funkelt und glitzert es und ich bin überwältigt von den Farben und Formen der Lichter. Obwohl ich seit dem Morgen über Schnee laufe, ist mir hier viel weniger kalt als sonst.
Wenn nur die Musik und der Lärm der Menschen nicht wären ...
Die ständig wechselnde, permanent schallende Musik macht mir zu schaffen. Durch die Rufe, das Lachen und die Gespräche höre ich meine eigene Stimme nicht mehr. Ich hätte nie geglaubt, dass der sonst so ruhige Platz einmal so gefüllt mit Ständen und Menschen sein könnte.
Meine liebsten Stände sind die, die deftiges Fleisch und glitzerndes Spielzeug anbieten. Wenn ich vorsichtig bin, tropft mir nicht nur der Speichel herunter, sondern ergattere auch etwas, das meinen Magen füllt. Oft genug sind die Stände aber so klein, dass ich nicht ungesehen an ihre Speisen komme und die überquellenden Mülleimer werden zu häufig geleert.
Also sehe ich mich an den Rändern des Platzes um, wo ich allein bin und esse, was ich dort finde. Nicht alles davon ist schmackhaft, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Gerade habe ich mir weitere liegengelassene Reste heruntergewürgt und meinen Hunger gestillt und schlendere jetzt zwischen den Kindern und Erwachsenen über den Weihnachtsmarkt. Faszinierend, wie viel Spielzeug, wie viel Holzarbeit, wie viel Gestricktes ausgestellt wird und wie mühselig die kleinen Wunderwerke sein müssen.
Ich hätte auch gerne etwas für meine Ohren und Füße, aber ich habe kein Geld, und die Dinge zu stehlen, die hier für alle sichtbar vor den Verkäufern liegen oder hängen, ist unmöglich. Ich muss wohl weiterhin von kuscheliger Wärme träumen und sie mir vorstellen.
Ein paar Stände weiter liegen einige der angebotenen Dinge, achtlos dem Schnee überlassen. Billiges Spielzeug oder bereits ausgefranste Kuscheltiere, eine durchsichtige Kugel mit glitzernden Farben und einem Blockhaus in einer verschneiten Landschaft mit Tannenbäumen darin. Wenn ich es vorsichtig hin- und herstoße, wirbeln die Stücke wie funkelnder Schnee auf.
Wie kann man so etwas wegwerfen? Mochte derjenige die Farben darin nicht oder war es die Landschaft, die ihm nicht zugesagt hatte? Wenn der vormalige Besitzer die Kugeln sowieso nicht mag, warum hat er sie dann überhaupt gekauft?
Nach einer guten Stunde, die ich mit der Kugel spiele, wird mir zu kalt. Am besten wäre es, dass ich mir einen der Stände wähle und ein Nest zum Übernachten zusammenbaue, mit dem ich vor Schnee geschützt bin. Andere haben Mützen, Schals und Jacken, dann kann ich doch die ungewollten Kuscheltiere nutzen, um mich warmzuhalten, oder?
Einen Versuch ist es wert. Aber erst einmal muss ich eine Bleibe finden, von der nicht so viel Lärm ausgeht und in der ich mich gut verstecken kann.
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