[A/N: Für Orangenshrimp]

Eine Woche war der Besuch von Doktor Brown nun her und Tony hatte seinen ersten „Drogen" freien Tag, er fühlte sich schon viel besser, es war wie er schon immer gesagt hatte, dieses Zeug machte einen erst Krank.

Die Übelkeit kam nur noch an jedem Zweiten Tag und er hatte wieder richtig Hunger, die letzten Tage der Medikation war er teilweise so Appetitlos gewesen. Nicht einmal ein von Clint in den Tower geschmuggelter Cheeseburger gatte ihn begeistern können, auch wenn er ihn natürlich dennoch unter Vortäuschung eines Lächelns gegessen hatte.

Nochmals überprüfte er sein Spiegelbild. Er sah schon besser aus, fand er zumindest, er hatte bereits ein paar Kilo zugenommen und seine Gesichtsfarbe hatte dieses sterbende weiß verloren.

Kurz lächelte er sich selbst zu bevor er das Gesicht schmerzerfüllt verzog, „Mist" fluchte er unterdrückt und stützte sich an seiner Kommode ab, er hasste diese dummen Schmerzen, sein Unterleib spielte schon wieder verrückt, bestimmt noch eine Nachwirkung dieser Tabletten.

„Tony alles in Ordnung?" nicht auch das noch, musste ihn immer einer dabei erwischen wenn es ihm schlechter ging als er zugeben wollte. „Rede doch nochmal mit Bruce, wenn es dir schlechter geht"

„Mir geht es gut, kein Grund zur Sorge" murrte Tony seiner Freundin entgegen, die rothaarige Spionin zog nur argwöhnisch eine Augenbraue nach oben. „Natürlich, deshalb bist du auch so gereizt, hast Schmerzen, Übergibst dich" zählte sie lässig an ihren Fingern ab.

„Das kam von den Medikamenten" versuchte Tony ihr und auch sich selbst einzureden, denn wenn es nicht so war bedeutete das dass er immer noch krank war, und das wollte er nicht sein, er hatte genug davon. Alle machten sich Sorgen was ja auch lieb war aber so langsam kotzte es ihn nur noch an.

„Hoffen wir's" meinte Natasha skeptisch und ging einfach aus dem Zimmer. Tony nahm sich zusammen und folgte ihr, in den letzten Tagen war seine Kondition schon viel besser geworden, keiner hatte erwartet das alles so schnell Heilen würde, das Serum leistete ganze Arbeit.

Körperlich ging es ihm laut Dr. Brown gut, nur die Nebenwirkungen der Medikamente das war alles was ihm Probleme machte. So ging er zu seinem ersten Arbeitstag seit der OP.

„Tony" begrüßte ihn Pepper mit einer Umarmung, sie hatte nicht mehr mit ihm gerechnet, war er doch bereits zwei Stunden zu spät, gut damit hätte sie eigentlich rechnen müssen aber in letzter Zeit machte sie sich zu viele Sorgen.

„Pepper, wie geht es dir?" fragte er grinsend und die rotblonde Frau musste lachen, eigentlich müsste sie ihn das ja Fragen. Er war doch noch er selbst stellte sie glücklich fest, ihre Sorgen waren größtenteils umsonst gewesen.

„Sehr gut, nun da du hier bist. Komm ich zeige dir alle Papiere die du unterschreiben musst, wir haben auch zwei Besprechungen geplant. Eine um elf und die andere um fünfzehn Uhr, keine Angst ich habe hier Dokumente zu den Themen und auch ein paar Stichpunkte" sie reichte ihm alles. Sie war wahrlich ihr Gewicht in Gold wert.

„Gut, dann kann es ja losgehen" meinte Tony und versuchte sich zusammen zu reißen, er hasste das Tagesgeschäft aber auch das musste getan werden. Es lief auch alles gut, gegen zehn merkte er wieder eine leichte Übelkeit und die üblichen Schmerzen, welche er zu überspielen versuchte. Doch gegen vierzehn Uhr wurde es schlimmer, erst war es ein leichter Druck über den Augen der sich in der kommenden Stunde in ein penetrantes Hämmern verwandelte.

Natürlich bemerkte Pepper im Laufe der Besprechung, im Gegensatz zu den anderen Anwesenden, schnell das etwas mit Tony nicht stimmte, sie versuchte alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenkten und Fragen abzufangen. Doch Tony wurde das trotzdem zu viel, alles war so laut, das kratzen der Kugelschreiber auf dem Papier, das tippen der Tastaturen ja sogar sein eigenes Atmen, dröhnte in seinen Ohren.

Der Schmerz fraß sich immer tiefer in seinen Kopf und er konnte an gar nichts anderes mehr denken, er musste hier raus und das schnell. Er stand schnell auf und murmelte eine Entschuldigung. Alle blicke lagen erstaunt auf ihm aber das kümmerte ihn nicht, er musste an die frische Luft oder zumindest raus aus diesem Zimmer. Er lief zwei Schritte bevor seine Beine unter ihm nachgaben und seine Welt schwarz wurde.

Wie sein Kopf auf dem Teppich aufschlug merkte er genau so wenig, wie er Peppers entsetzten Schrei hörte.

*

„Was ist passiert?" fragte Steve gehetzt als er in der Büro Etage des Stark Towers angekommen war, als er Tony auf dem Boden des Konferenzraumes liegen sah, blieb ihm kurz das Herz stehen, nein nicht schon wieder.

„Er ist einfach zusammengebrochen" stammelte Pepper, sie hatte sich nicht zu helfen gewusst. Der einzige Avenger im Turm außer Tony war Steve gewesen also hatte sie ihn auch aus diesem Grund angerufen. „Ist ein Arzt informiert?" wollte dieser wissen als er sich auch schon neben seinen Freund kniete.

Die Jalousien waren heruntergelassen worden und außer Pepper war sonst niemand im Raum, deshalb nahm er sich auch die Freiheit sanft über Tonys Kopf zu streicheln. Das dunkelbraune Haar war weich unter seinen kampferfahrenen Fingern. „Hey Tony, wach auf" sagte er so leise das nicht mal Pepper die Worte klar hörte, auch wenn sie sich denken konnte was er wohl gesagt hatte.

„Ich habe Dr. Brown angerufen, er kommt so schnell er kann. Würdest du ihn bitte in sein Bett legen"

Ohne weiter auf Peppers Worte zu reagieren nahm Steve seinen Kameraden auf die Arme, er machte sich solche Sorgen und hoffte das der Arzt bald da wäre um ihm zu sagen es wäre ein ganz normale Nebenwirkung und kein neues Koma. Das würde er nämlich nicht ertragen. Das erste Mal hatte ihn beinah um den Verstand gebracht.

Auf dem Weg zum Fahrstuhl merkte er nicht einmal das Pepper die Etage hatte räumen lassen, niemand hatte Tony so sehen sollen, das hätte er nicht ertragen. Erst als die Türen geschlossen waren und sie nach oben fuhren erlaubte sich Steve die Maske des Captains abzulegen.

Er atmete auf und verzog Sorgenvoll das Gesicht. „Tu mir das nicht an, Bitte". In seinem Kopf spielten sich so viele Horrorszenarien ab das er kaum mitbekam wie die schwache Stimme seines Freundes sich erhob.

„Keine Angst" murmelte er leise und kuschelte sich unterbewusst in die Arme die ihn hielten. Er sah wenn man genau hinsah, weniger Ohnmächtig als Müde aus, war er etwa umgekippt und dann eingeschlafen? Nein sowas war nicht möglich auch wenn es ihm lieber wäre als die Alternativen.

„Tony" versuchte Steve ihn mit etwas lauterer Stimme zu wecken. Der angesprochene verzog lediglich das Gesicht, das war zu laut für seinen schmerzenden Kopf. „Leiser Superman, mein Kopf" grummelte er halb an seine Schulter gedrückt.

Unendliche Erleichterung machte sich in Steve breit, Tony schien wach zu sein und allem Anschein nach wusste er auch wer er war. Kurz überlegte er ihn runter zu lassen, immerhin hielt er ihn noch in seinen Armen, einen eigentlich erwachsenen Mann. Dennoch entschied er sich dagegen, hier war niemand der sie sehen könnte und er wollte unter keinen Umständen riskieren das Tony wieder zusammenbrach.

Er würde ihn in sein Bett bringen und notfalls dort festbinden bis Dr. Brown kam. Sein Freund hatte eine Menge durchgemacht in letzter Zeit und er war anscheinend noch lange nicht Gesund, auch wenn er ihnen das einreden wollte.

„Was ist passiert?" traute sich Tony zu fragen, er konnte sich an kaum etwas von diesem Morgen erinnern, hatte er nicht gerade noch mit Natasha gesprochen über seine Schmerzen oder etwas ähnliches? Alles in seinem Kopf wirkte matschig. Nur langsam klärten sich die Bilder und er realisierte wo genau er war und mit wem, bzw. auf wessen Armen.

Nicht das er an sich etwas dagegen hatte von diesem Mann getragen zu werden aber wenn er gerade nicht Träumte, was er offensichtlich gerade nicht tat, bedeutete das in der Regel das etwas unschönes passiert war. „Du bist zusammengebrochen" hatte er es doch gewusst, zusammenbrechen war äußerst unschön.

Man konnte Steve deutlich ansehen das er sich sorgte und tausend Fragen in seinem Kopf herumschwirrten, umso bemerkenswerter war es das er den Rest des Weges bis zu Tonys Bett schweigend ging. Vorsichtig legte er seinen Kameraden auf die weichen Laken ab, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn anschließend sogar zu, bei dem besorgten Blick aus blauen Augen, verging sogar einem Tony Stark ein sarkastisches Kommentar.

Cap sorgte sich wirklich um ihn und in seinen Augen war noch mehr zu sehen, was war das? Das was er hoffte? Oder war da gar nichts außer dem Wunschdenken eines einsamen kranken Milliardärs?

Das waren die Fragen die in Tonys schmerzenden Kopf herumschwirrten. „Was ist passiert Tony?" hörte er Steve fragen, dieser hatte sich neben ihn auf sein Bett gesetzt, sein Blick zeigte nun deutlich das es ihn nach Antworten verlangte, er wollte die Wahrheit.

„Ich weiß auch nicht, es ging mir gut" log Tony einfach und sah auf den Saum seiner Decke, er hatte seine Schmerzen die ganze Zeit für sich behalten, kein Grund das jetzt zu ändern nur weil er einen kleinen Zusammenbruch hatte. Ein dunkler Gedanke machte sich in seinem Kopf breit, schnell schob er ihn beiseite aber einmal da ergab das Sinn....nein....das durfte nicht sein.

„Lüg mich nicht an" brachte Steve unter größter Beherrschung leise hervor, sein Blick war eisig in diesem Moment, er hatte es satt ausgesperrt zu werden. Tony musste lernen das er für ihn da war und das er es verdiente eingeweiht zu werden, er konnte helfen, bestimmt könnte er das. Zumindest würde er alles tun was nötig war.

Tonys wiederstand brach, er hasste es sich immer alleine zu fühlen, selbst wenn seine Freunde da waren gab es Momente in denen er sich Einsam vorkam, da Niemand wusste wie er sich wirklich fühlte, nie beziehungsweise nur sehr selten sagte er Jemandem was wirklich mit ihm los war. Vielleicht war es an der Zeit sich zu öffnen, zumindest wenn es Steve war der ihn etwas fragte, er würde es versuchen.

„Ich hatte Kopfschmerzen, denke ich, zumindest habe ich die öfter. Und ich habe Schmerzen im Bauch, manchmal habe ich keinen Appetit und dann wieder könnte ich ein Pferd verspeisen vor Hunger. Mir ist oft kalt und ich habe Stimmungsschwankungen. Und Übergebe mich öfters mal. Doktor Brown sagt das waren nur Nebenwirkungen der Tabletten."

Steve saß da und versuchte mit großen Augen zu begreifen was ihm sein Freund da alles erzählt hatte, diese Dinge hatte er versteckt, nicht mal schlecht, nur einiges davon hatte er mitbekommen. Es schmerzte aber sein verletzter Stolz musste warten, jetzt ging es um Tony.

„Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Ich...wir wären zu einfach zu einem anderen Arzt gegangen"

Tony schlug die Augen nieder und seine Augen füllten sich mit Tränen, er war so furchtbar nah am Wasser gebaut seit der OP. Doch wahrscheinlich wäre ihm der folgende Satz auch so nahe gegangen.

„Weil ich das schon mal gesehen habe" flüsterte er all seine Emotionen mühsam zusammenhaltend „unterbewusste habe ich es wohl schon geahnt".

Steve verstand nicht aber er wusste er musste jetzt still sein damit sein Freund sich ihm öffnen konnte.

Tony atmete tief ein und sah seinen Freund an. „Ich habe das alles schon mal gesehen. Die Symptome und wo sie hinführen." Ein Schauer durchfuhr ihn bei diesen Erinnerungen. „Ich weiß was das bedeutet und ich bin nicht stark genug dafür. Ich bin nicht mal halb so stark wie sie"

Noch immer verstand er kein Wort von dem was Tony zu sagen versuchte, er konnte sich aber auch nicht abhalten zu Fragen „Wie wer Tony?"

„Meine Mutter. Sie hatte Krebs, die schlimme Sorte, das fing an mit Übelkeit, Erbrechen, Schwäche und Kopfschmerzen. Ich habe gesehen was passiert wenn sie einen Versuchen zu heilen. Sie haben versucht mich davor zu bewahren, haben mir gesagt alles würde gut werden und ich wurde aus dem Raum geschickt wenn es schlimm um sie Stand. Dennoch habe ich alles mitbekommen, ihren Leidensweg und ihren Tod. Wie die Trauer meinen Vater zerfressen hat und auch mich hat das zerstört, ich konnte dir das nicht erzählen, denn du würdest mich zwingen das ganze wahr zu machen indem du mich zu einem Arzt schickst."

Eine Träne lief über Tonys Wange und er griff nach Steves Hand, sie war groß, warm und gab ihm etwas Halt. Er sah ihn an und Schmerz war deutlich in seinem Gesicht zu sehen.

„Bitte Steve, das darf nicht wahr sein. Sag Dr. Brown er soll nicht kommen und belassen wir es bei Nebenwirkungen." Er versuchte ein Lächeln das jedoch von unvergossenen Tränen überschattet wurde.

Geschockt von diesen neuen Informationen über seinen Freund konnte Steve nur nicken. Er wusste nicht einmal das er es tat, er wollte Tony einfach nur zustimmen wenn er ihn so herzzerreißend ansah.

Hatte Steve vorher nur Angst wegen eines neuen Komas und inneren Verletzungen gehabt, war nun etwas neues und durchaus beängstigendes dazugekommen. Auch Tonys emotionale Verletzung durch den Tod seiner Mutter machte Steve sehr traurig, als seine Mutter gestorben war hatte er Bucky gehabt, für Tony war Niemand da gewesen. Eine schreckliche Tatsache, kein Wunder das er so verschlossen war. Wie musste er sich wohl gefühlt haben? So allein mit all dieser Trauer?

Nachdem er tatsächlich Dr. Brown abgesagt hatte, eine Entscheidung die er bestimmt noch bereuen würde setzte er sich wieder zu Tony.

„Danke" sagte Tony leise und meinte wieder einmal viele Dinge. Danke dass du ihn angerufen hast, danke fürs zuhören und danke fürs da sein wenn ich dich brauche. Steve verstand und nickte lächelnd.

Kurz war es still, keiner wusste so recht was er sagen oder tun sollte. Bis es aus Steve heraus brach.

„Ich kann das nicht" er fuhr sich durchs Haar und atmete seufzend aus, er hasste es aber es musste sein. „Bitte Tony lass dich zumindest von Bruce untersuchen und wenn es so ist wie du furchtest..."

Tony wollte schon auffahren aber Steve nahm seine Hand, diesmal musste er schweigen damit Cap aussprechen konnte was ihn beschäftigte.

„Wenn es so ist, werde ich für dich da sein. Ich begleite dich durch jede OP, jede Behandlung und weiche nicht von deiner Seite, das verspreche ich dir nur bitte, bitte lass dich untersuchen."

Voller Hoffnung aber auch Traurigkeit waren diese Worte gewesen, Hoffnung weil Steve glaubte Tony würde Überleben egal was ihm fehlte aber auch Traurigkeit weil er wusste das mit ihm etwas nicht stimmte. Aber eines wusste er genau, er konnte Tony nicht verlieren, immerhin war er sein Freund.

Anstatt zu Protesttieren sagte Tony leise und wütend „Und du glaubst dann wird alles gut?"

Ohne den Mut zu verlieren oder auch nur die Wut seines Freundes an sich heran zu lassen antwortete Steve „Ja das glaube ich, ich habe auch geglaubt das du aufwachen würdest, vier lange Wochen konnte mich nichts vom Gegenteil überzeugen. Keine Ärzte, Blutergebnisse noch irgendwelche MRTs. Und auch nach vier Jahren hätte ich noch an dich geglaubt. Du bist daran nicht gestorben und du wirst hieran nicht sterben"

Tony schluckte, sonst sprachen sie nicht über seine Zeit im Koma aber das war...wow...wer wusste wirklich nicht was er fühlen sollte. Es fühlte sich gut an das Steve so an ihn glaubte und dessen Zuversicht und Mut waren anstecken. Er fühlte sich gleich besser, das konnte Steve gut auch wenn er es nicht glauben würde, wenn Loki die Silberzunge war, dann war Cap die Goldzunge.

Nun konnte Tony nur nicken, er würde es machen lassen, das war er Steve wohl schuldig. Denn schon wieder hatte er ihm ein Versprechen abverlangt das ihn an sich band.