
Kapitel 4
Elba 1988
Sein warmer, schwieliger Daumen fährt in kreisenden Bewegungen über meinen Handrücken. Mein Blick auf den weiten, klaren blauen Ozean vor uns gerichtet. Eine sanfte, salzige Meeresbrise weht über mein Gesicht, unsere Körper sind eng aneinander gepresst, mein Kopf liegt an Séamus Schulter.
„Wie alt bist du?", meine Stimme schwebt sanft über den Ozean hinweg, während spürbare Zufriedenheit in meinem Körper summt. Ein tiefes, warmes Glucksen erreicht mein Ohr.
„Hast du Angst, dass ich älter bin, als du denkst?", zieht er mich auf, sein Daumen stoppt dabei und presst stattdessen auf einen Punkt an meinem Handrücken.
Meine Lippen ziehen sich leicht nach oben und ich schüttele den Kopf.
„Nein mir ist egal, wie alt du bist", entgegne ich. „Ich mag dich, das ist das Einzige was zählt."
„23", entgegnet Séamus dennoch und bringt mich damit noch weiter zum Lächeln.
„Und woher kommst du?"
„Carnlough", bringt er mit seinem tiefen, irischen Akzent hervor, sein Daumen beginnt dabei wieder seine sanften, kreisen Bewegungen auf meinem Handrücken.
„Carn...was?", bringe ich lachend hervor.
Ein erneutes, tiefes Glucksen verlässt Séamus Mund. „Carnlough", er betont jede einzelne Silbe des Wortes mit seinem schweren, irischen Akzent, der mir den Kopf verdreht. Und mein Herz. Er war charmant. So verdammt unendlich charmant.
„Das ist ein Dorf in Nordirland", fügt er noch hinzu, bevor er sich plötzlich von mir löst und sich nun zu seiner vollen Größe auf dem großen, geschliffenen Granitblock, auf dem wir sitzen, auf richtet. Der kleine silberne Ohrring in seinem Ohr glitzert im Sonnenlicht.
Meine Augen weiten sich leicht, als Séamus nun zu dem Saum seines lockeren, bunten Shirts greift und es sich über den Kopf zieht. Ein gebräunter, athletischer Oberkörper kommt zum Vorschein und lässt meine Kehle staubtrocken werden.
„Genug geredet", sagt er nur, bevor seine Hände zu seinen Turnschuhen wandern, er sie sich samt Tennissocken von den Füßen zieht und schließlich zum Knopf seiner Jeansshorts wandert. Er hält kurz inne und fixiert mich mit seinen warmen, braunen Augen. „Hast du Angst zu springen, Betty?", fragt er mich amüsiert mit hochgezogener Augenbraue.
„Niemals", entgegne ich nur und erhebe mich ebenfalls von dem Granitblock.
Es dauert nicht lange, bis wir unsere Kleidung ablegen. Mit nichts als Unterwäsche bekleidet stehen wir voreinander und genießen den Anblick des jeweils anderen.
Séamus greift nach meiner Hand und zieht mich an seinen warmen, herb riechenden Oberkörper.
„Bekomme ich ein letztes Geschenk, bevor wir springen?", sein Akzent weht über meinen Körper, wie eine sanfte Frühlingsbrise über die saftigen, grünen Felder einer irischen Wiese.
„Hast du etwas Bestimmtes im Sinn?", frage ich mit leicht gehauchter Stimme.
„Oh ja, das tue ich", entgegnet er, im selben Moment schlingt er seinen Arm um meine Taille, zieht mich zu sich heran und presst einen stürmischen, wilden Kuss auf meine Lippen.
„Das. Das habe ich im Sinn", antwortet er mit heiser Stimme zwischen Küssen an meinen Lippen.
Ich erschaudere am ganzen Körper, bevor er sich schließlich von mir löst, mein Atem verlässt meine Lippen in schweren Zügen. Er nimmt erneut meine Hand und zieht mich ans Ende des geschliffenen Granitblocks. Dann stößt er sich mit mir zusammen ab und wir fallen, in die endlos, weiten Tiefen des Ozeans.
Ich bin die Erste, die wieder an die Wasseroberfläche kommt. Zufrieden lege ich mich auf den Rücken, das Gesicht dem wolkenlosen, endlosen Blau, das sich über mir erstreckt, zugewandt.
Plötzlich spüre ich Etwas, was meinen Rücken streift. Ein erschrockener Schrei dringt aus meinem Mund, gleichzeitig drehe ich mich um, meine Beine wild strampelnd im Ozean. Wasser dringt in meine Augen und meinen Mund.
Lautes, tiefes Gelächter dringt an mein Ohr. Ich blinzele ein paar Mal und streiche mir das Wasser aus dem Gesicht, bevor Séamus grinsendes Gesicht vor mir zum Vorschein kommt.
„Du verdammter Vollidiot!", schreie ich leicht verärgert und leicht amüsiert zu gleich.
„Ich bin, was immer du willst, Darling", sagt er mit einem Augenzwinkern, bevor er seinen Kopf unter Wasser taucht und mich mit offenem Mund zurücklässt.
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