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Das hatte deutlich besser geklappt, als ich es vermutet hatte. Kaum hatte William sich zurück an das Klavier gesetzt und ich hatte mich auf einen Hocker neben ihm niedergelassen, war es nur um unsere Musik gegangen. Es war befreiend gewesen und hatte mir gezeigt, dass es William und mir durchaus möglich war, völlig normal miteinander umzugehen. Wir sprachen sachlich und professionell miteinander, als hätten wir nie etwas anderes gemacht.
William wusste, wovon er sprach. Keine Ahnung, ob es lange her war, dass er regelmäßig Klavier gespielt hatte. Denn egal, was er spielte, es klang atemberaubend. Es war faszinierend, seine Finger dabei zu beobachten, wie sie über die Tasten flogen. Wie sie Töne erzeugten, an die ich noch jetzt dachte, als wir unsere Probe beendeten.
"Das hat doch super funktioniert", lobte ich unsere Arbeit.
William runzelte irritiert die Stirn, während er seine Sachen zusammen packte. "Wir haben uns nicht auf ein Stück einigen können, das wir vorspielen."
Ich zuckte mit den Schultern. "Dafür haben wir noch Zeit. Zur Not müssen wir uns diese Woche eben nochmal treffen." Obwohl das schwierig werden dürfte. William war sehr in sein Training eingebunden, was auch der Grund war, warum wir nach diesen zwei Stunden erst einmal aufhörten. "Mrs. Lukov wird es verstehen."

Er schien nicht überzeugt. "Du hast zu viel Vertrauen und Glaube an die Menschen. Mrs. Lukov will ihr Programm fertig haben. Sie hat unseretwegen schon eine Ausnahme gemacht. Ich bezweifle, dass sie das ein weiteres Mal machen wird."
"Oder aber, eben weil sie für uns bereits eine Ausnahme gemacht hat, wird sie sichergehen wollen, dass sich diese wenigstens gelohnt hat."
William schulterte seinen Rucksack und seine Sporttasche. "Das glaube ich nicht."
Meine Kleidung war in den zwei Stunden nicht ausreichend getrocknet, um sie jetzt wieder anzuziehen. Aus meinem Rucksack zog ich einen Beutel hervor, in den ich meine nassen Klamotten stopfte. Mittlerweile schien wieder die Sonne und es sah herrlich aus draußen. Petrus hatte sich vorhin wohl einen Scherz mit mir erlaubt.
"Vielleicht solltest du eher mehr Glauben an die Menschen haben", schlug ich ihm vor und folgte ihm hinaus aus dem Probenraum.
"Ich glaube an mich selbst. Das reicht mir vollkommen aus."
Ich unterdrückte ein Augenrollen. "Sag bloß, du vertraust auch nur dir selbst."
Williams hochgezogene Augenbrauen, als er mir über seine Schulter einen Blick zuwarf, sprachen Bände.

"Echt jetzt?", hakte ich ungläubig nach. "Das muss ja ein einsames Leben sein."
Wir durchquerten den Musiksaal und grüßten einige Kommilitonen, die in kleinen Gruppen im Raum verteilt saßen.
"Ich vertraue nicht nur mir selbst", stellte William klar. "Ich vertraue meinen Eltern. Und meinen besten Freunden. Aber eben nicht jedem, der mir über den Weg läuft, nur weil er mich vielleicht nett anlächelt."
"Das mache ich auch nicht."
Jetzt war er es, der mich ungläubig ansah. "Ich bitte dich. Dich muss wahrscheinlich nur jemand freundlich grüßen und du wärst bereit, ihm nach Thailand zu folgen."
Etwas eingeschnappt verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Ich gebe zu, ich bin vielleicht etwas gutgläubig. Das macht mich aber noch lange nicht naiv."
William grinste mich an. "Vielleicht ein bisschen."
"Ein bisschen Naivität schadet nicht. Besser als mit der Einstellung durch das Leben zu gehen, dass man jeden hasst und jeder einen hasst."
Wir verließen den Musiksaal und blieben im Gang vor der Raumnummer 564 stehen.

"Du denkst also, das sei meine Lebenseinstellung?"
Ich zögerte. "Nicht ganz so drastisch. Aber im Großen und Ganzen schon. Muss ja nicht direkt etwas Schlimmes sein."
Er legte den Kopf schief und fragte mich: "Trotzdem verurteilst du mich dafür?"
"Ich verurteile dich nicht." Ich schüttelte den Kopf. "Ich denke aber, dass dir dadurch einige schöne Momente und Freundschaften verloren gehen."
"Ich habe Freunde."
"Die hab ich auch. Trotzdem spricht nichts dagegen, seinen Freundeskreis zu erweitern", erwiderte ich.
"Die Freunde, die ich habe, würden nichts tun, das mich verletzt. Ich kann nicht wissen, ob neue Menschen genauso handeln würden", argumentierte William.
"Also ist es ein Selbstschutz? Um nicht verletzt zu werden?"
"Natürlich. Menschen, die niemanden an sich heranlassen, können auch nicht verletzt werden."
"Ihnen entgehen aber auch Dinge, die ihr Leben im positiven Sinne beeinflussen können. Schöne Momente, die dich glücklich machen", entgegnete ich. Ich verstand Williams Ansicht zwar, fand aber dennoch, dass es eine traurige Sicht auf die Welt war.

"Im Leben ist alles eine Abwägung", meinte er. "Ich wäge ab zwischen der Chance, dass mir jemand etwas Gutes will, und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand durch seinen Egoismus verletzen könnte."
"Und entscheidest dich für den Selbstschutz", beendete ich seine Ausführung.
Er nickte. "Du nimmst die Chance, dass sich alles zum Guten entwickeln wird und wirst deswegen irgendwann im Leben verletzt werden. Bestimmt hast du vorher schöne Erfahrungen. Die Frage ist doch, ob die ausreichen werden, um nach der schlechten wieder aufzustehen und genauso weiterzumachen wie zuvor." William zuckte mit den Schultern, als hätte er mir eben erklärt, wie man ein Ei perfekt kochte. Und nicht, als hätte er meine Sicht auf die Welt mit wenigen Worten zerdrückt.
Trotzdem, obwohl seine Ausführungen sicherlich richtig sein könnten, würde mich das nicht davon abhalten, weiterhin gutgläubig und vielleicht auch naiv zu sein.
"Vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht. Ich bin aber gewillt, es darauf ankommen zu lassen. Ich lebe für die schönen Erinnerungen im Leben. Für jene, an die ich mich später einmal erinnern kann. Wenn dazu mitunter schlechte Erfahrungen dazu kommen, dann ist das so. Das gehört für mich einfach dazu."

"Dann leben wir beide unser Leben genauso weiter wie noch vor fünfzehn Minuten, als hätte es dieses Gespräch nie gegeben." William schmunzelte. Ihn schien der Gedanke zu amüsieren.
"Du wirst schon noch sehen, dass es sich lohnt, an das Gute in Menschen zu glauben." Davon war ich überzeugt.
Er musterte mich interessiert. "Wie? Willst du es mir zeigen?"
"Wenn ich muss, ja."
Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. "Du willst mich davon überzeugen, dass deine Art zu leben und Dinge zu betrachten, die bessere ist?", wiederholte er.
Wenn er es so formulierte, klang mein Plan tatsächlich komisch. Egal, jetzt gab es kein Zurück mehr. "Ich werde dich davon überzeugen, dass es nicht schadet, auch mal gutgläubig zu sein und Menschen zu vertrauen, selbst wenn du sie noch nicht so lange kennst wie deine Eltern."
Er schüttelte amüsiert den Kopf und fuhr sich danach durch sein dunkles, volles Haar. "Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei."
"Du denkst nicht, dass ich das schaffe?"
"Nein."
Ich lächelte. "Du wirst schon sehen. Viel Spaß beim Training."
Damit ließ ich ihn stehen und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Hinter mir hörte ich William leise lachen.

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