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1-4 | Ein unmöglicher Auftrag

Tief holte Mina Luft. Hier war sie also, weit draußen vor der Stadt, dort, wo nur noch herrschaftliche Villen standen. Vor ihr ragte ein beeindruckendes Tor auf, das keinen Blick auf das dahinter liegende Anwesen zuließ. Auch die hohe Mauer schirmte die Bewohnter zuverlässig von neugierigen Besuchern ab. Mit zitterndem Finger drückte Mina auf den Klingelknopf.

     Einige Sekunden vergingen, dann ertönte ein Knarzen und die leicht verzerrte Stimme eines älteren Herrn: »Guten Tag, meine Dame, was kann ich für Sie tun?«

     Mina unterdrückte ein Augenrollen. Natürlich würde bei einer Familie wie den von Hohensteins niemand selbst die Gegensprechanlage bedienen. Natürlich hatten sie einen Pförtner. Höflich erwiderte sie: »Ich komme von der Organisation Für Flora und Fauna. Mein Name ist Mina Richter, ich würde gerne mit Frau von Hohenstein ein geschäftliches Gespräch führen.«

     »Haben Sie einen Termin vereinbart?«

     Innerlich fluchte Mina. Sie hatte gewusst, dass sie den üblichen Gang der Dinge hätte wählen sollen, doch dann hätte sie vermutlich auf halber Strecke der Mut verlassen. Etwas zerknirscht erwiderte sie: »Nein, leider nicht. Ich war ... gerade in der Gegend.«

     Kurze Stille erfolgte, dann erwiderte der Mann: »Frau von Hohenstein ist leider gerade nicht anwesend. Aber wenn Sie es wünschen, kann ich ihren Sohn über Ihr Kommen informieren. Er wird sie gewiss empfangen.«

     Gequält schloss Mina die Augen. So viel zu ihrer Hoffnung, über die Mutter an den Sohn ranzukommen. Ergeben nickte sie: »Vielen Dank. Das wird gehen.«

     Ein Summen ertönte, dann öffnete sich das Tor langsam und gab den Blick auf ein beeindruckendes Herrenhaus frei, das etwa fünfzig Meter von der Einfahrt entfernt lag. Mit unsicheren Schritten überquerte Mina den Parkplatz, von dem aus ein perfekt gepflegter Kieselsteinweg vorbei an perfekt gepflegten Rasenflächen mit perfekt beschnittenen Bäumchen und Büschen zum Haus hin führte. Unwillkürlich fühlte sie sich an die Szene aus Stolz und Vorurteil erinnert, in der Elisabeth das erste Mal das Anwesen von Darcy bestaunen durfte. Mina war nicht arm, ihre Eltern hatten ihr einen guten Start ins Leben ermöglicht, aber das hier war jenseits all ihrer Vorstellungskraft. Reiche Menschen, die auf einen langen Adelsstammbaum zurückschauen konnten, lebten wirklich in einer anderen Sphäre.

     Sie drückte die Schultern durch und marschierte entschlossen auf das Haus zu. Der Reichtum der von Hohensteins hatte sie zu Studienzeiten nicht beeindruckt, sie würde jetzt nicht damit anfangen, davor zurückzuschrecken.

     Sie hatte die riesige Eingangstür kaum erreicht, da wurde sie geöffnet und ein älterer Herr, der wie ein englischer Butler aus alten Filmen gekleidet war, stand vor ihr: »Frau Richter?«

     Es war dieselbe Stimme wie an der Toreinfahrt. Sie hatte nicht mit einem Pförtner gesprochen, sondern mit einem Butler, zumindest wenn sie nach den Äußerlichkeiten ging. Mina zwang ein höfliches Lächeln auf ihre Lippen: »Richtig. Vielen Dank, dass Sie mich so unkompliziert empfangen.«

     Er nickte nur, ohne ihr Lächeln zu erwidern: »Ich habe Herrn von Hohenstein über Ihr Kommen informiert. Er hat nicht viel Zeit, er wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie sich kurz fassen könnten. Bitte folgen Sie mir.«

     Nachdem der ältere Herr ihr ihren Mantel abgenommen hatte, führte er sie von der Eingangshalle durch einen längeren Gang. Vor einer von vielen Türen blieb er stehen, klopfte an und sagte dann mit lauter Stimme: »Frau Richter ist jetzt anwesend.«

     Mina konnte das Geräusch eines Bürostuhls hören, der über festen Boden rollte, dann erklangen Schritte und die Tür ging auf. Vor ihr stand, in seiner ganzen, ihr nur zu bekannten Pracht, tatsächlich Daniel. Noch immer trug er sein Haar lang und zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, noch immer schien er auch in der Freizeit Anzughosen und Hemd zu bevorzugen. Seine blauen Augen ließen keinerlei Aufschluss darüber zu, ob er sie wiedererkannt hatte. Stattdessen nickte er seinem Angestellten freundlich zu: »Danke. Ich melde mich, sobald unser Gast uns wieder verlässt.«

     Der Butler deutete eine Verbeugung an und zog sich zurück. Auf die einladende Geste von Daniel hin trat Mina in sein geräumiges Arbeitszimmer ein. Es wirkte merkwürdig deplatziert in diesem altertümlichen Haus, denn obwohl auch hier dunkles Parkett ausgelegt war, standen im Raum ansonsten nur sehr moderne, schlichte Möbel sowie ein großer, aber filigran wirkender Schreibtisch mitsamt praktischem Bürostuhl, und die Technik war ebenfalls auf dem neuesten Stand. Alles wirkte praktisch, modern und minimalistisch.

     »So, so«, machte Dan plötzlich, während er zu seinem Stuhl zurückschlenderte, »da taucht also tatsächlich Mina Richter vor meiner Tür auf. Wer hätte das gedacht?«

     »Ja«, lächelte sie schwach, während sie sich nach einer Sitzgelegenheit umsah: »Wer hätte das gedacht?«

     Daniel deutete auf einen schlichten Stuhl in der Ecke seines Raumes, ehe er kühl, aber nicht desinteressiert nachfragte: »Was verschafft mir die Ehre?«

     Mina setzte sich, holte ihre Unterlagen aus der Tasche und atmete tief durch. Sie war hier als Repräsentantin von FFF, ganz professionell. Sie würde das Gespräch durchziehen wie jedes andere auch.

     »Ich besuche dich im Auftrag von FFF, dem Verein Für Flora und Fauna. Wir sind eine Nicht-Regierungs-Organisation, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat, wie der Name vermuten lässt. Wir haben spezifische Ziele für Deutschland, sind also nicht so international gebunden wie viele andere, bekanntere Organisationen. Bisher konnten wir schon einige Erfolge verbuchen, aber natürlich müssen wir auch in die Zukunft schauen und größer denken.«

     Mit erhobener Hand unterbrach Daniel sie: »Was zur Hölle, Mina? Du kommst hierher, nachdem wir uns Ewigkeiten nicht gesehen haben, und quasselst mich mit irgendeinem NGO-Mist zu? Meinst du nicht, dass das ein bisschen dreist ist?«

     Sie spürte, wie ihr Mund trocken wurde: »Ich bin mir nicht sicher, dass ich verstehe, was du meinst.«

     Wut blitzte in seinen Augen: »Spar dir den Müll. Du bist hier, weil ihr Geld braucht, richtig? Und du denkst, du kannst hier einfach aufkreuzen, nach all dem, was du dir in der Uni geleistet hast, und erwarten, dass ich euch auch nur einen Cent gebe?«

     Mina spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Zorn stieg in ihr hoch: »Was ich mir geleistet habe? Ich? Ich habe dir nie irgendetwas getan, Daniel, also hör endlich auf, dich als Opfer darzustellen. Werd' erwachsen!«

     Ein eiskaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er verschränkte die Arme vor der Brust: »Du hast kein Recht, mich in meinem eigenen Haus zu beleidigen. Wenn du denkst, dass du mich damit zum Spenden bringst, irrst du dich.«

     Verärgert rieb Mina sich die Schläfen: »Willst du dir nicht wenigstens anhören, was unsere aktuellen Projekte sind? Ich hätte gedacht, mit allem, was deine Familie gerade durchmacht ...«

     Sie realisierte augenblicklich, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Mit vor Wut roten Kopf sprang Daniel von seinem Stuhl auf und deutete auf die Tür: »Raus. Wie kannst du es wagen, mir was über meine Familie erzählen zu wollen? Du mit deinem bescheuerten Gutmenschentum. Du hast dich kein Stück verändert seit der Uni. Zum Kotzen. Verschwinde bloß. Warum fragst du nicht deinen Freund Henrik, ob er spendet? Als aufgehender Star unter den Juristen verdient er doch bestimmt richtig gut jetzt. Deinen geliebten René kannst du ja nicht fragen, was? Als jämmerlicher Polizist kann der froh sein, wenn er überhaupt genug Geld kriegt, um sich ein Dach über dem Kopf leisten zu können.«

     Mit zitternden Händen packte Mina ihre Tasche und stand auf: »Du hast dich auch nicht verändert. Derselbe lächerliche Hitzkopf wie früher. Dass du überhaupt Henri und René ins Spiel bringst. Einfach lächerlich.«

     Entschlossen legte sie ihm die Mappe mit den vorbereiteten Unterlagen auf den Schreibtisch: »Hier. Ich lass dir das da, falls sich irgendwann doch noch dein Verstand zurückmeldet. Vielleicht denkst du dann anders drüber. Ein bisschen Image-Pflege kann euch nicht schaden, ganz egal, ob du das hören willst oder nicht.«

     Daniel rührte sich keinen Zentimeter. Seinen Mund zu einer dünnen Linie verzogen, deutete er weiterhin mit seiner Hand auf die Tür. Seufzend zuckte Mina mit den Schultern und folgte dem schweigenden Befehl. Dieses Gespräch hatte schneller eine katastrophale Wendung genommen, als selbst sie befürchtet hatte, aber sie sah nicht ein, dass das ihre Schuld war. Sie hatte sich professionell verhalten und ihr Bestes gegeben.

     Der Pförtner oder Butler oder was auch immer er war, wartete in der Empfangshalle auf sie. Mit vollendeter Höflichkeit führte er sie aus der Tür und über die Grünfläche bis zum Tor, doch Mina entging nicht, dass er aufmerksam sicherstellte, dass sie das Gelände auch wirklich verlassen hatte.

     Wütend auf sich und auf ihre Chefin, vor allem aber enttäuscht davon, dass Daniel noch immer dasselbe Kleinkind war wie früher, stapfte sie zurück zur Straßenbahnhaltestelle. Sie war den ganzen Weg hier raus gefahren, nur um nach weniger als fünf Minuten wieder hinauskomplimentiert zu werden. Zusätzlich musste sie jetzt Margarete irgendwie erklären, dass ihre Mission schief gegangen war. Dabei hatte sie sie noch gewarnt. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, das Anliegen professionell vorzutragen, aber die alte Feindschaft mit Daniel stand unüberwindbar im Weg.

     Grimmig zog Mina ihr Handy aus der Tasche. Sie brauchte dringend Ablenkung. Entschlossen schickte sie eine Nachricht an ihren Freund René, dass sie sich gerne am Wochenende mit ihm treffen wollte. Obwohl sie regelmäßig telefonierten oder zumindest über WhatsApp schrieben, hatte sie das Gefühl, ihn schon ewig nicht mehr gesehen zu haben. Zeit, das zu ändern.

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