Kapitel 3
Da Liam sich geweigert hatte mich noch an dem Abend zu unterrichten, musste ich mich durch eine weitere peinliche Stunde Beherrschung der Elemente quälen und wieder schaffte ich es natürlich nicht den Windhauch in mir zu finden, während die anderen langsam begannen zu lernen, ihre Energie so zu bündeln, dass sich anstelle des Wirbelsturms eine Kugel zu formen begann.
Nachmittags hatte Liam mich dann geschnappt, war mit mir eine halbe Ewigkeit durch die Burg gelaufen, während er mir von irgendeiner Band erzählte, von der ich zu meiner Schande vorher noch nie etwas gehört hatte.
Schließlich zog er mich einige Treppen nach oben, bis wir auf irgendeiner Art Burgturm standen. Im Freien. Die erste Windböe, die mich erfasste, schlug mir so unvorbereitet ins Gesicht, dass ich ein paar Schritte zurücktaumelte.
,,Den meisten fällt es leichter ihre Energie zu finden, wenn sie von ihrem Element umgeben oder in dessen Nähe sind. Du als Luftelementarier solltest also gute Voraussetzungen dafür haben", fing Liam an zu referieren.
,,Stehen wir deswegen auf dem Turm?", fragte ich nach, während der Wind mir immer und immer wieder die Haare ins Gesicht wehte. ,,Weil hier die Luft deutlicher spürbar ist?"
Liam nickte, wie ein stolzer Lehrer, der seinem Schüler nach vielen missglückten Versuchen doch noch etwas hatte beibringen können. ,,Genau. Je näher du dich deinem Element fühlst, desto einfacher wird es für dich, deine Windhauch zu finden, ihn zu erspüren und damit auch deine Energie zu entdecken."
Ich nickte, während Liam sich hinsetzte und auf den Platz neben sich klopfte, um mich auch zum hinsetzten zu bewegen. Vorsichtig ließ ich mich neben ihn gleiten.
,,Wie höre ich am besten in mich hinein?" ,,Versuch dich auf deine Atemzüge zu konzentrieren. Wo gehen sie hin? Dahin musst du ihnen folgen um deine Energie zu finden." ,,Okay", sagte ich zögerlich, weil ich mir nicht wirklich sicher war, ob ich das hinbekam.
,,Du schaffst das schon. Schließ am besten deine Augen, dann kannst du dich besser auf deine Atmung konzentrieren." Stumm befolgte ich seine Anweisungen, schloss meine Augen und atmete tief durch.
Nach ein paar Atemzügen, versuchte ich zu ergründen, wo sie hingingen, damit ich ihnen folgen konnte, wie Liam gesagt hatte. Das alleine stellte sich schon als einfacher gesagt, als getan heraus, aber irgendwann schaffte ich es meine Wahrnehmung mit einem tiefen Atemzug in meinen Körper zu saugen.
Wie das auf einmal passiert war, wusste ich nicht und im ersten Moment geriet ich in Panik, weil ich befürchtete, nie wieder herauszukommen, aber dann zwang ich mich zur Ruhe. Das war genau das, was ich angestrebt hatte, also würde ich meiner Angst jetzt nicht nachgeben.
Den Wind, der von außen auf meine Haut drückte, spürte ich jetzt überdeutlich, allerdings war ich mir auch ziemlich sicher, dass er nur außen und nicht innen war. Ich konzentrierte mich stärker, versuchte einen Windhauch in meinem Inneren zu finden, aber alles was ich wirklich wahrnahm, war eine tiefe Ruhe, hinter der etwas Unbezähmbares zu stecken schien, das ich nicht so recht zuordnen konnte, weswegen ich es beiseite schob und weiter suchte, aber etwas anderes war da nicht.
Nach einer Weile gab ich frustriert auf. Da war nicht die geringste Spur eines Windhauchs. Nicht die kleinste Andeutung.
Enttäuscht kehrte ich wieder in die Wirklichkeit zurück und sah, wie Liam mich erwartungsvoll anblickte. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nichts" ,,Aber du warst in deinem Inneren?", fragte Liam nach, obwohl er die Antwort schon zu kennen schien.
,,Ja, aber da ist rein gar nichts, nur ruhige Stille." Was ja bei Stille meistens der Fall war, ergänzte ich in Gedanken sarkastisch, sprach es aber nicht laut aus.
,,Aber das ist doch schonmal ein Fortschritt. Wenn du das noch ein paar Mal machst, wirst du deinen Wind schon noch finden, da bin ich mir sicher. Irgendwo unter der Stille muss er ja sein." Nicht ganz so überzeugt nickte ich und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück in unser Zimmer.
,,Wusstest du, dass jedes Element, von den offensichtlichen Fähigkeiten mal abgesehen, eine spezielle Fähigkeit hat, wenn sie gut ausgebildet und ihre Kräfte stark sind?", fragte Liam, der ganz offensichtlich schon wieder dazu ansetzte mich über irgendwas voll zu quatschen, wobei es dieses Mal sogar ganz interessant werden könnte.
,,Du vergisst, dass ich vor vielleicht drei Tagen überhaupt erst von Elementariern gehört habe, also weiß ich eine ganze Menge nicht und das gehört definitiv dazu", lachte ich und Liam stimmte mit ein, bevor er weiter redete.
,,Stimmt ja. Du gehörst schon so dazu, dass es sich anfühlt, als würde ich dich genauso lange kennen, wie die anderen." Bei diesen Worten errötete ich und begann bis über beide Ohren zu strahlen. Es war wirklich schön sowas zu hören, auch wenn in meinem Hinterkopf immer noch die Angst lauerte, dass ich bald wieder weg musste.
,,Ich habe mich auf jeden Fall besonders mit Erdelementariern beschäftigt, weil ich offensichtlich selbst einer bin und das unbedingt mal ausprobieren wollte-", bevor Liam seine Erkenntnisse noch weiter ausführen konnte, unterbrach ich ihn. ,,Was für besondere Kräfte sollen Erdelementarier denn haben?"
,,Wir können uns verbinden, also mit anderen Erdelementariern und damit unsere Kräfte maximieren. Wenn man seine Kräfte gut im Griff hat und sie gut kontrollieren kann, kann man einen Teil von ihnen so aus dem Körper hinausführen, dass es die reine Energie ist und nicht in Form von Erde und dann kann man sie mit der Energie anderer Erdelementarier verbinden."
Liam redete mit einem hellen Funken in den Augen, sodass es fast so aussah, als ob er es gleich hier und jetzt ausprobieren wollte. ,,Das klingt... gefährlich", wandte ich skeptisch ein. ,,Ich werde mich ja auch erstmal daran herantasten. Mir viel Wissen darüber aneignen, dann meine Energie in meinem Inneren stärken, sodass ich sie besser zu fassen kriegen kann und dann versuchen sie aus meinem Körper hinauszuführen, ohne mich mit jemand anderem zu verbinden. Ich habe da ein Buch gefunden, dass mir eine Anleitung gibt, wie ich am besten da ran gehe."
So euphorisch wie Liam war, wollte ich ihm die Illusion nicht nehmen, dass er es schaffen könnte, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge. Liam war erst ein Schüler des zweiten Jahres, noch nicht mal voll ausgebildet und nur Leute mit den herausragendensten Kräften schienen das zu schaffen, so wie er es mir erklärt hatte. Trotzdem hielt ich meinen Mund, vielleicht würde er es ja tatsächlich schaffen und dann wollte ich ihm auf keinen Fall im Weg stehen.
,,Und was können Luftelementarier?", wechselte ich das Thema. ,,Die Kräfte anderer erspüren. Wie genau das funktionieren soll weiß ich nicht, aber ich schätze es hat auch wieder was mit Energieaussendung zu tun." Nachdenklich nickte ich, es erinnerte mich sehr daran, was ich in dem Buch gestern gelesen hatte.
Kurz dachte ich darüber nach, ob ich das vielleicht doch auch irgendwann mal schaffen könnte, aber ich verwarf den Gedanken, es war noch genauso unwahrscheinlich das zu erreichen wie gestern und das würde sich vermutlich auch nicht ändern. Klar war ich Luftelementarier, aber es war lächerlich zu glauben, dass ich sowas jemals würde vollbringen können, wenn ich es nicht einmal schaffte meine Energie überhaupt in mir selbst zu finden. Ich seufzte. ,,Hey, Kopf hoch, das wird schon noch. Wenn du keine Kräfte hättest, wärst du überhaupt nicht hier an der Schule."
,,Woher willst du das wissen?", fragte ich ein wenig deprimiert. ,,Was, wenn ich nur durch einen Fehler hier her gekommen bin?" ,,Du bist doch schon Frau Parker begegnet, oder?" Verwirrt, warum er jetzt vom Thema ablenkte nickte ich. ,,Sie ist zufällig eine der mächtigsten Luftelementarierinnen und wir haben wirklich Glück, sie als Lehrerin zu haben."
,,Du meinst...?", fragte ich, während ich die Stirn ein wenig runzelte. Liam sah mich mit einem Strahlen in den Augen an und nickte mir zu. ,,Genau, sie wird deine Kräfte ziemlich genau gespürt haben, als du vor ihr gestanden hast. Wenn du also keine Kräfte hättest, hätte sie dich vermutlich direkt am ersten Tag wieder rausgeworfen."
,,Oh" Mehr brachte ich nicht über die Lippen, so sprachlos war ich, aber gleichzeitig fiel mir auch eine riesige Last von den Schultern. Ich hatte tatsächlich meine Berechtigung hier zu sein und das fühlte sich wunderbar befreiend an.
,,Na siehst du und jetzt trainieren wir einfach jeden Tag ein bisschen, dann wird in drei Wochen kein Mensch mehr merken, welche Anfangsschwierigkeiten du gehabt hast." Das wagte ich zwar immer noch stark zu bezweifeln, aber es war schön zu wissen, dass Liam ein so großes Vertrauen in mich hatte.
-☆-
Jeden darauf folgenden Tag kehrte ich mit Liam auf den Burgturm zurück, spürte den Wind auf meiner Haut und versuchte ihn genauso in meinem Inneren zu finden. Mit jedem Versuch wurde ich besser mein eigenes Bewusstsein in mein Inneres zu verlagern, aber meinen Windhauch fand ich trotzdem nicht. Egal wie oft ich den Kontakt mit meinem Inneren suchte, da war nie etwas, das man mit einem Windhauch vergleichen konnte, was mich unweigerlich zu der Frage brachte, ob sich meine Energie nicht vielleicht anders äußerte, aber Liam versicherte mir glaubhaft, dass es keinen dokumentierten Luftelementarier gegeben hätte, bei dem sich seine Energie in Form von allumfassender Ruhe und gleichzeitiger Beständigkeit äußerte, also verwarf ich den Gedanken und stellte stattdessen die Hypothese auf, dass meine Kräfte nur sehr, sehr schwach vorhanden waren und ich deswegen solche Schwierigkeiten damit hatte sie zu finden.
Es half jedoch alles nichts, auch nach mehreren Stunden der Übung brachte ich rein gar nichts zustande, was Herrn Quinn beinahe in den Wahnsinn zu treiben schien. Keiner seiner Schüler hatte jemals dermaßen lange gebraucht um seine eigene Energie zu finden.
Was ich jedoch nicht in Beherrschung der Elemente an Wissen vorweisen konnte, machte ich in Geschichte der Elemente wett. Stundenlang saß ich mit Liam in der großen Bibliothek und las mich durch alle Bücher, die sie über Elementarier, ihre Kräfte und ihre Geschichte hatte und das waren eine Menge. Während Liam sich also immer mehr Wissen über die Vereinigung seiner Kräfte mit denen anderer anlas, machte ich dasselbe mit den Elementariern.
Früher hatte es mal welche gegeben, die mehr als ein Element, manchmal sogar alle vier, in sich vereint hatten. Diese waren jedoch meist nicht stark genug gewesen, um diese Elemente alle zu beherrschen. Viele waren durchgedreht und hatten sich selbst oder anderen damit geschadet, indem ihre Kräfte außer Kontrolle gerieten waren und heftigste Erdbeben, ganze Stadtbrände, Tsunamis und riesige Wirbelstürme entstanden. Vor lauter Wahnsinn hatten sich fast alle dieser Elementarier selbst umgebracht, sind in den von ihnen heraufbeschworenen Naturkatastrophen gestorben oder wurden von den Menschen getötet worden. Gerade zur Zeit der Hexenverbrennung, sind viele Elementarier gefallen, weswegen sie sich zurückgezogen hatten, damit sie in Vergessenheit gerieten und nur noch alte Märchen darstellten.
Da so viele der Elementarier mit mehreren Kräften gefallen waren, wurden über die Zeit auch immer weniger geboren, bis es heute als unmöglich galt, noch mehr als ein Element in sich zu vereinen, wobei aus den meisten, die diese Behauptung in den Raum warfen, vermutlich auch die Furcht vor genau diesen Elementariern sprach. Da nur die wenigsten ihre Kräfte wirklich im Griff gehabt hatten, galten sie als große Bedrohung für sämtliches Leben auf der Erde und von Liam hatte ich erfahren, dass den meisten Elementariern schon als Kind diese Schauermärchen erzählt wurden und die Angst so schon in ihnen schürten.
Auch fing ich an die Tiere bei meinen Waldspaziergängen eingehender zu beobachten um zu gucken, ob sie sich wirklich die Natur zu nutze machten, mit den Kräften die sie hatten. Je länger ich ihnen zuschaute, war ich überzeugt davon, dass es stimmen musste. Die Maulwürfe, die sich in einer rasenden Schnelligkeit durch die Erde buddelten, die Vögel, die schiere Ewigkeiten auf einer Windströmung zu gleiten schienen, ohne an Höhe zu verlieren oder die Fische, die zum Teil pfeilschnell durchs Wasser flitzten, um ihre Beute zu ergattern. Die Menschen versuchten es mit Biologie und Physik zu erklären, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass mehr dahinter stecken musste und die Elemente waren die einzig logische Erklärung dafür.
Außerdem halfen wir alle Liam bei seinen Versuchen seine Magie aus seinem Körper zu bekommen, aber da keiner von uns ebenfalls Erdkräfte besaß, konnten wir ihm nicht wirklich helfen. Meistens saßen wir zu fünft im Kreis, während Liam versuchte seine Magie so zu stärken, dass er ein besseres Gefühl für sie bekam und sie in reiner Energie rauslassen konnte.
So auch jetzt. Es war zwar schon nach dem Abendessen, aber noch keine Nachtruhe, weswegen wir hier in Liams und meinem Zimmer auf dem Boden saßen und Liam mehr oder weniger gespannt dabei beobachteten, wie er konzentriert seine Stirn kräuselte.
Harry lag mit dem Kopf auf meinem Schoß und seine Beine auf Nialls, der an Zayn gelehnt war und leise mit ihm flüsterte, um Liams Konzentration nicht zu stören. Schon nach den ersten paar Tagen hatte ich gemerkt, dass die Jungs ziemlich anhänglich waren und auch definitiv nichts gegen Körperkontakt hatten. Manchmal hielten sie sogar Händchen, wie Harry mir in einer ruhigen Minute mal erzählt hatte, was im letzten Jahr ziemliche Pärchengerüchte rund um Liam, Zayn und Niall ausgelöst hatte, bis irgendwann alle verstanden hatten, dass sie einfach nur ziemlich gute Freunde waren.
Harry spielte gedankenverloren mit meinen Fingern, bis er sie schließlich mit seinen verschränkte, auf seiner Brust ablegte und müde zu mir hoch blinzelte. Das Bild war so knuffig, dass ich nicht anders konnte, als meine Lippen zu einem breiten Grinsen zu verziehen und mit meiner anderen Hand durch seine Haare zu streichen.
Liams Anspannung löste sich, dann öffnete er die Augen und sah in die Runde. ,,Hast du es geschafft?", fragte ich, weil ich der erste war, der bemerkt hatte, dass Liam wieder unter uns weilte und sein Bewusstsein nicht in seinem Körper war.
Er machte eine wage Kopfbewegung. ,,Nicht wirklich, aber ich kann meine Energie jetzt deutlicher spüren und ich denke, das ist ein ganz guter Anfang." ,,Du schaffst das schon noch", ermutigte Zayn seinen besten Freund. ,,Genau, wenn einer von uns das schafft, dann bist du das", stimmte Niall zu, der immer noch mit dem Kopf auf Zayns Schulter lag. ,,Du bist schließlich der Fleißigste von uns, ich hätte gar keine Lust darauf, mir noch mehr zusätzlichen Unterricht aufzuhalsen."
,,Deswegen versuchst du auch gar nicht erst irgendwas zu lernen, stimmts?", zog Harry ihn auf und Niall streckte ihm als Reaktion die Zunge raus. ,,Ich habe diese Woche schon Hausaufgaben gemacht und meine Wasserwand geübt." ,,Ach ja?" Harry zog die Augenbraue hoch, als ob er Niall nicht glauben würde, aber das amüsierte Lächeln in seinen Mundwinkeln verriet, dass er ihn bloß aufziehen wollte.
Im nächsten Moment streckte Niall die Hand aus und zog mit Leichtigkeit vor sich eine Wasserwand aus dem Boden hoch. Panisch sprang Liam vom Boden auf. ,,Nicht in meinem Zimmer, Niall! In deinem Zimmer kannst du diese Spielchen gerne spielen, aber ich habe keine Lust, dass später alle meine Sachen nass sind, weil du doch nicht so ganz die Kontrolle über deine Kräfte hattest."
Niall verdrehte bloß die Augen, zog seine Hand mit einem Ruck wieder herunter, sodass die Wasserwand wieder Richtung Boden sank, wobei es nicht einfach auf die Erde klatschte und alles überschwemmte, sondern so wieder in der Erde verschwand, wie Niall sie eine Minute zuvor hochgezogen hatte. ,,Ist doch nichts passiert, Lima Bean." ,,Ja, dieses Mal nicht", meldete sich nun Zayn zu Wort. Beleidigt schob Niall die Unterlippe vor. ,,Ihr habt mich heute aber auch alle auf dem Kieker."
,,Du bist derjenige, der letztes Jahr Liams Zimmer überschwemmt hat, weil er seine Kräfte nicht im Griff hatte, obwohl du behauptest du hättest alles unter Kontrolle", erinnerte Zayn seinen besten Freund. ,,Das war ein einziges Mal und zudem noch am Anfang des Schuljahres." ,,Trotzdem müssen wir es ja nicht darauf anlegen, das zu wiederholen", sagte Liam bestimmt und ließ keine Widerrede zu.
,,Echt, du hast Liams Zimmer geflutet?", fragte ich doch jetzt sehr interessiert und fragte mich unweigerlich, wie wütend Liam gewesen sein musste. Harry kicherte. ,,Nachdem wieder alles einigermaßen trocken war, hat Liam mir direkt einen Brief geschrieben, in dem er sich über die Inkompetenz seines neuen Mitschülers beschwert hat. Ich hatte keine Ahnung, dass du das warst Niall." Niall und Liam liefen zu gleichen Teilen rot an, wobei es mich beinahe verwunderte, dass Nialls Gesichtsfarbe nicht schon viel früher die Farbe einer Tomate angenommen hatten.
Währenddessen stieg ich in Harrys Kichern mit ein. Die Vorstellung war einfach zu lustig, wobei ein wutentbrannter Liam zugegebenermaßen eine weniger lustige Angelegenheit war. ,,Ihr kanntet euch noch nicht vorher?", fragte ich schließlich, damit es nicht ganz so peinlich war.
,,Nein, ich kannte nur Harry, der aber das letzte Schuljahr dann überraschenderweise doch nicht mitmachen konnte. Zayn und Niall sind zusammen auf ein Zimmer gekommen und haben sich dadurch kennengelernt. In Geschichte mussten wir dann ein Projekt zusammen ausarbeiten und Niall wollte da zeigen, was er schon so gelernt hat, was offensichtlicherweise nicht das Kontrollieren seines Elements beinhaltete und das war dann so ziemlich der Start unserer Freundschaft. Niall ist mir danach Wochen lang hinterher gedackelt und hat sich bestimmt an die hundert mal entschuldigt, bis ich ihm im Speisesaal dann genervt gesagt habe, dass er mir auf den Sack geht und ich ihm schon verziehen habe, in der Hoffnung, er hätte endlich sein eigenes Leben weitergeführt und mich in Ruhe gelassen. Hat er natürlich nicht getan, doch statt permanent um Entschuldigung zu bitten, hat er Zayn mit angeschleppt und beschlossen, dass wir die besten Freunde werden."
,,Hat wohl geklappt", stellte ich fest. Liam lachte. ,,Ja, irgendwann hat es funktioniert, aber die ersten zwei Wochen hätte ich ihn und sein Chaos auf den Mond schießen können und zwar völlig ohne schlechtes Gewissen." ,,Aber die Frohnatur, die ich nun mal bin, hat dich davon abgehalten und du hast angefangen mich zu lieben!", behauptete Niall vollkommen von sich selbst eingenommen mit einem fetten Grinsen im Gesicht. ,,Und Zayn gleich mit."
,,Bei Zayn hatte ich dann ja erst recht keine Wahl mehr." Niall zuckte unbekümmert mit den Schultern. ,,Die hattest du bei mir auch nie. Wenn ich etwas will, dann bekomme ich das auch." ,,Wie man sieht", murmelte ich.
,,Wo wir gerade von unseren Fähigkeiten sprechen", wechselte Harry das Thema abrupt, ,,Steht schon fest, wann die Prüfungen sind?" ,,Was für Prüfungen?", fragte ich völlig verwirrt, weil wir die ersten Klausuren in Mathe und Englisch bereits geschrieben hatte, und sah zwischen Harry und Liam hin und her.
,,Alle drei Monate gibt es eine Überprüfung, in der die Fähigkeiten jedes Schülers überprüft wird, damit eingeschätzt werden kann, wo du noch gefördert werden musst und generell, was du in den letzten drei Monaten gelernt hast", erklärte Liam. Augenblicklich wich jegliche Farbe aus meinem Gesicht.
,,Aber die sind erst Ende November, du hast also beinahe noch anderthalb Monate und bis dahin kriegen wir deinen Windhauch schon aus dir heraus", versuchte er mich zu beruhigen und beantwortete gleichzeitig Harrys Frage. ,,Aber wenn ich bis jetzt nicht geschafft habe, wie soll es dann auf einmal funktionieren?", fragte ich leise, weil ich mir sicher war, niemals einen Wirbelsturm in der Hand hinzubekommen und damit hatte ich hier nichts zu suchen.
,,Aber eine Art von Luftenergie muss in dir stecken, sonst hätte Frau Parker dich schon längst von der Schule geschmissen oder niemals aufgenommen", schaltete Harry sich nun ein und rieb mir beruhigend über den Handrücken. ,,Du kriegst das irgendwann schon hin. Ich glaube an dich."
,,Wenigstens einer", murmelte ich leise. ,,Ich glaube auch an dich Louis, das tun wir alle. Nur weil du etwas länger brauchst als andere, heißt das nicht, dass es nicht da ist und wir alle glauben fest daran, dass du es bis zur Prüfung schaffst", erklärte Zayn ernst.
Vor lauter Zuneigung zu ihnen schossen mir die Tränen in die Augen. Warum hatte ich sie nicht schon früher in meinem Leben treffen können?
Bei dem Anblick meiner Tränen rutschte Harry etwas näher zu mir und legte seine Arme komplett um meinen Körper in einer festen Umarmung. ,,Nicht weinen, LouBear", flüsterte in mein Ohr. ,,Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass es vier Leute gibt, die so hinter mir stehen, wisst ihr das?" Liam lächelte mich warm an und Niall legte mir eine Hand aufs Knie. ,,Danke", flüsterte ich mit vor Tränen heiserer Stimme. ,,Danke, dass ihr immer für mich da seid und an mich glaubt, obwohl wir uns seit gerade mal zwei Monaten kennen. Ihr seid die besten Freunde, die ich bisher hatte."
,,Oh, Louis", hauchte Zayn und schloss mich dann ebenfalls in den Arm und Liam und Niall ließen auch nicht mehr lange auf sich warten. Nur eine Sekunde später lagen wir alle in einer Gruppenumarmung auf dem Boden und ich genoss das Gefühl von endlich angekommen sein. Es fühlte sich an, als ob genau hier der richtige Ort für mich war und ich wollte nie wieder von hier, von den Jungs, meinen besten Freunden weg.
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