
Kapitel 15
Als ich wieder aufwachte, war mir wohlig warm. Langsam ließ ich die Augen aufflattern und musste feststellen, dass es dunkel im Zimmer war. Trotzdem konnte ich einige Umrisse erkennen.
Ich lag in einem Bett, vermutlich auf der Krankenstation, und um mich herum lagen noch vier andere Körper, die scheinbar alle schliefen. Jetzt realisierte ich auch erst, dass einer von ihnen mich im Arm hielt und mir gleichmäßig in den Nacken atmete.
Langsam, um die Person möglichst nicht zu wecken, drehte ich mich um und entdeckte Harry. Automatisch musste ich lächeln. Sanft strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wobei sie direkt zurück fiel und Harry damit dazu veranlasste das Gesicht ein wenig zu runzeln.
Kurz darauf öffnete er langsam die Augen und sah mich direkt an. ,,Du bist wach", flüsterte er erstaunt. ,,Ja, wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte ich während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb.
,,Drei volle Tage. Du hast dich völlig verausgabt und musstest erstmal neue Kräfte tanken." Mein Hirn brauchte eine Weile um die Information zu verarbeiten.
,,Warum seid ihr alle hier?", fragte ich dann, weil ich die anderen drei Personen mittlerweile als Liam, Zayn und Niall identifizieren konnte. ,,Wir wollten dich nicht alleine lassen und haben so langen gestreikt, bis wir bei dir bleiben durften."
Ein tiefes Gefühl der Zuneigung überkam mich. Ich hatte wirklich die besten Freunde, die man sich vorstellen konnte. ,,Schlaf noch ein bisschen, Lou." Ich nickte und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Ein Kribbeln durchströmte meinen Körper und hinterließ ein angenehm warmes Gefühl.
Tatsächlich fand ich ziemlich schnell wieder zurück in den Schlaf, wenn man bedachte, dass ich die letzten drei Tage schon durchgeschlafen hatte, träumte dann allerdings eine Menge wirres und unzusammenhängendes Zeug. Ich träumte von Feuer, grünen Augen, Energie, Harry, dem Wald und nochmal Harry und das alles kam in einer so schnellen Abfolge hintereinander, dass es geradezu verschwamm.
Als ich wieder aufwachte, war es dieses Mal zwar hell draußen, aber ausgeruhter als vorher, war ich definitiv nicht. Müde gähnte ich und sah dann direkt in Harrys grüne Augen, die mich an meinen Traum erinnerten.
Ich erinnerte mich daran, dass wir uns vor nicht allzu langer Zeit geküsst hatten. Keiner von uns hatte das Thema nochmal erwähnt, aber jetzt wo wir hier so lagen, wäre es vermutlich mal an der Zeit dazu.
Doch tatsächlich ansprechen tat ich es dann doch nicht, sondern starrte nur weiter in seine Augen. Waren sie schon immer so grün gewesen?
Ich hatte kaum bemerkt, wie wir uns immer näher gekommen waren, aber als sich unsere Lippen berührten, entfachte das ein Feuerwerk in meinem Bauch. Fest schlang ich meine Arme um ihn und ließ mich in den Kuss sinken. Ich konnte spüren, wie Harry an meinen Lippen lächelte und begann meinen Rücken auf und ab zu fahren.
Erst als Niall ,,Wie kann man nur so abartig süß sein?" fragte, erinnerte ich mich daran, dass die anderen drei ja ebenfalls mit uns in einem Bett lagen und zwar genauso aneinader gekuschelt, wie Harry und ich, auch wenn sie das Knutschen weggelassen hatten.
Ich legte meinen Kopf wieder auf Harrys Brust ab und betrachtete Liam, Zayn und Niall. ,,Sag mal, kann es sein, dass etwas zwischen euch läuft?", fragte ich und hoffte, dass es so klang, als wäre das nur so eine Frage nebenbei.
Niall lief auf der Stelle feuerrot an, während Zayn brummte: ,,Warum wundert es mich nicht, dass diese Frage irgendwann kommen musste?" ,,Also ja?", fragte ich hoch erfreut weiter und Liam schüttelte nur lachend den Kopf. ,,Nein, wir sind nicht zusammen, wir hatten zwar mal was, aber das ist lange vorbei und uns ist ziemlich schnell klar geworden, dass wir nur Freunde sind und keinerlei romantische Gefühle füreinander haben." ,,Abartig süß", kommentierte Harry als Anspielung auf Nialls vorherigen Satz und grinste frech, während Niall ihm nur die Zunge rausstreckte und ein sarkastisches ,,Lustig, Harold, sehr lustig" murmelte.
,,Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte ich, als ich meinen Magen grummeln hörte. ,,In einer Viertelstunde gibt es Frühstück", antwortete Niall.
,,Dann sollten wir jetzt vielleicht mal aufstehen und uns fertig machen", bestimmte ich und schwang meine Füße aus dem Bett.
Letzten Endes brauchten wir doch eine knappe halbe Stunde, ehe wir mal alle einigermaßen vorzeigbar aussahen und so waren wir fast die letzten, die im Speisesaal eintrafen. Unterdessen hatten vor allem Liam und Harry mir von den Schäden erzählt, die das Feuer angerichtet hatte und dass fast alle eigentlich schon behoben waren. Das kleine Mädchen, dass wir gefunden hatten, hieß Chloe und war tatsächlich für das Feuer verantwortlich gewesen. Ihre Kräfte hatten sie einfach überwältigt und als die Flammen einmal freigelassen waren, hatte sie sie auch nicht mehr unter Kontrolle bringen können. Ab sofort würde sie Unterricht darin bekommen, ihre Kräfte zu kontrollieren, damit das nicht nochmal passierte. Irgendwie tat die Kleine mir ganz schön leid. Im Prinzip konnte sie auch nichts dafür, dass das Alles so passiert war.
Als wir die Tür zum Speisesaal aufstießen, verstummten mit einem mal alle Gespräche und setzten im nächsten Moment durch Flüstern wieder ein, aber dieses mal klangen sie nicht wie gewöhnlich gehässig, sondern beinahe... ehrfürchtig?
Verunsichert schaute ich mich zu Harry um, der meine Hand nahm und mir damit wieder mehr Selbstvertrauen gab. ,,Was ist das hier?", fragte ich flüsternd nach. ,,Sie bewundern uns auf einmal", flüsterte Niall zurück, der sich schon einen Teller geschnappt hatte. ,,So geht das schon seit dem Feuer." Warum in Gottes Namen sollten sie das tun?
Froh meine Freunde an meiner Seite zu haben, bahnte ich mir einen Weg durch zu einem freien Tisch.
,,Das ist... ungewohnt", meinte ich, als sich alle scheinbar wieder ihren gewohnten Themen zugewandt hatten. ,,Immer noch besser, als die abwertende Haltung", sagte Liam und schob sich ein Stück Speck in den Mund. ,,Naja", murmelte ich, ließ das Thema dann aber doch fallen, in der Hoffnung, nach den Ferien hätte sich das Verhalten meiner Mitschüler wieder geändert.
Ein paar Tage später war ich in meinem Zimmer und packte meine letzten Sachen zusammen. Das Feuer hatte unser Zimmer nie erreicht, weswegen noch alles im alten Glanz erstrahlte. Sogar die Anthurie, die ich so kurz vor dem Feuer noch in die Vase gestellt hatte, blühte noch genauso wie am ersten Tag, was mich wirklich daran glauben ließ, dass sie ewig blühen würde.
Es klopfte an der Tür und kurz darauf trat Frau Parker ein. Ungefragt ließ sie sich auf meinem Bett nieder und betrachtete meine Blume. ,,Ich wusste, dass du es schaffen würdest, Louis, und ich bin stolz auf dich."
,,Woher wussten Sie, dass ich es schaffen würde?" Diese Frage hatte ich mir schon seit dem Moment gestellt, an dem ich aufgewacht war und mir bewusst geworden war, dass ich es geschafft hatte. ,,Ich wusste es nicht, aber ich habe dir vertraut. Dir und deinen Freunden. Ihr habt ziemliche Fortschritte gemacht in diesem Schuljahr und bewiesen, dass ihr alle wunderbare und ehrenwerte Elementarier seid, auf die man stolz sein kann. Du hast dich in der größten Not selbst übertroffen und das ist eine Eigenschaft, die man nur bewundern kann, wo so viele andere sich von der Angst hätten lähmen lassen."
,,Aber wären Sie nicht zu mir gekommen, hätte ich das auch niemals gemacht", wandte ich ein, weil ich mir nicht gerade wie ein Held vorkam. ,,Aber gehandelt hast du schlussendlich ganz alleine", hielt sie dagegen. ,,Ich hätte Liam ja auch schlecht nicht helfen können" ,,Deine Loyalität ist wirklich herausragend."
Meine Lehrerin stand wieder auf und lief zur Tür. ,,Ich muss jetzt los. Genieß deine Ferien, wir sehen uns im nächsten Schuljahr."
Kaum war Frau Parker aus der Tür herausgetreten, kam Harry hinein. Mit einem ungläubigen Gesicht sah er ihr hinterher und schaute mich schließlich fragend an. ,,War das etwa Frau Parker? Was wollte die denn hier?"
Ich zuckte mit den Schultern und legte meine Hände auf Harrys Taille. ,,Das erzähle ich dir wann anders, jetzt muss ich erstmal runter. Dad wartet mit Sicherheit schon." Harry schob schmollend seine Unterlippe vor. ,,Ich will nicht, dass wir uns schon verabschieden müssen."
,,Ich mag das auch nicht, Harry, aber du kommst mich ja schon in der zweiten Woche besuchen, dann sehen wir uns wieder", versuchte ich uns beiden den Abschied leichter zu machen, was aber nicht wirklich klappte. Ich würde ihn und diese Schule so sehr vermissen, auch wenn ich wusste, dass ich in sechs Wochen wieder kommen würde. Vermutlich würde ich mich die Woche bis Harry kam, sehr einsam fühlen, weil ich mich so daran gewöhnt hatte, dass immer jemand da war.
Weil Harry immer noch schmollte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. ,,Na komm, Zayn, Niall und Liam warten unten bestimmt schon." Mit dem Koffer in der einen und Harrys Arm in der anderen Hand, zog ich ihn mit mir durch die Burg nach draußen, wo schon einige Autos und dazugehörige Eltern standen, um ihre Kinder abzuholen.
Schnell konnte ich unsere Freunde in der Menge ausmachen und wir schlugen uns zu ihnen durch. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, fielen wir uns gleichzeitig in die Arme und Niall verdrückte sogar ein paar Tränen, woraufhin Zayn sie sanft mit seinem Daumen abwischte und Niall dann einen Arm um die Schultern legte. Liam legte seinerseits einen Arm um Nialls Hüfte, um ihn ebenfalls zu trösten.
,,Ich werde euch furchtbar vermissen!" ,,Wir dich auch, Louis. Du hast uns dieses Jahr ganz schön auf Trab gehalten. Wird merkwürdig sein, euch alle nicht mehr pausenlos um mich zu haben." Liam lächelte warm in die Runde. ,,Ist dein Vater schon da?", fragte er mich dann und ich nickte. Ich hatte sein Auto schon gesehen, als ich aus der Tür getreten war, es aber geflissentlich ignoriert, weil ich mich unbedingt noch von meinen ersten richtigen Freunden seit Ewigkeiten verabschieden wollte.
,,Na, dann komm, ich bringe dich noch hin", bot Harry an und schnappte sich meinen Koffer, während er seinen bei den anderen stehen ließ. ,,Ganz der Gentleman", kicherte ich und hakte mich bei ihm unter.
Am Auto angekommen stieg mein Vater aus und nahm mich in den Arm, wobei ich Harry loslassen musste, der scheinbar schonmal den Koffer im Auto verstaute. ,,Ich freue mich, dich wieder zu sehen" ,,Ich mich auch, Papa", erwiderte ich und meinte es sogar ernst. Ich freute mich wirklich ihn wieder zu sehen und ich war ihm mit einem Mal ziemlich dankbar, dass er mich nun schlussendlich auf diese Schule geschickt hatte.
,,Ich warte im Auto, während du dich noch verabschiedest", sagte mein Vater dann schließlich und deutete mit einem Zwinkern auf Harry, der sich ein wenig am Rand hielt.
Als mein Vater wieder eingestiegen war, kam Harry auf mich zu. ,,Pünktlich um Mitternacht werde ich an Montag der zweite Woche vor eurer Tür stehen und ich erwarte, dass du mir dann aufmachst und ich nicht durch dein Fenster klettern muss", scherzte er ein wenig und ich musste leise lachen. ,,Ich werde dich erwarten." Wir schauten uns ein paar Sekunden schweigend an, weil niemand so recht wusste, was er sagen sollte, wir uns aber auch noch nicht loslassen wollten.
,,Ich liebe dich", rutschte es mir dann heraus und in Harrys Augen trat ein warmes Funkeln. ,,Ich dich auch, Louis, aber du musst jetzt gehen. In einer Woche sehen wir uns ja schon wieder." Ich nickte und Harry drückte mir zum Abschied einen Kuss auf die Stirn und vermutlich auch, weil er sich nur allzu bewusst darüber war, dass mein Vater im Auto hinter ihm saß und jede seiner Bewegungen mit Argusaugen musterte.
Ich begnügte mich jedoch nicht mit einem Stirnküsschen und zog Harrys Kopf zu mir herunter, sodass ich ihm einen ordentlichen Kuss auf die Lippen drücken konnte.
Danach ging ich die zwei Schritte zum Auto und öffnete die Tür. Bevor ich jedoch einstieg, drehte ich mich nochmal zu Harry um. ,,Bis bald" Ich hörte ihn meinen Abschied noch wiederholen, aber dann schloss ich entgültig die Tür und winkte ihm noch so lange, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war.
,,Es ist einiges passiert, wie ich sehe", stellte ein Vater mit einem Seitenblick auf mich fest. ,,Du musst mir alles erzählen." ,,Das mache ich!", sagte ich und begann ganz von vorne mit dem Erzählen, wobei mir gleichzeitig so unfassbar viele Fragen auf der Seele brannten.
~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich möchte mich hier einmal ganz herzlich bedanken für all die lieben Kommentare und die vielen Votes. Das hat mich jeden Tag unheimlich gefreut und zum Lächeln gebracht. Ich hätte niemals mit so viel positiver Resonanz in so kurzer Zeit gerechnet, also vielen Dank! <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro