Kapitel 14
Wir waren alle draußen, beim Abschlussfest. In einer Wochen würden wir alle für die Ferien abreisen und die letzte Überprüfung lag ein paar Tage zurück, weswegen wir jetzt auch schulisch nicht mehr viel machten.
,,Was hattest du heute Morgen für eine Blume auf deinem Tisch liegen?", fragte Niall mich, da wir alle sozusagen als Abschlussgeschenk eine Blume bekommen hatten, wie Liam es prophezeit hatte. Angeblich sollte sie länger halten, als gewöhnliche Blumen und Liam meinte, dass seine von letztem Jahr, die Blume ist, die er auf seinem Nachttisch in einer Vase stehen hatte.
,,Eine rote Anthurie, ich musste den Namen erst einmal nachschlagen, weil ich mich mit Blumen eigentlich nicht so auskenne." Einen kurzen Moment dachte ich an die rote Blume, die immer noch auf meinem Zimmer lag. ,,Oh Mist, ich wollte sie eigentlich noch in eine Vase stellen", bemerkte ich fluchend. ,,Mach es doch jetzt noch eben schnell", schlug Harry vor. Mein Blick fiel auf ihn und so sehr ich mir auch geschworen hatte, den Kuss zu vergessen, er kam mir immer wieder ins Gedächtnis, wenn ich Harry ansah. Warum musste er mich auch so durcheinander bringen?
Ich nickte und lief schnell in Richtung Burg. Heute Morgen hatte ich die Anthurie auf meinem Schreibtisch liegen gelassen, obwohl ich sie eigentlich in ein wenig Wasser stellen wollte, damit sie wirklich noch eine Weile halten konnte.
Fröhlich pfeifend, nahm ich eine der Vasen, die seit heute Mittag in jedem Waschraum über dem Waschbecken standen und befüllte sie mit Wasser. In meinem Zimmer stellte ich dann die Anthurie hinein. Sie war wirklich schön mit der samtroten Färbung. Irgendwie passte sie zu mir, zumindest nach dem, was ich über sie gelesen hatte. Angeblich stand sie für Exotik und Stärke und viele sahen in ihr etwas Provokantes. Hätte ich doch bloß auch die Stärke mit Harry über den Kuss zu reden, aber dazu war ich zu feige.
Nach getaner Arbeit machte ich mich auf den Weg zurück zu meinen Freunden. Fast war ich an der Treppe nach unten angekommen, als ich unten in der Eingangshalle eine Explosion sah. Eine Flammenwolke stieg hoch hinauf und schickte ein Druckwelle durch den Raum, die mich fast von den Füßen riss.
Erschrocken taumelte ich zurück und griff wie aus einem Reflex heraus automatisch nach meiner Feuerenergie. Doch die Flammen, die sich unten im Raum ausgebreitet hatten, waren nicht natürlicher Herkunft, sondern von einem Elementarier erschaffen. So fiel es mir deutlich schwerer diese Flammen zu kontrollieren, weil die nicht mir gehörten.
Als mir der Schweiß auf der Stirn stand, gab ich auf und lief in die entgegengesetzte Richtung, wo auch noch eine Treppe nach unten führte, die einst wohl für das Personal gewesen war. Vielleicht konnte ich die noch benutzen.
Gehetzt rannte ich durch die Gänge und ich war fast an der anderen Treppe angelangt, da spürte ich die Hitze schon. Hier war also auch kein Durchkommen. Panisch drehte ich mich ein paar Mal im Kreis, bevor ich zu einem der ebenerdigen Notausgänge hastete, der zum Glück noch frei war.
Die Burg war an einen Hang gebaut und auf der einen Seite war die zweite Etage glücklicherweise ebenerdig, was für mich gerade einen Segen bedeutete. Kaum war ich ins Freie getreten, eilte ich um das Gebäude herum und versuchte die anderen zu finden und sie zu warnen. Das war kein normales Feuer, es war viel, viel gefährlicher.
Außer Atem kam ich wieder auf dem Hof an, wo ein heilloses Chaos herrschte. Mit meinen Ellenbogen kämpfte ich mich durch die panische Menge, in der Hoffnung entweder einen der Lehrer oder meine Freunde zu finden.
So lange, bis mich jemand am Arm fest hielt. Ein Mädchen. Ich kannte es aus meinem Mathekurs, hatte aber noch nie ein Wort mit ihr gewechselt. ,,Du warst das, oder?" Verwirrt sah ich sie an. Glaubte sie wirklich, ich hätte dieses Feuer gelegt und damit freiwillig die Schule zerstört, in die ich zum ersten Mal seit langem wirklich gerne ging? ,,Nein, natürlich nicht!"
Ihre Augen verengten sich zu schlitzen. ,,Lüg mich doch nicht an! Ich wusste von Anfang an, dass Frau Parker die falsche Entscheidung getroffen hat, du und Styles, ihr seid gemeingefährlich und ich hoffe, dass das jetzt endlich jeder sieht!" Wie von Donner gerührt stand ich da und konnte nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte. Von der gesamten Situation überfordert, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich hatte ja gewusst, dass man mir und Harry mit einigem an Skepsis entgegen kam und wir gemieden wurden, aber dass der Hass so tiefgehend war, hatte ich nicht gewusst und es verletzte mich mehr als es sollte.
Ein kleiner Kreis hatte sich um uns gebildet und alle starrten mich mit derselben Abscheu im Gesicht an, wie das Mädchen, das noch immer meinen Arm festhielt. So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Warum hatte ich auch nicht einen meiner Freunde mitgenommen?
,,Renn lieber, solange du noch kannst, bevor sich das Chaos hier aufgelöst hat und wir dir die Hölle heiß machen!" Ihr Tonfall war so abwertend, dass es mich beinahe körperlich schmerzte und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirkliche Todesangst. Was sie sagte, meinte sie bitterernst und sie waren fest entschlossen mir das Leben zu nehmen, wenn sie mich fanden. Zumindest war mein verwirrtes Gehirn in diesem Moment davon überzeugt und es war niemand da, der mich vom Gegenteil hätte überzeugen können.
Das Mädchen ließ meinen Arm los und schubste mich ein wenig von sich weg. Und ich rannte tatsächlich, einfach, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun konnte. Tief in mir drin wusste ich, dass das nicht richtig war, aber ich hatte Angst. Meine Freunde kamen mir in den Sinn und auf der Stelle bekam ich ein schlechtes Gewissen. Was, wenn sie in die Flammen gerieten? Aber sie waren alle draußen und hatten keinen Grund ins Gebäude zu gehen. Sie würden in Sicherheit sein.
Ich stolperte über eine Wurzel und fiel auf den harten Boden. Warum war ich auch so überhastet in den Wald gelaufen?
Weil meine Sicht durch die Tränen, die unablässig aus meinen Augen liefen, getrübt war und weil mein Knöchel ziemlich stark schmerzte, blieb ich einfach liegen und weinte stumm vor mich hin. Ich hatte alles verbockt.
Nach meiner Schätzung waren gerade mal ein paar Minuten vergangen, als ich Schritte näher kommen hörte. Aus Angst es wäre das Mädchen von eben, um zu beenden, was sie angefangen hatte, rollte ich mich schützend zu einer Kugel zusammen.
,,Louis?", fragte eine überraschend sanfte Stimme, die definitiv nicht dem Mädchen aus meinem Mathekurs gehörte.
Mit dem Gesicht voller Tränen setzte ich mich auf und zischte einmal kurz, als ich meinen Knöchel zu sehr belastete.
,,Warum sitzt du hier Louis? Wir brauchen dich in der Schule", meinte Frau Parker sanft, während sie sich neben mir niederließ.
Geräuschvoll zog ich die Nase hoch und wischte mir mit meinem dreckigen Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. ,,Sie glauben alle, ich wäre an dem Feuer Schuld und meine Feuerkräfte bewirken rein gar nichts, das habe ich schon versucht", versuchte ich etwas wirr meine Lage zu erklären.
,,Aber du hast das Feuer nicht gelegt." Es war keine Frage, sondern eine Aussage und sofort fragte ich mich woher sie das wissen wollte.
,,Hättest du das Feuer verursacht, dann wäre das ganze Haus bereits restlos ausgebrannt. Dein Feuer ist sehr mächtig und dabei wild und ungezähmt. Es würde sich durch nichts außer durch dich aufhalten lassen und innerhalb von ein paar Minuten alles verschlingen, was in Reichweite ist", führte sie weiter aus. ,,Wie können sie das wissen?", fragte ich leise nach.
,,Ich habe deine Unterrichtsfortschritte genau beobachtet und die Show, die du bei der ersten Prüfung hingelegt hast, zeigt ziemlich deutlich, wie stark du bist." ,,Trotzdem habe ich dem Feuer nichts entgegenzusetzen, weil es mit Energie erschaffene Flammen sind", wand ich ein.
,,Stimmt, alleine kannst du das nicht schaffen, aber zufälligerweise weiß ich, dass du vier auch ziemlich mächtige und begabte Elementarier an deiner Seite hast, die für dich buchstäblich durchs Feuer gehen würde." Sie kicherte kurz über ihren eigenen Wortwitz, bevor sie wieder ernst wurde.
,,Aber selbst zu fünft könnten wir nicht viel mehr ausrichten", versuchte ich weiterhin Argumente zu finden, warum ich nicht zurück gehen musste.
,,Wovor hast du eine solche Angst, Louis?", fragte Frau Parker mich gezielt, was mir die Sprache verschlug. ,,Du brauchst vor niemandem wegzulaufen. Nur weil die anderen ihre eigene, verbohrte Meinung zu dir haben und egal was du tust, nicht dazu bereit sind, auch nur einen Millimeter von ihr abzurücken, heißt das nicht, dass du weiter versuchen solltest sie umzustimmen oder zu fliehen. Du hast vier wundervolle beste Freunde, die immer an deiner Seite sein werden und auch ihnen brauchst du nichts zu beweisen, weil sie dich immer genauso akzeptieren werden, wie du bist. Ob du jetzt mächtige Feuerkräfte hast oder nicht, sie werden nicht einfach so von dir abrücken." Sie lächelte mich warm an.
,,Und solange du in meiner Schule unterrichtet wirst, wird dir kein Mensch ein Haar krümmen können, egal was sie für einen Hass gegen dich hegen. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass sie gegen dich ohnehin keine Chance hätten. Du bist jetzt schon stärker als einige Schüler aus dem dritten Jahrgang."
Eigentlich hatte sie Recht, wem wollte ich eigentlich was beweisen? Ich sollte mich nicht so schnell unterkriegen lassen und allen, die nicht an mich glauben, zeigen, dass sie mir mal gepflegt den Buckel runter rutschen können. Mit neuem Mut stand ich auf, ignorierte dabei meinen schmerzenden Knöcheln und meinte: ,,Sie haben recht, ich sollte mich nicht unterkriegen lassen."
Frau Parker lächelte mich an, stand dann ebenfalls auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. ,,Aber trotzdem können wir auch zu fünft schlecht dem Feuer entgegentreten." Nachsichtig sah meine Lehrerin mich an. ,,Denk dran, Louis, dass du nicht nur das Feuer in dir hast." ,,W...woher wissen Sie das?", fragte ich ein wenig verunsichert, weil ich selbst erst vor kurzem herausgefunden hatte, dass ich zusätzlich noch die Erde beherrschte und auch erst seitdem hatte Liam mich gelehrt mit ihr umzugehen.
,,Ich bin eine relativ begabte Luftelementarierin, wenn ich das so sagen darf, und ich kann bei vielen spüren, welche Kräfte in ihnen stecken und genau wie dein Feuer wild und unbezähmbar ist, ist die Erde in dir beständig und stark", erklärte sie mir, während sie sich bei mir unterhakte und wir langsam in Richtung Schule liefen. Obwohl ich mehr humpelte, weil mein Knöchel mir doch mehr zu schaffen machte, als ich zugeben wollte.
,,Hätten sie dann nicht schon viel früher wissen müssen, dass ich kein Luftelementarier bin und dass Harry auch zwei Elemente in sich vereint?", fragte ich. ,,Du hast mich vor ein Rätsel gestellt, Louis. Das Wilde und das Ruhige, Beständige in dir hat mich am Anfang mächtig verwirrt. Es hätte schon die Luft sein können, auch wenn die normalerweise eher flatterhaft ist, aber als du dann in der ersten Prüfung deine Feuerkugeln abgeschossen hast, war klar, dass es zwei Elemente waren, die ihren Platz in dir haben. Bei Harry war das nochmal anders. Die Wasserkraft in ihm hat die Luft ziemlich gut überdeckt, wobei er das vielleicht auch beabsichtigt hat."
Eine Weile schwiegen wir, bis ich fragte: ,,Und wie sollen mir meine Erdkräfte in dieser Situation weiterhelfen?" ,,Soweit ich informiert bin, können Erdelementarier sich mit anderen verbinden", antwortete Frau Parker mehr oder weniger in Rätseln. Wie sollte mich das bitte weiterbringen?
,,Aber das können nur besonders gute Elementarier und ich weiß seit nicht einmal drei Monaten, dass ich diese Kräfte überhaupt besitze. Außerdem können wir uns auch nur mit anderen Erdelementariern verbinden." ,,Bist du dir da sicher?", fragte sie sofort. ,,Du bist sehr mächtig und vereinst sehr starke Kräfte in dir, Louis. Auch wenn sie noch nicht voll ausgebildet sind, kannst du eine Menge mit ihnen anfangen und ich vertraue dir."
Ich trat mit meinem Fuß falsch auf und ein brennender Schmerz fuhr durch meinen Knöchel. Ich zischte auf und machte Anstalten stehen zu bleiben, aber Frau Parker zog mich einfach weiter.
,,Ich wollte es dir nicht früher erzählen, aber Liam ist dir ins Gebäude gefolgt, bevor das Feuer ausgebrochen ist und soweit ich informiert bin, ist er bis jetzt noch nicht wieder herausgekommen", offenbarte sie mir jetzt. ,,Was!?" Okay, das lief hier jetzt in eine ganz falsche Richtung.
Durch die Bäume konnte man schon die in Flammen stehende Schule sehen und ich beeilte mich noch ein wenig mehr, meinen schmerzenden Knöchel ignorierend.
Auf dem Platz davor herrschte immer noch ein heilloses Chaos. Frau Parker ließ mich los. ,,Da vorne sitzt Harry. Ab jetzt liegt es in deinen Händen!" Ich wusste nicht, ob sie mir damit Mut machen oder mich unter Druck setzten wollte, aber bevor ich noch etwas sagen konnte, war sie schon in der Menge verschwunden.
Ich atmete noch einmal tief durch, wischte mir meine Hände an der Hose ab und lief dann so schnell es eben ging zu Harry hinüber. Er saß ein wenig abseits auf dem Boden und sah völlig verzweifelt aus.
Vorsichtig ließ ich mich neben Harry auf den Boden gleiten und umfasste seine Hand. Ich hatte zwar keinen Plan, wie man sich verband und vermutlich war Liam die einzige Person, die mir dabei hätte helfen können, aber erst einmal überhaupt eine Verbindung zwischen den Menschen zu bilden, war vermutlich ein guter Anfang.
Harry begann mit tränenverschmierten Wangen sofort drauf los zu reden, aber das blendete ich aus und suchte in meinem Inneren sofort nach meiner Energie. Als erstes stieß ich auf das Feuer, das deutlich präsenter erschien als die ruhige Erde.
Jetzt jedoch schob ich das Feuer zurück und konzentrierte mich ganz auf die Erde, wie ich es mit Liam so viele Male vorher schon geübt hatte.
Dieses Mal leitete ich sie jedoch nicht in meine Hände um, sondern versuchte in sie hineinzufinden, sozusagen eins zu werden. Wie funktionierte das mit der puren Energie bloß? Hätte ich Liam doch nur ein einziges Mal besser zugehört.
Meine Atemzüge passten sich dem pulsieren ihrer Energie an und so verschwammen die äußeren Eindrücke immer mehr. Langsam dehnte ich die Energie aus. Ich konzentrierte nicht alles auf eine Stelle, sondern ließ sie meinen ganzen Körper erfüllen.
Ich wusste nicht, ob Harry begriffen hatte, was ich vorhatte, aber an meiner Hand spürte ich seine Energie unter seiner Haut pulsieren, als hätte er sie dorthin geleitet, damit ich einen besseren Zugang zu ihr hatte. Vorsichtig streckte ich die Energie aus meinem Körper und versuchte sie in Harrys zu zwängen. Es kostete einiges an Kraft, aber dann hatte ich es geschafft und Harrys Abwehr überwunden. Sofort begrüßte mich die Wasser- und Luftenergie und umspielte meine Erde. Es war wie ein Strudel in der Hand, der jetzt alle drei Elemente in sich beinhaltete.
Vorsichtig, um sie Verbindung nicht zu unterbrechen, ließ ich mein Feuer in die Erdenergie fließen, bis sie vollständig miteinander verbunden durch meinen Körper bis hinein in Harrys pulsierten.
Als ich die Augen öffnete konnte ich sehen, wie Harry mich mit offenem Mund anstarrte. Erst dann bemerkte ich die Energiefäden, die um uns herum zu wabern schienen. Es sah gleichermaßen beängstigend und wunderschön aus, aber es war derselbe Anblick, wie bei Liam.
Plötzlich bemerkte ich, wie Zayn und Niall sich neben mich setzten und Zayn meine Hand ergriff ohne in irgendeiner Weise abgeschreckt zu wirken. Sofort spürte ich Zayns Feuerenergie an meiner Hand. Dadurch, dass mein Feuer schon mit der Erde verbunden war, fiel es mir leichter nach Zayns Energie zu greifen und mich mit ihr zu verbinden.
Langsam lenkte ich meine Energie, die durch das Feuer gestärkt wurde durch Zayns Körper hinüber zu seiner anderen Hand, die mit Nialls verbunden war. Mittlerweile schwitzte ich vor Anstrengung, aber wenn ich Nialls Energie noch mit meiner verbunden bekommen würde, könnte ich vielleicht alle unsere Energien miteinander bündeln, sodass Nialls Wasser sich auch mit dem von Harry zusammen tun würde.
Ich spürte, wie Harrys Energie meine fest umschlang, als wollte er mir helfen, mich irgendwie festhalten. Ich streckte mich nach Nialls Wasser aus, das meine Energie sofort umwirbelte und fest im Griff hatte und dann ging es wie von alleine, dass alle unsere Energien sich zu einem zusammenfanden.
Es war wie ein gleißendes Licht, das uns alle erfüllte und nicht mehr nur die einzelnen Energien.
Ich schlug meine Augen auf, obwohl ich nicht mal bemerkt hatte, dass ich sie geschlossen hatte. Tief atmete ich durch. ,,Dann lasst uns gehen, bevor das hier zusammenbricht", meinte ich und erhob mich.
Nur nebenbei bemerkte ich, wie mein Knöchel von Sekunde zu Sekunde weniger weh tat und scheinbar zu verheilen schien.
Auf dem Weg ins Gebäude, machten uns die anderen Schüler ehrfürchtig oder verängstigt den Weg frei, so genau konnte ich das nicht sagen. Was ich aber sagen konnte, war, dass ich bei jedem einzelnen an dem ich vorbei kam die Energie in den verschiedensten Farben leuchten sehen konnte, was irgendwie ein wenig gruselig war.
In der Eingangshalle sah man einige Wasser- und Feuerelementarier gegen die Flammen kämpfen. Erfolgreich waren sie jedoch beim besten Willen nicht. Die Flammen waren außer Kontrolle und wer immer sie losgelassen hatte, hatte sie offensichtlich nicht mehr im Griff.
Einen Moment lang sahen wir uns an, dann ließen wir, wie auf ein stilles Komando hin, die Energie in uns frei und lenkten sie auf die Flammen. Wie in Wellen schien die Energie von uns auszugehen und die Flammen zu unterwerfen. Mit jedem pulsieren unserer vereinten Energien erlosch das Feuer ein wenig mehr und die restlichen kleinen Flämmchen, erledigten die Wasserelementarier mit links.
,,Wir müssen Liam finden", keuchte ich, weil es mehr Anstrengungen kostete das Band zwischen uns aufrecht zu erhalten und gleichzeitig gegen das Feuer zu kämpfen, als ich gedacht hätte und dabei war das erst der Anfang gewesen.
Die anderen nickten und ich spürte, wie Harry meine Hand fester packte, damit ich nicht aus seinem Griff rutschte.
Langsam arbeiteten wir uns die Treppen hoch, ließen die Energiewellen immer ein wenig vor uns ausschwärmen, damit sie sich das Feuer unterwarfen und verlöschen ließen
Es musste wirklich beeindruckend aussehen, wie diese pure Energie von uns ausging und die Flammen erledigte.
Nach einer nicht allzu langen Zeit, sahen wir endlich Liam. Er stand mit dem Rücken an der Wand und zog immer wieder Wände aus Erde als Schutz vor sich auf, aber sie wurden von den Flammen einfach niedergerissen. Am liebsten wäre ich sofort auf Liam zugestürmt, vor allem weil die Flammen jetzt anfingen seine Haut zu versengen.
Aber ich bewahrte Ruhe und schickte Ausläufer unserer Energie in Liams Richtung, die sich durch die Flammen schlugen und direkt auf Liam zu kamen. Ich versuchte mit ihnen Liams Energie zu finden und sie mit unserer zu verbinden, damit er sich selbst schützen konnte, während wir noch ein bisschen zu weit weg waren, um das Feuer rund um Liam zu löschen.
Scheinbar verstand er die stumme Aufforderung, denn im nächsten Moment spürte ich wie er seine Erdenergie nach uns ausstreckte und sie um einen der Ausläufer wickelte, den ich ihm geschickt hatte. Im nächsten Moment hatte er es geschafft und seine war unserer verschmolzen. Sein Training das ganze Schuljahr lang hatte sich wirklich gelohnt. Ich stellte erleichtert fest, wie seine zusätzliche Erdenergie unser Band stärkte und mir ein wenig Arbeit abnahm, was den Zusammenhalt betraf.
Liam baute einen Schutzschild um sich herum auf, an dem die Flammen abprallten und direkt danach erloschen. Eine Sekunde später, hatten wir ihn schon erreicht und Liam nahm Harrys andere Hand, um unsere Verbindung zusätzlich einfacher zu machen.
Ich sah, wie seine Verbrennungswunden zu verheilen begannen, und war einfach nur erleichtert, dass ihm nichts schlimmes passiert war. Wie um das bestätigen zu wollen, lächelte Liam mich ermutigend an, was ich nur erleichtert erwidern konnte.
,,Es ist nicht mehr viel, das schaffen wir jetzt auch noch", keuchte Zayn und ich merkte, dass ihn dieses Unterfangen mindestens so sehr angestrengt hatte, wie mich und vermutlich ging es den anderen nicht anders. Ich konnte nicht so genau sagen, wie viel Kraft wir noch aufbringen konnten, aber wir sollten uns besser beeilen.
Wir nickten und liefen weiter. Das Feuer hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen, aber wir konnten nicht wirklich darauf achteten, sondern arbeiteten uns nur Meter für Meter weiter vor, um das größte Chaos zu beseitigen.
Wir waren fast an der anderen Treppe angekommen, als wir beinahe über den Körper eines kleinen Mädchens stolperten. Ich wusste nicht warum, aber meine Intuition sagte mir, dass sie es gewesen war, die das Feuer verursacht hatte, vermutlich nicht mal absichtlich. Ihrem Aussehen nach zu schließen, konnte sie nicht älter als dreizehn sein und in dem Alter hatte man für gewöhnlich noch nicht wirklich mit der Ausbildung begonnen, wobei sie sehr starke Kräfte haben musste, wenn ihre außer Kontrolle geratene Energie eine solche Verwüstung auslöste.
,,Was machen wir mit ihr?", fragte ich über das Knistern der Flammen hinweg schreiend. ,,Wir können sie nicht hier liegen lassen", meinte Harry bestimmt. ,,Aber es ist nicht mehr viel. Wir könnten erst die Flammen löschen und dann das Mädchen zu den anderen bringen", schlug Niall vor, aber ich wusste direkt, dass Liam das nicht zulassen würde.
Ich versuchte einen Energiestrahl auf ihren Körper zu richten. ,,Louis, was machst du da!?", fragte Zayn schockiert, aber ich ließ mich nicht beirren.
Ich versuchte nicht ihr Inneres mit der Energie zu erreichen, sondern hüllte bloß ihren Körper in das Strahlen ein, in der Hoffnung es würde sie heilen, wie es meinen Knöchel und Liams Brandwunden geheilt hatte.
Es dauerte ein paar Sekunden, aber dann flatterten ihre Augen auf und sie blinzelte uns verwirrt an. Niall und Liam an den Seiten halfen ihr auf. ,,Kannst du laufen?", fragte Liam sie sofort und sie nickte ein wenig zögerlich, immer noch in die leuchtende Energie eingehüllt.
,,Dann lauf zur Treppe auf der anderen Seite zu den Anderen, okay? Da wird man sich um dich kümmern", befahl Liam in einem sanften Tonfall. Wieder nickte sie und rannte dann in die entgegengesetzte Richtung weg. ,,Woher wusstest du, dass das funktionieren würde?", fragte Harry mich, sobald sie um die Ecke gebogen war. ,,Ich wusste es nicht", sagte ich schlicht und wandte mich dann wieder unserer Aufgabe zu, auch wenn ich bereits spürte, dass meine Kräfte deutlich nachgelassen hatten.
,,Nur noch dieses Stück, dann haben wir es geschafft", rief Harry, vermutlich um uns Mut zu machen. ,,Woher weißt du, dass in der oberen oder unteren Etage nicht auch noch Feuer ist", fragte Niall und blinzelte sich den Schweiß aus dem Auge, der ihm kurz zuvor hinein gelaufen war.
,,Weil die Energie in diesem Feuer mit jeder einzelnen Flamme, die wir gelöscht haben, schwächer geworden ist und jetzt ist nicht mehr viel von der ursprünglichen Energie übrig", erklärte er und erinnerte mich dabei augenblicklich daran, dass er Luftelementarier war und die Energie Anderer wahrnehmen konnte und das schien auch für diese Flammen zu gelten.
,,Okay, dann mal los!", sagte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. Voller Tatendrang sandte ich die Energie aus und löschte die restlichen Flammen, während ich nur nebenbei bemerkte, wie auch meine letzten Kraftreserven mich immer mehr verließen.
Kurz vor dem Ziel, begann ich haltlos zu zittern. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte Harry an meiner Seite, während er meine Hand fester drückte.
Mit aller Macht versuchte ich unsere Verbindung stabil zu halten und schickte gleichzeitig noch eine letzte Energiewelle für die letzte hoch züngelnde Flamme aus.
Mit diesem letzten Energiestoß, verbrauchte ich den letzten Rest meiner Kräfte. Ich spürte, wie sich meine ziemlich geschwächte Energie in meinen Körper zurückzog und die Verbindung zu den anderen kappte. Dann verließ mich meine Körperspannung, meine Hände glitten aus denen von Harry und Zayn und beinahe wäre ich mit dem Körper auf den Boden aufgeschlagen, hätten mich Harrys starke Arme nicht im letzten Moment aufgefangen. Danach wurde alles schwarz und ich versank in der wohltuenden Stille und Dunkelheit.
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